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1. November 2011 | Deutschland | 

„Das Experiment mit Gott wagen“ - Tag zu zweit im Schönstatt-Zentrum Dietershausen


Tag zu zweit für Paare im Schönstattzentrum Dietershausen (Foto: Sr. M. Louise Schulz)

Tag zu zweit für Paare im Schönstattzentrum Dietershausen (Foto: Sr. M. Louise Schulz)

Julia und Christoph Götz. Auf den locker gestellten Paar-Stühlen, die jeweils durch ein breites lilafarbenes Band aneinander gebunden sind, warten Ehepaare und lutschen Schokobonbons. Die Aula im Schönstatt-Zentrum in Dietershausen ist gut besetzt. Eine große Zahl von Ehepaaren ist gekommen, zusammen mit über 40 Kindern, die gleichzeitig ihr eigenes Programm haben. Trotz leichtem Nebel scheint die aufgehende Herbstsonne durch die breite Fensterfront zum Fenster herein. Ein Wort von Benedikt XVI. an Ehepaare steht über dem Tag: „Das Experiment mit Gott wagen."

Gottesdienst in der Gott-Vater-Kirche beim Tag zu zweit: Natürlich sind die Kinder der Paare dabei (Foto: Sr. M. Louise Schulz)

Gottesdienst in der Gott-Vater-Kirche beim Tag zu zweit: Natürlich sind die Kinder der Paare dabei (Foto: Sr. M. Louise Schulz)

„Experiment“ mit Gott als Dritten im Bund

Dr. Manuela und Prof. Dr. Helmut Baumgartner, das Referentenehepaar des Tages, berichten vom „Experiment“ mit Gott als Drittem im Bund ihrer Ehe. Die beiden sind Eltern von vier erwachsenen Kindern und arbeiten als Ärzte. Sie wissen, wovon sie sprechen. Sie gehen aus von der Erfahrung in unserer Zeit, dass die Ehe heute nur noch als eine Lebensform unter vielen gilt. Und oft sei das Versprechen „bis dass der Tod uns scheidet” keine ernsthafte Perspektive. Nach der mit einer Trennung verbundenen Verlusterfahrung sehne sich jedoch niemand.

Dr. Manuela und Prof. Dr. Helmut Baumgartner (Foto: Sr. M. Louise Schulz)

Dr. Manuela und Prof. Dr. Helmut Baumgartner (Foto: Sr. M. Louise Schulz)

Von unterschiedlichen Vorstellungen und Erwartungshaltungen

Der gemeinsame Bezug zu Gott ist eine starke verbindende Kraft. Sicherlich gibt es grundsätzliche Bedingungen, die stimmen müssen: das gemeinsame Bild von der Zukunft und die Erwartungen aneinander. Beide Partner haben das Ziel, eine glückliche Familie zu gründen, doch bestehen unterschiedliche Vorstellungen davon, wie diese genau auszusehen hat.

Um das Problem zu verdeutlichen, zeichnet Helmut Baumgartner ein Quadrat auf die vorbereitete Stellwand, seine Frau skizziert eine amorphe Form darüber: ein Bild für die unterschiedlichen Erwartungshaltungen von Mann und Frau an die Ehe. Die überstehenden Ecken stehen für die enttäuschten Erwartungen, die der einzelne als Defizit empfindet. Doch, und das ist das Schöne an dem Schaubild: Es entstehen auch neue Bereiche, die viele Glücksmomente in sich bergen, die man vorher gar nicht erwartet hätte.  Gott beschenkt uns, wo wir es vielleicht gar nicht vermuten.

Moderatoren des Tages: Sabine und Werner Flohr (Foto: Sr. M. Louise Schulz)

Moderatoren des Tages: Sabine und Werner Flohr (Foto: Sr. M. Louise Schulz)

Bereit sein, seine Ziele anzupassen

Sehr anschaulich und persönlich berichtet das Ehepaar von einigen ihrer Lebensentscheidungen, die für Außenstehende oft nicht nachvollziehbar, aber für ihre Familie zu dem Zeitpunkt genau richtig waren. Die beiden betonen, wie wichtig es ist, die Träume des Partners ernst zu nehmen und wie bereichernd es ist, wenn man versucht, sie sich gegenseitig zu erfüllen. Dass jeder mal ein Opfer bringen muss, ist leichter zu akzeptieren, wenn man weiß, der andere tut es auch für mich.

Zeit zu zweit im Heiligtum -  das "Experiment mit Gott wagen" (Foto: Sr. M. Louise Schulz)

Zeit zu zweit im Heiligtum - das "Experiment mit Gott wagen" (Foto: Sr. M. Louise Schulz)

Man bittet Gott immer nur um das, was man sich selbst wünscht, so Helmut Baumgartner, deshalb ist es schwierig, wenn das Leben nicht so verläuft, wie man sich das selbst - auch gemeinsam - vorgestellt hat. Man muss deshalb auch bereit sein, seine Ziele anzupassen. Denn der menschlichen Erkenntnis sind Grenzen gesetzt. Gott hat den großen Überblick. Manuela Baumgartner vergleicht die menschliche Perspektive mit einem Labyrinth. Der Mensch sieht selbst immer nur bis zur nächsten Ecke, Gott dagegen schaut von oben auf unser Leben und führt uns wie eine Navigationshilfe, man muss nur hinhören, denn: Er spricht leise. Der Mensch hat die Freiheit, dorthin zu gehen, wo er will, aber ER leitet einen von überall wieder auf dem richtigen Weg, auch wenn man eine falsche Abzweigung genommen hat.

Richtungsansagen Gottes suchen

Mit dem Auftrag, die „Richtungsansagen” Gottes im eigenen Leben als Ehepaar zu suchen, wird das Publikum in die Herbstsonne entlassen: zu einer Zeit zu zweit und zu einem Besuch im Schönstatt-Heiligtum, wo die Paare ein gutes Wort von Pater Kentenich auf Kärtchen zum Mitnehmen erwartet. Geistliche Live-Musik lädt zum Beten und Verweilen ein.

jüngste Teilnehmer (Foto: Sr. M. Louise Schulz)

jüngste Teilnehmer (Foto: Sr. M. Louise Schulz)

Mittags gibt es die Gelegenheit zum Gespräch in Kleingruppen und Pfarrer Stefan Buß informiert über den geplanten Fuß-Pilgerweg Fulda-Schönstatt 2012.

Mit einem turbulent-fröhlichen Familiengottesdienst mit den über 40 Kindern der Ehepaare - gestaltet von der Musikgruppe Königskinder aus Edelzell/Engelhelms - schließt der Tag.

Nein, nicht ganz. Für den Heimweg bekommen Frauen und Männer je eigene Umschläge mit einem Impuls für die Ehe. Der Inhalt ist geheim und darf frühestens in sechs Wochen als Paar verglichen werden. Psssst ...


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