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18. September 2012 | Worte des Bewegungsleiters | 

Das Heiligtum als Ort der Verherrlichung Gottes


Liebe Leserinnen und Leser des Bündnisbriefes,
liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt-Bewegung,

was mag Sie im Augenblick besonders bewegen – wenn Sie die Ausgabe dieses Bündnisbriefes in der Hand haben oder aber zur Bündnisfeier miteinander versammelt sind? Welches mögen die Schlagzeilen in den Zeitungen oder Nachrichtensendungen im Fernsehen sein?

Werden es Impulse sein, welche mehr auf die Vergangenheit oder die Zukunft hinweisen? Werden sie uns oder Einzelne von uns eher persönlich angehen oder aber mehr Ausdruck und damit Zeichen der generellen Zeitlage sein? Begegnen uns „Spuren“, die uns schnell und fast unmittelbar ein Bild der Lage vermitteln, oder aber nur Hinweise, welche unter Umständen eine Suchbewegung bei uns und anderen auslösen?

Als Schönstatt-Bewegung begehen wir im Umkreis des Bündnistages im September jeweils den Todestag Pater Kentenichs – liturgisch umgeben von den Marienfesten dieses Monats.

Ein Heiligtum in unserer Mitte

Mit dem Monat September schließt jeweils die „Gültigkeit“ unserer Jahresparole; das heißt für uns hier und heute: „Ein Heiligtum in unserer Mitte“

Lassen Sie mich einiges hervorheben:

Einmal die Überlegung: Ist mir, ist uns das Heiligtum in diesem Jahr neu nahegekommen? „Das Heiligtum – Geschenk für dich“, hat vor Jahren die Schönstattbewegung Frauen und Mütter einmal als Jahresmotto formuliert.

„Für dich / für mich“ – Was hat das Jahr der Heiligtumsströmung uns gebracht?

Wir sind im kommenden Monat bis zum 18. Oktober wie immer eingeladen, ein persönliches oder gemeinschaftliches Resümee zu ziehen auf die vergangene Jahresarbeit.

In jedem Fall würde ich mich freuen, wenn uns im Laufe des Jahres gerade der Zusammenhang deutlich geworden wäre zwischen den beiden ersten Vorbereitungsjahren auf 2014 hin: Gott ist ein Gott des Lebens (2011) und: Ein Heiligtum in unserer Mitte (2012).

Die Parole „Gott des Lebens“ wies uns darauf hin: Überall begegnen uns Spuren des lebendigen Gottes. „Ein Heiligtum in unserer Mitte“ wollte und will uns nahebringen: Hier ist mehr als eine Spur; hier ist Gegenwart: Gegenwart Mariens; Gegenwart Christi im Sakrament; hier ist Ursprungsort und Heimat unserer geistlichen Familie, einem „neuen spirituellen Weg in der Kirche“, wie wir im Vorbereitungsgebet auf das Jubiläum 2014 gerne sagen.

Die Botschaft vom Gott des Lebens hat uns neu deutlich gemacht: Die vielen Spuren verweisen auf einen Liebes-, Weisheits- und Allmachtsplan Gottes.

Ein Heiligtum in unserer Mitte: Es geht um Beheimatung, Heiligung und Sendung, um bei unseren spezifischen Wallfahrtsgnaden stehen zu bleiben. – Welt und Kirche brauchen beides: Spurensucher und lebendige Heiligtümer! Menschen, die wach sind für die je neue Aktualität des lebendigen Gottes und seines Wirkens, und Menschen, welche in der Berührung mit Christus und seiner Mutter Heilung und Heiligung erfahren dürfen.

Nochmals: Wie sollen wir das Jahr der Heiligtumsströmung abschließen? – Eigentlich gar nicht!

Wir sollten es überhaupt nicht definitiv abschließen, weil unser Leben und unser Apostolat als Schönstatt-Bewegung „immer“ mit dem Heiligtum als unserem Tabor und Coenaculum verbunden sein will; Stätten, an denen wir ein Stück weit die Herrlichkeiten Christi und Mariens im Glauben aufnehmen; um den Heiligen Geist zu empfangen und mitzuwirken in Gebet, Opfer und apostolischem Einsatz. Das Heiligtum kann und soll immer die Mitte unserer Bewegung sein!

Und doch können wir das Jahr der Heiligtumsströmung ganz sinngemäß abschließen in der Weise, wie wir jede Tagzeit und das Schönstatt-Offizium im Ganzen abschließen: Mit dem
Lobpreis auf die Herrlichkeit Gottes, die sich uns mitteilt in der Schöpfung und in der Heilsgeschichte

Wir haben immer wieder aufgenommen: Jede Hore (Tagzeit) des Schönstatt-Offiziums schließt mit:

Die Ehre sei dem Vater froh erwiesen
durch Christus mit Maria, hochgepriesen,
im Heiligen Geiste voller Herrlichkeit
vom Weltall jetzt und alle Ewigkeit. („Himmelwärts“, S. 48)

Dieser Abschluss ist kein singulärer Einfall des Autors Pater Kentenich, sondern folgt sinngemäß dem Stundengebet der Kirche. In ihm schließt jeder Psalm und Lobpreis jeweils ab mit „Die Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist ...“.

