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20. Oktober 2012 | Oktober-Treffen | 

Aufbruch ins Jahr der missionarischen Strömung


Prof. Dr.-Ing. Klaus Henning, Aachen (Foto: AUTOR)

Prof. Dr.-Ing. Klaus Henning, Aachen (Foto: AUTOR)

Hbre/mn. Am Vormittag des 20.10.2012 geht es bei der Delegiertentagung der deutschen Schönstattbewegung um die Thematik des missionarischen Jahres. Die beiden Referenten stellen das Thema in den gesellschaftlichen und kirchlichen Kontext. Zunächst richtet Prof. Dr.-Ing. Klaus Henning, Aachen, den Blick der Delegierten der Deutschen Schönstatt-Bewegung auf einige Zeichen der Zeit. Im Anschluss daran stellt sich Pater Lothar Herter, Schönstatt, unter dem Thema „Heute missionarisch Kirche sein. Praxis der Neuevangelisierung“ Fragen der missionarischen Herausforderung in der konkreten Seelsorge vor Ort.

(Foto: Brehm)

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Vom „Made in Germany" zum „Enabled by Germany" (Foto: Brehm)

Vom „Made in Germany" zum „Enabled by Germany" (Foto: Brehm)

P. Dr. Lothar Penners würdigt den Vortrag von Professor Henning(Foto: Brehm)

P. Dr. Lothar Penners würdigt den Vortrag von Professor Henning(Foto: Brehm)

Kontext Kultur: Auge in Auge mit den Zeichen der Zeit

Prof. Dr.-Ing. Klaus Henning, Aachen, stellt über seinen Vortrag die Frage: „Verstehen wir die Zeichen der Zeit? Unsere Potentiale für die Zukunft Deutschlands.“ Klaus Henning kommt aus dem Kreis der Geistlichen Gemeinschaften und gehört zur Gemeinschaft Immanuel Ravensburg. Er ist Mitglied des Universitätsrats der Universität des Saarlandes, Professor an der RWTH Aachen sowie Vorstandsvorsitzender des Instituts für Unternehmenskybernetik dieser Universität. Als gläubiger Christ ist ihm die Verbindung von naturwissenschaftlichem Denken und Glaube ein großes Anliegen.

Nach einem Vorausblick auf die vier großen Machträume der Welt im Jahr 2020 fokussiert Henning die Zeichen der Zeit für Deutschland. Er geht ein auf den beachtenswerten Zukunftsdialog der Bundeskanzlerin in den letzten zwei Jahren und signalisiert aus diesem Prozess drei Megatrends für Deutschland: Junge Menschen werden zur Mangelware. Eine gute Immigrationskultur und Sorge für die Zukunft der jungen Menschen wird entscheidend sein. Das zweite: Deutschland hat einen Paradigmenwechsel vollzogen. Es hat sich vom Markenträger „Made in Germany“ weiterentwickelt zum „Enabled by Germany“. Schließlich hat Deutschland mit der digitalen Generation einen neuen Menschentyp, den global-regionalen „Homo Zappiens“. In der Digitalisierung sieht Henning einen Faktor, der unser Lebensgefühl, unsere Geisteswelt, alle Lebensbereiche grundlegend umprägen wird. Was augenblicklich sichtbar ist, sei erst der Anfang.

Hennings zusammenfassendes Plädoyer: Wir sollten als Deutsche unsere Potentiale entwickeln. Dabei müssen allerdings die bleibenden Rahmenbedingungen beachtet werden: Kostendruck, Zeitdruck, Erfolgsdruck und Flexibilisierungsdruck. Christliche Potentiale, die Henning benennt: Mut zur Macht als von Gott gegebener Auftrag, die geschenkten Gaben verantwortlich zu entfalten. Leben aus dem Bewusstsein, ein Tempel des Heiligen Geistes zu sein. Die persönliche Einzigartigkeit als Geschenk Gottes annehmen.

