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28. November 2012 | Rund ums Urheiligtum | 

Einblicke in die Bischofssynode zur neuen Evangelisierung


Bischofssynode zur Neuevangelisierung in Rom (Foto: Walter)

Bischofssynode zur Neuevangelisierung in Rom (Foto: Walter)

Hbre. Gut gefüllt, war die Aula im Pater-Kentenich-Haus am 26. November 2012 bei einem Informationsabend über die am 28. Oktober in Rom zu Ende gegangene Bischofssynode zur Neuevangelisierung. Für die Schönstätter Marienschwestern, die zu diesem Abend eingeladen hatten, konnte Schwester M. Pia Büsgen den Referenten Pater Heinrich Walter, Generaloberer der Schönstatt-Patres, begrüßen. Pater Walter hatte - vom Heiligen Vater berufen - als Synodale an der Bischofssynode teilgenommen. Die große Zahl der Teilnehmer zeigte das Interesse an einer authentischen Information über die abgelaufene Bischofssynode, die in den deutschen Medien wenig Resonanz erfahren hatte.

Die große Zahl der Teilnehmer zeigte das Interesse an einer authentischen Information über die abgelaufene Bischofssynode, die in den deutschen Medien wenig Resonanz erfahren hatte (Foto: Brehm)

Die große Zahl der Teilnehmer zeigte das Interesse an einer authentischen Information über die abgelaufene Bischofssynode, die in den deutschen Medien wenig Resonanz erfahren hatte (Foto: Brehm)

Tiroler Apfelstrudel und Situation des Glaubens

Dass es beim gemeinsamen Mittagessen aller Synodenteilnehmer mit dem Papst eine in lateinischer Sprache verfasste und nicht übersetzte Speisekarte gab, aus der u.a. hervorging, dass die liebste Nachspeise des Heiligen Vaters Tiroler Apfelstrudel sei, konnte man an diesem Abend genauso erfahren, wie die Tatsache, dass die Synode der Bischöfe kein Entscheidungsgremium sondern ein Beratungsgremium für den Heiligen Vater ist. Aufgabe der 250 Bischöfe als Vertreter der nationalen Bischofskonferenzen, der 12  Ordensoberen, der 40 Gäste als Verantwortliche von Initiativen und der 45 theologischen Experten sei es gewesen, einen realistischen Blick auf die Situation des Glaubens in der Weltkirche zu werfen und Vorschläge für Aspekte einer neuen Evangelisierung zu erarbeiten, die dem Heiligen Vater zum Ende der Synode als Grundlage eines postsynodalen Schreibens überreicht wurden.

Der Heilige Vater eröffnet einen Sitzungsmorgen mit einer Gebetszeit (Foto: Walter)

Der Heilige Vater eröffnet einen Sitzungsmorgen mit einer Gebetszeit (Foto: Walter)

Qualität des Zuhörens

Beim Blick auf die Weltkirche in 250 Statements von 5 Minuten während der ersten Synodenwoche habe er die Qualität des Zuhörens, die Brüderlichkeit, die Ehrlichkeit, auch den Mut zur Selbstkritik und zu einer spürbaren Demut als ermutigende Erfahrung erlebt, sagte Pater Walter. Die drei anwesenden Schönstätter hätten sich hier mit ihren Beiträgen einbringen können: Bischof Claudio Gimenez, Schönstatt-Pater aus Paraguay, Vorsitzender der Bischofskonferenz von Paraguay habe in seinem Beitrag über die Bedeutung der marianischen Volksfrömmigkeit sprechen können. Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, Freiburg, habe im Anschluss an den Kongress über Säkularisierung und Neuevangelisierung in Schönstatt über Chancen und Probleme der säkularen Wirklichkeit der heutigen Welt gesprochen. Er selbst – so Pater Walter – habe über die Familie als Ort und als Multiplikatoren der Neuevangelisierung gesprochen und über Erfahrungen, die in der Schönstatt-Familienbewegung gemacht werden.

Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, Bischof Claudio Gimenez, Pater Heinrich Walter (Foto: Fel)

Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, Bischof Claudio Gimenez, Pater Heinrich Walter (Foto: Fel)

Bekehrung zum Glauben an Jesus Christus

Aufgrund der vielen kurzen Beiträge aus den unterschiedlichen Situationen in der Weltkirche habe keine klare Zeitanalyse und keine präzise Definition dessen, was mit Neue Evangelisierung gemeint ist, entstehen können. Bei der Arbeit in Kleingruppen nach Sprachen sei dann mehr Diskussion möglich gewesen und Themen hätten dort tiefer durchdacht werden können. Aus der Arbeit dieser Gruppen, in denen Vorschläge für den weiteren Weg der Kirche erarbeitet wurden, nannte Pater Walter einige Stichworte: Subjekte der Neuen Evangelisierung sind neben den Priestern, Bischöfen und Ordensleuten natürlich die Laien, die aber nicht klerikalisiert werden sollten. Als Weg der neuen Evangelisierung sei vor allem die Bekehrung zum Glauben an Jesus Christus durch eine grundlegende Hinführung zum Glauben genannt worden. Selbstverständlich sei es um die Gemeinde als Ort der neuen Evangelisierung gegangen, dann aber auch um die Familie und um die kleinen christlichen Gemeinschaften. In Fragen der Methoden der Neuen Evangelisierung habe die Synode keine wesentlich neuen Vorschläge machen können.

Treffen der Generaloberen der Orden, die an der Synode teilnahmen (Foto: Walter)

Treffen der Generaloberen der Orden, die an der Synode teilnahmen (Foto: Walter)

Beim gemeinsamen Mittagessen mit den Synodenteilnehmern hält der heilige Vater eine kurze Ansprache (Foto: Walter)

Beim gemeinsamen Mittagessen mit den Synodenteilnehmern hält der heilige Vater eine kurze Ansprache (Foto: Walter)

Zweite Zielgestalt Schönstatts: Neuevangelisierung

Er habe den Eindruck, dass Pater Kentenich vor fast einhundert Jahren genau mit dem Anliegen der Neuevangelisierung angetreten sei, sagte Pater Walter zum Abschluss seiner Ausführungen: „Menschen zu helfen, eine persönliche Beziehung zum Gott des Lebens zu finden, sich von Gott im Vorsehungsglauben führen zu lassen, um dann Zeuge des Glaubens zu werden,“ genau darum sei es ihm mit seiner Gründung gegangen. Die drei Wallfahrtsgnaden Beheimatung, Wandlung und Sendung zielten ja gerade auf Bekehrung, Umkehr und Sendung. Zusammen genommen mit der reichen Welt einer Theologie des Bundes, könnte Schönstatt viel beitragen für diese Neuevangelisierung. Und Neuevangelisierung sei ein anderes Wort für das zweite Ziel Schönstatts, das durch den in Schönstatt geläufigen aber sperrigen Begriff der „Rettung der heilsgeschichtlichen Sendung des Abendlandes“ möglicherweise nicht immer ganz deutlich zum Ausdruck komme. Hier wünsche er sich von der Schönstatt-Bewegung eine anschlussfähigere Sprache.

Pädagogik des Glaubens

Schönstatt sei zur Konkretisierung dieser neuen Evangelisierung eine ganze Reihe von Wegen und Methoden geschenkt worden. Wenn die Synode von der Pädagogik des Glaubens spreche, dann werde jeder Schönstätter wach. „Eine Pädagogik des Glaubens, das ist unser Fach. Wir denken sofort an das Liebesbündnis, an den Weg mit Maria, die uns in die Nähe des Herrn führt, die die eigentliche Erzieherin ist. Wir denken an die vielen pädagogischen und spirituellen Formen und Elemente, die es in unserer Tradition gibt, die das Bündnis und die Bindungen verlebendigen. Wir denken an die Bedeutung der Familie und alles was geworden ist in der Familienbewegung, von der Frage, wie Erziehung geht, übers Hausheiligtum, die Sakramentalität der Ehe und vieles andere mehr.“

Neue Evangelisierung und Strömungsarbeit

Außerdem sei es wichtig, den Gedanken der Strömungsarbeit in die Neuevangelisierung einzubringen. Denn diese könne nur Frucht bringen, wenn man sie als einen längerfristigen Weg begreife, wenn sie das ganze Leben erfasse, wenn sie Formen von christlichem Leben und Strukturen von Gemeinden durchsäuere.

Auf diesem Hintergrund, so sagte Pater Walter, habe er bei der Synode den Eindruck gewonnen, dass die Stunde, die die Kirche durchlebe, ein Kairos für Schönstatt sei.


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