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15. Juli 2011 | Kirche | 

Die geistliche Dimension im Dialogprozess betonen


Logo Gesprächsprozess "Im Heute glauben" (DBK)Hbre. Die "Erfahrungsdimension des Glaubens", eine "prophetische Zeitdeutung" sowie eine "erfahrene Communio", das vor allem seien - so Pater Dr. Lothar Penners - Gesichtspunkte gewesen, die die Vertreter der geistlichen Gemeinschaften ins Plenum des Dialogprozesses einbringen konnten. Vom 8. bis 9. Juli 2011 fand in Mannheim die Auftaktveranstaltung zum Dialogprozess "Im Heute glauben" in der deutschen Kirche statt. Übereinstimmend bewerteten die rund 300 Teilnehmer - Bischöfe und Laienchristen - den Beginn des Gesprächsprozesses als einen „Dialog auf Augenhöhe". Als Vertreter der deutschen Schönstattbewegung - und damit als Repräsentant einer der neuen geistlichen Gemeinschaften - nahm Pater Penners, Leiter der Schönstattbewegung in Deutschland, an dem Treffen in Mannheim teil. In einem Interview für www.schoenstatt.de äußerte sich Penners zum begonnenen Dialogprozess.

Beginn des Dialogprozesses der deutschen Kirche in Mannheim
Interview mit P. Dr. Lothar Penners

P. Dr. Lothar Penners (Foto: Brehm)

P. Dr. Lothar Penners (Foto: Brehm)

schoenstatt.de: Herr Pater Penners, Sie waren als offizieller Vertreter Schönstatts beim Auftakt des Dialogprozesses, den die deutschen Bischöfe angeregt haben, in Mannheim. Wie haben Sie die Veranstaltung erlebt?

P. Penners: Zunächst als eine repräsentative Vertretung der unterschiedlichen Gruppierungen der katholischen Kirche in Deutschland mit einer großen Gruppe teilnehmender Bischöfe, Vertreter des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Vertreter der Orden, aber auch Vertreter von Laien aus den diözesanen Gre­mien sowie Vertreter aus geistlichen Gemeinschaften und der karitativen Arbeit. Eine durchgehende Bereit­schaft zu einem verantwortungsvollen Dialog war von Anfang an greifbar. Zum Ge­lingen der Auftaktveranstaltung hat insgesamt auch der äußere Rahmen beigetragen. Das Kon­gress-Zentrum „Rosengarten"; eine nahe und auch gute Unterbringung der Teilnehmenden ebenso wie die gemeinsame Mahlzeit am Freitagabend im „Kastaniengarten" samt den gut gestal­teten Gottesdiensten in der nahen „Heilig-Geist-Kirche".

In 39 Stuhlkreisen wird untereinander geredet. (Foto: dbk.de)

In 39 Stuhlkreisen wird untereinander geredet. (Foto: dbk.de)

schoenstatt.de: In den Medien war zu lesen, der Dialogprozess habe in einer konstruktiven und offenen Atmosphäre begonnen. Hatte das zu tun mit der Arbeitsweise der Tagung?

P. Penners: Ja, ich denke, dass gerade auch die Arbeitsweise wesentlich dazu beigetragen hat, dass ein konstruktives und offenes Klima entstanden ist. Dadurch, dass der Dialog im Wesentlichen in Achtergruppen stattfand, deren priorisierte Gesichtspunkte festgehalten und ins Plenum gegeben wurden, ist es gelungen, parlamentarische „Schlachtordnungen" zu vermeiden. Alle Teilnehmenden zogen zunächst per Los ihre Stammgruppe, zwischenhinein gab es einen Wechsel u. a. zu „Kollegen" aus derselben kirchlichen Gruppierung, bei mir in diesem Fall zu Vertretern anderer geistlicher Gemeinschaften. Die Dialogthemen waren prozesshaft angelegt. Es begann mit der Grundfrage: Welche Erwartungen und Befürchtungen man mitbringt, aus welchen Quellen und Ressourcen die Einzelnen schöpfen; Stärken und Schwächen der eigenen Gruppierung, um schließlich Vorstellungen einzubringen, wie man sich eine gewandelte Kirche - etwa zum 50-jährigen Konzilsjubiläum 2015 - vorstellt und abschließend hinzuführen zur persönlichen und gemeinschaftlichen Reflexion, was sich aus der Veranstaltung weiterzugeben lohne.

schoenstatt.de: Welchen Beitrag konnten Sie als Vertreter einer der neueren geistlichen Gemeinschaften in den Dialogprozess einbringen?

