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19. Februar 2012 | Deutschland | 

Einander in Kontakt mit Gott bringen - Faschingspredigt 2012 von Pfr. Josef Treutlein


Pfarrer Josef Treutlein trägt dem Kernteam 2013 seine Fastenpredigt vor (Foto: Brehm)

Pfarrer Josef Treutlein trägt dem Kernteam 2013 seine Fastenpredigt vor (Foto: Brehm)

Hbre. Wer die "neue" Alte Mainbrücke in Würzburg vor Augen hat, mit deren Bau bereits im Jahr 1476 begonnen wurde und die in den Jahren nach 1720 mit insgesamt 12 barocken Steinfiguren von Heiligen und Herrschern geschmückt wurde, wird keine Schwierigkeiten haben, den in der Faschingspredigt von Pfarrer Josef Treutlein, Würzburg, fein gesponnenen Humor zu entdecken, der sich aus der erzählten Geschichte in Verbindung mit den Posen und Haltungen der Brückenstatuen ergibt. Dass die kleine Geschichte zu den Würzburger Brückenheiligen in Verbindung mit dem Tagesevangelium des Faschingssonntages dazu anregt, durch Freude, Frohsinn und Lachen einander enger in Kontakt zu bringen mit dem Gott des Lebens, mag in diesen Faschingstagen eine heitere und fröhliche Anregung sein. Das Kernteam 2013, das zur Vorbereitung der Eröffnungsfeier zum Jubiläumsjahr 2014 - die von 18. bis 20. Oktober 2013 in Vallendar Schönstatt stattfinden wird - am Abend des Faschingssonntags zusammen war, konnte jedenfalls zum Abschluss der Arbeit kräftig schmunzeln.

Die Alte Mainbrücke von der Festung aus gesehen. In den Pfeilerkanzeln auf beiden Seiten der Brücke befinden sich die Steinfiguren, die mit Blickrichtung zur Fahrbahnmitte gewandt sind. (Foto: Brehm)

Die Alte Mainbrücke von der Festung aus gesehen. In den Pfeilerkanzeln auf beiden Seiten der Brücke befinden sich die Steinfiguren, die mit Blickrichtung zur Fahrbahnmitte gewandt sind. (Foto: Brehm)

Die altersgraue Brücke übern Main
in Würzburg, ja, die könnt´ nicht schöner sein.
Die Heiligen stehen steinern dort in Ruh´
und schauen dem Touristentrubel zu.


Doch einmal, nachts, ist etwas vorgekommen.
Ein Zeuge hat´s durch Zufall selbst vernommen:
Ermüdet von des Tages Lärm und Hast,
war ´n alle Heiligen am Schlafen fast.
Da schnuppert plötzlich unser Diakon
Sankt Totnan, streckt den Zeigefinger schon
ganz aufgeregt und ärgerlich und ruft:
„Hier stinkt´s!“ Verpestet ist die Abendluft.
St. Totnan (Foto: Str1977, Wikipedia)
St. Totnan (Foto: Str1977, Wikipedia)

S_Fridericus (Foto: 12345678, wikipedia.de)Pipinus (Foto: 12345678, wikipedia.de)

S. Fridericus und Pipinus (Foto: 12345678, wikipedia.de)
Sankt Friedrich und Herr Pippin werden munter
und schimpfen laut von ihrem Sockel runter:
„Wer wagt so etwas hier in uns´rer Schar?
Wir wollen wissen, wer der Stinker war!“
Inzwischen hat das Düftlein schon erreicht
den Kaiser Karl den Großen. Der erbleicht.
Er wendet angewidert sich zur Seite
und seufzt: „O ist das lästig, liebe Leute!“

Carolus Magnus (Foto: 12345678, wikipedia.de)

Carolus Magnus (Foto: 12345678, wikipedia.de)

S. Joh. v. Nepomuk (Foto: 12345678, wikipedia.de)

S. Joh. v. Nepomuk (Foto: 12345678, wikipedia.de)
Sankt Nepomuk steht mitten auf der Brück´.
Er hebt das Kreuz und sagt mit treuem Blick:
„Ich war es nicht! Ich weiß, was sich gehört!
Gott ist mein Zeuge!“ - und fängt an und schwört.

