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11. Dezember 2012 | Rund ums Urheiligtum | 

Vom Studienheim zur Universität - 100 Jahre auf der Klostermauer


1oo Jahre auf der Klostermauer (Foto: Brehm)

1oo Jahre auf der Klostermauer: Das Gebäude am oberen Bildrand beherbergt heute die PTHV (Foto: Brehm)

Hbre. Am 8. Dezember 1912 wurde „auf der Klostermauer“ in Schönstatt das neue Studienheim der Pallottiner in Vallendar und die Hauskapelle des Hauses eingeweiht. Mit einem Festgottesdienst und einem akademischen Festakt feierten die Pallottiner und die Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar, die heute in diesem Gebäude untergebracht ist, das 100 jährige Jubiläum des Hauses und gleichzeitig das Patronatsfest der Kirche. „Niemand ahnte damals, dass von hier aus Impulse in die ganze Welt ausgehen würden,“ sagte Pater Prof. Dr. Heribert Niederschlag SAC zu Beginn des Gottesdienstes und benannte einerseits die Initiative des damaligen Spirituals P. Josef Kentenich, die zur Gründung der weltweiten Schönstatt-Bewegung führte und andererseits die Bedeutung des Hauses für die Ausbildung von Missionaren, die in der ganzen Welt zum Einsatz kamen.

P. Jacob Nampudakam, Indien, Generaloberer der Pallottiner (Foto: Brehm)

Pater Jacob Nampudakam, Indien, Generaloberer der Pallottiner (Foto: Brehm)

Pater Prof. Dr. Heribert Niederschlag SAC (Foto: Brehm)

Prof. P. Dr. Heribert Niederschlag SAC (Foto: Brehm)

Den Glauben verlebendigen und die Liebe leben

Aus bescheidenen Anfängen sei in Vallendar eine katholische Universität geworden, der sich mit der Errichtung der Pflegewissenschaftlichen Fakultät die einmalige Gelegenheit biete, „Theologie, Spiritualität und Ethik mit der Pflegewissenschaft zu verbinden und den pflegenden und heilenden Auftrag unseres Glaubens in die Gesellschaft hinein wirken zu lassen,“ sagte der Generalobere der Pallottiner, P. Jacob Nampudakam, Indien, in seiner Festpredigt. Pallotti habe Menschen motivieren wollen, „miteinander in Kooperation zu arbeiten, um den Glauben zu verlebendigen und die Liebe zu leben.“ Diese beiden Dimensionen des pallottinischen Charismas wolle die Hochschule mit ihren beiden Fakultäten in die Praxis umsetzen. Deshalb müsse die theologische Forschung dem Glauben dienen und die Forschung in der Pflege dem ganzheitlichen Wohl der Menschen. So könne die Universität ihren Beitrag zur Neuevangelisierung leisten, denn der Glaube habe als Konsequenz, „dass ein jeder von uns ein lebendiges Zeichen ist, dass der Auferstandene in dieser Welt heilend und heilschenkend gegenwärtig ist.“

Am Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria wies Pater Jacob darauf hin, dass Maria „ihrer Identität gemäß geglaubt, geliebt und gehofft“ habe. Solche liebenden Menschen brauche auch die Welt heute. „Dort, wo wir als glaubende und liebende Menschen leben, da wird die lebendige Gegenwart Gottes erfahrbar. Da wo wir als hoffende Menschen leben, kommt Gott in unser Dasein.“ Durch Maria könnten Menschen auch heute in die Gemeinschaft mit Gott finden.

Konzelebration am Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria (Foto: Brehm)

Konzelebration am Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria (Foto: Brehm)

Von der theologischen Ordenshochschule zur Universität im Kleinen und Grünen

Zur Eröffnung des Festaktes begrüßte Prof. Dr. P. Paul Rheinbay SAC, Rektor der PTHV, neben dem Großkanzler der PTHV, P. Jacob Nampudakam, dem Provinzial Pater Becker, Vertreterinnen der Marienhausstiftung, Gästen aus dem Bereich der Hochschulen und der Landes- und Lokalpolitik auch alle Gäste aus der Schönstatt-Bewegung. „Für Sie bedeutet der heutige Tag ja auch einen Blick in die eigenen Anfänge, die zum Teil unserer langen gemeinsamen Geschichte gehören.“

Prof. Dr. P. Paul Rheinbay SAC, Rektor der PTHV (Foto: Brehm)

Prof. Dr. P. Paul Rheinbay SAC, Rektor der PTHV (Foto: Brehm)

Gespräche am Rande: Rektor P. Paul Rheinbay SAC, P. Theo Breitinger, Provinzial der Schönstatt-Patres, P. Jacob Nampudakam, Generaloberer der Pallottiner (Foto: Brehm)

Gespräche am Rande: Rektor P. Paul Rheinbay SAC, P. Theo Breitinger, Provinzial der Schönstatt-Patres, P. Jacob Nampudakam, Generaloberer der Pallottiner (Foto: Brehm)

In seinem Rückblick auf die Historie des Hauses, würdigte Rheinbay neben den pallottinischen Anfängen als Studienheim für die Mission in Kamerun, neben der Etablierung der Hochschule und der Weiterentwicklung zum Ausbildungsplatz für alle deutschsprachigen Pallottiner aus Nord und Süd, neben der Öffnung der Hochschule für Nicht-Pallottiner und Nicht-Priesteranwärter, die mit einer institutionellen und auch wissenschaftlichen Öffnung und Profilierung verbunden war, und neben der erweiterten Trägerschaft und der Errichtung einer zweiten Fakultät, wodurch sich das Haus endgültig von einer rein theologischen Ordenshochschule zu einer Universität im Kleinen und Grünen entwickelte, auch den Teil der Geschichte des Hauses, der mit dem Beginn der Geschichte der Schönstatt-Bewegung verbunden ist.

