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10. September 2011 | Rund ums Urheiligtum | 

1.700 Mal einzigartig


Unverwechselbar und einzigartig: Der Frauenkongress führt Frauen aus ganz Deutschland zusammen (Foto: Brehm)

Unverwechselbar und einzigartig: Der Frauenkongress führt Frauen aus ganz Deutschland zusammen (Foto: Brehm)

Hbre. Die Sonne strahlt über Schönstatt und 1.700 strahlende Gesichter von Frauen aus allen Lebensphasen sind in der Pilgerkirche angekommen, wo die Eröffnungsveranstaltung des Frauenkongresses 2011 in Schönstatt gerade beginnt. Die Frauengemeinschaften der Schönstattbewegung haben in einer gemeinsamen Aktion Frauen aus ganz Deutschland eingeladen zu einer Veranstaltung, die unter dem Thema „Hör auf Deine Stimme“ Frauen dazu ermutigen möchte, in ihrer jeweiligen Lebensphase ihre unverwechselbare Identität zu entdecken, zu entwickeln und für sich selbst und für ihr jeweiliges Lebensumfeld fruchtbar zu machen.

In der Pilgerkirche fand die Eröffnungsveranstaltung statt (Foto: Brehm)

In der Pilgerkirche fand die Eröffnungsveranstaltung statt (Foto: Brehm)

Die Moderatorinnen des Tages: Sr. M. Veronika Riechel und Lena Schwendemann (Foto: Brehm)

Die Moderatorinnen des Tages: Sr. M. Veronika Riechel und Lena Schwendemann (Foto: Brehm)

Sehnsucht echt sein zu dürfen

„Lebt nicht in jeder von uns die Sehnsucht, nicht nur zu funktionieren, sondern natürlich und echt zu sein, einfach das leben zu können und zu dürfen, was in mir ist?“ fragt Lena Schwendemann, die zusammen mit Sr. M. Veronika Riechel die Eröffnungsveranstaltung moderiert. Die eigene Sehnsucht sei nicht Störfaktor, sondern Motor und Antrieb. Diese Sehnsucht sei das, was alles kostbar mache, das, was dem eigenen Tun und Handeln Farbe gäbe. Sie ruft den Frauen zu: „Hör auf deine Stimme – deine Sehnsucht!“ Und dieses Hören wird sogleich „geübt“. Gertraud Wackerbauer ermutigt die Teilnehmerinnen, ihren eigenen Ton zu finden, aber auch hinzuhören auf den Klang der anderen. Und es entsteht ein wunderbarer Klangteppich in verschiedenen Tonhöhen.

„Hör auf deine Stimme“ – das ist eine Herausforderung

Fünf Frauen aus fünf verschiedenen Lebensphasen stellen in kurzen Statements dar, wie sie versuchen in ihrer jeweiligen Lebensphase dieser inneren Stimme Raum zu geben.

Marina Gabel (Foto: Brehm)

Marina Gabel (Foto: Brehm)

Marina Gabel, 28 Jahre, Haupt- und Realschullehrerin, spricht davon, dass sie ihren Beruf liebt, dass sie sich um Professionalität bemüht und um Anerkennung und Profil kämpft. Vordergründig drehe sich viel um den Beruf und um den eigenen Lebensstil. Dazu komme aber noch die Frage nach der Berufung, die nicht zu überhören sei, obwohl diese innere Stimme doch nur so leise sei.

Wilma Lerchen (Foto: Brehm)

Wilma Lerchen (Foto: Brehm)

Wilma Lerchen, 40 Jahre, verheiratet und Mutter von drei Söhnen im Alter von 15,13 und 9 Jahren betont, dass die vielen familiären, geschäftlichen und ehrenamtlichen Termine einerseits schön seien, um sich zu entfalten, andererseits auch überfordern können. „Um mich da nicht total zu verlieren, musste ich lernen Prioritäten zu setzen und auch einmal Nein zu sagen“, sagt sie. Auszuwählen sei nicht einfach, enttäusche andere auch mal und das sei am Anfang nicht leicht auszuhalten. „Dieser Prozess hat sich gelohnt, ich habe Kraft für das, was mir wirklich wichtig ist“, ergänzt sie.

