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20. März 2012 | Rund ums Urheiligtum | 

Freiheitserziehung steht am Beginn der Schönstattgeschichte


NAmenstagsfeier im 100. Jahr nach der Vorgründungsurkunde Schönstatts (Grafik: Brehm)

Namenstagsfeier im 100. Jahr nach der Vorgründungsurkunde Schönstatts (Grafik: Brehm)

Hbre. „Wir wollen lernen, uns unter dem Schutze Mariens selbst zu erziehen zu festen, freien, priesterlichen Charakteren“, diese in Schönstattkreisen gut bekannte Formulierung aus dem Antrittsvortrag Pater Josef Kentenichs, den er als junger Spiritual im Studienheim in Vallendar-Schönstatt gehalten hatte, stand über einer Feierstunde, zu der am Abend des 15. März die Gemeinschaft der Schönstätter Marienschwestern ins Pater-Kentenich-Haus in Vallendar Schönstatt eingeladen hatte. Anlass war der Namenstag des Gründers Schönstatts am 19. März.

Feierstunde in der Aula des Pater-Kentenich-Hauses (Foto: Brehm)

Feierstunde in der Aula des Pater-Kentenich-Hauses (Foto: Brehm)

Feierstunde aus Anlass des Namenstages von Pater Josef Kentenich

Schwester Pia Buesge, die den Abend moderierte, freute sich, dass viele der Einladung gefolgt waren und fast alle Plätze der Aula des Pater-Kentenich-Hauses besetzt waren. Der Vortrag vor den Schülern im Studienheim der Pallottiner im Jahr 1912 sei zur „Vorgründungsurkunde“ der Schönstattbewegung geworden. Daher läge es im Jahr 2012 nahe, sich in dieser Feierstunde mit diesem jetzt fast 100 Jahre zurückliegenden geschichtlichen Ereignis näher zu beschäftigen.

Schwester M. Doria Schlickmann referierte über 100 Jahre Vorgründungsurkunde (Foto: Brehm)

Schwester M. Doria Schlickmann referierte über 100 Jahre Vorgründungsurkunde (Foto: Brehm)

Ouvertüre „Vorgründungsurkunde“

Wie in einer Ouvertüre die Grundmotive einer Oper anklingen, so fänden sich auch in der sogenannten Vorgründungsurkunde – so habe Pater Kentenich selbst im Rückblick diesen Vortrag genannt - schon alle wesentlichen Motive der Gründung Schönstatts, wie sie später dann in der Gründungsurkunde vom 18. Oktober 1914 zum Ausdruck kämen, sagte Schwester M. Doria Schlickmann zu Beginn ihres Kurzreferates, mit dem sie die Anwesenden in die Thematik des Abends hineinnahm. Die Vorgründungsurkunde sei aus dem Herzen des Gründers selbst geboren und lasse seine Herzensanliegen anklingen, wozu vor allem seine Freiheitserziehung im Hinblick auf das Ideal des neuen Menschen in der neuen Gemeinschaft und die Verbundenheit mit Maria, der Mutter Jesu, gehöre. Darüber hinaus liefere die Vorgründungsurkunde zudem eine griffsichere Zeitanalyse als Folie, auf der Schönstatt und für die Schönstatt gegründet worden sei.

Musikalisches Quartett (Foto: Brehm)

Musikalisches Quartett (Foto: Brehm)

Herzensanliegen „Freiheitserziehung“

Mit dem in der Vorgründungsurkunde skizzierten „Lebensprogramm“, das auf die Erziehung von idealgebundenen Menschen ausgerichtet sei, die sich aus eigenem Antrieb für ein universelles Apostolat einsetzen, sei Pater Kentenich seiner Zeit weit voraus geeilt und gerade auch für unsere heutige Zeit relevant, sagte Schwester Doria. Pater Kentenich habe fast prophetisch erkannt, „dass eines der zentralen Probleme der Moderne und Postmoderne die Freiheitsfrage sein wird. Nicht primär in der Frage: Wie bekommen wir mehr Freiheiten, sondern: wie wird der neue Mensch lernen, damit umzugehen?“ Die Freiheitserziehung sei ihm ein Herzensanliegen gewesen und bereits in der Vorgründungsurkunde grundgelegt. Freiheitserziehung könne allerdings nicht „durch den Glanz unseres Wissens“ passieren, wie P. Kentenich es in einem Vortrag vom 27. Oktober 1912 ausdrücke, sondern nur „durch die Kraft, durch den inneren Reichtum unserer Persönlichkeit.“ Glaubwürdigkeit und überzeugende Strahlkraft von freien Persönlichkeiten seien in der Erziehung gefragt. „Wir müssen freie Charaktere sein. Gott will keine Galeerensklaven, er will freie Ruderer haben“, so P. Kentenich im selben Vortrag.

In der Vorgründungsurkunde werden Herzensanliegen des Gründers Schönstatts deutlich ... (Foto: Brehm)

In der Vorgründungsurkunde werden Herzensanliegen des Gründers Schönstatts deutlich ... (Foto: Brehm)

Herzensanliegen „neue Gemeinschaft“

Damit sich solche freien Persönlichkeiten entwickeln könnten, habe Pater Kentenich von Anfang an den Aufbau einer neuen Gemeinschaft als Herzensanliegen gehabt, in die sich jeder selbständig und eigenverantwortlich einbringen konnte und die auch geprägt war von einer inneren Solidarität zwischen dem Spiritual und seinen Schülern. 123mal, so betonte Schwester Doria, kommen die Worte „wir“ und „uns“ in der Vorgründungsurkunde vor. Das gegenseitige Verantwortungsbewusstsein, ein inneres Verwobensein, sei das Kernstück dieser neuen Gemeinschaft, habe Pater Kentenich später in einem Vortrag 1949 in Argentinien betont.

Schwester M. Pia Buesge moderierte die Feier (Foto: Brehm)

Schwester M. Pia Buesge moderierte die Feier (Foto: Brehm)

Rückblick auf 50 Jahre Vorgründungsurkunde

In einem zweiten Teil des Abends, nach dem Kurzreferat von Schwester Doria, lud Schwester Pia die Teilnehmer zu einem Rückblick auf die Feier des goldenen Jubiläums der Vorgründungsurkunde vor 50 Jahren in Milwaukee ein. Jugendliche aus dem Umfeld der Familien, die über einen längeren Zeitraum an den Montagabend-Vorträgen von Pater Kentenich in Milwaukee teilgenommen haben, hätten nach der Beschäftigung mit der Schönstattgeschichte 1962 vorgeschlagen, das 50. Jubiläum der Vorgründungsurkunde mit einem Familienfest zu feiern. Beeindruckend sei – so Schwester Pia im Rückblick auf die Feier von damals – dass das Programm des Jubiläums fast ausschließlich von Kindern und Jugendlichen gestaltet worden sei. Pater Kentenich selbst, der bei der Feier anwesend war, habe an diesem Tag erstmals in englischer Sprache einen kurzen Vortrag gehalten, von dem zum Abschluss der Feierstunde im Pater-Kentenich-Haus ein kurzer Ausschnitt eingespielt wurde.


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