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20. Januar 2012 | International | 

Ein Leben für die Königin von Berg Sion - Schönstatt-Pater Jonathan Niehaus erliegt seinem Krebsleiden


Pater Jonathan Niehaus beim Gottesdienst im Heiligtum der Familien. (Foto: Brehm)

Pater Jonathan Niehaus (Foto: Brehm)

Hbre. Die Gemeinschaft der Schönstatt-Patres hat heute mitgeteilt, dass Gott, der barmherzige Vater, ihren Mitbruder P. Jonathan Niehaus nach einem mehrere Monate andauernden Lungenkrebsleiden im Alter von 51 Jahren zu sich gerufen hat. Seinen letzten Weg sei er bewusst und wohl vorbereitet gegangen. Mit Pater Jonathan verlieren die Schönstatt-Patres, aber auch die ganze Schönstatt-Bewegung einen feinen Menschen, der auf seine besondere Art und Weise dazu beigetragen hat, den Vater und Gründer Schönstatts, Pater Kentenich, und das, was er wollte, besser kennen zu lernen und zu verstehen. Familien denken in diesem Zusammenhang z.B. an die Textsammlung zum Hausheiligtum. Sein Buch über den dritten Meilenstein der Schönstatt-Geschichte, den 31. Mai, wurde in mehreren Sprachen übersetzt veröffentlicht. Unter vielfältigen Perspektiven hat P. Jonathan durch Quellenstudium zum besseren Verständnis dessen beigetragen, was Pater Kentenichs Anliegen war und was Schönstatts Spiritualität und Aufgabe ist.

Mit der Bitte um das Gebet für Pater Jonathan Niehaus, für seine Patres-Familie und für seine Familien-Angehörigen veröffentlicht PressOffice Schönstatt an dieser Stelle den Nachruf von Pater Jonathan Niehaus.

Pater Jonathan Niehaus beim Gottesdienst im Heiligtum der Familien. (Foto: Brehm)

Nachruf von Pater Jonathan Niehaus (1960-2012)

“Der Königin von Minnesota gewidmet”, schrieb der Student Jonathan Niehaus 1983 in sein erstes Buch „Die Geschichte Schönstatts in den Vereinigten Staaten“. Nachdem er nun nach einem intensiven Ringen mit dem Lungenkrebs sein Leben in die Hände Gottes gegeben hat, dürfen wir sagen, er widmete es „der Königin vom Berg Sion“. Von Anfang an erlebte er sein Leiden in einer inneren Verbindung mit den Gesprächsprozessen um die Verantwortung am Urheiligtum von Schönstatt.

Jonathan James Niehaus wurde geboren in Madison / Minnesota am 6. Juni 1960 als ältester von sechs Kindern von Veronika und Melvin Niehaus. Nach dem Umzug nach Ivanhoe 1966 kam die Familie in Kontakt mit den Schönstätter Marienschwestern, die dort ein kleines Krankenhaus unterhielten. Er schloss sein Liebesbündnis mit der Mutter Gottes am 7. April 1974, dem Tag der Einweihung des Hausheiligtums der Familie. In seiner Jugend nahm er an zahlreichen Unternehmungen der Jugend und der Schönstattfamilie von Minnesota teil, einschließlich der Suche nach einem Landstück und dem Bau des Heiligtums in Sleepy Eye, MN. Er absolvierte das Gymnasium in Ivanhoe 1978 und an der Universität 1982. Dann schloss er sich der Gemeinschaft der Schönstatt-Patres an. Seine leibliche Schwester, Schw. Deanne, war bereits bei den Marienschwestern eingetreten; und später entschied sich sein Bruder Mark auch für unsere Gemeinschaft. Sein Bruder Tom wurde 2008 zum Diözesanpriester geweiht.

P. Jonathan verbrachte ein Jahr in Milwaukee. Danach ging er 1984 nach Deutschland, um sich auf den Beginn des Noviziates vorzubereiten. Im Zusammenhang mit der Hundertjahrfeier des Geburtstags von P. Kentenich fand sein Kurs das Kursideal „Pater renatus exoriens“. Von 1987 bis 1988 unterbrach er seine Studienjahre in Münster/Westfalen für ein Praktikum mit der Schönstatt-Mannesjugend in den USA.

Pater Jonathan war ein Mensch mit vielen Begabungen. Er hatte ein besonders gutes Gedächtnis, Sinn für Geschichte und musikalisches Talent. Seine Ausbildungszeit im Kolleg in Münster brachte auch manche Kämpfe und Spannungen mit sich. Er konnte sich mit der Zeit auf Wege der Aufarbeitung einlassen. Trotzdem trug er sein Leben lang schweigend an diesem Kreuz.

