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13. Mai 2012 | Miteinander für Europa | 

Europa braucht mehr Einheit – „Miteinander für Europa“ bekräftigt sein Engagement für Europa


"Miteinander für Europa" Veranstaltung in der Gold Hall des Square Meeting Centers in Brüssel  (Foto: Javier Garcia)

"Miteinander für Europa" Veranstaltung in der Gold Hall des Square Meeting Centers in Brüssel (Foto: Javier Garcia)

Hbre. „Europa braucht mehr Einheit. Die europäische Krise darf nicht dazu führen, Zuflucht hinter neuen Mauern von politischem und wirtschaftlichem Egoismus zu suchen.“ So heißt es im Manifest der dritten europäischen Veranstaltung „Miteinander für Europa“, das am Samstag, 12. Mai 2012, in Brüssel bei einer Veranstaltung im Square Meeting Center verlesen und von den über 1.000 Teilnehmern per Akklamation unterstützt wurde. Zukunft in Frieden, Wohlstand und Gerechtigkeit könnten nur durch Verbundenheit, Austausch und Zusammenarbeit erhalten werden. „Ein Europa, das in versöhnter Vielfalt geeint ist, wird eine Kultur des Zusammenlebens verwirklichen, eine Kultur, die die Welt braucht.“

"together 4 europe" Jugendliche sind die Europäer von Morgen (Foto: Brehm)

"together 4 europe" Jugendliche sind die Europäer von Morgen (Foto: Brehm)

Bekräftigung der "7 Ja für Europa" (Foto: Javier Garcia)

Bekräftigung der "7 Ja für Europa" (Foto: Javier Garcia)

Sieben Mal Ja zu Europa

Jugendliche, deren Freunde an diesem Tag in vielen Städten Europas zum „run for unity“ unterwegs sind, stellen sich als Europäer von morgen hinter die „sieben Ja“, mit denen sich die Bewegungen und Gemeinschaften der Europäischen Politik präsentieren: „Wir sagen Ja zur Verantwortung, um mehr Liebe in unsere Städte zu bringen. Wir sagen Ja zu einer gerechten Wirtschaft, um das Teilen zu lernen; wir sagen Ja zum Leben und zur Familie mit vielen Initiativen. Wir sagen Ja zur Schöpfung, um sie den künftigen Generationen schöner weiterzugeben. Wir sagen Ja zur Solidarität und suchen denen nahe zu sein, die leiden, um den Schmerz zu verringern. Und wir sagen Ja zum Frieden, indem wir die Verschiedenheit der Völker und Kulturen akzeptieren und schätzen“, sagt ein Jugendlicher in deutscher Sprache. Mit großen bunten Ballons bringen sie zum Ausdruck, was den Teilnehmern aus den Gemeinschaften längst Erfahrung geworden ist: „Together 4 Europe“ – Miteinander für Europa, darin liegt eine große Chance, aber auch eine ebenso große Aufgabe.

Maria Voce, Präsidentin der Fokolar Bewegung, Andrea Riccardi, Gründer der Gemeinschaft Sant'Egidio und Minister der italienischen Regierung und Thomas Römer, CVJM München stellen sich den Fragen der Journalisten (Foto: Javier Garcia)

Maria Voce, Präsidentin der Fokolar Bewegung, Andrea Riccardi, Gründer der Gemeinschaft Sant'Egidio und Minister der italienischen Regierung und Thomas Römer, CVJM München stellen sich den Fragen der Journalisten (Foto: Javier Garcia)

Die europäische Gesellschaft muss auf Gemeinschaft gegründet sein

„Das Wort Miteinander ist ein sehr wichtiges Wort für Europa“, sagt Andrea Riccardi, Gründer der Gemeinschaft Sant’Egidio und derzeit Minister in der italienischen Regierung, noch vor Beginn der Veranstaltung in einer Pressekonferenz. „Die Europäer, die europäischen Völker, werden nur dann ihre derzeitigen schwierigen Situationen überwinden, wenn sie es gemeinsam versuchen.“ Im Zeitalter eines radikalen Individualismus müsse man sich heute die Frage stellen: „Ist die Gemeinschaft nicht mehr nötig? Ist die Europäische Gemeinschaft, die nationale Gemeinschaft, die christliche Gemeinschaft, die Gemeinschaft wie sie die Bewegungen leben nicht mehr nötig?“ Nachdrücklich betont er gegenüber den anwesenden Journalisten, dass diese Veranstaltung in Brüssel und die in 144 europäischen Städten parallel verlaufenden Begegnungen genau das Gegenteil zum Ausdruck bringen wollten: „Wir sind hier, um das Gegenteil deutlich zu machen, dass Europa die Gemeinschaft der Völker nötig hat und dass die ganze europäische Gesellschaft auf Gemeinschaft gegründet werden muss, angefangen bei den europäischen Institutionen bis hin zur Basis, der Familie.“

