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10. März 2012 | Rund ums Urheiligtum | 

Das Urheiligtum: ein Heiligtum für alle – Interview mit dem neuen Rektor des Heiligtums


Pater Dr. Michael Johannes Marmann (Foto: Brehm)

Pater Dr. Michael Johannes Marmann (Foto: Brehm)

Hbre. Am 1. April 2012 tritt der Nutzungsvertrag für das Urheiligtum in Kraft, der zwischen der internationalen Schönstattbewegung und der deutschen Provinz der Pallottiner abgeschlossen wurde. Damit übernimmt die Schönstattbewegung seelsorgliche und organisatorische Verantwortung am Urheiligtum, dem Ort, an dem die Schönstattbewegung am 18. Oktober 1914 gegründet wurde. Als neuer Rektor des Urheiligtums ist Pater Dr. Michael Johannes Marmann vorgesehen, den seine Gemeinschaft für diese Aufgabe zur Verfügung stellt. www.schoenstatt.de hatte die Gelegenheit zu einem Interview mit dem ehemaligen Generaloberen der Schönstatt-Patres, der in seinen Beiträgen besonders den Gedanken hervorhebt, dass „das Urheiligtum ein Heiligtum für alle“ sei.

Interview mit dem zukünftigen Rektor des Urheiligtums

schoenstatt.de: Pater Marmann, wie der Information zum Urheiligtum des Generaloberen Ihrer Gemeinschaft vom 22. Februar 2012 zu entnehmen ist, werden Sie am 1. April 2012 die Aufgabe des Rektors des Urheiligtumes übernehmen. Freuen Sie sich auf Ihre neue Tätigkeit?

Pater Dr. Michael Johannes Marmann (Foto: Brehm)

"... dass etwas Jugendliches von diesem Heiligtum ausgehen soll, ..."

Pater Marmann: Als ich zum ersten Mal von meiner Gemeinschaft gehört habe, dass ich diese Aufgabe übernehmen soll, hatte ich zunächst die Frage, ob ich in meinem Alter – ich bin immerhin 75 Jahre – der Richtige für diese Aufgabe bin. Irgendwie habe ich die Vorstellung, dass etwas Jugendliches von diesem Heiligtum ausgehen soll, zumal die Gottesmutter in der Gründungsurkunde gesagt hat, sie will die jugendlichen Herzen an sich ziehen. Aber mit der Zeit ist mir auch klar geworden, dass es gut ist, wenn da jemand ist, der vielfältige Erfahrungen hat. Im Ganzen sehe ich meine Berufung in diese Aufgabe auch als eine Ehre, als einen Vertrauensbeweis Gottes und der Gottesmutter an. Selbstverständlich freue ich mich auf diese Aufgabe und bin dankbar.

schoenstatt.de: Mit der Übernahme Ihres neuen Dienstes beginnt im Tal Schönstatt ein neuer Abschnitt. Wird sich vieles ändern?

Pater Marmann: Jeder Gnadenort muss von seiner Originalität her gesehen werden damit er sich entfalten kann. Insofern ist es sicher so, dass ein neuer Abschnitt beginnt, obgleich die Pallottiner sich bisher vorbildlich um das Heiligtum gekümmert haben. Da wird sich etwas ändern.

Aber was das konkrete Leben um das Urheiligtum angeht, wird der Beginn des neuen Abschnittes sicher - wie wir in Schönstatt gerne sagen - ein organischer Prozess sein. D.h. am Anfang wird sich nicht so viel ändern. Wir wollen die Gottesdienstzeiten in der Frühe genauso lassen wie das bisher gewesen ist. Am Nachmittag wird es weiter eine Zeit des stillen Gebetes geben. Am Abend um 21 Uhr möchten wir die Tradition des Abendsegens wieder aufleben lassen, der früher schon einmal in Schönstatt eine Rolle gespielt hat. Dazuhin wird es zukünftig für Gruppen und Gemeinschaften möglich sein, Zeiten in der Nacht für Gebets- und Weihestunden zu nutzen.

schoenstatt.de: Was bedeutet es Ihnen persönlich, dass jetzt, im 2. Jahr der Vorbereitung auf das Jubiläum 2014, das die Schönstattbewegung als Jahr der Heiligtumsströmung begeht, die Verantwortung für die Seelsorge am Urheiligtum in die Hände der Schönstattbewegung gelegt wird?

