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28. März 2013 | Deutschland | 

Namen statt Nummern – Erinnern gegen Vergessen und Unrecht


Eingangstor zur KZ Gedenkstätte Dachau (Foto: Knoch)

Eingangstor zur KZ Gedenkstätte Dachau (Foto: Knoch)

Sr. M. Elinor Grimm. 22. März 2013. An diesem denkwürdigen Tag, 80 Jahre nachdem das Konzentrationslager Dachau errichtet wurde, fand in der KZ Gedenkstätte Dachau, KZGD, nachmittags bei eisiger Kälte der jährliche Kreuzweg statt. Seit vielen Jahren wird er am Freitag vor Palmsonntag an dieser Stätte des Todes gebetet. Der Kreiskatholikenrat, die Kath. Gedenkstättenseelsorge und das Dachauer Forum e.V. laden zur mahnenden Erinnerung zu diesem Kreuzweg ein. Ein starkes Zeichen des Glaubens, dass Jesus Christus durch sein Leiden und Kreuz auch das Leiden und Kreuz der Gefangenen von Dachau mitgetragen hat.

Kreuzweg in der KZGD: Station auf der Lagerstraße. Im Hintergrund die Todesangst-Christi-Kapelle (Foto: Knoch)

Kreuzweg in der KZGD: Station auf der Lagerstraße. Im Hintergrund die Todesangst-Christi-Kapelle (Foto: Knoch)

Station im Bunkerhof. Pater Josef Kentenich war am 9./10. März 1944 im Bunker (Foto: Knoch)

Station im Bunkerhof. Pater Josef Kentenich war am 9./10. März 1944 im Bunker (Foto: Knoch)

Erinnerung an das Schicksal italienischer KZ-Gefangener

Unter den nahezu 40 Teilnehmern der Kreuzwegandacht, die sich am Eingang zum Museum trafen, waren mehrere Geistliche, Karmelitinnen und auch Mitglieder der Schönstatt-Bewegung. Anknüpfend an den traditionellen Kreuzweg wurde in sieben Stationen die Erinnerung an das Schicksal von italienischen Gefangenen im Konzentrationslager mit der Passionsgeschichte in Verbindung gebracht. Den Text hat Michael Buchmann, ehemaliger Pastoralreferent an der KZGD, zusammengestellt. Er steht zum Download (PDF) auf der Homepage der kath. Gedenkstättenseelsorge www.gedenkstaettenseelsorge.de zur Verfügung.

Beim Jourhaus war die erste Station, dann ging man zum Bunkerhof, auf den Appellplatz, zum Block 26, 27 und in das jüdische Mahnmal. Abschluss war in der Karmelkirche. Dort stand auf dem Altar das eindrucksvolle Kreuz aus der Lagerkapelle, das die Karmelschwestern als Kostbarkeit hüten.

„Namen statt Nummern“ - Neue Einträge im Gedächtnisbuch

Am Abend war in der Karmelkirche eine beeindruckende Veranstaltung anlässlich neuer Eintragungen im Gedächtnisbuch „Namen statt Nummern“ www.gedaechtnisbuch.de. Jedes Jahr am 22. März werden die neuen Seiten über ehemalige Häftlinge des KZs Dachau vorgestellt. Unter den bisher im Gedächtnisbuch eingetragenen Namen ist auch Karl Leisner, der zur Schönstatt-Bewegung zählte.

Kreuzweg-Station am Block 26 (Priesterblock) und 27 (Foto: Knoch)

Kreuzweg-Station am Block 26 (Priesterblock) und 27 (Foto: Knoch)

Das Kreuz aus der Lagerkapelle, das die Karmelschwestern als Kostbarkeit aufbewahren, stand zum Abschluss auf dem Altar (Foto: Knoch)

Das Kreuz aus der Lagerkapelle, das die Karmelschwestern als Kostbarkeit aufbewahren, stand zum Abschluss auf dem Altar (Foto: Knoch)

Einige der 12 neuen Textblätter konnten ausführlicher vorgestellt werden, manche auf Englisch. Zu Gast waren Überlebende, bzw. deren Angehörige, die Leiterin der Gedenkstätte und der Archivar. Auch die Verantwortlichen des Comité International Dachau, CID, waren unter den vielen Zuhörern. Die Projektleiterin Sabine Gerhardus informierte kurz über den Stand des Projektes. Zurzeit forscht die Geschichtswerkstatt vor allem im Landkreis Dachau nach Häftlingen der ersten Jahre des KZs Dachau. Das Projekt „Erinnern. Gegen Vergessen und Unrecht“ des BLLV beschäftigt sich mit jüdischen Lehrern, die als Häftlinge in Dachau waren.

Beeindruckend war das Gedenkblatt, das zwei Brüder aus den Niederlanden für ihren Vater Johannes Kapteyn verfassten. Er war Pastor der reformierten Kirche und musste mit 34 Jahren im KZ Dachau sein Leben lassen, weil er in innerer Freiheit an seiner Geradlinigkeit, seiner Glaubensüberzeugung festhielt.

Zwei Jugendliche trugen durch ihre Lieder und Musik zur Verschönerung des Abends bei. Dankesworte gingen u.a. auch an den Karmel, an die neue Priorin Sr. Irmengard, für die Gastfreundschaft. Alle waren dankbar für den warmen Kirchenraum.

Der erste Brief „aus der neuen Heimat“

Für die Mitglieder der Schönstatt-Bewegung ist der 22. März insofern besonders in Erinnerung, als der Gründer Schönstatts, Pater Josef Kentenich, nach seiner Einlieferung ins KZ Dachau am 22. März 1942 einen ersten offiziellen Brief aus dem KZ Dachau nach Schönstatt schicken konnte. Darin schreibt er u. a.: „Sie warten sicher schon länger auf den ersten Brief aus der neuen Heimat … Wie es mir geht? Paulus würde antworten: ‚Alles kann ich in dem, der mich stärkt.‘ … Im Übrigen bin ich geistig ständig bei den Meinen und hoffe noch mehr dienen zu können als bisher … Und Sie, die ganze Familie bemüht sich Ernst zu machen mit der Ganzhingabe. Allen, oben und unten, Gruß, J. Kentenich“ (Siehe: E. Monnerjahn, „Häftling 29392“ S. 111/112)

80. Jahrestages der Errichtung des KZ Dachau

Am Sonntag 24. März war aus Anlass des 80. Jahrestages der Errichtung des KZ Dachau in der Evangelischen Versöhnungskirche Christlich-Jüdisches Gedenken mit Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Kantor Nikola David und mehreren KZ-Überlebenden u. a. Max Mannheimer. Bei dem ökumenischen Gottesdienst wurde auch der ersten Mordopfer des KZ gedacht. (www.versoehnungskirche-dachau.de)


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