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16. Oktober 2009 | Oktober-Treffen | 

Miteinander in die Zukunft


Roter Apfel am Abendmkf. Ausführliche Murmelgruppe, Rosenkranz, Einkauf der lebensnotwendigen Dinge bei dieser Oktoberwoche (Kaffee, Brötchen, Schuhe, Blumen), unberührte Natur und Urwaldabenteuer, Miteinander-Gefühl in der Kolonne über 9 Kilometer, sichtbare Schönstatt-Präsenz in Feld und Wald: Moderator Rektor Zillekens fällt immer neu etwas ein, um die Umleitungsstrecke, die ein großer Teil der Delegierten viermal am Tag bewältigt, schmackhaft zu machen. Irgendwer soll tatsächlich freiwillig runter nach Vallendar gefahren sein, um es auch mal zu erleben... Der rote Apfel hier im Bild wurde aber nicht dort gepflückt, sondern hat zu tun mit Dieter Große Böckmann und dem neuen Design der Schönstatt-Zentren: statt Tannen gibt es dort, wo er herkommt, Apfelbäume. Alle Delegierten waren am Nachmittag des 15. Oktober wieder aufmerksam dabei, als es galt, zwei weitere Spuren einzuholen: den Stand des Zukunftsprozesses der deutschen Schönstatt-Bewegung und der exemplarische Blick auf zwei Schönstattzentren.

P.Ludwig GüthleinPater Ludwig Güthlein koordiniert die Darstellung des Zukunftsprozesses der deutschen Schönstatt-Bewegung, der in diesem Jahr noch stärker als 2008 in die Oktoberwoche eingeht. ZU verschiedenen Aspekten und Etappen dieses Prozesses interviewt er dazu Schw. M. Anne-Meike Brück (Strategieprozess des Zentralrates), Kornelia Orlob (Beteiligungsprozess) und Bernhard Irsch (Projekte - Arbeitsgruppe B, „Hand")

Der Stand des Zukunftsprozesses

Es wird deutlich: Pater Güthlein ist es ein Anliegen, dem Publikum deutlich zu machen, was es bedeutet, sich auf einen Prozess einzulassen und in einem Prozess zu stehen. Prozess ist allgemein ein Verlauf, eine Entwicklung. In den Natur- und Sozialwissenschaften ist Prozess heute eine Bezeichnung für den gerichteten Ablauf eines Geschehens. Und mittendrin in dieser noch nicht abgeschlossenen, gerichteten Entwicklung ist das, was sich unter dem Begriff „Zukunftsprozess" bündelt.

Im Gespräch mit Sr. M. Anne-Meike BrückDem Zukunftsforum, in dem der Zukunftsprozess „zu Hause" ist, wenn er sich auch nicht darauf beschränkt, ist ein Strategieprozess im Zentralrat vorausgegangen. Schw. M. Anne-Meike Brück berichtet zunächst von diesem  Strategieprozess im Zentralrat der deutschen Schönstatt-Bewegung, aus dem ein Dreizehn-Punkte-Programm entstanden ist, eine Art Prioritätenliste gemeinsamen anzustrebenden Handelns. Darin stehen ganz oben etwa das Urheiligtum oder der „Ort Schönstatt". Eine der konkreten Anwendungen davon war etwa die Verlegung der Bündnisfeier ans Urheiligtum.

Kornelia OrlobAus dem Strategieprozess entstand auch das Zukunftsforum. Dieses wurde vorbereitet durch einen Beteiligungsprozess im Jahr 2006/2007: die deutsche Schönstatt-Bewegung war aufgefordert, Wünsche und Anliegen einzubringen. An der Auswertung hat Kornelia Orlob mitgewirkt. Sie schilderte einige der Häufungen, die sie bei der Stichwortanalyse festgestellt haben: Familie, Miteinander, Projekte; als negative Folie das Erleben von Vielfalt als Zersplitterung, positiv im Wunsch nach echter Föderativität, nach Zusammenarbeit und Kooperation. Auf einem Zukunftstag der Jungen Generation, so Pater Güthlein, wurde dann Ende 2007 bewusst noch einmal die Mitarbeit der jungen Generation eingeholt.

Das Zukunftsforum II im Februar 2009 sollte die vielfältigen Beobachtungen und Anliegen bündeln, doch, so Pater Güthlein, „es blieb bei beeindruckender Vielfalt". Die Erkenntnis: Bündelung braucht mehr Vorarbeit, mehr Beteiligung. Aus dieser Erfahrung heraus wird entschieden, zwei Arbeitsgruppen zu bilden: die Arbeitsgruppe A, auch „Auge" genannt, die genauer hinschauen und in eine Leitbildthematik hineinarbeiten soll (davon sollte der gesamte Freitag geprägt sein), und eine Arbeitsgruppe B, auch „Hand" genannt, die das Thema Projekte angehen sollte.