Pater Dr. Michael Johannes Marmann (Foto: Brehm)

"Für jeden soll dieses Heiligtum offen sein und alle sollen in ihrer Art hier angesprochen werden."

Pater Marmann: Es ist wie ein i-Tüpfelchen auf dieses Heiligtumsjahr, dass die Verhandlungen mit den Pallottinern gerade jetzt zu diesem Nutzungsvertrag geführt haben. Das bedeutet mir sehr viel. Und es ist mir - vorsehungsgläubig gesehen - ein Zeichen dafür, wie sehr Gott und die Gottesmutter in diesem ganzen Vorgang der Jubiläumsvorbereitung daran interessiert sind, dass das Jahr 2014, also die Hundertjahrfeier Schönstatts, und damit die Hundertjahrfeier dieses Urheiligtums, wirklich ein großes Gnadenereignis wird, das auch ausstrahlt hinein in die Kirche und in die ganze Welt.
Für mich ist das Urheiligtum ja - mehr als alle Schönstattheiligtümer in der ganzen Welt - „ein Heiligtum für alle“. Natürlich für alle nationalen Schönstatt-Familien weltweit. Aber auch für Menschen aller Herkunft und Couleur, die hierher kommen. Für jeden soll dieses Heiligtum offen sein und alle sollen in ihrer Art hier angesprochen werden. Das ist für mich ein großes Anliegen. Das Urheiligtum und seine Sendung bedeutet, wirklich für alle Menschen da zu sein.

schoenstatt.de: Sie sind einer der weniger werdenden Zeitzeugen, die P. Josef Kentenich, den Gründer Schönstatts, noch persönlich erlebt haben. Was würde Pater Kentenich Ihnen für die neue Aufgabe wohl mit auf den Weg geben?

Pater Dr. Michael Johannes Marmann (Foto: Brehm)

"Die Kirche hat eine Sauerteigfunktion für die ganze Welt und Schönstatt versucht mit seinem Urheiligtum dem zu dienen."

Pater Marmann: Vielleicht würde er aus der Geschichte heraus weit ausholen: Er hat ja am 18. Oktober 1914 gesagt, dass er diesen Ort gerne zu einem Wallfahrts-, zu einem Gnadenort machen möchte, der weit über die damaligen Benutzer hinauswirkt. Diese Überzeugung hat er mit dem berühmten Wort vom Schatten des Heiligtums, in dem auf Jahrhunderte das Schicksal der Kirche wesentlich mitentschieden würde, geweitet. Inzwischen hat sich diese Dimension konkretisiert. Und das Urheiligtum ist in sich ein internationales Heiligtum, das durch die vielen Filial-Heiligtümer eine ganz klare internationale Dimension hat und er wird sicher sagen, man müsste dem hier am Ort irgendwie gerecht werden. Und ich hoffe, dass durch das Stichwort „Heiligtum für alle“ das auch einigermaßen gewährleistet ist.

Schönstatt soll in der Vision unseres Gründers dafür sorgen, dass es eine neue christliche Gesellschaftsordnung gibt. Eine solche Zielstellung, die in diesem Ursprungsheiligtum ihren Anfang nahm, richtet sich nicht nur an die christlichen Gemeinschaften oder an die katholische Kirche, was natürlich das Nächstliegende ist, sondern tatsächlich auf die ganze Welt. Als das Konzil in Rom zu Ende ging, hat Pater Kentenich am 8. Dezember 1965 in Rom davon gesprochen, dass er die Kirche immer gesehen habe als „die Seele der modernen Weltkultur“. Die Kirche hat eine Sauerteigfunktion für die ganze Welt und Schönstatt versucht mit seinem Urheiligtum, dem zu dienen.

schoenstatt.de: Ist Pater Kentenich für Sie ein Vorbild und welche Eigenschaft des Gründers wünschen sie sich ganz besonders für ihre neue Tätigkeit?

