Nachrichten

2. Juni 2012 | Deutschland | 

Die Kunst, im Diesseits zu glauben - Grundlinien einer psychologisch reflektierten Theologie


Kongress "Wohin ist Gott"

Prof. P. Dr. Lothar Penners, Vallendar stellte seine Ausführungen unter das Thema: Die Kunst, im Diesseits zu glauben - Grundlinien einer psychologisch reflektierten Theologie.

Prof. P. Dr. Lothar Penners, Vallendar (Foto: Brehm)

Prof. P. Dr. Lothar Penners, Vallendar (Foto: Brehm)

Der Prophet Hosea spricht von „Seilen der Liebe“, mit denen Gott Israel an sich zieht. Dieses Bild macht auf die Fruchtbarkeit von Bindungen aufmerksam. Wenn wir nach Neuevangelisierung fragen, stellt sich die Frage: Gibt es die Möglichkeit, den Menschen nicht nur punktuell mit Gott in Verbindung zu bringen, sondern: kann sich in diesem Zeitalter eine neue Art von Bindung ergeben?

Pater Kentenich nannte als sein Kernanliegen „Gott und die Seele“, er wollte Menschen in der Tiefe der Seele mit Gott verbinden. Pointierend betonte der Referent: Evangelisierung darf nicht nur anfänglich bei den Anknüpfungspunkten bleiben, um dann die Verkündigung althergebracht zu gestalten. Das seelische Leben muss in seinen unbewussten und vorbewussten Kräften gesehen und aufgegriffen werden. Nur wenn das Seelische sich in seiner Eigenursprünglichkeit verbinden kann mit den Heilsangeboten des Evangeliums, kommt es zu einer „Vermählung“ des ganzen Menschlichen mit dem ganzen Göttlichen, wie es Pater Kentenich sagt. In diesem Anliegen sucht der Gründer Schönstatts das Ineinander von naturhafter, natürlicher und transzendenten Bindung immer neu herzustellen.

Die klassische Analogielehre entfaltet J. Kentenich psychologisch weiter, indem er von einer Reizfunktion, einer Enttäuschungsfunktion und einer Weiterleitungsfunktion der natürlichen Bindungen den übernatürlichen gegenüber spricht. Auf das Tagungsthema hin gewandt: In jeder Bindung prägt Welt, prägt Säkularität, denn Bindungen sind der Konzentrationspunkt von Welt in der menschlichen Seele. Es gibt somit keine Trennung zwischen dem transzendenten Bereich und Welt.

Pater Kentenich kennt ein Ensemble der Bindungen: personal, lokal, ideenmäßig. Das Eigentliche sind die personalen Bindungen, sie haben aber eine Art Stützmauer: Der Mensch hat eine geist-seelische Dimension, daher hat er eine Sehnsucht nach Wahrheit (ideelle Bindung). Der Mensch hat auch eine leib-seelische Struktur, daher hat er die Sehnsucht nach Ortung. Gerade die Mobilität des modernen Menschen verlangt nach einer Ortsgebundenheit (lokale Bindung).

Das abschließende Plädoyer des Leiters der deutschen Schönstattbewegung: Wir suchen Voraussetzungen für eine neue Evangelisierung. Die Schönstattbewegung hat Lebensräume anzubieten, die J. Kentenich eine Verbindung von „natürlichem und übernatürlichem Bindungsorganismus“ (J.K.) nennt. Eine solche Verbindung ist in der Person Mariens beispielhaft verwirklicht. Daher, so der Referent: Die Neuverbindung von Evangelium und Kultur in der Postmoderne nicht ohne Maria.

Zusammenfassung: Dr. Nurit Stosiek

Mehr Informationen


Top