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14. November 2012 | Rund ums Urheiligtum | 

„Energiewende“ in der Kirche: Die Hausheiligtümer gehen ans Netz


Jahrestagung der deutschen Schönstattfamilienbewegung  (Foto: B.Fischer)

Bei der Jahrestagung der deutschen Schönstattfamilienbewegung (Foto: B.Fischer)

Claudia und Heinrich Brehm. Weil die volkskirchlichen Strukturen immer mehr an Präge- und Bindekraft verlieren, weil das religiöse Leben im Alltag künftig immer weniger kraftvoll von einer religiös geprägten Kultur, von der Gemeinschaft in der Pfarrgemeinde und von einem regelmäßigen Sakramentenempfang gestärkt werden wird, kommt der christlichen Familie - ähnlich wie in der Urkirche – zukünftig eine immer größere Bedeutung für das kirchliche Leben zu. Diese Meinung vertraten Ehepaar Diana und Lukas Schreiber bei der Jahrestagung der deutschen Schönstattfamilienbewegung am ersten Novemberwochenende in Vallendar-Schönstatt.

Verantwortliche Familien aus fast allen deutschen Diözesen waren anwesend  (Foto: K.Kröper)

Verantwortliche Familien, Priester und Schwestern aus fast allen deutschen Diözesen waren anwesend (Foto: K.Kröper)

Konferenz am Beginn des Jahres des Glaubens

Aus fast allen deutschen Diözesen waren Ehepaare, Schwestern, Diözesanpriester und Patres, die verantwortlich für die Familienarbeit  der Schönstatt-Familienbewegung arbeiten, zusammengekommen, um auf das vergangene Jahr zurückzuschauen und neue Impulse zu tanken für ihren Einsatz für Ehe und Familie im Jahr des Glaubens der Weltkirche und im Jahr der missionarischen Strömung, das mit dem 18. Oktober 2012 für die ganze internationale Schönstattfamilie begonnen hat.

"Wir geh'n dann mal auf Missionsreise ..." (Foto: K.Kröper)

"Wir geh'n dann mal auf Missionsreise ..." (Foto: K.Kröper)

Pilgererfahrung: von Heiligtum zu Heiligtum (Foto: K.Kröper)

Pilgererfahrung: von Heiligtum zu Heiligtum (Foto: K.Kröper)

Das Leitungsteam der Schönstattfamilienbewegung in Deutschland hatte die Tagungsleitung (Foto: K.Kröper)

Das Leitungsteam der Schönstattfamilienbewegung in Deutschland hatte die Tagungsleitung: Schw. M. Louise Schulz, P. Bernhard Schneider, Claudia und Heinrich Brehm  (Foto: K.Kröper)

Wir sind dann mal weg … auf Missionsreise

Sonst wurde ja schon mal – als im Kapellchen eingebrochen wurde – dem Paulus das Schwert entwendet, dieses Mal fehlten am Morgen des 2. November im Heiligtum der Familien in Schönstatt sowohl die imposante Holzfigur des Petrus als auch die des Paulus. Ein unverschämter Diebstahl? Nein! Bei genauerem Hinsehen erblickte man zwei dezente Nachrichten am Stammplatz der beiden Apostel: „Wir sind dann mal weg … auf Missionsreise!“ Starke Arme hatten die beiden Apostelstatuen ins Haus der Familie mitgenommen, wo sie teilnahmen an der Jahreskonferenz der deutschen Schönstatt-Familienbewegung.