Pater Dr. Michael Johannes Marmann (Foto: Brehm)

"Diesen Glauben würde ich mir ganz besonders wünschen. So wie er ihn gehabt hat, ..."

Pater Marmann: Für uns in Schönstatt ist selbstverständlich der Gründer immer ein Vorbild. Auf der anderen Seite erleben wir uns als kleine pilgernde Schönstätter doch eben auch sehr begrenzt gegenüber dieser großen Persönlichkeit, seiner Tiefe und der Weite seiner Sendung, die er  verspürte, die er immer ganz klar und eindeutig mit dem Heiligtum verbunden hat. Pater Kentenich als Gründer ist für mich als – unerreichbares - Vorbild vor allen Dingen der Gottesmann, der ganz aus dem tiefen Glauben gelebt hat: Hier im Urheiligtum hat die Gottesmutter sich niedergelassen, hier ist ein Gnadenort, von hier aus wird eine weltweite Erneuerungsbewegung in die ganze Kirche gehen. Diesen Glauben würde ich mir ganz besonders wünschen. So wie er ihn gehabt hat und ihn in allen schwierigen Situationen, egal ob im Konzentrationslager in Dachau oder - was noch schlimmer war - in seinem Exil in Milwaukee, durchgehalten hat. Diesen Glauben erhoffe ich mir.

schoenstatt.de: Sie waren und sind stark engagiert im Miteinander der Bewegungen für Europa. Inwieweit können Erfahrungen aus diesem Bereich hilfreich sein für Ihre Aufgabe am Urheiligtum?

Pater Dr. Michael Johannes Marmann (Foto: Brehm)

"Dieser großen Idee von Vinzenz Pallotti will Schönstatt hier vom Urheiligtum aus dienen."

Pater Marmann: In den letzten Jahren haben sich die Verantwortlichen der Bewegungen nicht nur aus Deutschland, sondern auch von ganz Europa hier in Schönstatt zu Tagungen getroffen. Das macht schon deutlich, dass die Bewegungen Schönstatt entdecken, nicht nur als Ort, wo man tagen kann, sondern auch unter dem Gesichtspunkt dessen, was von Schönstatt ausgeht: z.B. die erzieherische Komponente. Pater Kentenich hat ja immer wieder gesagt, wir als Schönstatt sind eine Erzieher- und Erziehungs-Bewegung. Bei Führungen der Mitglieder dieser Gemeinschaften hier in Schönstatt war es für mich mehrfach beeindruckend mitzuerleben, wie sie das Urheiligtum wirklich als Gnadenort empfanden. Daraus entnehme ich, dass Schönstatt mit seiner starken und ganz katholischen Originalität doch für alle Bewegungen da sein kann. - Das führt mich natürlich zu einer Erkenntnis, die eigentlich hätte am Anfang stehen können in meinen Kontakten mit den Bewegungen, nämlich, das unser Gründer seit 1916 davon gesprochen hat, dass sich die apostolischen Kräfte in der Kirche zusammentun müssen.

Dieser großen Idee von Vinzenz Pallotti will Schönstatt hier vom Urheiligtum aus dienen. Das Urheiligtum ist in besonderer Weise nicht nur ein Heiligtum für alle, die da eben kommen, ist nicht nur ein Heiligtum der internationalen Schönstattbewegung, sondern ist auch das Heiligtum für die Communio aller missionarischen Kräfte im Volk Gottes. So hoffe ich, dass das Urheiligtum auf die Dauer für dieses Miteinander der Bewegungen nicht nur in Europa, sondern auf der ganzen Welt hilfreich wird.

schoenstatt.de: Beim „Rektor des Heiligtums“ denkt man zunächst an organisatorische Aufgaben und Tätigkeiten. Wo sehen Sie den Schwerpunkt ihrer neuen Aufgabe?

