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20. November 2011 | Aus Bewegungen | 

Andrea Riccardi, Gründer der Gemeinschaft Sant' Egidio, zum Minister in Italien berufen


Andrea Riccardi im Interview im Rahmen einer Veranstaltung des Netzwerkes "Miteinander für Europa" in Stuttgart 2007 (Foto: Brehm)

Andrea Riccardi im Interview im Rahmen einer Veranstaltung des Netzwerkes "Miteinander für Europa" in Stuttgart 2007 (Foto: Brehm)

Hbre. Der neue parteilose italienische Ministerpräsident Mario Monti hat Andrea Riccardi, den Gründer der katholischen Gemeinschaft Sant' Egidio, zum Minister für Internationale Zusammenarbeit und Integration in seine neue Regierungsmannschaft berufen. Andrea Riccardi (geb. 1950), Historiker, lehrte zuletzt Zeitgeschichte an der Universität in Rom. Bekannt ist er vor allem als bedeutender kirchlicher Experte für den Dialog unter den Religionen und Kulturen. Im Mai 2009 wurde er in Aachen mit dem Karlspreis ausgezeichnet, „in Würdigung eines herausragenden Beispiels zivilgesellschaftlichen Engagements für ein menschliches und – innerhalb wie außerhalb seiner Grenzen – solidarisches Europa, für die Verständigung von Völkern, Kulturen und Religionen und für eine friedlichere und gerechtere Welt,“ wie es in der Begründung damals hieß.

Andrea Riccardi (Foto: Distefano)

Andrea Riccardi (Foto: Distefano)

Einsatz für sozialen Zusammenhalt, nationale Integration und Entwicklungshilfe

„In einem schwierigen Augenblick der Prüfung für das Land, während eine gemeinsame Anstrengung zur Bewältigung der aktuellen Krise im Gang ist, habe ich die Einladung des beauftragten Präsidenten, Prof. Mario Monti, angenommen, Mitglied der neuen Exekutive zu sein in der Hoffnung, dem Werk der nationalen Erholung dienen zu können. Um auf die anstehenden Herausforderungen unseres Landes zu antworten, stelle ich mich in der Überzeugung zur Verfügung, dass Italien Einheit benötigt. Der Einsatz für sozialen Zusammenhalt, nationale Integration und Entwicklungshilfe sind Teil meiner Kultur und der in diesen Jahren herangereiften Erfahrungen. Das sind meiner Meinung nach wesentliche Elemente für das Land, um Kraft für einen Ausweg aus der Krise zu finden", erklärte Riccardi nach seiner Nominierung.

Andrea Riccardi werde vor allem sein Augenmerk auf eine vernünftige Ausländer und Integrationspolitik legen, sagte der Geschäftsführer der Gemeinschaft Sant' Egidio, Cesare Zucconi, in einem Interview mit dem Münchner Kirchenradio. Riccardis Erfahrungen könnten hinsichtlich der entscheidenden Fragen und Harausforderungn des Zusammenlebens und der Integration nicht nur für Italien sondern auch für ganz Europa eine Hilfe sein. Zucconi betonte, dass es heute einen großen Bedarf nach guter Politik gäbe, die sich wirklich für das Wohl des Landes und der Menschen einsetze. Daher dürfe "in der Stunde der Verantwortung" jeder, der einen Betrag geben könne, sich nicht zurückziehen.

Unterstützung für einen Mann der Ideale und Visionen, für einen Mann des Mutes und der Tatkraft

Pater Heinrich Walter, Vorsitzender des Generalpräsidiums des internationalen Schönstattwerkes schreibt in einer Stellungnahme: "In Europa ist es ziemlich dunkel geworden. Manche Kommentatoren redeten sogar das Ende der Idee Europa herbei. In solchen Zeiten sind Männer wie Andrea Riccardi ein Zeichen der Hoffnung. Riccardi versteht es, Ideale und Visionen darzustellen. Er ist mit seiner Gemeinschaft Sant Egidio aber auch ein Symbol des Mutes und der Tatkraft. Ich gratuliere Andrea Riccardi zu seiner Entscheidung, denn dadurch ist er bereit, sich selbst mitten hineinzustellen in einen harten Kampf. In unserem Netzwerk "Miteinander für Europa" werden wir seine Verantwortung unterstützen, damit Europa aus den Wurzeln der christlichen Tradition eine Neugeburt erleben kann."

Glückwünsche an Andrea Riccardi vom Netzwerk „Miteinander für Europa“

In einer Pressemitteilung des christlichen Netzwerkes „Miteinander für Europa", zu dem auch die Schönstattbewegung gehört, zeigen sich Mitglieder aus dem Leitungskomitee des Netzwerkes erfreut über die Berufung von Andrea Riccardi, einem der Mitbegründer der konfessionsübergreifenden Initiative, zum Minister für internationale Zusammenarbeit und Integration in der neuen italienischen Regierung.

Andrea Riccardi (1. Reihe, 3. v.l.) inmitten des Leitungsteams des Netzwerkes "Miteinander für Europa" in Stuttgart 2007 (Foto: Brehm)

Andrea Riccardi (1. Reihe, 3. v.l.) inmitten des Leitungsteams des Netzwerkes "Miteinander für Europa" in Stuttgart 2007 (Foto: Brehm)

Seit mehr als 10 Jahren arbeitet das Netzwerk der Bewegungen und neuen geistlichen Gemeinschaften „Miteinander für Europa“ Seite an Seite mit Professor Riccardi und der Gemeinschaft Sant'Egidio, für ein vereintes, solidarisches Europa, das sich den Bedürftigen und Schwachen zuwendet.

Zeichen der Hoffnung für Italien und Europa

Gerhard Proß, Sprecher des Miteinander-Netzwerkes in Deutschland unterstreicht: „Andrea Riccardi ist ein Mann, der Hoffnung schenkt. Solche Zeichen der Hoffnung braucht Europa und Italien im Moment gerade besonders!“ Und Gérard Testard von der Gemeinschaft „Fondacio“ in Frankreich: „Seine Arbeit als Minister wird Italien gut tun und auch positive Auswirkungen auf Europa, auf die Einheit des Kontinents haben.“ Für Maria Voce, die Präsidentin der Fokolar-Bewegung, liegt die besondere Gabe der Gemeinschaft Sant'Egidio im „Engagement für die Armen und im Dienste des Friedens unter vielen Völkern und wird eine große Hilfe sein, die schwierige Aufgabe zu bewältigen, die vor uns liegt.“

Das Leitungskomitee wünscht der neuen Regierung, dass sie mit Personen wie Andrea Riccardi Wege findet, die aus der aktuellen Krise herausführen und einen neuen Optimismus zum Vorschein kommen lassen, ein neues Vertrauen in die großen Talente und Fähigkeiten, die dieses Land zu bieten hat.

Die Initiative „Miteinander für Europa“ ist ein internationales Netzwerk von rund 250 christlichen Bewegungen und Gemeinschaften aus ganz Europa. Sie entstand 1999 und verbindet evangelische, katholische, anglikanische und orthodoxe Christen ebenso wie Mitglieder von Freikirchen und neuen Gemeinden. 60 Gemeinschaften bilden den Trägerkreis von „Miteinander für Europa“.

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Pressemitteilung der Initiative „Miteinander für Europa" zur Berufung von Andrea Riccardi zum Minister in Italiens neuer Regierung


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