Der Sinn: Jeder Psalm, ob Dank, Bitte, Klage oder Preislied, soll ausmünden in den Lobpreis zur Ehre, das heißt zur Verherrlichung des dreifaltigen Gottes. Dessen unendliches Leben kreist glückselig in sich selbst „von Ewigkeit zu Ewigkeit“ und hat sich für uns Menschen und unsere Geschichte geöffnet vom Vater her durch Christus im Heiligen Geist. In der Geschichte unseres Heils hat sich die unendliche Seligkeit Gottes geöffnet. Und der Weg, auf dem Gott zu uns gekommen ist, ist auch der Weg, auf dem wir zu ihm kommen dürfen: Eben im Heiligen Geist durch die Mittlerschaft Christi – und Maria an seiner Seite – gewinnen wir Anteil am dreifaltigen Leben. Dieser Lobpreis soll sich aber nicht nur in diesem Augenblick ereignen, sondern soll erklingen „vom Weltall“, seiner gesamten Ausdehnung und Geschichte her: soll erklingen durch den stummen bzw. hellen „Jubel“ aller Geschöpfe, der unbelebten Natur, der Gestirne, Pflanzen, Tiere, Menschen und Engel.

Das „Gloria Patri“ jeder Tagzeit verdichtet sich nochmals im Abschlusslied nach der Complet:

Dreifaltiger Gott, sei ewiglich gepriesen
für alles Große, das du uns erwiesen,
dass Schönstatt du die Mutter hast geschenkt,
durch sie in Christus tief uns eingesenkt.

Wir preisen dich, weil das Marienleben
die Norm für unser Tagewerk gegeben,
dass du die Christussonn' in ihrer Pracht
in ihm so menschlich nah uns hast gebracht.

Wir fassen jubelnd alles Lob zusammen,
das in der Schöpfung brennt wie Feuerflammen.
Wir bringen's dir, Dreifaltiger, zum Altar
in Jesus und Maria immerdar. Amen.
(„Himmelwärts“, S. 56)

Das Heiligtum als Ort der Verherrlichung Gottes

Gerade dieses Lobpreislied am Ende des Schönstatt-Offiziums jeden Tages bringt uns nahe: So klein und unscheinbar das Heiligtum auch sein mag, es ist bestimmt zum Ort und Verdichtungspunkt der Verherrlichung des lebendigen Gottes, dessen Lob „in der Schöpfung brennt wie Feuerflammen“. – Ein sehr gedrängter und sich vielleicht nicht ohne Weiteres erschließender Ausdruck. Vielleicht auch ein wenig befremdlich, wenn wir unmittelbar an die verzehrende Glut des Feuers denken, die ja nicht nur erwärmen, sondern auch verzehren kann.

In diesem Sinne mag es den Engeln vorbehalten und manchen Heiligen geschenkt worden sein, sich zu verzehren im Dienst und im Lobpreis Gottes. Ich denke aber, dass Pater Kentenich zunächst einmal an eine maßvollere Dimension im Lobpreis der Schöpfung gedacht hat: Wer sich immer wieder geübt hat in der Durchsichtigmachung alles Geschaffenen, dem mag in der lebendigen Begegnung mit der Wirklichkeit immer wieder ein Doppeltes aufgehen: Alles, was geschaffen ist, Menschen, Dinge und Zusammenhänge behalten in voller Weise, was sie sind. Aber gleichzeitig sind sie auch in Bewegung, auch dann, wenn sie ruhen. Sie bewegen sich in der Kraft Gottes, gehen aus ihm hervor und streben zu ihm zurück; sie existieren eben nicht aus sich alleine, sondern "brennen", ohne sich aufzulösen wie in einem großen Feuer der unendlichen Wirklichkeit Gottes, ihrem Geschaffensein aus Liebe, durch Liebe und für Liebe, dem geheimnisvollen Weltgrundgesetz, das eben nicht sachliche Gesetzmäßigkeit besagt, sondern Teilnahme am unendlichen Licht und Leben Gottes ist.

So sehr das Heiligtum in unserer Mitte Stätte der Beheimatung und Sendung sein soll und sein darf, im Tiefsten ist es ein Ort marianischer Gottesnähe und Anbetung.

Mit herzlichen Grüßen aus der Nähe des Urheiligtums

Ihr

P. Dr. Lothar Penners

Leiter der Schönstatt-Bewegung in Deutschland

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