Pater Dr. Michael Johannes Marmann (Foto: Brehm)

"... dass die Mitarbeiter ... nicht nur aus Deutschland, sondern aus allen Ländern kommen können."

Pater Marmann: Natürlich gibt es jede Menge organisatorischer Fragen, die es zu klären gilt. So hoffe ich darauf, dass es ganz viele Leute gibt, die sich ehrenamtlich für solche Arbeiten engagieren werden, ob das die Reinigung des Heiligtums betrifft, oder die Instandhaltung des Geländes. Ich bin froh, dass bereits jetzt ein Ehepaar aus Österreich sich bereit erklärt hat, die Verantwortung für die Sakristei zu übernehmen. Das macht schon deutlich, dass die Mitarbeiter, die es da am Urheiligtum geben wird, nicht nur aus Deutschland, sondern aus allen Ländern kommen können. Gerade auch damit kann das Urheiligtum in seiner umfassenden Dimension erlebt werden. Und dieser eigentlichen Dimension zu dienen, bei aller Notwendigkeit der organisatorischen Regelungen, das ist sicher Schwerpunkt meiner Aufgabe.

schoenstatt.de: Wo und wie wird der neue Rektor des Urheiligtumes erreichbar sein? Werden Sie ein Büro im Tal haben und eventuell sogar umziehen?

Pater Dr. Michael Johannes Marmann (Foto: Brehm)

"... gnadenhafte Einheit von Urschulungsheim und Urheiligtum"

Pater Marmann: In der Zeit des Nutzungsvertrages bis Ende 2012 werde ich beim Urheiligtum nicht wohnen können. Es steht uns nur ein Teil des Erdgeschosses von Haus St. Marien, die Sakristei, zur Verfügung. Es ist mir angeboten worden, dass ich zwischenzeitlich ein Zimmer haben könnte im Ur-Schulungsheim, also im Bundesheim, das aber relativ weit entfernt ist unter dem Gesichtspunkt der Betreuung des Heiligtums. Was mir an diesem Angebot aber gefällt, ist die ganz tiefe, nicht nur organisatorische und nicht nur seelsorgliche, sondern auch gnadenhafte Einheit von Urschulungsheim und Urheiligtum, wie sie Pater Kentenich schon deutlich gemacht hat.

Aber ich meine, der Rektor des Urheiligtums müsste eigentlich im alten Haus, wie wir in Schönstatt sagen, also im Haus St. Marien eine Wohnung haben. Ich werde sicher eine Adresse haben, dass die Menschen sich an mich wenden können, sowohl was Telefon als auch was E-Mail usw. angeht. Wie sich das aber ganz konkret entwickeln wird, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.

schoenstatt.de: Vielen Dank, Herr Pater Marmann, für alle Information, für ihre Vision und für dieses Gespräch.

Das Gespräch führte Heinrich Brehm

 

Pater Dr. Michael Johannes Marmann (Foto: Brehm)

Pater Dr. Michael Johannes Marmann beim Urheiligtum in Vallendar-Schönstatt (Foto: Brehm)

Weitere Information

  • Im Anschluss an dieses Interview teilt Pater Marmann an die Gemeinschaften und Häuser der Schönstattbewegung mit, dass vorerst - bis zum 15. April 2012 - alle organisatorischen Anfragen für Termine ,die das Urheiligtum betreffen, an die Pilgerzentrale gehen sollen. So können mögliche Überschneidungen vermieden werden.

    Schönstatt Wallfahrt
    Pilgerzentrale
    Am Marienberg 1
    56179 Vallendar
    Tel: 0261 - 96 26 4-0
    Fax: 0261 - 96 26 4-199
    E-Mail: kontakt@schoenstatt-info.de
  • Mailadresse von Pater Marmann: marmann@schoenstatt-patres.de
  • Zukünftige Homepage für das Urheiligtum:
    www.urheiligtum.de

 


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