Prof. Romano Prodi spricht über die Bedeutung des Miteinander für Europa für die Politik (Foto: Brehm)

Prof. Romano Prodi spricht über die Bedeutung des Miteinander für Europa für die Politik (Foto: Brehm)

Eine Studentengruppe berichtet von ihren Erfahrungen (Foto: Brehm)

Eine Studentengruppe berichtet von ihren Erfahrungen (Foto: Brehm)

Ehepaar Gerner, Schönstatt Familienbewegung, spricht über Miteinander-Erfahrungen im Bereich von Ehe und Familie (Foto: Brehm)

Ehepaar Gerner, Schönstatt Familienbewegung, spricht über Miteinander-Erfahrungen im Bereich von Ehe und Familie (Foto: Brehm)

1.000 Teilnehmer sind gekommen (Foto: Brehm)

1.000 Teilnehmer sind gekommen (Foto: Brehm)

gemeinsam – ensemble – together

In vielen interessanten Statements und kurzweiligen Videoeinspielungen werden praktizierte und gelungene Beispiele dieses Miteinanders lebendig. Da berichten Studenten von einem gerade beendeten internationalen Treffen, bei dem sie sich intensiv mit der Frage von Chancen und Klippen im Umgang mit dem andersartigen Anderen auseinander gesetzt haben.

Ehepaar Gerner aus der Schönstattbewegung erzählt voller Begeisterung von einem Treffen im Dezember 2011 von über 100 Vertreterinnen und Vertretern christlicher Gemeinschaften und Bewegungen aus Europa, die sich in Projekten für Ehe und Familie engagieren. „Wir haben eine breite Übereinstimmung in unseren Überzeugungen entdeckt, für die wir mitten in Europa als Bürgerinnen und Bürger stehen.“

Ein Vertreter aus Slowenien berichtet davon, wie ein Gesetz, das die Familie nach ethischen Kriterien definierte, die im Gegensatz zur christlichen Vision stehen und gegen die Prinzipien der Schöpfung gehen, mit Hilfe einer gemeinsamen Initiative von Bewegungen und Gemeinschaften verhindert werden konnte.
Dass es nicht genüge, institutionelle oder strukturelle Veränderungen zu fordern, wenn es um die Armen gehe, macht ein Vertreter der Gemeinschaft Sant’Egidio deutlich. „Für ein besseres Leben in unserer Gesellschaft braucht es vor allem Taten der Liebe und der Solidarität von Seiten aller.“ Je mehr die Technokratie in unserer Gesellschaft zunehme, desto mehr zeige sich die Notwendigkeit, „dass Christen, die ein Herz haben und Mitgefühl empfinden, ihre Zeit für jene einsetzen, die leiden; dass sie die Armen in die Menschheitsfamilie aufnehmen.“

Die Vertreterin einer weiteren Gemeinschaft spricht in einer Video-Einspielung über ihr Engagement beim Lebensschutz: „Unsere Erfahrung ist, dass gerade auch alte Menschen, Behinderte, Personen, die vom Schmerz gezeichnet sind, dazu beitragen können, die Gesellschaft menschlicher zu machen.“ Und in einem Beitrag von Luigino Bruni aus der Fokolar-Bewegung wird deutlich, welche Chancen und Möglichkeiten für Wirtschaft und Gemeinwohl sich in einem „Wirtschaften in Gemeinschaft“ verbergen. Die Aufgabe eines Wirtschaftsunternehmens bestehe darin, Gemeinschaft zu schaffen. Die christlichen Charismen müssten „einen bedeutsamen Beitrag leisten, damit die Marktwirtschaft zu neuem Leben ersteht“.

Und es ist vom Frieden die Rede, der Beendigung offener Konflikte zwischen unterschiedlichen Menschen, die als Nachbarn leben. Doch Frieden sei vor allem auch ein politischer Faktor: „für Europa bedeutet er Union europäischer Länder, die gemeinsam Verantwortung für die Welt übernehmen.“ Für ärmere Länder bedeute Frieden die Freiheit von Armut. „Frieden heißt, eine Gesellschaft heranzubilden, die auch in Städten voller Spannungen ein echtes Miteinander lebt.“ Dass Bürgermeister ein Netzwerk von 127 Gemeindeverwaltungen aufgebaut haben, „um die Geschwisterlichkeit unter den vernetzten Städten zu fördern“ ist eine ebenso Hoffnung machende Entwicklung für ein europäisches Miteinander, wie zu sehen, dass Mitglieder der Bewegungen sich engagieren, „damit unsere Städte zu Orten der Begegnung der Generationen und der verschiedenen Kulturen werden.“

