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Zeit, um Paar zu sein
DEUTSCHLAND, Fränzi Neuner. Eineinhalb Jahre ist es her, unser Ehevorbereitungsseminar in Schönstatt. Losgelassen hat uns diese Erfahrung nicht: Wie gut tut es, wenn man sich als Paar mal richtig Zeit füreinander nimmt; wenn man Anregungen bekommt, die tiefere Gespräche möglich machen; wenn man den gemeinsamen Draht nach oben ein bisschen poliert; und vor allen Dingen: Wenn man im Austausch mit Paaren ist, mit denen man sich ganz einfach gut versteht.
Wahrscheinlich war es bei den meisten von uns 10 Paaren sogar dieser ganz dringende Wunsch, endlich mal all die anderen wiederzusehen, der uns alles hat stehen und liegen lassen, um für ein Wochenende nach Fulda zu kommen: Bei den einen war es der Hausbau, der warten muss, bei den anderen der Stress auf der Arbeit, wieder bei anderen die Prüfungsvorbereitung - und bei einem Paar auch das erste Kind, dass dieses Wochenende bei der Oma verbrachte und seinen Eltern drei Tage Zeit zum Paar-Sein gegönnt hat.
Wozu es uns als Paar gibt
Paar bleiben und Eltern sein: das ist tatsächlich nicht ganz einfach. Zwei Paare aus unserem Kreis konnten davon schon ein glückliches Lied singen, aber auch von Grenzmomenten berichten. Sr. M. Louise Schulz, die das Wochenende begleitete, konnte aus ihren vielen Begegnungen mit jungen Familien erzählen: „Es heißt ja immer wieder, dass die Belastungssituationen, die mit dem ersten Kind einhergehen, ein Paar in die Krise bringen. Ich habe eigentlich eine andere Beobachtung gemacht: Je stärker eine Ehe vor der Geburt ist, desto mehr wächst das Paar durch die neuen Herausforderungen zusammen und das Kind bereichert die Beziehung." Deshalb fängt die Aufgabe „Paar zu bleiben" auch nicht erst mit dem Nachwuchs an.
Außerdem sind es nicht nur Kinder, die unsere Zweisamkeit öffnen und erweitern. Jedes Paar, sagt Sr. Louise, braucht etwas Drittes - gemeinsame Projekte und Ziele, für die sich beide gern engagieren - „sonst wird die Dyade aus Mann und Frau zum Gefängnis". Es braucht etwas außerhalb der Beziehung, was für beide wichtig ist und damit einen äußeren Schnittpunkt darstellt. Das stärkt die gegenseitige Verbindung.
Bei unserer Eheschließung haben wir versprochen, nicht nur für uns selber da zu sein, sondern „Mitverantwortung in der Kirche und in der Welt zu übernehmen". Auch für die Noch-Nicht-Eltern ein Impuls, zu überlegen, wozu es uns als Paar gibt, was unsere gemeinsame Aufgabe sein kann.
Excel-Tabellen und Vertrauen
Zwei weitere Vorträge inspirierten dieses Wochenende: Ehepaar Gaßner sprach ein zunächst banales Thema an: Sie gaben Impulse zum Umgang mit dem Haushaltsgeld; berichteten von Excel-Tabellen und knappen Kassen, von den sechs Töchtern, die unbedingt ein Handy wollen, und vom Essengehen bei Burger King. Die Abschlussrunde nach der gemeinsamen Paar-Zeit zeigte, dass dieses manchmal doch etwas leidige Thema für einigen Diskussionsstoff gesorgt hatte. Den Gaßners war es daher wichtig zu zeigen, dass die Beschäftigung mit dem Thema Geld eben keinesfalls banal, sondern eine „vertrauensbildende Maßnahme" ist.
Gottes Spielwiese
Das Ehepaar Breitenbach - beides Ingenieure - erzählte begeistert und begeisternd von ihren Erfahrungen mit der „Vektorgeometrie der Seele": Die verschiedenen positiven und negativen Kräfte in unserem Leben ergeben meistens eine Nullrunde - aber dazu kommt die „schöpferische" Resultante Gottes, die aus unserem Leben mehr macht. Oder anders gesagt: „Wenn Gott vor die vielen Nullen unseres Lebens eine 1 schreibt, dann ergibt das eine sehr große Zahl." Dafür aber müssen wir in unserer Lebens-Planung Gott Raum geben für seine „Spielwiese"...
„Guter Hoffnung" für das nächste Jahr
Trotzdem - oder gerade deswegen? - konnte Gott das Unplanbare wirken: Die schönen Momente im Heiligtum, die angeregten Diskussionen als Paar, die Gespräche am Essenstisch und die gemeinsamen Abende, die spontan zu großen Spiele-Sessions wurden. Ja, vor allem die Gemeinschaft unter den Paaren ist an diesem Wochenende nochmal viel enger geworden.
Unser Wochenende war nahezu perfekt geplant: Ramona und Benjamin Brähler, ein Paar aus unserer Runde, hatte mit großer Mühe und viel gedanklicher Vorarbeit das Treffen vorbereitet. Dazu gehörte neben vielem anderen ein Ausflug auf die Milseburg, der „Perle der Rhön" - eine wunderschöne Wanderung, bei der die beiden uns immer wieder gute Impulse „mit auf den Weg" gaben. Und eine Meditation, zu der uns ein mit Lichtern erleuchteter „roter Faden" ins Heiligtum hinführte. Ein besonders bewegender Moment stand ganz am Schluss: Zwei Paare durften am Ende des Gottesdienstes den Elternsegen für ihr ungeborenes Kind empfangen.
Der Abschied vor dem Heiligtum war dann von einem Tenor bestimmt: Wie schön ist es, dass wir uns im nächsten Jahr alle wiedersehen - und wie spannend wird es sein, was bis dahin alles passiert ist...