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18. September 2011 | Worte des Bewegungsleiters | 

Offenheit für die neue göttliche Initiative des Neuen Bundes


Liebe Leserinnen und Leser
liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstattbewegung,

Mit dem Monat September endet jeweils unser "Schönstatt-Jahr"! Die jährliche Delegiertentagung bringt uns, wie wir wissen, die Schwerpunkte für ein neues Jahr im Blick auf die Geistpflege und das Apostolat unserer Bewegung. Der Bündnistag und seine Feier legt es nahe, dass wir – ähnlich wie das unsere Delegierten im Oktober tun werden, schon ein wenig Rückblick halten auf 2011. Hinter uns liegt ein Jahr mit dem Gott des Lebens! Es war „unsere“ Konkretisierung als deutsche Schönstattbewegung im ersten gemeinsamen Jahr der Vorbereitung auf das Jubiläum 2014 hin, im Jahr der weltweiten Vaterströmung. Im Hinblick auf die Marienfeiertage im September sowie den Todestag Pater Kentenichs möchte ich Sie einladen, unseren Jahresschwerpunkt und sein Motto nochmals ausdrücklich zu verbinden mit dem Glaubensweg der Gottesmutter Maria und der Glaubensgestalt Pater Kentenichs.

Der Glaubensweg Mariens

Wenn wir auf Maria schauen, wie ihre Gestalt in den Kindheitsgeschichten der Evangelien nach Matthäus und Lukas bezeichnet wird, dann können wir der Heiligen Schrift unter anderem zwei Grundzüge entnehmen, die unabdingbar zum Glaubensbild der Muttergottes gehören: Da gibt es ein Vertrautsein mit der Glaubensgeschichte Israels und eine große Offenheit für die neue göttliche Initiative des Neuen Bundes. –

Die Botschaft, die der Verkündigungsengel an sie richtet, konnte „von der jungen Frau aus Nazareth“ nur als an sie gerichtet aufgenommen und eingeordnet werden, wenn sie vertraut war mit den wichtigen Begebenheiten der Geschichte des Volkes Israel. – Hatte nicht der Gott des Bundes auch zu Mose und Aaron, zu David und den Propheten jeweils gesagt: Ich werde mit dir sein („Tecum“). Schon dieses Motiv allein deutet an, dass der lebendige Gott etwas mit ihr vor hatte. So sehr wir annehmen dürfen, dass er auch mitten im Alltagsgeschehen in allem dabeibleibt und alles, was geschieht, ermöglicht: Das Motiv „Ich werde mit dir sein“ wird Maria darauf aufmerksam gemacht haben, dass Ungewöhnliches auf sie zukommen mag, in dem, wozu der Engel sie einladen will: die Zusammenfassung der Heilspläne Gottes in der Menschwerdung seines Sohnes im Schicksal des Messias.

Das Tecum Gottes und das Fiat Mariens durchziehen wie rote Fäden das sich ankündigende Christusgeheimnis und Marienleben – in den verborgenen Jahren und in der Zeit des öffentlichen Lebens Jesu.

Das „Tecum“ und „Fiat“ im Leben Pater Kentenichs

Der Gott des Tecum und das menschliche Fiat begegnen uns in ausgesprochener Weise auch und gerade im Leben und in der Botschaft des Gründers der Schönstattbewegung. – In seiner Botschaft klingt auf vielfältige Weise an, dass alles scheinbar Viele und Unzusammenhängende nirgendwo anders herkommt als aus dem einen Ursprung des unendlichen Gottes, ebenso wie es einen Zusammenhang gibt zwischen „innen“ und „außen“ der geheimnisvollen Führung Gottes und den unterschiedlichen „Schichten“ unseres menschlichen Erlebens. Ein Text aus den Sechzigerjahren aus der Feder Pater Kentenichs lautet:

