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18. April 2012 | Worte des Bewegungsleiters | 

Maria und das Ostergeheimnis


Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstattbewegung,

die Feier der Heiligen Woche und der Osteroktav liegen hinter uns, wenn wir uns in diesem Monat April zur Bündnisfeier versammeln oder aber uns persönlich, eventuell auch im kleinen Kreis, in einem Hausheiligtum einschalten in die Besinnung auf unser Ursprungsbündnis vom 18. Oktober 1914 ...

Die Hoch-Zeit des Kirchenjahres, die Osterzeit, lässt uns fragen nach der Nähe Mariens zum Ostergeheimnis.

Maria und das Ostergeheimnis

Die Kirche hat immer festgehalten, dass die Zwei-Einheit von Jesus und Maria nicht nur in der Situation der Kreuzigung gegeben war, sondern auch im geheimnisvollen Vorgang der Auferstehung und des Heimgangs Jesu zum Vater. Auch wenn die Heilige Schrift nicht ausdrücklich berichtet, dass Jesus seiner Mutter erschienen sei, hat die Kirche immer festgehalten, dass die Gottesmutter Maria einbezogen war in die Kunde vom geheimnisvollen Geschehen zwischen der Kreuzesnacht und dem Ostermorgen.

Im marianischen Messbuch der lateinischen Kirche heißt es im Hochgebet zum Messformular „Maria bei der Auferstehung des Herrn“ (Nr. 15):

„Denn durch die Auferstehung deines Gesalbten
hast du die selige Jungfrau Maria erfüllt
mit unsagbarer Freude
und ihren Glauben wunderbar bestätigt.
Im Glauben hat sie den Sohn empfangen
und im Glauben seine Auferstehung erwartet.
In der Kraft des Glaubens
sah sie dem Tag des Lichtes und des Lebens entgegen:
dem Tag, da die Nacht des Todes entfloh
und die ganze Welt vor deinem Angesicht jubelte.
Dem Tag, an dem die Angst der jungen Kirche
sich wandelte in Freude,
weil sie ihren Herrn wiedersah,
der den Tod nicht schauen wird. ...“

Worauf gründete sich der Glaube Mariens, von dem hier so ausdrücklich und wiederholt die Rede ist? Sicher zunächst generell in dem Sinne, dass Gott, zumal den leidenden Gerechten (vgl. Jes 53) auch in Not und Tod nicht einfach preisgibt; darüber hinaus, so dürfen wir vermuten, nicht nur durch die Erfahrung der übernatürlichen Herkunft und Bestimmung Jesu; nicht zuletzt seiner Leidensankündigungen mit deren Hinweis, er, Jesus, werde den Menschen ausgeliefert, zum Tod verurteilt, aber nach drei Tagen auferstehen ...

Maria wird eine Ahnung davon gehabt haben, dass viele Linien des Alten und des Neuen Bundes zusammenfließen und erst einen Sinn ergeben im Licht des Geheimnisses von Tod und Auferstehung. Zu den Leidensankündigungen Christi gehört ja auch sein Wort vom Tempel seines Leibes, der zerstört werde – darin dem gebauten Tempel ähnlich –, der aber binnen drei Tagen wiederhergestellt würde. In diesem Wort leuchtet unter anderem der tiefe Zusammenhang auf von Heiligtum und Ostergeheimnis: Jesus, der Tempel des Neuen Bundes, werde nicht endgültig abgebrochen, sondern neu erfüllt mit dem Licht und Leben Gottes, entrückt in dessen ewige Herrlichkeit. Im Tempel des verklärten Leibes Jesu aber sind wir Menschen gleichsam bereits angekommen am Sinn-Ziel unserer leib-seelischen Bestimmung als Menschen.

