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7. August 2012 | Deutschland | 

Eine spannende Pilgererfahrung


Auf dem Schönstatt-Pilgerweg (Foto: M. Hack)

Auf dem Schönstatt-Pilgerweg (Foto: M. Hack)

Hbre. Neun Tage sind sie jetzt unterwegs, die 40 Pilger, die am Heiligtum in Dietershausen aufgebrochen sind und heute Nachmittag am Urheiligtum in Schönstatt erwartet werden. Einen kleinen „Tag zu zweit“ hätten sie nach dem Besuch des koptischen St.-Antonius-Klosters in Waldsolms-Kröffelbach unterwegs erlebt, erzählen Monika und Ulrich Goldbach im Pilgertagebuch. Zu einer Familie seien sie zusammengewachsen, schreiben Horst und Marlies Reulbach am 6. Tag des Pilgerweges. Aber auch von den unfassbaren Gräueln nationalsozialistischer Euthanasie-Verbrechen ist am Tag des Besuches der Gedenkstätte in Hadamar die Rede. Nicht nur dieses unfassbar finstere Kapitel deutscher Geschichte, sondern auch viele persönliche Anliegen und Anliegen von Freunden und Bekannten können die Pilger täglich im Schönstatt-Krug-Ritus Gott und der Gottesmutter Maria anvertrauen und das alles heute mitbringen und an Maria, die Mutter Jesu übergeben am Ziel der Wallfahrt, beim Gnadenbild der dreimal wunderbaren Mutter von Schönstatt. Der Blick ins Pilgertagebuch nimmt den Leser mit auf eine spannende Pilgererfahrung.

Besuch des koptischen St.-Antonius-Klosters in Waldsolms-Kröffelbach (Foto: M. Hack)

Besuch des koptischen St.-Antonius-Klosters in Waldsolms-Kröffelbach (Foto: M. Hack)

Pilgertagebuch - 5. Etappe am 3. August 2012

Halbzeit. Bei wunderschönem Pilgerwetter führt der Weg durch ausgedehnte Buchenwälder von der Wetterau nach Möttau im Taunus. „Lebensweg ist Begegnungsweg“ - was auch besonders für unseren Pilgerweg gilt. Dies wird nicht nur bei den Begegnungen mit unseren Mitpilgern, sondern auch bei dem Besuch des koptischen St.-Antonius-Klosters in Waldsolms-Kröffelbach deutlich. In der Klosterkirche informiert Bruder Makarios sehr ausführlich über die Geschichte der koptischen Christen und die des 1980 eröffneten Klosters sowie die koptische Liturgie. Während einige Pilgerinnen und Pilger zustimmend nickend seinen Ausführungen folgen, gelingt den Erschöpfteren nur ein kleines Nickerchen.

Mit Warnwesten ausgestattet bilden wir beide an diesem Tag das Schlusslicht und behalten den vor uns wandernden, erzählenden, meditierenden, singenden, diskutierenden, betenden, lachenden, schweigenden, murmelnden Pilgerwurm achtsam im Auge. Es soll ja niemand verlorengehen. Mehrmals überlaufen wir ein Gruppenmitglied, das sich unbemerkt in die seitlichen Büsche geschlagen hat und uns dann sichtlich gut gelaunt überholt. Durch den Abstand zur Gruppe wird das Tempo entschleunigt und wir können viel miteinander reden. Ein kleiner „Tag zu zweit“ auf dem Pilgerweg. (Monika und Ulrich Goldbach)

Eine echte Stütze - der Pilgerstab (Foto: M. Hack)

Eine echte Stütze - der Pilgerstab (Foto: M. Hack)

Pilgertagebuch - 6. Etappe am 4. August 2012

Pilgernd unterwegs sein bedeutet: Der Weg ist mein Zuhause. Dieser Gedanke ist wesentlicher Inhalt unseres Morgenimpulses in Möttau gleich nach dem Frühstück. Nach fünf Tagen gemeinsamen Pilgerns sind wir zu einer Gemeinschaft, einer Familie zusammengewachsen, in der man sich heimisch, wie zu Hause fühlt. Und heute Morgen fällt es uns umso leichter, uns in dieser Gemeinschaft auf den Weg zu machen, haben wir doch die kürzeste Tagesetappe unserer Wallfahrt vor den Füßen.

Wir blicken in fröhliche Gesichter, als unser Wallfahrtslied „Schritt für Schritt, wir gehen mit!“ angestimmt wird. Und auch der Weg enttäuscht uns nicht. Bei strahlend blauem Himmel unter schattigen Bäumen begleitet uns das Flüsschen Weil den längsten Teil der Strecke. Dann geht es an der Lahn entlang, die von Hobbykanufahrern geradezu übersät ist. Wallfahrer grüßen Kanufahrer, und schon geht es den steilen Berg hinauf zur Jugendherberge bei Weilburg.

