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27. April 2012 | Rund ums Urheiligtum | 

Den glühenden Kern finden


"Liebesbündnis Live" - Tag (Foto: Brehm)

"Liebesbündnis Live" - Tag (Foto: Brehm)

Claudia Brehm. Etwas mehr das Lebensgeheimnis Schönstatts ergründen, etwas besser verstehen, was Liebesbündnis heißt und neu entdecken, wie es das Leben reicher macht, das war das Ziel der Veranstaltung „Liebesbündnis live“ zu der die Schönstattfamilienbewegung im Bistum Trier eingeladen hatte und zu der acht Ehepaare, sechs Kinder und zwei Marienschwestern am 22. April nach Schönstatt, ins Haus der Familie, gekommen waren.

Das ehemalige Studienheim der Pallottiner, in dem Pater Kentenich als junger Priester Spiritual war, beherbergt heute diePTHV Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar  (Foto: Brehm)

Das ehemalige Studienheim der Pallottiner, in dem Pater Kentenich als junger Priester Spiritual war, beherbergt heute diePTHV Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar (Foto: Brehm)

Gefragt sind Menschen mit Charakter

Spannend, lebendig und sehr gut nachvollziehbar, erläuterte Schwester M. Veronika Riechel die heutige besondere Zeitsituation anhand aktueller Buch- und Zeitschriftenzitate. So stelle der Hirnforscher Gerald Hüther fest, dass die Gesellschaft heute offenbar die Orientierung verloren habe und es dem Menschen deshalb ähnlich gehe wie einem Insekt, dem man plötzlich das Außenskelett weggenommen habe. Was in einer solchen Situation gebraucht werde, sei ein Innenskelett, etwas im Inneren, das Halt gebe, wenn das Äußere wegbricht. Und sie zitiert Hüter: “Wir haben keine Erfahrung, wie man innere Haltungen entwickelt.“

Arbeitsrunden am Vormittag im Haus der Familie (Foto: Brehm)

Arbeitsrunden am Vormittag im Haus der Familie (Foto: Brehm)

Spannend, lebendig und sehr gut nachvollziehbar: die Beiträge von Schwester M. Veronika Riechel (Foto: Brehm)

Spannend, lebendig und sehr gut nachvollziehbar: die Beiträge von Schwester M. Veronika Riechel (Foto: Brehm)

“Zu Beginn des 21. Jahrhunderts holen uns die ungelösten Probleme der Vergangenheit ein, verstärken einander und spitzen sich zu. Dabei fällt es Politikern zunehmend schwerer, steuernd und gestaltend in das Weltgeschehen einzugreifen“ zitiert Schwester Veronika aus der kritischen Zeitanalyse „Charakter“ von Petra Gerster und Christian Nürnberger. Die Frage, wo in einer solchen Situation Hoffnung herkomme, beantworteten Gerster und Nürnberger mit der einfachen Feststellung: „Von  Menschen mit Charakter!“

Innere Vertiefung und Selbsterziehung sind gefragt

Und schon ergeben sich für die Teilnehmer des Tages Verbindungen zur Schönstattgeschichte und dem, was Pater Kentenich vor 100 Jahren, als neu ernannter Spiritual im Studienheim in Schönstatt den Schülern als Lebensprogramm anbot: „Wir wollen lernen, uns unter dem Schutze Mariens selbst zu erziehen zu festen, freien, priesterlichen Charakteren.“ Wie aktuell klingt da heute seine damalige Erklärung, wie für die heutige Situation gesprochen: „Man braucht nicht sonderlich viel Welt- und Menschenkenntnis zu haben, um sich klar darüber zu werden, dass unsere Zeit mit allem Fortschritt, mit all ihren Entdeckungen den Menschen die innere Leere nicht nehmen kann.“

Und weiter führte Kentenich damals aus, dass das Interesse des Menschen ständig auf dieses Außen gerichtet sei, die Welt im Kleinen, die Innenwelt eines jeden Menschen aber unbekannt und unerforscht bleibe. Ein tiefer Riss gehe durch die Menschheit, weil die Herrschaft über die Außenwelt nicht Hand in Hand gehe mit der Herrschaft über die Innenwelt. Kentenichs Schlussfolgerung lässt aufhorchen. Es kann nicht darum gehen, das Rad der Geschichte und der Entdeckungen zurückzudrehen, sondern: „Je mehr äußerer Fortschritt, desto größere innere Vertiefung, desto mehr Selbsterziehung.“