P. Penners: Ich denke, wir brauchten uns als Vertreter der geistlichen Gemeinschaften nicht abzustimmen darüber, dass wir mithelfen würden, die geistliche Dimension im Dialogprozess zu betonen, ohne etwa kritische Anfragen einfach beiseite zu schieben. Akzente, die von den beiden Gruppen der geistlichen Gemeinschaften fürs Plenum nominiert wurden, waren vor allen Dingen: Erfahrungsdimension des Glaubens; prophetische Zeitdeutung; erfahrene Communio. Es war auch auffällig - da spielt wohl „Miteinander für Europa" eine Rolle -, dass gerade von den geistlichen Gemeinschaften auch die kontinentale Vernetzung betont wurde in ihrer Wichtigkeit für die Zukunft.

Erzbischor Dr. Robert Zollitsch (Foto: dbk.de)

Erzbischor Dr. Robert Zollitsch (Foto: dbk.de)

schoenstatt.de: Erzbischof Zollitsch - auf dessen Initiative vor allem dieser Dialogprozess in Gang kam - hielt in ersten Kommentaren nach der Tagung eine "neue Kommunikations- und Sprachfähigkeit" in der Kirche fest. Gibt es - nach Ihrem Eindruck - schon so viel Gemeinschaft und Miteinander, Communio, dass auch schwierige Fragen angegangen werden können?

P. Penners: Ich denke, dass „schwierigere Themen" schon in der Auftaktveranstaltung deutlich präsent waren, ohne dass eine Fixierung auf umkämpfte Punkte entstanden ist, was den Grundcharakter der Versammlung nochmals unterstreicht. Mit einer deutlichen klimatischen Unterstützung ging es dabei unter anderem um Pastoral der Barmherzigkeit - gegenüber gescheiterten Lebens­formen -; Glaubwürdigkeit insbesondere der Amtsträger im Sinn der Einheit von Verkündigung und Leben; Partizipation der Laien an Leitungsstrukturen, Teilhabe der Frauen an der Leitungsebene der Kirche etc. In seinem Schluss-Statement hob Erzbischof Zollitsch unter anderem hervor, dass es im Weitergang des Dialogprozesses nicht zu umgehen sei, das Zueinander von Klerus und Laien neu zu fassen und über die Beteiligung auch Nichthauptamtlicher, etwa Mitglieder von Diözesanräten, an Beschlussfassungen zu beraten ...

schoenstatt.de: Kardinal Reinhard Marx, München, sprach in einer Stellungnahme davon, dass jetzt aus der Dynamik der Standortbestimmung Schwerpunktthemen gewonnen werden müssen. Welche Schwerpunktthemen haben sich für Sie ergeben? Und weiter gefragt: Welchen konkreten Beitrag für den ja weitergehenden Dialogprozess kann und soll Ihrer Meinung nach die deutsche Schönstattbewegung leisten?

P. Penners: Es haben sich an verschiedenen Stellen Schwerpunktthemen herauskristallisiert. Zum Genannten war immer wieder auch die Rede von der Sprachfähigkeit nach innen und nach außen, von Partizipation etc. Nicht zu überhören war auch die Frage, wie Charismen wahrgenommen werden und sich einbringen können.
Und der konkrete Beitrag Schönstatts im Dialogprozess: Nun, der wird im Einzelnen auch vom weiteren Verlauf abhängen. In jedem Fall sind wir eingeladen, uns aus der Mitte Schönstatts Gedanken zu machen, wie die Grundvollzüge der Kirche - Diakonie, Liturgie und Martyria - sich heute wirksam entfalten können. Nehmen Sie beispielsweise Diakonie: Da geht es sicher um das karitative Engagement im weitesten Sinne, aber nicht zuletzt etwa auch darum, das einzubringen, was wir den natürlichen und übernatürlichen Bindungsorganismus nennen, in welchem seelische Bindungen wachsen können zur Entfaltung von Menschsein und Christsein in der heutigen Gesellschaft, der weltweiten Migration und globalen Veränderungen, um nur an einem Punkt anzusetzen.

schoenstatt.de: Herzlichen Dank, Herr Pater Penners, für das Gespräch und Ihre Einschätzungen.

Die Fragen stellte Heinrich Brehm

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