Unser Heiliger Vater, Papst Benedikt XVI., sagt dazu im zweiten Band seines Werkes „Jesus von Nazareth“:

„Der Mensch Jesus gehört nun gerade auch mit seinem Leib ganz und gar der Sphäre des Göttlichen und Ewigen zu. ‚Geist und Blut’ haben ... von nun an einen Ort in Gott ... Auch wenn der Mensch von seinem Wesen her zur Unsterblichkeit geschaffen ist, so ist erst jetzt der Ort da, in dem seine unsterbliche Seele den ‚Raum’, die ‚Leiblichkeit’ findet, in der Unsterblichkeit Sinn erhält als Mitsein mit Gott und der ganzen versöhnten Menschheit. ... Der verwandelte Leib Christi (ist) zugleich der Ort, an dem die Menschen in die Gemeinschaft mit Gott und miteinander eintreten und so definitiv leben können in der Fülle des unzerstörbaren Lebens ...“ (Gemeint ist insgesamt nicht,) dass mit der Auferstehung Jesu irgendein einzelner Toter revitalisiert wurde, sondern ein Sprung (in der gesamten Wirklichkeit) geschah, eine Dimension eröffnet wurde, die uns alle angeht. (Vgl. J. Ratzinger/Benedikt XVI., Jesus von Nazareth, 2. Band, Freiburg, Basel, Wien o. J., S. 299 f.)

Papst Benedikt fügt hinzu, dass diese neue Dimension allerdings unsere Vorstellung überschreitet.

Noch einmal: Maria und das Geheimnis der Auferstehung

Wohl hingegen dürfen wir, wenn wir das österliche Regina caeli singen, davon ausgehen, dass die Gottesmutter, leib-seelische Wohnstatt des Messias-Kindes und Heiligtum Gottes, dem Kind ihres Schoßes gerade auch in seiner leib-seelischen Verklärung nahe blieb. Es wird geheimnisvolle Fäden gläubigen Nachdenkens und hoffender Ahnung gegeben haben in vielfacher Hinsicht; eine bleibende Verbundenheit – nicht zuletzt über das Band der Eucharistie –, welche ja immer zugleich den geopferten, aber auch verherrlichten Leib Jesu vergegenwärtigt.

Mit solchen geheimnisvollen Zusammenhängen einer bleibenden Zwei-Einheit zwischen Jesus und Maria mag es zusammenhängen, dass der Maler Matthias Grünewald seiner Stuppacher Madonna eine ausgesprochen österliche Note gegeben hat und dass man vom kleinen Jesus als von der „Lichtgestalt des Gotteskindes“ und „vom österlichen Antlitz der Gottesmagd“ gesprochen hat – dem Widerschein der kleinen Ostersonne nicht nur auf dem Antlitz Mariens, sondern bis in die Haarspitzen ihrer Frisur ... (Bruno Hilsenbeck, Die Stuppacher Madonna und ihre Botschaft, Schwabenverlag, Ellwangen Jagst 1988, S. 2 und 5)
Insgesamt eine tief sinnvolle Vorverlegung der österlichen Botschaft und Bestimmung ...

Im Licht der österlichen Botschaft dürfen wir sagen: Nicht nur das Jesus-Kind, sondern jedes Neugeborene ist schon bestimmt zur österlichen Verklärung; ebenso jeder ältere Mensch in seiner zunehmenden Hinfälligkeit.
Nicht weniger die Kirche im Wechselspiel von Erniedrigung (bedingt von innen oder außen) und Erhöhung (durch die verheißenen und geschenkten Geistesgaben des Auferstandenen). Von der Kirche als dem geheimnisvollen Leib Christi heißt es in der 14. Kreuzwegstation des Gebetbuches Himmelwärts:

„Wird dein geheimnisvoller Leib verachtet,
zum Tod verurteilt und als tot betrachtet,
dann bricht durch ihn hindurch die Gotteskraft,
die siegreich eine neue Erde schafft.“ (S. 89)

Ihnen allen eine frohe, gesegnete österliche Zeit und herzlichen Gruß vom Urheiligtum, für das unsere Schönstattfamilie ab dem 1. April eine erhöhte Verantwortung übernehmen durfte,

Ihr

P. Dr. Lothar Penners

Leiter der Schönstattbewegung in Deutschland


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