Am Ende seines gefüllten Vortrags weckt Klaus Henning nochmals in besonderer Weise die Aufmerksamkeit der Delegierten: Er bringt aus seiner Sicht Anregungen, wie die Schönstattbewegung national und international ihren Beitrag in der Gegenwartsgesellschaft leisten könnte. Sein Schlusswort: „Wer seine Gaben und Potentiale nicht kennt und damit seine Stärken nicht kennt, der droht sie zu verlieren, weil er sie nicht kennt.“

Die positive Diagnose im Blick auf die Stellung Deutschlands und entsprechende Zukunftsperspektiven sei eine sehr gute Vorlage für den Weg unserer Bewegung zum Jubiläum. Mit diesen Worten würdigt der Leiter der deutschen Schönstattbewegung, P. Dr. Lothar Penners, den Vortrag von Professor Henning. Dieser schließt ab mit einem Gebet für die Schönstattbewegung um die Gnade, in der zusammengebrochenen Zeit neu aufzubrechen.

Pater Lothar Herter spricht über die Praxis der Neuevangelisierung  (Foto: AUTOR)

Pater Lothar Herter spricht über die Praxis der Neuevangelisierung (Foto: AUTOR)

Kontext Kirche: Neuevangelisierung konkret

Pater Lothar Herter, Schönstatt, geht ein auf die missionarische Herausforderung in der konkreten Seelsorge vor Ort: „Heute missionarisch Kirche sein. Praxis der Neuevangelisierung“. Neu-Evangelisation, so Pater Herter, wolle die Gesellschaft genuin christlich mitprägen, wolle Menschen erstmals oder neu für den Glauben gewinnen und konversive Prozesse, innere Umwandlung anregen. Immer geht es um Veränderungsprozesse. Das Logo für das Jahr des Glaubens treffe hier ins Schwarze: nicht der Fels, sondern ein Schiff auf hoher See stehe als Symbol für die Kirche. Missionarische Kirche müsse Kirche in Bewegung sein. Motor der Veränderung dürfe nicht die Angst, sondern müsse die Liebe sein.

„Missionarische Kirche trägt ihre Früchte in der Bekehrung Einzelner“  (Foto: Brehm)

„Missionarische Kirche trägt ihre Früchte in der Bekehrung Einzelner" (Foto: Brehm)

(Foto: Brehm)

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Die Schönstattbewegung hat Erfahrung, wie auch Gemeinden noch mehr zur Kirche in Bewegung werden könnten. Die Zukunft der Kirche funktioniert nach Prinzipien der Zentrierung, Vernetzung und Evangelisation. Zentrierung: In hochidentifizierten Personen, in festen Zeiten, in Orten; Vernetzung: von Personen, von Interessen, von Kompetenzen; Evangelisation als Auftrag Jesu an jeden Christen. Die missionarischen Typen sind vielfältig. Es geht darum, die eigene missionarische Begabung zu entdecken und sich in neuen Feldern zu investieren.

„Missionarische Kirche trägt ihre Früchte in der Bekehrung Einzelner“ sagt Pater Herter und nennt die vier ‚B‘ für Bekehrung: Begegnung, Beziehung, Berührung, Bindung/Verbindlichkeit in einem Glaubensschritt. Immer müssen Einzelne gewonnen werden. „Den hat die Gottesmutter im Blick“, dieser Gedanke könne motivieren, immer neu auf Menschen zuzugehen. Immer gehe es aber auch darum, Jüngerschaftsschulen, Apostelschulen aufzubauen, wie Jesus selbst es tat. Pater Kentenich habe großen Wert auf entsprechende Kreise in der Schönstattbewegung gelegt.

Am Ende steht der Ausblick auf die Schönstattbewegung: Neben dem missionarischen Vorstoß sei es auch wichtig, hochidentifizierte Mitträger zu haben. Die Frage nach dem Durchbruch sei nicht nur eine Frage des Tuns, sondern auch der geistlichen Dimension: „Es geht um das Gebet, das Gnadenkapital und die Einheit.“  In diesem Sinn, so schließt der Referent, sei die Feier des Liebesbündnisses im Oktober 2013 sicher ein wichtiger Kraftpunkt für die deutsche Schönstattbewegung.


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