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13. Januar 2012 | International | 

Die Verwüstung ist schrecklich, aber das Menschenleid ist noch größer


Baumstämme im Meer: Der schreckliche Tropensturm „Washi" von vor Weihnachten hinterlässt große Verwüstungen  (Foto: Schwester Mary Agnes Prunsche, Cebu)

Baumstämme im Meer: Der schreckliche Tropensturm „Washi" von vor Weihnachten hinterlässt große Verwüstungen (Foto: Schwester Mary Agnes Prunsche, Cebu)

Schwester Johanna-Maria Helmich. Wer jetzt noch an die Katastrophe auf der Insel Mindanao / Philippinen von vor Weihnachten denkt, zeichnet sich durch Ausdauer und eine hohe Fähigkeit zum Mitleiden aus. In den Medien ist dieses Thema abgeschlossen. Vor Ort aber nimmt die Katastrophe nicht ab: Die eigentlichen Schäden liegen in den Seelen der Menschen, die Schreckliches durchmachen mussten. Darum ist es keine Floskel, wenn der Schönstatt-Aufruf zur Katastrophenhilfe sich auf finanzielle Spenden und Gebet gleichzeitig bezieht!

Verwüstete Hinterhöfe: Viele Menschen haben alles verloren  (Foto: Schwester Mary Agnes Prunsche, Cebu)

Verwüstete Hinterhöfe: Viele Menschen haben alles verloren (Foto: Sr. Mary Agnes Prunsche, Cebu)

Ein erschütternder Besuch im Katastrophengebiet

Schwester Mary Agnes, die von Cebu aus Anfang Januar für einige Tage nach Mindanao gereist war, wird die Bilder der Verwüstung nie mehr vergessen. Sie schreibt in einer Email an das Projekt Pilgerheiligtum in Deutschland: „Unser Besuch dort hat uns sehr erschüttert. Die Leute werden Monate, wenn nicht Jahre brauchen, um ihr Leben wieder einigermaßen in Ordnung zu bekommen.“

Ihr Besuch galt den mit Schönstatt verbundenen Familien vor Ort, die durch die Sturzflut betroffen waren. Ziel war es, ein wenig Trost zu spenden und die Hilfsaktion zu organisieren. Dafür gibt es ein zuverlässiges Team, das die Arbeit sofort aufgenommen hat (vgl. Artikel vom 3.1.2012). Und trotzdem muss Schwester Mary Agnes resümieren: „Angesichts dieser Katastrophe konnten wir nur ein klein wenig helfen.“ Noch dazu muss das Hilfskomitee sich auf die Familien beschränken, die zu Schönstatt, zur Pilgernden Gottesmutter gehören, weil sonst gar nichts erreicht werden könnte. Wie schwer das angesichts der umfassenden Katastrophe ist, lässt sich denken.

"Die Flut war so gewaltig, dass die Menschen sich nicht retten konnten" (Foto: Schwester Mary Agnes Prunsche, Cebu)

"Die Flut war so gewaltig, dass die Menschen sich nicht retten konnten" (Foto: Sr. Mary Agnes Prunsche, Cebu)

Das Leben kommt nicht zurück

In Iligan und Cagayan de Oro hat Schwester Mary Agnes die schlimmsten Stellen besucht: „Es war wirklich herzzerbrechend, was wir gesehen und erlebt haben.“ Sie konnte zwar auch viel Hilfsbereitschaft durch Menschen und Organisationen wahrnehmen, doch überall fehlt das Entscheidende: „Das Leben kommt nicht zurück.“ Allein in Iligan wurden bereits mehr als 400 Tote beerdigt und bis heute gibt es noch 500-600 Vermisste in dieser Stadt – ein unglaubliches Elend.

Aus diesem Erleben kann Schwester Mary Agnes schreiben: „Der Sturm war schlimmer als wir es uns vorgestellt hatten und es in den Nachrichten weitergegeben wurde. Die Verwüstung ist schrecklich, aber das Menschenleid ist noch größer. Die Menschen werden viel Zeit brauchen, um damit fertig zu werden.“

Auch die Infrastruktur in der Gegend ist schwer beeinträchtigt  (Foto: Schwester Mary Agnes Prunsche, Cebu)

Zerstörte Brücke: Auch die Infrastruktur in der Gegend ist schwer beeinträchtigt (Foto: Sr. Mary Agnes Prunsche, Cebu)

Bilder, die sich in die Seele graben

Die Spuren einer gewaltigen Zerstörungsflut prägen nun auf lange Sicht die betroffenen Städte und Dörfer. Eine schwere Brücke wurde z.B. zerschmettert von dicken Baumstämmen, die dagegen prallten, als sie von den Bergen quasi heruntergeflogen kamen. Dahinter steckt zusätzlich noch das Drama des illegalen Bäumefällens …

Die Flut war so gewaltig, dass die Menschen sich nicht retten konnten. Schwester Mary Agnes ließ sich von den Menschen erzählen, wie alles geschah. Sie berichtet davon in ihrer Email: „Es gab keine richtige Warnung im Vorfeld: Das Wetterbüro sprach nur von einem "leichten" Sturm. Und dann geschah es mitten in der Nacht! Als erstes ging das Licht aus, dann stieg die Flut innerhalb von Sekunden an, und das Wasser stürzte nur so in den Ozean und nahm alles mit, was ihm im Wege war.“ Alles: Gebäude, Bäume, Autos, Menschen …

