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27. September 2011 | Deutschland | 

Von Dietershausen nach Schönstatt - Dechant Stefan Buß erkundete neuen Fußpilgerweg


Das Wegzeichen, die Silhouette der Schönstattkapelle auf den Asphalt gespritzt (Foto: Buß)

Das Wegzeichen, die Silhouette der Schönstattkapelle auf den Asphalt gespritzt (Foto: Buß)

Andreas Weider. Nicht erst seit Hape Kerkelings Reisebericht vom Jakobsweg erlebt das Pilgern einen wahrhaften Boom. Schon zu allen Zeiten und in allen Religionen und Kulturen folgten die Menschen den Pilgerwegen. Es scheint eine uralte Sehnsucht des Menschen zu sein, auszubrechen aus dem Alltagstrott und neue Wege zu suchen. Auch Dechant Stefan Buß aus Freigericht-Bernbach ist seit Jahren vom „Pilgervirus“ infiziert. Zwischen 2005 und 2009 legte er allein auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela über 1.800 Kilometer zu Fuß zurück. In diesem Jahr erkundete der Geistliche einen Fußpilgerweg von Dietershausen (Rhön) nach Schönstatt bei Vallendar am Rhein.

Eine Pilgergruppe hat am Fastnachtsdienstag 2011 die erste Etappe des Weges in Dietershausen begonnen (Foto: Buß)

Eine Pilgergruppe hat am Fastnachtsdienstag 2011 die erste Etappe des Weges in Dietershausen begonnen (Foto: Buß)

219 Wallfahrts-Kilometer zurückgelegt

Täglich pilgern Menschen aus aller Welt nach Schönstatt, einem Ortsteil von Vallendar bei Koblenz, wo sich das Weltzentrum der internationalen Schönstatt-Bewegung befindet. Auch Dechant Stefan Buß aus Freigericht-Bernbach wird sich dort am kommenden Mittwoch mit einer kleinen Pilgergruppe in den Pilgerstrom einreihen und im sogenannten „Urheiligtum“, einer ehemaligen Friedhofskapelle, die heute als geistiger Mittelpunkt der Bewegung gilt, einen Abschlussgottesdienst feiern. Buß und seine Mitstreiter haben dann nicht nur 219 Wallfahrts-Kilometer zurückgelegt, sondern auch einen neuen Fußpilgerweg erschlossen, der bisher noch auf keiner Wander- und Pilgerkarte eingezeichnet ist.

Aufgebrochen war Buß mit der Pilgergruppe am Fastnachtsdienstag im Schönstatt-Zentrum der Diözese Fulda in Dietershausen. Von dort führte die erste Etappe nach Kleinheiligkreuz, wo die Bonifatiusroute die Bistümer Fulda und Mainz verbindet. „Damit war zumindest ein Anfang gemacht“, erinnert sich Buß noch gut an den ersten Etappentag. In den folgenden  Wochen und Monaten folgten weitere Tagesetappen: Hoherrodskopf, Hungen, Butzbach, Weilmünster und Weilburg waren weitere Etappenziele. Am Montag stehen die letzten drei Etappen an. Insgesamt neun Tage lang waren der Dechant und seine Pilgergruppe dann unterwegs, um von Dietershausen nach Schönstatt zu kommen.

Neun Tagesetappen zwischen 20 und 25 Kilometer

Die Idee für diesen neuen Pilgerpfad, der sich zum Einen an der Bonifatiusroute orientiert, zum anderen entlang des alten Fernwanderweges E3, einem ehemaligen Jakobsweg, verläuft, hatte Wallfahrtsschwester Maria Hiltraude Burkard vom Schönstatt-Zentrum Dietershausen. In Vorbereitung auf den 100. Gründungstag der Schönstatt-Bewegung in drei Jahren bat sie Dechant Buß, der selbst Schönstatt-Priester und in dieser Funktion im Bistum Fulda als Standesleiter für die jungen Familien tätig ist, einen Fußpilgerweg von Dietershausen nach Schönstatt zu erkunden.

Noch am selben Abend setzte sich der Dechant hin, studierte akribisch Wanderkarten und schaute nach Übernachtungsmöglichkeiten. Herausgekommen ist ein Fußpilgerweg, der komplett in neun Tagen gelaufen werden kann. „Im Durchschnitt liegen die Tagesetappen zwischen 20 und 25 Kilometer“, so Buß. Auch für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt: „Jede Tagestour ist so geplant, dass Frühstück und Abendessen in den jeweiligen Unterkünften stattfinden können.“ Tagsüber wird die Pilgergruppe von zwei Begleitfahrzeugen aus versorgt.

Am Pilgerweg: Bonifatius, Limes, Koptenkloster und Gedenkstätte Hadamar

Doch nicht nur logistische Fragen spielten bei der Planung eine Rolle. „Es ging auch darum, die Wegstrecke mit einem eigenen Logo zu markieren.“ Ein blauer Pfeil und das Symbol eines Schönstatt-Kapellchens sorgen zukünftig dafür, dass die Pilger nicht vom Weg abkommen. Auch der Pilgerweg selbst bietet einige Sehenswürdigkeiten. So führt die Stecke am Taufstein entlang, wo Bonifatius einst predigte und taufte. Geschichtlich wird es auch in der Wetterau. Hier führt die Pilgerstrecke am römischen Limes vorbei. In Kröffelbach, einem Ortsteil von Waldsolms, steht der Besuch eines koptischen Klosters auf dem Programm. Die vorletzte Übernachtung ist im Bildungshaus der Gedenkstätte Hadamar geplant. Dort wurden im Rahmen der NS-Euthanasie-Verbrechen zwischen 1941 und 1945 etwa 15.000 Menschen ermordet.

Erstmals im kommenden Jahr - vom 30. Juli bis zum 8. August - will Dechant Buß mit einer Pilgergruppe den ganzen Pilgerweg gehen. Dabei wird es auch ein Treffen mit dem Fuldaer Diözesanbischof Heinz Josef Algermissen geben. Der Bischof wird mit den Pilgern nach der ersten Tagesetappe in der Kleinheiligkreuz-Kapelle bei Kleinlüder einen Gottesdienst feiern. Einige Wochen zuvor – vom 9. bis zum 15. Juli – ist eine verkürzte Tour im Rahmen der Firmvorbereitung des Pastoralverbundes St. Peter und Paul Freigericht-Hasselroth vorgesehen.

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