Ortstermin am Eingang für die Schüler des ehemaligen Studienheimes (Foto: Brehm)

Ortstermin am Eingang für die Schüler des ehemaligen Studienheimes (Foto: Brehm)

Begegnung im ehemaligen Studienheim

Das Programm am Nachmittag führt die Teilnehmer in das Gebäude des ehemaligen Studienheimes, in dem heute die Hochschule der Pallottiner untergebracht ist. Was Schwester Veronika aus der Geschichte zu erzählen weiß, darüber, wie die Schüler hier lebten und sich gegen die 150 Paragraphen der Hausordnung zur Wehr setzten oder über die glückliche Hand Pater Kentenichs, mit dem Freiheitsdrang der Schüler umzugehen, trug sehr dazu bei, die Freude der Ehepaare an Selbsterziehung zu wecken. Denn charaktervolle Personen können mit innerer Stärke und Halt in einer höheren Macht dem unheilvollen Gefühl, einer unübersichtlich gewordenen Welt voller Krisen nichts entgegenzusetzen zu haben, entgegentreten.

Hier setze das Liebesbündnis an. Schwester Veronika zitiert Papst Benedikt, der noch als Kardinal Ratzinger gesagt habe: „Liebesbündnis mit Maria, dieses Wort trägt in sich eines der Kernworte der Heiligen Schrift: das Wort vom Bund, das die ganze Hoffnung der Christenheit enthält, denn es besagt, dass wir nicht allein gelassen sind in der Welt mit unbekannten Kräften und Mächten, die wir nicht durchschauen und letztlich bändigen könne, sondern dass der, der alle in Händen hält, uns kennt und liebt und eine Verbindung mit uns begonnen hat.“

Gebetszeit zum Abschluss im Urheiligtum (Foto: Brehm)

Gebetszeit zum Abschluss im Urheiligtum (Foto: Brehm)

Der "Liebesbündnis Live" - Tag geht weiter: zwei Treffen folgen im August und Oktober (Foto: Brehm)

"Liebesbündnis Live" - Tag (Foto: Brehm)

Der glühende Kern

Schwester Veronika betont, dass das bedingungslose Ja der Gottesmutter und Gott Vaters zu jedem Einzelnen, zu jedem Ehepartner und jedem der Kinder Ausgangspunkt für dieses Bündnis der Liebe sei. „Es ist der glühende Kern, der meine Liebe anfüllt und reich macht.“ Dieses Ja zurückzugeben durch Einsatz für Andere, durch Treue, durch das Ausprägen der je persönlichen Art und des von Gott bekommenen Auftrags, sei eine reizvolle und faszinierende Aufgabe.

Spannendes Kinderprogramm

Die Kinder haben derweil eine spannende Zeit mit Schwester Jacky-Ann aus Südafrika. Beim Herstellen eines Pilgerheiligtums und einer Schriftrolle, in die wichtige Sachen geschrieben werden, war der Hit, dass Schwester Jacky-Ann ein Feuerzeug mitbrachte, um die Ränder abzuflammen und sie damit "alt" aussehen zu lassen. Ein weiterer Höhepunkt war das Erklettern des Baumhauses im Garten von Familie Brehm, während die Eltern im Wohnzimmer Kaffee tranken.

Nach einer Gebetszeit im Urheiligtum wurden Adressen ausgetauscht und E-Mail-, Brief- oder SMS-Verbindung ausgemacht, um bis zur Fortsetzung des Treffens Ende August Kontakt zu halten: denn „Liebesbündnis live“ geht weiter.

Ehepaare, die sich beim "Liebesbündnis Live" - Tag der Schönstattfamilienbewegung etwas intensiver mit Schönstatt-Geschichte und -Spiritualität beschäftigen wollten (Foto: Brehm)

Ehepaare, die sich beim "Liebesbündnis Live" - Tag der Schönstattfamilienbewegung etwas intensiver mit Schönstatt-Geschichte und -Spiritualität beschäftigen wollten (Foto: Brehm)


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