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30. Oktober 2009 | Oktober-Treffen | 

Auf der Suche nach dem Leitbild der deutschen Schönstatt-Bewegung


P. Dr. Lothar Pennersmkf. Der Schwerpunkt der Oktoberwoche 2009 galt dem Zukunftsprozess des deutschen Schönstatt und der Leitbildsuche. Pater Ludwig Güthlein koordinierte am Donnerstag, 16. Oktober, zunächst die Darstellung des Zukunftsprozesses der deutschen Schönstatt-Bewegung, der in diesem Jahr noch stärker als 2008 in die Oktoberwoche eingehen sollte. Der Freitag stand komplett für die Leitbildfrage zur Verfügung - in einem grundlegenden Vortrag von P. Dr. Lothar Penners, Leiter der Schönstatt-Bewegung in Deutschland, methodischen Rüstzeug von Professor Dr. Hubertus Brantzen und dreißig Arbeitskreisen, in denen die Delegierten sich einbringen konnten.

 

Plenum„In Zeiten der Krise gibt ein Leitbild Klarheit und Sicherheit" - unter diesem Thema hielt P. Dr. Lothar Penners das Hauptreferat am Freitag, der ganz dem Leitbildprozess der deutschen Schönstatt-Bewegung gewidmet war.

Schönstatt komme aus einer krisenreichen Zeit, so Pater Penners. In einem großen Wurf  zeichnete er zunächst die Sozialenzyklika „Caritas in veritate" als Entwurf eines Leitbildes im Blick auf die Finanz- und Wirtschaftskrise - eine Verbindung von „Konkret-Greifbarem und Wissenschaftlich-Letztem", wie er den Ansatz Papst Benedikt XVI. bezeichnete. In der Enzyklika greife der Papst auf Populorum Progressio zurück und mache deutlich, dass es um einen ganzheitlichen Prozess „des ganzen Menschen und aller Menschen" (Nr. 79) in sozialer, wirtschaftlicher, technischer und kultureller Hinsicht" gehe. Dabei spreche der Papst auch konkrete Themen und Schritte zur Umsetzung seiner Vision an, wie eine zivile Weltautorität oder konkrete Aspekte der Globalisierung.

Der Vortrag wird wie alle weiteren Beiträge der Oktoberwoche im demnächst erscheinenden „Oktoberwochenbuch" dokumentiert.

Klarheit und Kraft

Andrea Schwarz und Prof. Dr. BrantzenAuch Schönstatt in Deutschland brauche Klarheit und Kraft im Blick auf die Zukunft; entscheidend sei ein gemeinsames Leitbild, das gemeinsam erarbeitet werde, damit es einheitsstiftend und stilbildend wirken könne.

Was aber versteht man unter einem Leitbild? Schon vor der Oktoberwoche war immer wieder einmal deutlich geworden, dass der Begriff „Leitbild" vielschichtig verstanden wird. Die allgemein verbreitete Definition: Ein Leitbild ist im engeren Sinn die strategische Zielvorstellung einer Organisation (Unternehmenskultur, Vision und Mission), im weiteren Sinn ein gesellschaftlicher Wertekonsens („Leitkultur"). Ursprünglich kommt der Begriff aus der Psychologie und wurde dann umgangssprachlich in die gesellschaftliche Entwicklung übertragen. Dort ist damit ein grobes Bild einer angestrebten Zukunft gemeint, welches das Handeln auf dieses Ziel hin koordiniert. Leitbilder werden in Politik, Parteien, Organisationen, Verbänden und räumliche Planungen (Leitbild von Parteien, Ländern, Regionen, Städten) seit etwa 1990 vermehrt erarbeitet; der Begriff ersetzt zunehmend die frühere Terminologie von „Programm" (womit die Gründungsurkunde, „Programm" überschrieben, auch ein Leitbild ist).