Natascha Neumann (Foto: Brehm)

Natascha Neumann (Foto: Brehm)

Natascha Neumann, 44 Jahre, verheiratet, Mutter von zwei erwachsenen Kindern und gemeinsam mit ihrem Bruder als Geschäftsführerin eines familieneigenen Unternehmens in Berlin tätig, erzählt, dass sie immer mehr spüre, dass neben Erfolg und Anerkennung die eigentliche Fülle des Lebens in der Begegnung mit Gott zu finden sei. Bei Exerzitien in Schönstatt habe sie im Kapellchen „oft einfach nur die Gottesmutter angeschaut“ und sich anschauen lassen und dadurch innere Fülle gefunden.

Annemarie Lanzke (Foto: Brehm)

Annemarie Lanzke (Foto: Brehm)

Annemarie Lanzke, 64 Jahre, seit 42 Jahren verheiratet, Buchhalterin, ist vorzeitig aus dem Berufsleben ausgestiegen, „um mehr für Schönstatt tun zu können“. Neben der Übernahme der Verantwortung für die gesamte Schönstattbewegung in der Diözese Hildesheim engagiert sie sich noch in einem Sozialkaufhaus für Familien. Es sei schön, sich von Gott auf diese Weise gebrauchen zu lassen, „damit diese Welt etwas menschlicher und heller wird“.

Agnes Ott (Foto: Brehm)

Agnes Ott (Foto: Brehm)

Agnes Ott, 73 Jahre, seit 47 Jahren verheiratet hat vier Kinder und sieben Enkel. Es sei nicht einfach bei abnehmender Tatkraft und zunehmenden gesundheitlichen Problemen manches Engagement loszulassen. Auch mit dem Partner alleine zu Hause seien zunächst viele Kompromisse nötig geworden. Es sei wichtig, sich kreativ an Neues heranzuwagen, Kontakte mit den Kindern und Enkeln zu halten, aber auch dankbar an alles zu denken, was Gott im vergangenen Leben bereits geschenkt habe.

Schwester Dr. Nurit Stosiek  (Foto: Brehm)

Schwester Dr. Nurit Stosiek (Foto: Brehm)

„Pflaumenbaum bleibt Pflaumenbaum.“

Schwester Dr. Nurit Stosiek betont in ihrem Referat, dass jede Frau einzigartig sei. Um glücklich zu werden, wäre es wichtig diese Einzigartigkeit anzuerkennen und daraus ein „Identitätsgefühl“ zu entwickeln. „Welchen Lebensentwurf wir auch haben und wie wir uns definieren mögen – um darin selbst-sicher zu sein, brauchen wir tief im Innern das Lebensgefühl, dass wir mit dieser Art gewollt und geliebt sind.“ In jeder Frau liege tief verwurzelt der Wunsch, als Person akzeptiert zu sein und nicht Rollen spielen oder gar Masken tragen zu müssen. Pater Kentenich rate deshalb: „Pflaumenbaum bleibt Pflaumenbaum.“ Stosiek: „Der Pflaumenbaum soll nie Birnbaum werden. Er soll seine Pflaumen lieben und nicht Birnen daraus machen wollen, selbst wenn Birnen gerade der „Renner“ sind. Es kommt auch wieder die Zeit der Pflaumen. Meine Eigenart annehmen, das meint, selbstverständliche Zuneigung mir selbst gegenüber entwickeln, zu mir stehen, mich mögen. Ich bin von Gott gewollt und geliebt.“

Neben diesen beiden Wahrheiten, die die innere Stimme – die eigentlich Gottes Stimme sei – jeder Frau einpräge, nämlich der Wahrheit „Du bist geliebt und gewollt – nimm dich an, wie du bist“ und der Wahrheit „Du kannst etwas – entfalte dich in deiner Art"“, gäbe es, so Stosiek, noch eine dritte: „Du wirst gebraucht – erfülle deine Sendung.“ Bert Brecht habe es einmal so ausgedrückt: „Der, der mich liebt, hat mir gesagt, dass er mich braucht.“ Gott wolle jede Frau gewinnen, diese Welt menschenwürdig – gotteswürdig – zu gestalten. Die innere Stimme könne helfen, den Platz zu finden, „wo ich für Gott ganz oben stehe“.

Über 1.700 Frauen sind zum Frauenkongress der Frauengemeinschaften der Schönstattbewegung nach Vallendar-Schönstatt gekommen (Foto: Brehm)

Über 1.700 Frauen sind zum Frauenkongress der Frauengemeinschaften der Schönstattbewegung nach Vallendar-Schönstatt gekommen (Foto: Brehm)

Lebensphasen im Bild der Tagzeiten

Anknüpfend an die Statements ging Schwester Nurit, wie sie vielen Frauen von Vorträgen bei einem Tag der Frau bekannt ist, in einem zweiten Teil ihres Vortrages auf die einzelnen Lebensphasen einer Frau ein. Jede Phase habe ihren eigenen Reiz und ihre spezifische Herausforderung. Dabei könne die innere Stimme helfen, die einzelne Lebensspanne konstruktiv für die Reifung auszuwerten.

