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Spurensuchegottesdienst mit Erzbischof Dr. Robert Zollitsch
Mittagsgebet in der Konkordienkirche (Foto: Brehm)
Hbre. Auf die Frage, was er Menschen rate, die in ihrem Leben auf der Suche nach Gott sind, machte Erzbischof Dr. Robert Zollitsch beim Mittagsgebet in der Konkordienkirche deutlich, dass es zunächst wichtig sei, überhaupt aufzubrechen und auf die Suche zu gehen. Für ihn persönlich sei hilfreich gewesen, den Glauben an Gott von frühester Kindheit an in der Familie erlebt zu haben. Aber es sei in seinem Leben auch darauf angekommen, „auszuschauen nach den Wegen, die Gott zeigt, auszuschauen nach dem Stern, den Gott uns schickt, wie den Weisen, die sich aufmachten, um dem neugeborenen König der Juden zu huldigen.“ Mit der Zeit, vor allem wenn man eine innere Sehnsucht habe, sich führen zu lassen, würde man immer mehr entdecken, wie Gott einen führt, auch auf überraschenden Wegen. „Ich habe in großartiger Weise entdecken dürfen, Gott ist bei mir, Gott war bei mir, auch wenn ich es erst im Nachhinein so sehen konnte.“
Erzbischof Dr. Robert Zollitsch im Gespräch mit Moderatorin Theresia Strunk (Foto: Brehm)
Mit Gott rechnen
Damit Erzbischof Zollitsch an der Abschlusspressekonferenz des Katholikentages teilnehmen konnte, musste das Mittagsgebet zeitlich vorverlegt werden. Die Verantwortlichen der Schönstattbewegung, die die Vorbereitung und Durchführung übernommen hatten, waren überrascht, dass trotz dieses Umstandes die Plätze in der Kirche, in der eine Lichtinstallation präsentiert wurde, gut gefüllt waren. Sie konnten teilhaben an einem sehr persönlichen Zeugnis des Freiburger Erzbischofs über die Möglichkeit, Gott im Alltag, in Personen und Ereignissen zu begegnen. „Es kommt darauf an, wie stark ich ausschaue, wie wach ich persönlich bin und vor allem, ob ich überhaupt mit Gott rechne“, sagte der Bischof.
Willfried Röhrig & Amin Jan Sayed und Band (Foto: Brehm)
Auch auf dem Podium wird Spurensuche gehalten (Foto: Brehm)
Erste Intensiverfahrung: „Ja, da ging Gott mit mir.“
In der Kirche war es mucksmäuschenstill, als Zollitsch erzählte, wie er als Sechsjähriger zusammen mit seiner Familie aus einem Vernichtungslager deshalb habe fliehen können, weil er, „der kleine Pimpf ein Loch im Zaun entdeckt hatte, durch das wir dann fliehen konnten, um nach Ungarn zu gelangen.“ Als Familie hätten sie die Konsequenzen Tod durch Erschießen auf der Flucht oder Hungertod im Lager besprochen und natürlich um Gottes Hilfe gebetet. Seine Großmutter habe damals gesagt „Wir können auch Glück haben und wir können es mit Gott schaffen.“ Die gelungene Flucht sei für ihn eine erste Intensiverfahrung gewesen: „Ja, da ging Gott mit mir.“ Daraus habe er gelernt, sich den Weg zeigen zu lassen und sich auch von Gott überraschen zu lassen.
In der Gemeinschaft nach Gott suchen
Von der Moderatorin Theresia Strunk in Anspielung auf sein Leitwort als Bischof „In der Gemeinschaft des Glaubens“ danach gefragt, was ihm die Gemeinschaft mit anderen Glaubenden für die Entdeckung von Gottes Spuren in seinem Leben bedeute, machte der Freiburger Erzbischof deutlich, dass er gerade in der Gemeinschaft Gott immer wieder neu habe erfahren dürfen. „Wo ich manchmal vielleicht im Glauben ängstlich geworden bin, konnte ich erfahren, wie andere mich im Glauben mitgetragen haben.“ Er betonte: „Dass ich von den Erfahrungen der anderen lernen konnte und dass andere in meinem Glauben mit glauben durften, das ist das große Geschenk einer Gemeinschaft, in der wir uns gegenseitig bestärken.“ Gemeinsam sei es oft einfacher, den Willen Gottes zu entdecken, als alleine. Er habe sich in seinem Leben nie eingebildet, ganz alleine zu wissen, was richtig ist. „Ich war immer bereit, mich von anderen in Frage stellen zu lassen.“ Gemeinsam mit anderen um den richtigen Weg zu ringen, gemeinsam mit anderen die Zeichen der Zeit zu deuten, die Gott schicke, das sei eine ausgesprochen wertvolle Hilfe. „Und es bewahrt uns davor, unseren eigenen Willen vor den Willen Gottes zu setzen.“ Zollitsch ermutigte die Zuhörer, gemeinsam mit anderen nach Gottes Spuren im alltäglichen Leben zu suchen. Gott zeige und offenbare sich in dem „was andere mir sagen, wenn wir gemeinsam nach ihm ausschauen.“ Für die Zukunft der Kirche sei es wichtig, „dass wir in vielen kleinen Gemeinschaften miteinander den Glauben teilen, ihn gemeinsam glauben, den anderen mitglauben lassen und uns so auf dem Pilgerweg des Glaubens führen lassen von Gott.“
Austausch über die erlebten Spuren Gottes im Laufe des Tages (Foto: Brehm)
Pfarrer Lukas Wehrle beim Schlussgebet (Foto: Brehm)
Einladung zur Spurensuche
Diese Steilvorlage des Erzbischofs war für die Teilnehmer des Mittagsgebetes eine gute Einladung, in kleinen Murmelgruppen mit den Banknachbarn sich für fünf Minuten auf Spurensuche des Tages zu machen. Mit einem abschließenden Gebet von Pfarrer Lukas Wehrle, Oberkirch, und dem Segen durch den Erzbischof endete die Veranstaltung, die musikalisch von der Band von Wilfried Röhrig und Amin Jan Sayed aus Viernheim in bewährter Weise gestaltet wurde.
Reaktionen
„Ich bin sehr dankbar, diese Form des Betens hier kennengelernt zu haben“, sagte eine Teilnehmerin des Mittagsgebetes nach der Veranstaltung. „Damit kommt mein eigener Alltag viel mehr ins Gebet.“ „Das persönliche Zeugnis von Erzbischof Zollitsch bedeutet mir viel für meinen eigenen Glauben“, meinte ein anderer Teilnehmer, der am Vortag bereits beim Mittagsgebet mit Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert im Congress Center Rosengarten dabei gewesen war. Der tiefe Glaube, der aus den Worten des Erzbischofs zu entnehmen gewesen sei, sei für ihn eine Ermutigung.
In der Konkordienkirche wird aus Anlass des Katholikentages eine künstlerische Lichtinstallation gezeigt (Foto: Brehm)