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22. August 2012 | Rund ums Urheiligtum | 

Prophetischer Protest – Gedenkfeier an Pater Franz Reinisch


Pallottiner und Schönstattbewegung gedenken gemeinsam Pater Franz Reinisch an dessen 70. Todestag  (Foto: Brehm)

Pallottiner und Schönstattbewegung gedenken gemeinsam Pater Franz Reinisch an dessen 70. Todestag (Foto: Brehm)

Hbre. Es herrscht eine beklemmende Stimmung am Grab des Pallottinerpaters Franz Reinisch, in unmittelbarer Nähe der Gnadenkapelle in Schönstatt, als Pater Heribert Niederschlag  SAC, einen Bericht des Gefängnispfarrers Heinrich Kreuzberg vorträgt, der die letzten Stunden des Lebens von Pater Franz Reinisch schildert. Die gut 200 Personen, die sich am 70. Todestag Reinischs im Tal Schönstatt versammeln, gedenken eines Mannes, der als einziger katholischer Priester den Fahneneid auf Hitler verweigerte und deshalb am 21. August 1942 durch Enthauptung ermordet wurde.

Gut 200 Personen sind zur Gnadenkapelle in Schönstatt gekommen, in deren unmittelbaren Nähe sich Pater Franz Reinischs letze Ruhestätte befindet (Foto: Brehm)

Gut 200 Personen sind zur Gnadenkapelle in Schönstatt gekommen, in deren unmittelbaren Nähe sich Pater Franz Reinischs letze Ruhestätte befindet (Foto: Brehm)

Ein Zeichen setzen, wie Menschsein, Leben und Glaube gelingt

Pallottiner und Mitglieder der Schönstattbewegung, einige Bürger Vallendars und Freunde Pater Reinischs sind an diesem Tag vereint in der Erinnerung an einen Priester, der sich nicht vom Sog der Nazi-Ideologie mitreißen ließ. „Sein juristisch geschulter Blick durchschaute das verbrecherische Treiben bereits zu einer Zeit, als noch viele Gutgläubige dem Führer zujubelten“, formuliert Pater Theo Breitinger, Prvinzial der Schönstatt-Patres bei der Eröffnung der Feier. Reinisch habe den Protest riskiert und nach einem Weg gesucht, den er vor seinem Gewissen verantworten konnte.

Gemeinsam singen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Sterbelied, dessen Text Franz Reinisch 12 Tage vor seiner Hinrichtung gerade an dem Tag verfasst hat, an dem Edith Stein in der Gaskammer des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau ums Leben kam: Ein Lied, das die Gottesmutter Maria als „das große Zeichen, voll Licht im Sonnenglanz“, als „Leidensrose beim Kreuz“ und als „Königin der Welten“ ehrt und das Naziregime als Satansbrut entlarvt. Gemeinsam wird auch um die baldige Seligsprechung von Franz Reinisch gebetet, damit „dieses Beispiel weiterlebt“, wie Provinzial P. Hans-Peter Becker SAC, der gemeinsam mit Pater Breitinger und Pater Niederschlag die Feier leitet, am Ende des Gottesdienstes sagt. Das Beispiel eines Mitbruders, „der in seiner Zeit Zeichen setzen wollte, Zeichen wie Menschsein, Leben und Glaube gelingt.“

Provinzial P. Hans-Peter Becker SAC, Provinzial P. Theo Breitinger ISch, Postulator P. Heribert Niederschlag SAC (v.l.) (Foto: Brehm)

Provinzial P. Hans-Peter Becker SAC, Provinzial P. Theo Breitinger ISch, Postulator P. Heribert Niederschlag SAC (v.l.) (Foto: Brehm)

Neben Pater Becker und Pater Breitinger: Schönstattpater Joachim Schmiedl, Vallendar und Pallottinerpater Martin Manus, Rom(Foto: Brehm)

Neben Pater Becker und Pater Breitinger: Schönstattpater Joachim Schmiedl, Vallendar und Pallottinerpater Martin Manus, Rom(Foto: Brehm)