Die erste Phase im Erwachsenenleben, der "Morgen“, sei ein entscheidender Augenblick für die Selbstentfaltung mit der zentralen Frage: „wo findet meine Liebe ein Zuhause?“. Für Experimente des eigenen Lebensstils, für das Ausloten der eigenen Stärken und Schwächen und für die Entdeckung der eigenen Sehnsucht könne das Persönliche Ideal, wie es in der Schönstattpädagogik empfohlen wird, wie ein Passwort wirken, das den Zugang zum authentischen Ich ermöglicht.

Hervorragend musikalisch gestaltet war die Veranstaltung von einem Ensemble und Chor rund um Gertraud Wackerbauer (Foto: Brehm)

Hervorragend musikalisch gestaltet war die Veranstaltung von Ensemble und Chor rund um Gertraud Wackerbauer (Foto: Brehm)

Hervorragend musikalisch gestaltet war die Veranstaltung von einem Ensemble und Chor rund um Gertraud Wackerbauer (Foto: Brehm)
Hervorragend musikalisch gestaltet war die Veranstaltung von einem Ensemble und Chor rund um Gertraud Wackerbauer (Foto: Brehm)
Hervorragend musikalisch gestaltet war die Veranstaltung von einem Ensemble und Chor rund um Gertraud Wackerbauer (Foto: Brehm)
Hervorragend musikalisch gestaltet war die Veranstaltung von einem Ensemble und Chor rund um Gertraud Wackerbauer (Foto: Brehm)

In der zweiten Phase, dem "Vormittag", sei es wichtig, auf die Botschaft der inneren Stimme zu hören: "Entfalte dich in deiner Art und lasse dich nicht leben!“ In dieser Phase lauere die Versuchung, „in das bequemere Schema des allgemein Üblichen zu wechseln.“ Pater Kentenich rate hier, sich eine persönliche Tages- oder Lebensordnung zu erstellen. Das könne helfen, auch in fordernden Zeiten und Situationen das eigene Leben zu führen und nicht gelebt zu werden.

Die Phase der "Mittagszeit" sei die Zeit der größten Lebensdichte, führt Schwester Nurit weiter aus: „körperlich und geistig sind die meisten Frauen noch sehr fit und zugleich sind da schon seelische Erfahrungen, die weise machen und Fülle geben.“ Pater Kentenich rege an, sich das Leben vorzustellen wie ein packendes Buch, in dem man beim Lesen mittendrin ist. „In der Lebensmitte ist es gut, zurückzublättern, manches nochmals zu lesen, es nochmals kommen zu lassen, es nicht nur zu reflektieren, sondern nachzuerleben. Eben wie in einem spannenden Roman.“

Die Phase des Lebensnachmittages bringe für viele Frauen mit dem Wunsch, über die eigene Lebensgeschichte hinaus bleibende Werte zu schaffen, eine Wende. Doch der Stimme "Du wirst gebraucht - erfülle deine Sendung" stehe oft die Erfahrung der eigenen Möglichkeiten und Grenzen gegenüber. Gerade das sei jedoch eine Chance zu weiterer menschlicher Ausreifung, so Schwester Nurit, und die Kunst sei: "die eigene Ohnmacht zu verbinden mit anderen Kräften, mit den Möglichkeiten der Gottesmutter, mit den Möglichkeiten Gottes.“

Der letzten Lebensphase, dem Lebensabend, gehe es um einen letzten entscheidenden Wachstumsring: „ganz werden, stimmig werden.“ Die innere Stimme würde jetzt stärker als Stimme des Schöpfers, des Vaters hörbar werden, der werbend rufe: "Brich auf nach Hause, in meine Liebe.“

Lebensphasenspezifische Workshops

Nach dem Ende der von einer Musikgruppe und einem Chor mit Sängern und Musikern aus den verschiedenen Frauengemeinschaften der Schönstattbewegung musikalisch hervorragend gestalteten Eröffnungsfeier haben die Teilnehmerinnen die Möglichkeit, in lebensphasenspezifischen Workshops die Thematik für sich persönlich zu vertiefen, bevor es dann in die Mittagspause geht.


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