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31. Mai 2012 | Deutschland | 

Romantik und Pop in der Anbetungskirche auf Berg Schönstatt


Nicola Schöpp singt Pop-Songs in der Anbetungskirche (Foto: Brehm)

Nicola Schöpp singt Pop-Songs in der Anbetungskirche (Foto: Brehm)

Hbre. Was haben das Gloria aus der Messe in D. opus 86 von Antonín Dvorák und der Song „One of us“ von Joan Osborne miteinander zu tun? Die etwa 180 Teilnehmer des Kongresses „Wohin ist Gott? – Gott erfahren im säkularen Zeitalter“ und Gäste aus der näheren und weiteren Umgebung von Vallendar bekamen die beiden Musikstücke und andere mehr im Rahmen eines Konzertabends in der Anbetungskirche zu Gehör und konnten sich davon überzeugen, dass die romantische Dvorák-Messe und aktuelle Pop-Literatur, wenn man sie unter dem Gesichtspunkt „Suchen – Glauben – Leben“ in einem Konzert zu hören bekommt, keine unüberbrückbaren Gegensätze bleiben müssen.

Die Sängerinnen und Sänger des Chores „Vitus und Cäcilia“ aus Kriftel im Taunus singen in der Anbetungskirche eine Dvorák-Messe (Foto: Brehm)

Die Sängerinnen und Sänger des Chores „Vitus und Cäcilia" aus Kriftel im Taunus singen in der Anbetungskirche eine Dvorák-Messe (Foto: Brehm)

„Suchen – Glauben – Leben“

Die Sängerinnen und Sänger des Chores „Vitus und Cäcilia“ aus Kriftel im Taunus und die Solistin Nicola Schöpp stellten sich unter der Leitung von Andreas Winckler der Aufgabe, Brücken zu schlagen zwischen Musikliteratur, deren Stile weit voneinander entfernt scheinen. „Suchen – Glauben – Leben“, das beschreibe die Befindlichkeit des heutigen Individuums, das sei der Weg des Menschen in der heutigen Zeit, wenn er nach einem Mehr in seinem Leben oder gar nach Gott frage, sagte Pater Stefan Strecker, der die Moderation des musikalischen Programmes übernommen hatte. So war das Verbindende dann zunächst eher im Inhaltlichen als im Musikalischen zu finden.

Pater Stephan Streckers Moderation schlägt Brücken zwischen Musikstilen  (Foto: Brehm)

Pater Stephan Streckers Moderation schlägt Brücken zwischen Musikstilen (Foto: Brehm)

Spannung: musikalisch – räumlich - inhaltlich

„Glorificamus te, gratias agimus tibi propter magnam gloriam tuam“ heißt es im Gloriatext der Dvorak-Messe: „Wir rühmen Dich und danken Dir, denn groß ist Deine Herrlichkeit“. Ein Text, der häufig in Gottesdiensten gesungen und gebet wird. „Wenn Gott einen Namen hätte, welcher wäre es? Und würdest du mit ihm sprechen, wenn du ihm gegenüber stehen würdest und all seiner Herrlichkeit?“ Diese Fragen aus Joan Osbornes Pop-Song „One of us“ stellen den selbstverständlich innerlich mitgebeteten Gloria-Text in ein neues Licht und machen die Spannung deutlich, in der der Christ von heute lebe, führte Pater Strecker aus. Und so führt die musikalische Spannung zwischen Romantik und Pop, die natürlich da ist und den Zuhörer beansprucht, doch weiter zur Antwort, die auch Joan Osborne gibt: „Ja, Gott ist heilig, Gott ist groß, Gott ist gut.“

Julian Winckler, Orgel, Andreas Winckler, Gesamtleitung, Nicola Schöpp, Pop-Song Vocals (Foto: Brehm)

Julian Winckler, Orgel, Andreas Winckler, Gesamtleitung, Nicola Schöpp, Pop-Song Vocals (Foto: Brehm)