Herman Van Rompuy, Präsident des Europarats (Foto: Brehm)

Herman Van Rompuy, Präsident des Europarats (Foto: Brehm)

Maria Voce, Präsidentin der Fokolare Bewegung (Foto: Garcia)

Maria Voce, Präsidentin der Fokolare Bewegung (Foto: Garcia)

Thomas Römer, CVJM München (Foto: Garcia)

Thomas Römer, CVJM München (Foto: Garcia)

Europa, Einheit in der Verschiedenheit

„Wenn uns auf einem Weg ein anderer Mensch begegnet, der auf uns zukommt, kennen wir nur unseren Teil des Weges. Den seinen lernen wir nur kennen, wenn wir uns begegnen“, zitiert Herman Van Rompuy, Präsident des Europarats, in seiner Videobotschaft Martin Buber und macht damit darauf aufmerksam, dass das europäische Motto „Einheit in der Verschiedenheit“ nur erreicht werden kann, wenn auf der persönlichen Ebene Begegnung stattfindet, wenn Solidarität und Geschwisterlichkeit Tag für Tag gelebt werden. „Europa ist nicht nur das Europa der Bürgerinnen und Bürger, es ist das Europa der Menschen, der Männer und Frauen. Auf diesen Wert ist es gegründet. Europa ist ein Projekt, aber auch die Summe von Begegnungen.“

Eine Zukunft der Geschwisterlichkeit

Im Miniformat verwirkliche das „Miteinander für Europa“ diese Einheit in Vielfalt bereits, hatte Maria Voce, Präsidentin der Fokolar-Bewegung, in ihrem Beitrag zu Beginn der Veranstaltung gesagt. „Es ‚produziert‘ sozusagen Gemeinwohl. Die Mitglieder bemühen sich, die evangeliumsgemäße Liebe zu leben, entdecken so, dass der andere ein Geschenk ist, und sind bereit zum Opfer für das Wohl der Gemeinschaft.“ Das sei eine sichere Grundlage für eine Gesellschaft, in der jeder sich verwirklicht und sein Glück findet. Und sie ergänzte: „Wir haben die Möglichkeit, auch durch die heutige Veranstaltung, den Menschen unserer Zeit zu bezeugen: Wenn wir im Geist der Gemeinschaft auf dieser Erde leben, eröffnet sich eine Zukunft der Geschwisterlichkeit und des Friedens für die Einzelnen, für die Völker, für unseren Kontinent und die gesamte Menschheit.“

Liebe als Grundlage eines menschlichen Miteinanders

Thomas Römer, CVJM München, unterstreicht das in seinem abschließenden Beitrag, wenn er davon spricht, dass Christen in einer wechselvollen Geschichte Europa eine Gemeinschaft und eine „Kultur der Gegenseitigkeit“ gezeigt hätten, die dem Mitmenschen Wertschätzung und Achtung entgegenbringe. „Es geht uns darum, heute an die Werte des Evangeliums zu erinnern, sie ganz neu in den Blick zu nehmen - gerade vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Krise Europas, die eine neue Entschiedenheit im Denken und Handeln erfordert. Das Evangelium zeigt uns Freiheit, Barmherzigkeit und Liebe als Grundlage eines menschlichen Miteinanders.“

Proklamation des Manifestes "Miteinander für Europa 2012" (Foto: Brehm)

Proklamation des Manifestes "Miteinander für Europa 2012" (Foto: Brehm)

Einsatz für ein geeintes Europa

Die Atmosphäre im Square Meeting Center und in den 144 beteiligten europäischen Städten ist nach dieser gefüllten und von Judy Baily musikalisch hervorragend mitgestalteten Veranstaltung bereitet für die Verlesung des Manifestes „Miteinander für Europa 2012“, in dessen beiden letzten Abschnitten es heißt: „Heute sagen wir mit Entschiedenheit, dass wir unser geschwisterliches Miteinander in den Dienst an der Einheit und am Frieden Europas und der Welt stellen wollen. Gemeinsam bekräftigen wir hier in Brüssel, wo wir an die Anfänge des europäischen Traumes erinnert werden, unseren Einsatz für ein geeintes und gastfreundliches Europa, in dem Freiheit, Barmherzigkeit und Solidarität das Zusammenleben prägen. Wir setzen uns ein für ein Europa, das sich mit Großzügigkeit den Bedürfnissen der ärmeren Länder öffnet und den Frieden und das Zusammenleben aller Menschen in den Mittelpunkt seiner Bemühungen stellt.“


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