Ein Ehepaar, das um sein Kind trauert (Foto: Schwester Mary Agnes Prunsche, Cebu)

Ein Ehepaar, das um sein Kind trauert (Foto: Sr. Mary Agnes Prunsche, Cebu)

Beten an dem Ort, wo das einzige Kind weggeschwemmt wurde

Ein junges Ehepaar kam gerade an einem Ort schrecklicher Erinnerungen an, als Schwester Mary Agnes und die kleine Delegation dort weilten. Die von Trauer gezeichneten Eltern brachten eine Kerze und Blumen mit, um dort, wo ihr einziges Kind verschwand, zu beten. Sie hoffen immer noch – nach drei Wochen ... Schwester Mary Agnes schreibt: „Die junge Mutter erzählte mir, wie sie ihren vierjährigen Jungen umklammerte und dann selbst am Ertrinken war. Sie hatte so viel Schlamm verschluckt, dass sie langsam das Bewusstsein verlor und dann wohl ihr Kind losgelassen haben muss. Das Kind wurde sofort vom Wasser weggeschwemmt.“

Es gibt viele solcher Geschichten im Katastrophengebiet von Mindanao. „Was kann man da antworten?“ – so die Frage von Schwester Mary Agnes. Deshalb bauen sie und die Familien der Pilgernden Gottesmutter vor Ort fest auf die Wirkmacht des Gebetes und auf die Verbundenheit im Liebesbündnis weltweit.

„Nichts ist unmöglich mit der Dreimal Wunderbaren Mutter von Schönstatt!“ (Foto: Sr. Charito Maria Olvido, Cebu)

„Nichts ist unmöglich mit der Dreimal Wunderbaren Mutter von Schönstatt!": Motto der ersten Tagung vom Apostolat der Pilgernden Gottesmutter in Iligan im Mai 2011. (Foto: Sr. Charito Maria Olvido, Cebu)

„Nichts ist unmöglich mit der Dreimal Wunderbaren Mutter von Schönstatt!“

Das Motto der ersten Tagung vom Apostolat der Pilgernden Gottesmutter in Iligan im Mai 2011 spricht Bände auch im Blick auf die aktuelle Katastrophensituation: „Nichts ist unmöglich mit der Dreimal Wunderbaren Mutter von Schönstatt!“ Mittendrin in diesem Chaos ist SIE, die mit ihrem göttlichen Sohn selbst auf Herbergssuche war, die erlebt hat, wie man IHM von Geburt an nach dem Leben trachtete, die schließlich zuschauen musste, wie ER gestorben ist. Sie will auch heute unter denen sein, die in der Seele verwundet sind, die ein Schwert im Herzen tragen.

Das Team der Pilgernden Gottesmutter in Iligan mit Schwester Mary Agnes und Schwester Mariann (Foto: Sr. Mary Agnes Prunsche, Cebu)

Das Team der Pilgernden Gottesmutter in Iligan mit Schwester Mary Agnes und Schwester Mariann (Foto: Sr. Mary Agnes Prunsche, Cebu)

„Vielen Dank für die Info, mir war gar nicht bewusst, dass wir dort vertreten sind.“

Solche und ähnliche dankbare Echos auf die per Email und Internet verbreiteten Informationen über die betroffenen Schönstatt-Familien auf den Philippinen kommen immer wieder an im Sekretariat Projekt Pilgerheiligtum, dem Initiator einer spontanen Hilfsaktion. Es entsteht ein neues Bewusstsein der Zusammengehörigkeit, das über Ort, Land und Kontinent hinaus bis nach Mindanao reicht. „Wir haben uns nun vorgenommen, unser Montagsgebet für das Anliegen aufzuopfern …“ schreibt ein Team aus der Diözese Würzburg. Aus dem Bistum Fulda heißt es: „Wir werden Ihre E-Mail ausdrucken und den Begleitpersonen zum Umlauf in den Pilgerkreistaschen zur Verfügung stellen, damit dieser Spendenaufruf alle Familien erreicht und unsere Gebete die betroffenen Familien auf den Philippinen einbeziehen.“ Und aus dem Erzbistum Paderborn verspricht jemand in persönlicher Betroffenheit: „Ich werde für all die armen Menschen beten und in unserer Kirche eine Kerze anzünden.“

Die Solidarität im Liebesbündnis schenkt genau das: Ausdauer und eine hohe Fähigkeit zum Mitleiden – und zum Handeln. Der Spendenstand ist mittlerweile bei über 18.000 Euro – DANKE!

Schlammmassen in den Dorfstraßen: "Das Wasser nahm alles mit, was im Weg war" (Foto: Schwester Mary Agnes Prunsche, Cebu)

Schlammmassen in den Dorfstraßen: "Das Wasser nahm alles mit, was im Weg war" (Foto: Sr. Mary Agnes Prunsche, Cebu)

Die Spendenaktion vom Projekt Pilgerheiligtum läuft noch bis zum 2. Februar 2012

Projekt Pilgerheiligtum
Konto: 60640
BLZ: 75090300; Liga Bank eG
Stichwort: "Philippinen" (bitte unbedingt angeben!)

Für Spendenbescheinigungen bitte die Adresse bei der Überweisung eintragen, danke!

 


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