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18. Juli 2011 | Worte des Bewegungsleiters | 

Wo Gott ist, da ist Zukunft


Liebe Mitglieder und Freunde der Schönstattbewegung,

unsere Bündnisfeier im Juli wird für eine Reihe von uns die letzte vor dem Ferienmonat August sein, sofern der Jahresurlaub nicht schon in diese Zeit oder früher gefallen ist. Ich möchte in diesem Monat unseren Blick bereits jetzt richten auf ein Ereignis, das im September auf uns wartet: der Besuch unseres Heiligen Vaters, Papst Benedikt XVI., in unserem Land vom 22. bis 25. September 2011. Ich denke dabei jetzt nicht zunächst an die Stationen seiner Reise (Berlin, Erfurt, Freiburg) mit den verschiedenen inhaltlichen Schwerpunkten und Begegnungen, sondern möchte heute stehen bleiben beim Motto des Deutschlandbesuches: Wo Gott ist, da ist Zukunft.

Ich denke: Wir alle haben deutlich gespürt, als wir es zum ersten Mal aufgenommen haben:

  • Es berührt sich in auffallender Weise mit unserem Zentralmotiv im Jahr der Vaterströmung: Gott ist ein Gott des Lebens. Ebenso:
  • Mit dem Motto: Wo Gott ist, da ist Zukunft, will der Papst hineinsprechen in die gegenwärtige Kirchensituation Deutschlands, um Mut und Zuversicht zu wecken für einen Neuanfang, auch im Sinne des begonnenen Dialogprozesses. Und dies nicht von ungefähr:
  • Die Konzentration auf die Frage nach Gott; der Hinweis auf die Mitte von Menschsein, Glaube und Welt ist ein Uranliegen sowohl des „Theologen" Josef Ratzinger wie des „Hirten" Benedikt XVI. Mit dem von Benedikt XVI. so hochverehrten heiligen Augustinus wird er nicht müde zu betonen: Es geht um das adhaerere Deo, um ein Hängen an Gott oder ein Gott anhängen mit dem ganzen Schwergewicht unseres Herzens und unserer Liebe, weil der Mensch sonst nicht mit seinem Leben und die Menschheit nicht mit ihrer Geschichte zurande kommt. Pater Kentenich, so scheint mir, würde dieses An-Gott-Hängen „übersetzen" mit: Es geht um die Bindung an Gott, es geht um die Urheimat des Menschen in Gott, was tiefer greift als jegliches Nachdenken über Gott, ja selbst die Erfüllung seines Willens - so sehr alles religiöse Leben und Streben letztlich auf eine Gleichförmigkeit mit dem göttlichen Willen gerichtet ist.

Verweilen wir noch eine kleine Weile beim Motto des Papstbesuches: Wo Gott ist, da ist Zukunft. - Frage: Aber was heißt das, wo ist Gott? - eine nicht ganz einfache Frage.

„Wenn du, Gott, nicht hier bist, wo soll ich dich, den Abwesenden, suchen? Wenn du aber überall bist, warum sehe ich dich nicht in deiner lebendigen Gegenwart?", fragte bereits der heilige Anselm von Canterbury. Ich denke, liebe Leserinnen und Leser, dass uns die Frage nach der Gegenwart Gottes in die Nähe dessen führt, was wir gerne Spurensuche nennen - erst recht, wenn wir bedenken, was ja in der Glaubenserfahrung und im Glaubensdenken eine Art Resümee ist: Wir können von Gott letztlich nicht sagen, was er positiv ist. Eigentlich müssen wir festhalten, wir wissen von Gott mehr was er nicht ist. Beispielsweise, wenn wir festhalten, dass Gott der Schöpfer und Lenker unseres Lebens und der Welt ist. Dann hat er für unsere Vorstellungen etwas von einem Erfinder oder Künstler, was zweifellos stimmt. Aber der Schöpfer ist noch einmal viel mehr und etwas ganz „anderes", als das, was wir uns als Menschen unter Schöpfertum vorstellen können. Frage: Sind wir dann aber nicht zur Gott-Losigkeit verurteilt? In diesem Sinne hat das religiöse Denken und Leben festgehalten: Wenn wir auch nicht wissen, was Gott ist, stoßen wir indessen doch auf Wirkungen seines geheimnisvollen Wesens und geheimnisvollen Handelns: Die Schönheit einer Blume oder die Stimmigkeit eines Festes lassen uns auf unterschiedliche Weise zum Fazit kommen: So etwas ist „göttlich".

Aber all das ist ein Tasten vonseiten des Menschen. Umso mehr sind wir darauf verwiesen, darauf zu achten, ob Gott nicht aus seiner geheimnisvollen Jenseitigkeit heraustritt und sich selbst kundtut. Genau das halten wir für möglich in dem, was wir gerne Offenbarung nennen. In ihrem Licht dürfen wir erkennen: Die Antwort auf die Frage, wo Gott ist, mag dann lauten: Gott ist gerade da, wo sein ewiges Wort Mensch geworden ist. Gott ist da, weil und wo sein Wort, das Mensch wurde, unter uns gewohnt hat. Gott ist da in seinem Sohn Jesus Christus, der Mensch wurde aus Maria, der Jungfrau. Die Frage nach der Antreffbarkeit Gottes in dieser Welt lautet, kurz gesagt: Jesus und Maria. Gott ist da in Jesus Christus und dort, wo er Wohnung genommen hat. Wo Gott ist, da ist Zukunft ... Wo Gott inmitten (s)eines Volkes wohnt, wo der Plan des Schöpfers und der Geist des Evangeliums das Tasten der Menschen nach der Zukunft begleiten, da kann Zukunft werden.

Marianische Gottesnähe eröffnet Zukunft

Liebe Schönstattfamilie, wenn der Heilige Vater im September zu uns kommt, wird er - denke ich - uns „wach" finden für die Mitte seiner Botschaft, und wir wissen uns mitverantwortlich dafür, dass Gott bei uns ankommen und wohnen kann. Ich denke beispielsweise an unsere Heiligtümer und die Bedeutung des Liebesbündnisses, in dem die Gottesmutter ihre Offenheit für Gott und ihr Wohnung-sein-Dürfen für ihn weiterschenkt an die Menschen und an unser Land. Im Hinblick auf die Zukunft des Glaubens denken wir dabei auch an das Wort Pater Kentenichs: „Hoffnungsfreudig und siegesgewiss in die neueste Zeit", sein Abschiedswort an den Katholikentag 1968 in Essen. Wir denken an die Zukunftsträchtigkeit in seiner Botschaft und in seinem Werk überhaupt. Pater Kentenich hatte auch in dunklen Stunden und offenen Situationen der Kirche und Deutschlands an die Wandlungskraft marianischer Gottesnähe geglaubt. In diesem Sinne könnte er sagen: Wo Maria ist, da ist Zukunft, marianische Gottesnähe schafft Voraussetzungen für ein neues Ankommen Gottes in seinem Volk.

Ihnen allen herzlichen Segensgruß vom Urheiligtum aus

Ihr

P. Dr. Lothar Penners

Leiter der Schönstattbewegung in Deutschland

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