Die altersgraue Brücke übern Main in Würzburg, ja, die könnt´ nicht schöner sein. Die Heiligen stehen steinern dort in Ruh´ und schauen dem Touristentrubel zu. |
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Doch einmal, nachts, ist etwas vorgekommen. Ein Zeuge hat´s durch Zufall selbst vernommen: Ermüdet von des Tages Lärm und Hast, war ´n alle Heiligen am Schlafen fast.
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Da schnuppert plötzlich unser Diakon Sankt Totnan, streckt den Zeigefinger schon ganz aufgeregt und ärgerlich und ruft: „Hier stinkt´s!“ Verpestet ist die Abendluft.
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St. Totnan (Foto: Str1977, Wikipedia)
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S. Fridericus und Pipinus (Foto: 12345678, wikipedia.de)
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Sankt Friedrich und Herr Pippin werden munter und schimpfen laut von ihrem Sockel runter: „Wer wagt so etwas hier in uns´rer Schar? Wir wollen wissen, wer der Stinker war!“
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Inzwischen hat das Düftlein schon erreicht den Kaiser Karl den Großen. Der erbleicht. Er wendet angewidert sich zur Seite und seufzt: „O ist das lästig, liebe Leute!“
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Carolus Magnus (Foto: 12345678, wikipedia.de)
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S. Joh. v. Nepomuk (Foto: 12345678, wikipedia.de)
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Sankt Nepomuk steht mitten auf der Brück´. Er hebt das Kreuz und sagt mit treuem Blick: „Ich war es nicht! Ich weiß, was sich gehört! Gott ist mein Zeuge!“ - und fängt an und schwört.
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Sankt Burkard mit erhobnem Herzogsschwert macht wild und zornig eine Drohgebärd´: „Wenn ich es rauskrieg, wer's gewesen ist, dann bringe ich ihn um! Bloß, dass ihr´s wisst!“
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Statue des Heiligen Burkard (Foto: Str1977, wikipedia.de)
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Carolus Borromaus (Foto: 12345678, wikipedia.de)
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Karl Borromäus meint verständnisvoll: „Das, was hier abläuft, ist zwar nicht so toll. Doch wer mal muss, dem geb´ ich Wechselgeld. Man wird bloß abgezockt in dieser Welt.
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Sankt Bruno, ebenfalls sehr hilfsbereit, der sucht in seinem Buche Seit´ für Seit´ nach einem Mittel gegen lästige Winde. „Mal schauen, ob ich etwas Gutes finde.“
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Heiliger Bruno (Foto: Str1977, Wikipedia)
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Statue des Heiligen Kolonat (Foto: Str1977, Wikipedia)
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Sehr theatralisch zielt Sankt Kolonat mit seinem Dolch, den er in Händen hat, aufs eigne Herz und sagt: „Ich würde mich zu Tode schämen, wenn der Schuft wär ich.“
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Sankt Kilian, furchtlos, denkt sich glaubensfroh: Mein Kopf wird rollen demnächst sowieso. Er sagt: „Wenn ihr es nicht gewesen seid, dann war´s halt ich. Es tut mir furchtbar leid.“
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Statue des Heiligen St. Kilian (Foto: Christian "VisualBeo" Horvat)
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S. Josephus (Foto: 12345678, wikipedia.de)
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Sankt Josef, leise, streng zum Kinde spricht: „Mein Jesus, hör mal! So was macht man nicht! Das ist sehr unanständig! Wenn man muss, dann tritt man aus! Ansonsten gibt’s Verdruss!“
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Die Mutter hört's. Maria lächelt still, weil sie natürlich nichts verraten will. Sie blickt – wie sonst so oft - zum Himmel auf, nimmt Stunk und Menschlichkeiten voll in Kauf.
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Statue der Jungfrau Maria, dargestellt als Patrona Franconiae, auf der Alten Mainbrücke in Würzburg (Foto: Str1977, Wikipedia)
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Ihr lieben Christen alle, wisst Ihr was? Die Heiligen und der Herr verstehen Spaß! Sie wirken ernst und weltfremd, wie es scheint. Sind menschlicher und froher, als man meint
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Sie steh´n nicht nur an beiden Brückenseiten. Sie wollen uns durchs Leben stets begleiten. „Wer glaubt, ist nie allein.“ Der Satz ist wahr! Um uns herum ist eine Helferschar.
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Wenn Euch im Leben etwas mächtig stinkt, und wenn Euch scheinbar gar nichts mehr gelingt, dann könnt Ihr an die vielen Heiligen denken, die Euren Blick zu Jesus Christus lenken
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Im Evangelium haben wir vernommen: Ein Lahmer will ins Haus zu Jesus kommen. Doch ist der Weg zu ihm versperrt, besetzt. Das stinkt ihm, und er denkt: Was mach ich jetzt?
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Er lässt von oben, ohne zu verweilen, sich von vier Männern durch das Dach abseilen. Die haben ihre Sache gut gemacht und einen Menschen hin zum Herrn gebracht.
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Ist das nicht unser Job vor allen Dingen: einander in Kontakt mit Gott zu bringen? Mit Mut und Tatkraft und mit Fröhlichkeit? Die Heiligen taten es zu ihrer Zeit!
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Drum sag ich: Bringst du Freude, kannst du lachen, dann wirst du ein Stück Erde heller machen. Erzähl doch auch mal ein paar schöne Witze, anstatt zu klagen! Das wär' ehrlich Spitze! Amen
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