Sankt Burkard mit erhobnem Herzogsschwert
macht wild und zornig eine Drohgebärd´:
„Wenn ich es rauskrieg, wer's gewesen ist,
dann bringe ich ihn um! Bloß, dass ihr´s wisst!“

Statue des Heiligen Burkard (Foto: Str1977, wikipedia.de)

Statue des Heiligen Burkard (Foto: Str1977, wikipedia.de)

Carolus Borromaus (Foto: 12345678, wikipedia.de)

Carolus Borromaus (Foto: 12345678, wikipedia.de)
Karl Borromäus meint verständnisvoll:
„Das, was hier abläuft, ist zwar nicht so toll.
Doch wer mal muss, dem geb´ ich Wechselgeld.
Man wird bloß abgezockt in dieser Welt.
Sankt Bruno, ebenfalls sehr hilfsbereit,
der sucht in seinem Buche Seit´ für Seit´
nach einem Mittel gegen lästige Winde.
„Mal schauen, ob ich etwas Gutes finde.“

Heiliger Bruno (Foto: Str1977, Wikipedia)

Heiliger Bruno (Foto: Str1977, Wikipedia)

Statue des Heiligen Kolonat (Foto: Str1977, Wikipedia)

Statue des Heiligen Kolonat (Foto: Str1977, Wikipedia)
Sehr theatralisch zielt Sankt Kolonat
mit seinem Dolch, den er in Händen hat,
aufs eigne Herz und sagt: „Ich würde mich
zu Tode schämen, wenn der Schuft wär ich.“
Sankt Kilian, furchtlos, denkt sich glaubensfroh:
Mein Kopf wird rollen demnächst sowieso.
Er sagt: „Wenn ihr es nicht gewesen seid,
dann war´s halt ich. Es tut mir furchtbar leid.“

Statue des Heiligen St. Kilian (Foto: Christian "VisualBeo" Horvat)

Statue des Heiligen St. Kilian (Foto: Christian "VisualBeo" Horvat)

S. Josephus (Foto: 12345678, wikipedia.de)

S. Josephus (Foto: 12345678, wikipedia.de)
Sankt Josef, leise, streng zum Kinde spricht:
„Mein Jesus, hör mal! So was macht man nicht!
Das ist sehr unanständig! Wenn man muss,
dann tritt man aus! Ansonsten gibt’s Verdruss!“
Die Mutter hört's. Maria lächelt still,
weil sie natürlich nichts verraten will.
Sie blickt – wie sonst so oft - zum Himmel auf,
nimmt Stunk und Menschlichkeiten voll in Kauf.

Statue der Jungfrau Maria, dargestellt als Patrona Franconiae, auf der Alten Mainbrücke in Würzburg (Foto: Str1977, Wikipedia)

Statue der Jungfrau Maria, dargestellt als Patrona Franconiae, auf der Alten Mainbrücke in Würzburg (Foto: Str1977, Wikipedia)

Ihr lieben Christen alle, wisst Ihr was?
Die Heiligen und der Herr verstehen Spaß!
Sie wirken ernst und weltfremd, wie es scheint.
Sind menschlicher und froher, als man meint
Sie steh´n nicht nur an beiden Brückenseiten.
Sie wollen uns durchs Leben stets begleiten.
„Wer glaubt, ist nie allein.“ Der Satz ist wahr!
Um uns herum ist eine Helferschar.


Wenn Euch im Leben etwas mächtig stinkt,
und wenn Euch scheinbar gar nichts mehr gelingt,
dann könnt Ihr an die vielen Heiligen denken,
die Euren Blick zu Jesus Christus lenken
Im Evangelium haben wir vernommen:
Ein Lahmer will ins Haus zu Jesus kommen.
Doch ist der Weg zu ihm versperrt, besetzt.
Das stinkt ihm, und er denkt: Was mach ich jetzt?


Er lässt von oben, ohne zu verweilen,
sich von vier Männern durch das Dach abseilen.
Die haben ihre Sache gut gemacht
und einen Menschen hin zum Herrn gebracht.
Ist das nicht unser Job vor allen Dingen:
einander in Kontakt mit Gott zu bringen?
Mit Mut und Tatkraft und mit Fröhlichkeit?
Die Heiligen taten es zu ihrer Zeit!


Drum sag ich: Bringst du Freude, kannst du lachen,
dann wirst du ein Stück Erde heller machen.
Erzähl doch auch mal ein paar schöne Witze,
anstatt zu klagen! Das wär' ehrlich Spitze!
Amen

 

In Anlehnung an eine Prosa-Vorlage gedichtet von Pfarrer Josef Treutlein

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