Über all diesen Händen (welche schicksalhaft nach dem Menschen greifen, L. P.) ist eine einzige Hand, das ist Gottes Vaterhand. Sie allein kann unmittelbar die tiefsten Tiefen meiner menschlichen Seele berühren. Es gibt – sagen uns die Mystiker insgesamt – eine Stelle in unserer Seele, zu der kein Geschöpf dringen kann. Kein Geschöpf kann sie berühren. Das kann nur die Hand des Ewigen, des Unendlichen. Nicht wahr, wenn wir sehen, wie die Hand des Vater-Gottes vielfach als Symbol für die Vorsehung gilt, spüren wir wohl heraus, was das besagt: Das ist keine schlafende Hand. Nein, das ist eine Hand, die führt, auch heute noch. Das ist keine Hand, die ständig irgendwo in der Tasche steckt, die ausruht, nein, das ist eine ewig tätige Hand. Das ist ja das Gottesbild der Heiligen Schrift, sowohl des Alten wie des Neuen Testamentes. Nicht nur, dass Gott die Welt erschaffen hat; nicht nur, dass er ein Einziger ist, ein einziger Gott, sondern das Tiefste, was die Heilige Schrift des Alten Testamentes wie des Neuen Testamentes von Gott sagt, ist dies: Gott führt; Gottes Hand ist tätig.“

Mit dieser Überzeugung, auch wenn wir sie grundsätzlich teilen, ist aber, wie wir wissen, noch nicht gegeben, dass wir im Konkreten auch damit rechnen. Wenn wir – wir stehen ja im Monat September, in dem wir des Heimgangs von Pater Kentenich (15.9.1968) gedenken – versuchen, uns in die seelische Situation seiner Todesstunde zu versetzen, dann mögen wir unter anderem auf folgende mögliche Momente seiner Erfahrung stoßen, welche in ihrer Art ein Spiegel sein mögen für sein Rechnen mit dem Eingreifen Gottes insgesamt, gerade aber auch in sein Leben. Ein Rechnen mit der Realität des für jeden unausweichlich gegebenen Todes gehörte für Pater Kentenich mit in die Besinnung jedes gläubigen Christenlebens am Abend. Er selber hat das in nüchternem Realismus die „Sterbe-Übung“ genannt und als Lehrer des geistlichen Lebens überdies noch dazu angehalten! Zu seiner Redlichkeit gehörte es, Dinge, die er anderen nahelegte, auch selber zu praktizieren. So wird er also jahrzehntelang „geübt“ haben, um dann am Morgen des 15. September feststellen zu „dürfen“: Jetzt ruft Gott. Jetzt ruft mich Gott unabänderlich zum Hinübergang in die Ewigkeit. Hier mag eine Ähnlichkeit liegen mit unserem Rechnen mit Führungen und Fügungen Gottes im alltäglichen Leben und in schicksalhaften Einschnitten in unsere Biografien. – Viele Kleinigkeiten, zum Beispiel sich bessernde Wetterverhältnisse und kleine Aufmerksamkeiten können und werden dabei helfen, entscheidende Weichenstellungen im Verlauf unserer Lebenszeit zu merken, uns in ihnen Gott anzupassen und seinem Willen uns zu fügen ...

Liebe Schönstattbewegung, ein Jahr der Erfahrung mit dem Gott des Lebens liegt hinter uns: Mit unseren Erfahrungen im persönlichen Leben, in der Ausrichtung als Schönstattfamilie unter dem Gott-des-Lebens-Banner mit seinen fünf Motiven; mit allem Bewegenden in Kirche und Welt. Ein Jahr mit vielen SMS (wenn wir sie abgerufen haben!) und möglicherweise langen „Lektionen“. All das, was wir persönlich und als Gemeinschaften in diesem Jahr wahr- und aufgenommen haben, kann uns darauf hinweisen, dass das Tasten und Suchen Pater Kentenichs nach den Absichten Gottes zwischen dem Lesen des Zeitungsartikels über die Entstehung des Gnadenortes Valle di Pompeji und dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges nicht wesentlich anders ausgesehen haben kann ...

Mit herzlichem Segensgruß vom Urheiligtum aus

Ihr

P. Dr. Lothar Penners

Leiter der Schönstattbewegung in Deutschland

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