Pilgererfahrung und Gemeinschaftserlebnis

Dass Glauben und Neuevangelisierung Beweglichkeit und Bewegung erfordert, wurde gleich am ersten Nachmittag der Tagung deutlich, als sich die Konferenzteilnehmer – trotz anhaltenden Nieselregens – auf einen Pilgerweg aufmachten, der von Berg Moriah, über Berg Sion und das Taborheiligtum auf dem Marienberg zum Urheiligtum ins Tal Schönstatt führte. Der freundliche Empfang durch die Hausoberen an den Stationen unterwegs sowie die Gestaltung des Pilgerweges mit Murmelrunden, Paar- und Kreisgesprächen ließ trotz des Wetters gute Laune aufkommen und ein schönes Gemeinschaftserlebnis entstehen. Dieses vertiefte sich am Abend bei einem „Essen aus den Regionen“, zu dem jedes Ehepaar etwas mitgebracht hatte, kurzweiligen Informationseinheiten zum Weltfamilientag in Mailand und zu einem Pilgerweg aus Fulda nach Schönstatt sowie diversen Spielsituationen, die sich die Tischgruppen füreinander ausdenken konnten.

Kraftwerk Hausheiligtum

In einer gesellschaftlichen Alltagskultur, die zunehmend säkular sei, in der Pfarrgemeinden zu riesigen Verwaltungseinheiten würden, in der es erheblich weniger Priester geben werde und die sonntägliche Eucharistiefeier am eigenen Wohnort immer weniger selbstverständlich werde, sei es wichtig, dass die Kirche eine „Energiewende“ vollziehe, hin zur Hauskirche, zur Kirche innerhalb der Familie. „Ehepaare, die aus der Kraft des Ehesakraments leben, werden selbst zu kleinen oder größeren ‚Kraftwerken’, die immer neue Energie in das ‚Stromnetz’ von Glaube, Hoffnung und Liebe der Kirche einspeisen“, betonten Diana und Lukas Schreiber, Mitglieder in der Leitung der Gemeinschaft des Schönstatt-Familienbundes in Deutschland, in ihrem Vortrag bei der Konferenz. „Das Ehesakrament ist nicht nur Quelle des ehelichen Zusammenlebens, sondern es ist gleichzeitig auch eine Quelle des Lebens in der Kirche.“ Das Ehesakrament müsse künftig „in seiner Bedeutung als Quelle kirchlichen Lebens“ immer stärker in den Vordergrund treten.

"Energiewende in der Kirche": Diana und Lukas Schreiber (Foto: K.Kröper)

"Energiewende in der Kirche": Diana und Lukas Schreiber (Foto: K.Kröper)

Meditativer Gottesdienst in der Anbetungskirche mit Lichtinstallation (Foto: K.Kröper)

Meditativer Gottesdienst in der Anbetungskirche mit Lichtinstallation (Foto: K.Kröper)

Zeugnis von Pater Franz Johannes Brügger (Foto: B. Fischer)

Zeugnis von Pater Franz Johannes Brügger (Foto: B. Fischer)

Schw. M. Veronika Riechel: Informationen zum Jubiläum 2014 (Foto: K.Kröper)

Schw. M. Veronika Riechel: Informationen zum Jubiläum 2014 (Foto: K.Kröper)

Die Ehe in sich ist Evangelium, ist frohe Botschaft

Auf dem Hintergrund des von Papst Benedikt XVI ausgerufenen Jahres des Glaubens und ganz im Strom des Jahres der missionarischen Strömung der internationalen Schönstatt-Bewegung auf dem Weg zu ihrem Hundertjahrjubiläum, war diese Perspektive für die bei der Jahrestagung anwesenden Verantwortlichen, Anlass, sich mit der konkreten Frage auseinander zu setzen, wie sich Familien heute apostolisch und missionarisch in die Kirche einbringen können. Zunächst sei es dabei wichtig, dass Familien sich neu bewusst würden, dass die christlich gelebte Ehe in sich ein Evangelium für die Welt von heute darstelle, betonte Lukas Schreiber. Der Papst habe das in der Heiligen Messe zur Eröffnung der vor kurzem in Rom zu Ende gegangenen Bischofssynode zur Neuevangelisierung in einer historisch bemerkenswerten Deutlichkeit zum Ausdruck gebracht als er betonte, „dass nämlich die Ehe in sich ein Evangelium, eine Frohe Botschaft für die Welt von heute und besonders für die entchristlichte Welt darstellt.“ Im Sinne des Missionarisch-Seins gehe es daher für Ehepaare zunächst einfach darum, ihrer Berufung entsprechend als christliches Ehepaar zu leben. Eine Ehe so zu führen, dass sie langfristig gelingt, sei heute allerdings erheblich anspruchsvoller geworden als in früheren Zeiten, stellte Diana Schreiber fest. „Und für den Lebensentwurf einer Ehe nach dem christlichen Eheverständnis bedarf es einer eigenen Entscheidung, bedarf es der bewussten Bereitschaft, sich von dem zu unterscheiden, was derzeit in unserer Gesellschaft ‚normal‘ ist. Die Ehe ist also in der Tat eine Berufung, und die Ehe ist ein Evangelium für die Welt von heute.“