Vier Schwerpunkte

Im gegenwärtigen Leitbildprozess Schönstatts gehe es, so Pater Penners, um drei Elemente; das Leitbild als Ideal - Leitlinien für die nähere Zukunft - Ansatzpunkte für die Umsetzung im Sinne des Projektstrukturplanes. Am Idealstreben Josef Englings ließen sich diese drei Elemente klassisch ablesen.

Unter diesen drei Elementen zeichnete Pater Penners dann Grundlinien des bisherigen Leitbildprozesses.

Im Sinne von „Ideal" spiele das „Schönstatt eines jugendlichen Ursprungs, so Pater Penners, dabei wohl eine große Rolle, ebenso Erbe und Aufgabe der einzigen Schönstatt-Bewegung, die auf eine so lange Geschichte zurückblicken könne und daraus eine einzigartige Zukunftsverantwortung trage, mit einer unverzichtbaren Sendung für Kirche und Kultur, einer Sendung für Deutschland, wie es Pater Kentenich auch thematisierte. Schönstatt in Deutschland sei historisch gesehen das Schönstatt einer standfesten Treue in den Zeiten der großen Trennungen von Gründer und Gründung, sowie ein Schönstatt, das in die nachkonziliaren Umbrüche hineingestellt sei.

Im Sinne von „Leitlinien" kreise der Verdichtungsprozess des Zukunftsforums um vier Momente: Ursprung, Miteinander, heutiger Mensch, Zukunftsverantwortung. So habe, ausgehend vom Beteiligungsprozess und vielen anderen Momenten, die Gruppe A gebündelt. Das Miteinander als „Seele", ja sogar als „Lösepreis" für das, was ganz Schönstatt in Blick auf den Gnadenort bewegt - Anregungen, die bei den Zuhörern haften blieben.

Das Leitbild einer Gemeinschaft und das Persönliche Ideal

Professor Dr. Brantzen und Andrea Schwarz erläuterten anschließend, in Parallele zum Lebensvorgang Persönliches Ideal, was mit dem Leitbild gegriffen sein soll. Was das Persönliche Ideal für eine Person ist und wirkt, das kann ein Gemeinschaftsideal für eine Gruppe, einen Kurs, eine Gliederung oder ein ganzes Land sein. Brasilien - das „ist" Tabor, so Dr. Brantzen; Chile vibriert mit dem Heiligen Geist und dem Coenaculum. Argentinien ist Familie des Vaters - und auf jeder Heiligtumstür ist das Vatersymbol wie in Chile der Heilige Geist. Was ist das für Deutschland?

Anschaulich dargestellt an dem Prozess, in dem sich die Schönstatt-Mannesjugend in der „fünf Säulen" gefunden, definiert und motiviert hat, wird die Idee angerissen, die Pater Kentenich mit Gemeinschaftsidealen meint, die Identität, Konzentration, Schwung und Begeisterung - das „jugendliche Herz" eben - geben und deren Suche zu Entscheidungsprozessen - und dynamiken führt, wie sie sonst kaum in einer Gemeinschaft möglich sind.

Die vier Bereiche, die in der Gruppe A, die sich um das Leitbild kümmert, entdeckt worden sind, illustrieren Dr. Brantzen und Andrea Schwarz am allgemeinen Schönstatt-Logo.

Damit werden die Delegierten dann in insgesamt 30 Arbeitskreise entlassen, die den Nachmittag füllen. Die Ergebnisse zu den vier Bereichen stellt Schw. M. Anika Lämmle am anderen Morgen kurz vor. Es ergeben sich deutliche Gewichtungen im Bereich „Ursprung" und „Miteinander", in den anderen beiden Bereichen eher eine Streuung von Begriffen. Von hier aus soll nun auf das Zukunfstforum III hin weitergearbeitet werden.

Mehr zu Zukunftsforum und Leitbildprozess auf der Homepage des Zukunftsforums http://www.zukunft-schoenstatt.de


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