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In der Krise von Hoffnung reden - Miteinander in Würzburg
Miteinander für Würzburg (Foto: miteinander-wie-sonst.org)
Liane Noltenius. Engagement für das Gemeinwesen, das aus einer christlichen Motivation gespeist wird – wie kann das aussehen? Um diese Frage ging es am Samstag Nachmittag im CVJM-Haus in Würzburg. „Wir müssen uns der Mühe unterziehen, zu fragen und auch zu beurteilen, was es in den vielfältigen Verflechtungen unserer global gewordenen Welt heute heißen kann, ,das Beste’ für das Gemeinwesen zu suchen“, sagte Dekanin Edda Weise im Auftaktgottesdienst in der Stephanskirche.
Das gemeinsame Gebet war ein wichtiger Programmpunkt (Foto: miteinander-wie-sonst.org)
Auch die gemeinsame Musik schafft ein Miteinander (Foto: miteinander-wie-sonst.org)
Klares Ja zum christlichen Glauben vernehmbar machen
Vertreter verschiedener Gemeinschaften symbolisierten mit 7 Kerzen, die sie auf den Altar stellten, die „7 Ja“, die die Bewegung „Miteinander für Europa“ – ein europaweites Netzwerk von mehr als 200 christlichen Gemeinschaften und Bewegungen - formuliert hat und umsetzen will. Dekan Dr. Jürgen Vorndran ergänzte diese sieben Handlungsfelder sozialer und politischer Verantwortung um ein achtes, indem er die Gottesdienstteilnehmer ermutigte, gerade angesichts der Krisenstimmung in Europa und seiner vielen Probleme ein klares Ja zum christlichen Glauben als ihren Beitrag vernehmbar zu machen. So könnten sie eine Hoffnungsdimension in die Welt bringen, die vielen verloren gegangen ist. „Denn“, so Vorndran“, „die Frage nach Gott ist auch im 21. Jahrhundert wach. Lassen wir sie nicht unbeantwortet.“
Miteinander: Hoffnungsdimension für die Welt (Foto: miteinander-wie-sonst.org)
Aufmerksame Zuhörer beim Posiumsgespräch (Foto: miteinander-wie-sonst.org)
Individualismus kann kein Gemeinwesen bauen
Nach einer Kaffeepause im Freien, die von freundlichem Sonnenschein, lächelnden Gesichtern und herzlichen Begegnungen durchwärmt wurde, ging es in einem Podiumsgespräch um den Beitrag, den Christen für die Zukunft Europas leisten können. Vertreter unterschiedlicher Gemeinschaften stellten darin den Gedanken des Miteinanders in der Verschiedenheit, die Begegnung von Mensch zu Mensch und den Willen zu einer solidarischen Lebensweise heraus. Dies sei besonders wichtig in einer Gesellschaft, in der sich der Individualismus immer mehrdurchsetze. „Individualismus aber kann kein Gemeinwesen bauen“, betonte Susanne Bühl von der Gemeinschaft Sant´ Egidio. „Als Christen haben wir den Auftrag, Europa an seine Werte zu erinnern.“ Aller Einsatz für eine Kultur des Miteinander „erwächst“, so Sr. Ruth Meili von der Communität Casteller Ring, „aus der Liebe Gottes, an der wir Geschmack gewonnen haben, die wir weiterempfehlen können und die sich entfalten will – sie ist das Beste, das Christen beitragen können.“
Modell für ein schönes und menschliches Miteinander
Zeitgleich fand am Sitz des Europäischen Parlaments in Brüssel die Zentralveranstaltung von „Miteinander für Europa“ statt. Eine Live-Schaltung nach dort präsentierte Redebeiträge und Schlaglichter auf einige der 140 weiteren regionalen Veranstaltungen. Europaweit beteiligten sich 50 000 Menschen an „Miteinander für Europa“. Sie alle wollen sich in der Verschiedenheit ihrer Bewegungen begegnen, Wertschätzung füreinander entwickeln und danach fragen, was sie eint, und damit ein Modell bereitstellen für ein schönes und menschliches Miteinander in der Staatenfamilie Europa.
Es war sehr berührend
Otmar Schneider, Pastoralreferent im Referat Geistl. Leben, schreibt nach dem Treffen, dass ihn besonders der gemeinsame Gottesdienst in St. Stephan bewegt habe. In den Gebeten, Liedern und Predigten sei eine Einheit unter den Christen und unter den verschiedenen Bewegungen zu spüren gewesen, trotz der Verschiedenheit der konfessionellen Prägungen und Traditionen. "Das gemeinsame Gotteslob war für mich ein lebendiges Zeichen des einen Geistes, der Türen öffnet und uns miteinander verbindet. Es war sehr berührend." Das "Manifest", das von Brüssel direkt im Saal des CVJM-Hauses übertragen wurde, habe ihm wieder bewusst gemacht, "dass wir nur miteinander an einer Zukunft in Frieden, Wohlstand und Gerechtigkeit bauen können und dass es dafür Solidarität braucht und jeder seinen Beitrag vor Ort dazu geben kann." Er sei dankbar für die einzelnen Begegnungen dieses Treffens und für all jene, die sich engagiert hätten, dass dieses ökumenische Miteinander realisiert werden konnte.
Kaffeepause in freundlichem Sonnenschein (Foto: miteinander-wie-sonst.org)