Aus dem Charisma Pallottis und im Miteinander entstand ein geistliches Zentrum

Mit dem Bau des Hauses habe die Provinzleitung der Pallottiner in Limburg weit in die Zukunft investiert, in dem Vertrauen, dass Menschen durch das Charisma Pallottis angezogen und das neue Haus nicht leer stehen würde, führte Rheinbay weiter aus. „Dass dies in den kommenden Jahren Wirklichkeit wurde, dafür sorgte auch die Entscheidung … aus Ehrenbreitstein einen Mitbruder und Reformpädagogen als Spiritual dieses Hauses zu berufen. Mit seinen Ansprachen an Schüler in den Jahren 1912 und 1914 legte P. Josef Kentenich den ideellen Grundstein zu einer Bewegung, die sich nach dem ersten Weltkrieg über pallottinische Kreise hinaus ausweitete und die den Namen dieses Ortes Schönstatt trägt. In einer wunderbaren Zeit des Miteinanders zwischen Pallottinern, der schnell wachsenden Gemeinschaft der Marienschwestern und vieler durch die marianisch-pädagogische Spiritualität angezogenen Christen entstand hier am Ort ein, wir würden heute sagen, geistliches Zentrum. Viele Mitbrüder kamen aus der schönstättischen Jugendarbeit und viele Pallottiner gestalteten den Aufbau der schnell wachsenden Bewegung mit.

Geschichtlicher Rückblick beim akademischer Festakt des Jubiläums (Foto: Brehm)

Geschichtlicher Rückblick beim akademischer Festakt des Jubiläums (Foto: Brehm)

Es waren in der hiesigen Atmosphäre gereifte Persönlichkeiten, die in den Anfechtungen der NS-Zeit eine enorme innere Kraft zeigten, Gott und dem Menschen, dem Leben gegenüber treu zu sein, oft bis in den Tod, wenn wir u.a. an Richard Henkes oder Franz Reinisch denken. Und es war die Aufgabe einer Theologischen Hochschule innerhalb der Schönstatt-Bewegung, die 1945 zur Verlegung des pallottinischen Studiums von Limburg nach hier führte, auch wenn in den 50er Jahren sich bereits die Verselbständigung, Trennung und getrennte Weiterentwicklung abzeichneten.“

Moderiertes Rundgespräch: Prof. em. Dr. Manfred Probst SAC, Prof. Dr. phil. Helen Kohlen, Dr. Claudia Gerstenmaier (Moderation), P. Prof. Edward Fröhling, Prof. Dr. phil. Dr. theol. Holger Zaborowski, Prof. Dr. Dr. Thomas Heinemann (Foto: Brehm)

Moderiertes Rundgespräch: Prof. em. Dr. Manfred Probst SAC, Prof. Dr. phil. Helen Kohlen, Dr. Claudia Gerstenmaier (Moderation), P. Prof. Edward Fröhling SAC, Prof. Dr. phil. Dr. theol. Holger Zaborowski, Prof. Dr. Dr. Thomas Heinemann (Foto: Brehm)

Prof. Rheinbay überreicht den neuen Professorinnen Dr. Alexandra Manzei und Dr. theol. Sonja Sailer-Pfister die Ernennungsurkunden (Foto: Brehm)

Prof. Rheinbay überreicht den neuen Professorinnen Dr. Alexandra Manzei und Dr. theol. Sonja Sailer-Pfister die Ernennungsurkunden (Foto: Brehm)

Einblick in die Entwicklungs-Werkstatt der Universität

Die Geschichte des Hauses sei begleitet und inspiriert worden durch Menschen mit prophetischem Geist, hielt Prof. Rheinbay fest. Solch prophetischem Mut gelte es für die Zukunftsentwicklung treu zu bleiben. In einem sich anschließenden moderierten Rundgespräch gaben Professoren der theologischen und der pflegewissenschaftlichen Fakultät einem Einblick in die Entwicklungs-Werkstatt der Universität. Dabei wurde deutlich, mit wie viel Herzblut und persönlicher Perspektive an der PTHV nach neuen Themenfeldern für Studium und Forschung gesucht wird, heißt es in einer Pressemitteilung der PTHV: „Ich bin hierher gekommen, weil es mich brennend interessiert, wie mit Fragen der Menschenwürde in der Pflege umgegangen wird“, sagte die Pflegeethikerin Prof. Helen Kohlen. Sie arbeitet zusammen mit einem Kollegen aus der Theologie, dem Pallottiner Prof. Edward Fröhling, an einem Projekt zu „Gerechtigkeit und Barmherzigkeit“. Neben den beiden kamen der Heidegger-Experte Prof. Holger Zaborowski, der Mediziner und Philosoph Prof. Thomas Heinemann sowie, stellvertretend für eine bewährte und offene Tradition, der Emeritus Manfred Probst zu Wort.

Dass der Kreis wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrer größer wird, zeigten zwei Ernennungen, die im Rahmen des Festaktes vorgenommen wurden: Prof. Alexandra Manzei, bekannt durch ihre Forschungen zu Fragen der Organ-Transplantation, erhielt die Ernennung zur Lehrstuhlinhaberin für Methoden in der Pflege- und Gesundheitsforschung. Prof. Sonja Sailer-Pfister, engagiert in der christlich-muslimischen Frauenarbeit, wurde zur Juniorprofessorin für Christliche Sozialethik ernannt.


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