Nach Beendigung seiner Studien in Münster 1993 und einem Jahr Diakonat in der St. Mary’s Pfarrei in Elm Grove, Wisconsin, weihte ihn Bischof Raymond Lucker am 4. Juni 1994 in Sleepy Eye, Minnesota, zum Priester. Danach arbeitete er in der Pfarrei St. James und St. Cecilia in Mequon bis 1996. Anschließend übernahm er die Arbeit mit der Schönstatt Mannesjugend. Einen neuen Akzent legte er auf das Einbeziehen von Vätern bei der Jugendarbeit und bei den Zeltlagern. Mit fundiertem Wissen, Fleiß und Zielstrebigkeit konnte er viel beitragen für die Schönstattfamilie in den USA und für die Gemeinschaft der Patres. Er hat Grundsätzliches zur Aufarbeitung der Zeit des Exils von P. Kentenich in Milwaukee getan und war ein sehr kundiger Führer für alle Besucher und Wallfahrer zu den Exilsorten.

Und praktisch „so nebenbei“ folgte er seiner inneren Inspiration, ein oder zwei Bücher pro Jahr zu veröffentlichen. Er war sich bewusst, wie wenig Literatur von unserer Schönstattspiritualität auf Englisch veröffentlicht war, was ihm den Ansporn gab, viel Energie in die Schaffung von neuem Material zu investieren. Er erforschte die Schönstattgeschichte, vor allem der Exilszeit. Er übersetzte das Gebetbuch Himmelwärts, schrieb die Geschichte und Sendung des Hausheiligtums, trug viele Texte P. Kentenichs zusammen über die Hauptaspekte unserer Spiritualität. Damit leistete er einen großen Beitrag, den Gründer und seine Spiritualität auf Englisch zugänglich zu machen. Manche Bücher wurden bereits in verschiedene Sprachen übersetzt. Mehr und mehr wurde er zu einem besonderen Experten der Kentenichstudien.

2005 zog er nach Texas um. Vier Jahre lang pendelte er zwischen San Marcus und Austin, wo er als Studentenseelsorger mit den Studenten der Universität von Texas State arbeitete.

Während dieser Zeit wurde P. Jonathan langsam in den Ausbildungsprozess unserer Studenten in Indien einbezogen. Im Jahr 2009 bat ich ihn, nach Schönstatt umzusiedeln, um Teil eines Teams zu werden, das für die Weiterbildung unserer Studenten weltweit verantwortlich ist. Er reiste zu den verschiedenen Ausbildungsorten, um Seminare zu halten. In kürzester Zeit konnte er sich auf die verschiedenen Kulturen einstellen und eine große Fruchtbarkeit seiner Tätigkeit erleben. Zur richtigen Zeit war er in dem für ihn besten Wirkungsfeld angekommen. Er hatte seine Berufung in der vollen Tiefe gefunden: In leidenschaftlicher Zuneigung zum Gründer dessen Charisma in großer Tiefe auszuloten und katechetisch zu vermitteln, und dadurch eine lebendige Beziehung zu ihm zu ermöglichen.

Im Zusammenhang mit der Versetzung nach Schönstatt konnte auch ein anderer Traum unserer Gemeinschaft Gestalt annehmen, nämlich die Gründung des Sion-Institutes zur Vermittlung des Denkens von P. Kentenich an die nächsten Generationen. Er war federführend tätig in der Erarbeitung des Konzeptes, und es entstanden weitere Textausgaben und Schriften. Er leitete die ersten Seminare mit unseren Doktoranden im Vaterhaus. Unmittelbar nach Beendigung des letzten Seminars zum Thema Bündniskultur wurde er wegen Rückenschmerzen in das Krankenhaus eingewiesen, wo man Lungenkrebs mit Metastasen diagnostizierte. Zur heimatnahen Therapie kam er zum Vaterhaus zurück. Die unkontrollierbaren Schmerzen zwangen ihn, die letzten Wochen zur palliativen Betreuung ganz im Krankenhaus zu verbringen. Eine Erleichterung für sein Leiden war die wochenlange Anwesenheit seine Mutter und seiner Geschwister, die aus den USA angereist waren. Möge er in Frieden ruhen.

Schönstatt, 19. Januar 2012

P. Heinrich Walter, Generaloberer

 

Requiem

Das Requiem ist am Montag, 23. Januar 2012 um 14:00h in der Dreifaltigkeitskirche auf Berg Schönstatt, 56179 Vallendar-Schönstatt
anschließend Beerdigung auf Berg Sion, 56179 Vallendar-Schönstatt.

Kondolenz


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