Werkstätten

Neben der Auseinandersetzung mit diesem inhaltlichen Schwerpunkt der Konferenz konkretisierten die Tagungsteilnehmer in verschiedenen Werkstätten Projekte der kommenden Jahresarbeit: der Beitrag der Familienbewegung zum Fest der Deutschen Schönstatt-Bewegung im Oktober 2013; ein Internetprojekt für die Vitalisierung der Ehe; die Möglichkeit über den Einsatz für das Projekt der Pilgernden Gottesmutter bei Familien einen Neuanfang im Glauben zu bewirken; sich in einem Evangelisierungsworkshop über die eigene Motivation klar werden den eigenen „missionarischen Typ“ herausfinden; Planungen für das Projekt „Eheweg“, ein Stationen-Weg am Ort Schönstatt, der Ehepaare zum Gespräch über ihre Ehe einladen soll; Erarbeitung „kleiner Pilgerwege“, die als Elemente von Treffen und Tagungen eingesetzt werden können und zur Vertiefung der Gemeinschaft und einer lebendigen Beziehung zu Gott beitragen können.

Lichtinstallation und Zeugnis

Bei einem meditativ gestalteten Gottesdienst in der Anbetungskirche, der durch eine Lichtinstallation und mit einfacher aber eindrücklicher Musik gestaltet war, beeindruckte vor allem das Zeugnis von Pater Franz Johannes Brügger, in dem er über die Erlebnisse der Begegnung seiner Eltern mit dem Gründer Pater Josef Kentenich, an denen er als kleiner Junge Anteil hatte, erzählte.

Die Konferenz endete am Sonntag mit ausführlichen Informationen zum Stand der Vorbereitung des Jubiläums der Schönstatt-Bewegung im Jahr 2014. Trotz des reichen Arbeitspensums der Konferenz zeigten sich die Teilnehmer bei der Ernte dankbar für die reichhaltigen Impulse zur Jahresarbeit und betonten, dass neben den vielfältigen Themen und Anliegen auch eine gewisse Fröhlichkeit und Leichtigkeit nicht zu kurz gekommen seien. "Wir haben viele tolle Leute kennengelernt und sind ganz beschenkt nach Hause gefahren. Beschenkt von vielen Informationen, schönen Gottesdiensten, Freude und Lachen, Bewegung, Spiritualität .... Besonders der Gottesdienst in der Anbetungskirche hat uns sehr bewegt. Die Liturgie und das schöne Ambiente. Obwohl es eine Konferenz war und viele Themen zu behandeln und Infos zu geben waren, hatten die Tage nicht den Anschein von Arbeit," schreibt eine Familie, die zum ersten Mal an der Jahreskonferenz teilnahm.

"Wir haben viele tolle Leute kennengelernt und sind ganz beschenkt nach Hause gefahren." (Foto: K.Kröper)

"Wir haben viele tolle Leute kennengelernt und sind ganz beschenkt nach Hause gefahren." (Foto: K.Kröper)


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