Seligsprechungsverfahren für Pater Reinisch soll eröffnet werden

Am Beginn des sich in den Räumen der Philosophisch-theologischen Hochschule anschließenden Festaktes informiert Pater Becker darüber, dass vor einigen Wochen die Provinzleitung in Friedberg die Nachricht des Trierer Bischofs Stephan Ackermann erhalten habe, dass das Erhebungsverfahren für Pater Reinisch auf diözesaner Ebene eröffnet werden könne. Erste vorbereitende Schritte für das Seligsprechungsverfahren seien bereits absolviert. Becker begrüßt besonders den Vallendarer Moraltheologen P. Heribert Niederschlag, der bereits als Postulator ernannt und vom Bistum bestätigt ist. Er begrüßt ebenfalls Mitglieder der „historischen Kommission“, deren Aufgabe die Sammlung, Sichtung und Begutachtung der für die Causa relevanten Unterlagen und Schriften ist. Sie wird geleitet vom Kirchenhistoriker und Schönstattpater Joachim Schmiedl aus Vallendar. Unterstützt wird er von Pallottinerpater Martin Manus, Mitglied der Generalleitung aus Rom und Bernhard Schneider, Professor für Kirchengeschichte aus Trier. Provinzial Becker wünschte dem Team eine fruchtbare, zügige und erfolgreiche Arbeit und betonte: „Das Fallbeil des Henkers konnte die Stimme von Pater Franz Reinisch nicht zum Schweigen bringen. Damals nicht. Und heute nicht. Als Zeuge des Glaubens und des Gewissens steht er uns beispielhaft und lebendig vor Augen.“ Und Becker weiter: „Wir Pallottiner sehen P. Franz Reinisch zusammen mit der Schönstattbewegung als einen Menschen, der vorbildlich den Glauben gelebt hat und der Stimme seines Gewissens treu geblieben ist.“

In einem Filmausschnitt wird Pater Franz Reinisch vorgestellt (Foto: Brehm)

In einem Filmausschnitt wird Pater Franz Reinisch vorgestellt (Foto: Brehm)

"... ein Mitbruder, der in seiner Zeit Zeichen setzen wollte, Zeichen wie Menschsein, Leben und Glaube gelingt." (Foto: Brehm)

"... ein Mitbruder, der in seiner Zeit Zeichen setzen wollte, Zeichen wie Menschsein, Leben und Glaube gelingt." (Foto: Brehm)

"Sein Mut zur Freiheit gründete in seinem Glauben, dass Gott ihn persönlich angerufen und zu seiner Entscheidung aufgerufen hat." (Foto: Brehm)

"Sein Mut zur Freiheit gründete in seinem Glauben, dass Gott ihn persönlich angerufen und zu seiner Entscheidung aufgerufen hat." (Foto: Brehm)

"Pater Reinisch ist für uns heute ein Vermächtnis und eine Herausforderung zu eigener Entschiedenheit." (Foto: Brehm)

"Pater Reinisch ist für uns heute ein Vermächtnis und eine Herausforderung zu eigener Entschiedenheit." (Foto: Brehm)

Gewissen – eine Schlüsselfrage menschlichen Lebens

Dass die Frage des Gewissens zu den Schlüsselfragen menschlichen Lebens zählt und welche Rolle diese im Leben Reinischs spielte, entfaltet P. Niederschlag vor gut 140 Zuhörern in seinem sich anschließenden Vortrag. Dabei beschreibt der Moraltheologe das Gewissen bei Reinisch als „eine Art Kompass, der ihn unabhängig von den Strömungen des Zeitgeistes und den möglichen inneren Ängsten in eine Richtung führt, die ihm einerseits Freiheit verheißt, ihn andererseits einfordert.“ Franz Reinisch habe ein Zeichen gesetzt, „dass der einzelne die Spur Gottes in seinem Leben auch dann entdecken und ihr folgen kann, wenn der Giftnebel des Zeitgeistes das Licht der Wahrheit kaum durchschimmern lässt. Sein Mut zur Freiheit gründete in seinem Glauben, dass Gott ihn persönlich angerufen und zu seiner Entscheidung aufgerufen habe, so der Postulator.

Reinisch - Zeichen der Verbundenheit und Einheit

Pater Reinischs “prophetischer Protest” in bedrängter Situation sei „für uns heute ein Vermächtnis und eine Herausforderung zu eigener Entschiedenheit“, sagte Pater Theo Breitinger in seinem Schlusswort. „Pater Reinisch hat sein priesterliches Leben mit ganzer Kraft und Leidenschaft und Liebe gelebt und vollendet und ist – so dürfen wir glauben – zur Fülle des Lebens gelangt.“ Als Mitglied der Gesellschaft der Pallottiner habe Reinisch sich dem Charisma des Heiligen Vinzenz Pallotti verpflichtet gewusst. Als Schönstätter habe er zugleich Kraft und Mut für die Erfüllung seiner Lebensaufgabe aus der engen persönlichen Verbundenheit mit der Gottesmutter und ihrem Heiligtum in Schönstatt geschöpft. Pater Reinisch „ganz Pallottiner und ganz Schönstätter“ sei „ein anschauliches und sicher auch wirkmächtiges Zeichen der Verbundenheit und Einheit“ und könne behilflich sein, „Brücken zu bauen und Freude am je originellen Charisma des anderen zu wecken.“ Pater Breitinger brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass durch die gemeinsame Bemühung um die Anerkennung seiner Lebenshaltung und Lebenshingabe durch die Kirche „Pater Franz Reinisch auch für kommende Generationen leuchtendes Vorbild und Ermutigung sein kann, der Stimme des eigenen Gewissens bedingungslos zu folgen."

 

 

Unter Verwendung von Material aus einer Pressemitteilung der Herz-Jesu-Provinz der Pallottiner

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