Gut war, dass die Spannung auch räumlich deutlich und nicht aufgelöst wurde: Im Altarraum - mit Piano-Begleitung durch Andreas Winckler - Nicola Schöpp, mit glockenklarer, einfühlsamer und ausdrucksstarker Stimme mit den Pop-Songs von Rod Stewart, Joan Osborne, U2, Robbie Williams und Bette Midler. Von der Empore aus - mit Orgelbegleitung durch Julian Winckler - der Chor „Vitus und  Caecilia“ mit einer Komposition, die der Komponist als ein persönliches Glaubens-Zeugnis lyrisch meditativ, mit einigen dramatischen Spitzen aber auch mit Anklängen an Böhmisches Volksliedgut geschrieben hatte: Die harmonische Vielfalt forderte den Chor heraus, gab den einzelnen Stimmen die Möglichkeit sich zu präsentieren und führte vor allem im „Zusammenklang“ mit den hinführenden und kommentierenden Texten zu einer emotionalen Dichte.

Überraschungen

Dass mit Worten unserer Zeit Jahrhunderte alte Messtexte neu lebendig werden können, war für manchen Zuhörer genauso eine Überraschung, wie für manch anderen die Tatsache, in traditionellen Kirchentexten und –gesängen ähnliche Botschaften zu entdecken, wie sie in gerne gehörten Pop-Songs, die auch eigene Sehnsüchte und Wünsche aufgreifen, zu finden sind.

Der Kongress findet statt im Pater-Kentenich-Haus, Berg Schönstatt (Foto: Brehm)

Der Kongress findet statt im Pater-Kentenich-Haus, Berg Schönstatt mit einer erweiterten "denkBAR" vor dem Haus (Foto: Brehm)

Prof. Dr. Joachim Söder und Dr. Hubertus Schönemann, Erfurt (l) bei der Kongresseröffnung (Foto: Hanna Grabowska)

Prof. Dr. Joachim Söder und Dr. Hubertus Schönemann, Erfurt (l) bei der Kongresseröffnung (Foto: Hanna Grabowska)

Wissenschaftlicher Kongress

Alles in allem ein spannender Abend im Rahmen eines wissenschaftlichen Kongresses zu Fragen der Neuevangelisation, der sich nach einer philosophisch geprägten Annäherung an die Thematik durch Prof. Dr. Joachim Söder, Aachen („Säkularisierung als Herausforderung“), am Eröffnungsabend,  mit zwei religionsphilosophischen Vorträgen von Prof. Dr. Ludger Honenfelder, Bonn/Berlin (Religion in der Moderne) und Prof. Dr. Michael Hochschild, Paris, (Der Flug durch die Wolken – Von Religion in der Postmoderne), zwei mehr anthropologisch angelegten Vorträgen von Prof. Dr. Matthias Sellmann, Bochum (Leben in Fülle – Anthropologische Perspektiven) und Prof. Dr. Guido Bausenhart, Hildesheim (‚Der neue Mensch‘ – Perspektiven J. Kentenichs) sowie einigen Erfahrungsberichten aus der Praxis der Schönstatt-Bewegung, mit verschiedenen Aspekten der Gesamtthematik des Kongresses „Wohin ist Gott? - Gott erfahren im säkularen Zeitalter“, beschäftigt hat.

Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, Freiburg (r) und Erzbischof Dr. Iganzio Sanna, Sardinien (Foto: Brehm)

Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, Freiburg (r) und Erzbischof Dr. Iganzio Sanna, Sardinien (Foto: Brehm)

Öffentlicher Vortrag von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch

Der Kongress dauert noch bis Freitag, 1. Juni 2012. Am Donnerstag wird Erzbischof Dr. Robert Zollitsch in einem öffentlichen Abendvortrag (Beginn 20.15 Uhr) in der Aula der Anbetungskirche auf Berg Schönstatt sprechen zum Thema „Gott erfahren in einer säkularen Welt“.

 

 

 

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