Die freie Zeit am Nachmittag genießen wir und lassen die Seele baumeln bei Cappuccino und Holunder-Kirsch-Torte am Marktplatz von Weilburg. Wie sagt es Jürgen so schön, als er seinen Eisbecher vertilgt: „Heute sind wir auf einer fünf-Sterne-Wallfahrt.“ Nach dem Abendessen feiern wir auf dem Gelände der Jugendherberge Gottesdienst. Mit Blick ins Tal und zurück auf den heute gegangenen Weg singen wir zum Schluss „Groß sein lässt meine Seele den Herrn.“ (Horst und Marlies Reulbach)

Krug-Ritus am Morgen (Foto: M. Hack)

Krug-Ritus am Morgen (Foto: M. Hack)

Pilgertagebuch - 7. Etappe am 5. August 2012

Der 7. Tag unserer Wallfahrt nach Schönstatt beginnt mit den Symbolen Kelch, Strick, Dornenkrone und Kreuz im Morgenimpuls als Vorbereitung zum Besuch der Gedenkstätte in Hadamar.
Gestärkt mit einem köstlichen Frühstück der Jugendherberge Weilburg starten wir bei bewölktem Himmel, aber angenehmen Temperaturen und dem Pilgerstab voran unseren Weg zur Gedenkstätte Hadamar.

In Marktflecken Merenberg angekommen, haben wir, versorgt durch unser Begleitteam, die erste Rast eingelegt und den Blick auf die Burgruine der Grafen von Merenberg genossen. Vorbei an dem Hügelgräberfeld im Wald bei Heckholzhausen geht es nach Spurensuche mit "alpiner Einlage" weiter zum nahe gelegenen Wallfahrtsort "Sieben Schmerzen / Sieben Freuden" in Oberzeuzheim.
Dort haben wir gemeinsam die sieben Schmerzen und Freuden unserer Gottesmutter betrachtet, in besonderer Weise über das Kreuz Christi meditiert und Eucharistie gefeiert.

Am späten Nachmittag haben wir das Ziel unserer heutigen Etappe, die Gedenkstätte in Hadamar, erreicht. Diese erinnert an die Opfer der nationalsozialistischen Euthanasie-Verbrechen. In einer Führung wurden wir konfrontiert mit den grausamen Verbrechen der Zwangssterilisation, des Massenmordes in der Gaskammer, gezielter Mangelernährung, vorenthaltener medizinischer Versorgung und gezielter Überdosierung von Medikamenten. Diese Verbrechen wurden an hilflosen geistig behinderten und psychisch kranken Menschen willkürlich verübt. Mit großer Betroffenheit und der Erkenntnis, das unfassbare Geschehen weder zu erfassen noch zu verstehen, haben wir den Ort verlassen - er wird uns noch lange begleiten. (Anette und Karlheinz Frosch)

Pilgertagebuch - 8. Etappe am 6. August 2012

Der Tag der herrlichen Westerwald-Pilgerwege. Wir sind jetzt den 8.Tag auf unserem Pilgerweg. Die heutige Etappe beginnt in Hadamar und führt uns durch herrliche, langgestreckte Pilgerwege nach Montabaur. Dass uns seit letzten Montag angenehmes Pilgerwetter begleitet, empfinden wir mit Dankbarkeit – zumal die Strecke schon einiges von uns fordert. Heute, auf dieser vorletzten Etappe, haben wir die 200-km-Marke überschritten – was uns schon ein wenig mit Stolz erfüllt.

Wir erleben die Menschen im Westerwald als sehr freundlich und hilfsbereit, in Nomborn zum Beispiel hat ein Herr von der Feuerwehr spontan Bänke für eine Rast herbeigeschafft und die Toiletten des Feuerwehrhauses aufgeschlossen. Die Leute fragen nach unserem Woher und Wohin. Wenn wir als Ziel Schönstatt nennen, freuen sie sich und wünschen uns einen guten Weg.

Unsere Pilgertage sind getragen von Ritualen, die uns einen festen Rahmen geben. Der Tag beginnt mit einem Morgenimpuls von Pfarrer Buß. Er reflektierte noch einmal die furchtbaren Geschehnisse dieses Hauses – von denen wir gestern Abend erfahren haben und in dem wir auch übernachtet haben. Dazu gehört der Schönstatt-Krug-Ritus, der dazu einlädt die persönlichen Anliegen dieses Pilgertages einem Krug anzuvertrauen. Die tägliche Heilige Messe, heute in der Wallfahrtskirche Wirzenborn, ist der Höhepunkt unseres Pilgertags. Wirzenborn ist “Unserer Lieben Frau“ geweiht. Die Mutter Gottes und ihr Wirken stehen bei der heutigen Wegmeditation im Mittelpunkt und begleiten uns eine große Strecke unseres Pilgerwegs. Der Tag wird mit einer offenen Reflexion abgeschlossen.
Ich denke, ich kann feststellen, dass wir Frauen und Männer zu einer fröhlichen und frommen Pilgergemeinschaft zusammengewachsen sind. (Richard Pfeifer)

Die Pilgergruppe noch etwas mehr als einen Tag vor Schönstatt. Die 200km-Marke ist geknackt.  (Foto: M. Hack)

Die Pilgergruppe noch etwas mehr als einen Tag vor Schönstatt. Die 200km-Marke ist geknackt. (Foto: M. Hack)

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