ABS-Überlegungen

Bernhard IrschABS-Überlegungen nannte Bernhard Irsch das: ein Anti-Blockier-System für projektorientiertes Handeln, das sollte entstehen! Da sei es zunächst darum gegangen, die Vielfältigkeit der Organisation in Schönstatt anzuschauen und nachzudenken, wie kann deren Reichtum effizient(er) ins Spiel gebracht werden. Dann galt es, die Vielfältigkeit der Projekte anzuschauen und zu sehen, was gibt es schon, was gibt es noch nicht, was sollte es geben, was gibt es aber vielleicht auch unkoordiniert nebeneinander?

Aufgabe der Gruppe „Hand" sei es, Bestehendes zu fördern und Projektideen zu entwickeln und Projekte anzustoßen. Die vielen kleinen Projekte und Initiativen seien wichtig, doch gelte es nicht auch, sich auf strategische Felder zu verständigen, um wahrnehmbarer und effektiver zu handeln? Es sei leichter, mit einigen großen Projekten über Schönstatt hinauszugreifen und kirchlich-gesellschaftlich bekannt zu werden.

Ein Prozess, der „mittendrin" ist, so Pater Güthlein - und sehr spannend. Das Anliegen: alle Delegierten sollen darum wissen. Am Samstag wird es noch einmal intensiv darum gehen.

Ein Blick auf Puffendorf und Paderborn

Unter der etwas reißerischen Überschrift: „Mancherorts geht es buchstäblich um Kopf und Kragen" folgte danach ein „Blick auf das reale Schönstatt in Deutschland". Dieser erfolgte allerdings ausgeprägt exemplarisch, nämlich anhand von zwei Schönstattzentren: das eine ringt gerade mit großem Einsatz um eine tiefgreifend erlebte Veränderung hin auf das, was das andere von Anfang an so hatte. Konkret: in Puffendorf wirken seit Sommer dieses Jahres keine Marienschwestern mehr im Zentrum, in Benhausen waren nie welche da.

Beide Zentren werden von der Schönstattfamilie vor Ort, von Laien, getragen. Ehepaar GauslingEhepaar Gausling stellte dar, wie die Aachener Schönstattfamilie sich, unterstützt von der Diözese und der Gemeinde, nach dem personell bedingten Weggang der Schwestern entschlossen hat, das Zentrum in Eigenregie weiterzuführen. Laien machen jetzt dort Dienst, die bisher in wenigen hauptamtlichen Händen gebündelten Aufgaben wurden in viele kleine Einzelaufgaben geteilt, die von Schönstättern und von Nachbarn übernommen wurden. Und die ersten Monate zeigen: es geht.

Dieter Große BöckmannEs geht schon seit Anfang an so in Benhausen bei Paderborn. Da gibt es - ähnlich wie an den Heiligtümern Südamerikas - einen Wächterkreis, der aus 100 Personen besteht: überwiegend rüstige Rentner, die zwei bis drei Stunden pro Woche Dienst am Heiligtum leisten: dort einfach präsent sind, Besucher begrüßen, Rosenkranz vorbeten und Öffnungszeit garantieren ... Ein Anbetungskreis, die Frühschicht der Männer und andere sorgen für Gebetsleben am Heiligtum. Das Haus ist bewusst nur für Tagesveranstaltungen ausgerichtet, braucht keine Angestellten und ist sieben Jahre nach seiner Erbauung schuldenfrei. Und um das Heiligtum herum stehen Apfelbäume, bei der Einweihung gepflanzt und inzwischen reiche Frucht tragend.

In der Eucharistiefeier klang der Tag aus. Pater Penners griff das Messformular „Maria, auserwählte Tochter Israels" auf und verknüpfte das Tagesgebet mit den Prozessen, in denen die deutsche Schönstatt-Bewegung steht. Sollen und dürfen wir nicht in Parallelität zur Erwählung Marias den Glauben wecken und vertiefen an die Erwählung Schönstatts, an die Erwählung Schönstatts in Deutschland? Spricht Gott auch durch das Wort, das den Fackellauf so geprägt hat: „Es ist dein Weg"? Und wie Abraham sollten und dürften wir „glauben an das ausstehende Wunder".

Heute, Freitag, 17. Oktober: Liveübertragung der heiligen Messe (17.30 Uhr) der Oktoberwoche auf www.schoenstatt-tv.de


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