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27. Juni 2011 | Deutschland | 

„Für wen gehst du?“ - pilgern für den Papst


Pilgern für den Papst (Foto: Hechinger)Lukas Wehrle. Die erste Etappe auf dem Pilgerweg von Oberkirch (Marienfried) nach Freiburg zur Vorbereitung des Papstbesuchs ist geschafft. Am 20./21. Juni waren ca. 30 Pilger auf dem Weg vom Schönstattheiligtum Marienfried über Gegenbach nach Lahr. Dort wird am 28. Juli 2011 am Bahnhof die zweite Etappe beginnen, die über Ettenheimmünster und Emmendingen nach Freiburg führt (28.-31. Juli 2011). Wer aufbricht im Glauben, kann erleben, wie liebevoll Gott einen Weg bereitet und wie gut er führt. Die Erfahrung der Pilgergemeinschaft und die Erfahrungen am Weg waren ein großes Geschenk. Eine Kirche, die pilgert, hat Zukunft!

Was uns verbindet? - Ein gemeinsames Anliegen!

Es ist eine bunte Truppe von 35 Pilgern, die sich am Montagmorgen im Heiligtum Marienfried einfindet. Erstes Begrüßen, freundliche Worte…noch kennen sich die Einzelnen nicht. Mehr aber als das goldgelbe Halstuch, das alle umlegen, verbindet ein gemeinsames Anliegen: „Wir wissen, für wen wir gehen: für Papst Benedikt, der unser Land besucht. Wie schwer es auch wird, was immer der Weg den Einzelnen abverlangt, wir wissen wofür!“

Gottesdienst unterwegs in der "Wald-Kathedrale" (Foto: Hechinger)Damit dieses Wofür auch so ganz konkret wird, verteilen Pfarrer Wehrle und Schwester Hanna-Lucia Hechinger, die geistliche Begleitung auf dieser Pilgerreise – am ersten Rastplatz nach vier Kilometern Zettel, auf denen jeweils ein Programmpunkt des Papstbesuchs im September markiert ist. Jeder Pilger weiß nun, für was er läuft. Für die „Begegnung mit der Orthodoxen Kirche“, für „das Mittagessen mit den Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz“ oder einen guten Rückflug von Lahr nach Rom. Ein symbolischer Akt. Pilgern heißt, sich auf Wanderschaft begeben, sich auf etwas Neues einzulassen, erklärt Pfarrer Wehrle – jedoch niemals alleine. „Für wen gehst du?“ fragt er in die Runde. In Gedanken sind der Ehepartner, vielleicht die Eltern, ein Freund in der Not, die Kinder oder die Enkelkinder auf dem Weg dabei.

Pilgeraltar am Wegrand (Foto: Hechinger)Baut dem Herrn einen Altar!

Am ersten Pilgertag wird die hl. Messe am Wanderweg gefeiert. Die Vögel zwitschern. Ein leichter, kühler Wind rüttelt an den Baumkronen. Regentropfen fallen vom Himmel. Es duftet nach Moos. „Und Gott sprach zu Abraham: Zieh weg aus deiner Heimat“  – das haben wir heute Morgen auch getan Wir sind aus Oberkirch aufgebrochen und haben uns auf eine Reise begeben.“ Aufmerksam und doch in sich gekehrt lauschen 35 Pilger den Worten von Pfarrer Lukas Wehrle, während er den Gottesdienst hält – mitten im Wald, in der „grünen Kathedrale Gottes“.

Vor ihm ein kleiner Altar, zusammengebaut aus einigen Steinen vom Wegrand, geschmückt mit einem weißen Tuch, ein paar Feldblumen unterwegs gepflückt und dem Pilgerheiligtum. Die Tageslesung aus dem Buch Genesis bestätigt die Pilgergruppe: Abraham baut dem Herrn an dem Platz, an dem er Gott erfahren hatte, einen Altar.

Für die Pilger wird der Altar an diesem Tag zum Ausdruck ihres Glaubens: Der Gott, zu dem wir pilgernd unterwegs sind, erwartet uns nicht erst am Ziel, er geht mit uns. Wer sich ihm anvertraut, läuft nicht ins Leere, sondern geht –von einer liebenden Vorsehung geführt- einer großen Verheißung entgegen.

Ein Pilgerstab mit dem Kreuz der Einheit begleitet die Pilger (Foto: Hechinger)„Die Mutter Jesu war dabei…“ (vgl. Joh 2,1)

Vom Heiligtum der Gottesmutter aus wurde der Aufbruch gewagt, dort wurde der Pilgerstab gesegnet, der die Pilger begleitet und meist an der Spitze geht. Auf ihm ist Maria dargestellt, wie sie unter dem Kreuz steht und auf Jesus schaut – das Kreuz der Einheit. Mit diesem Blick auf ihn geht sie mit und erwartet ihre Pilger immer wieder am Weg in Zeichen und Bildern. Die wohltuende Pilgergemeinschaft mit ihr wird erfahrbar im gemeinsamen Beten des „Engel des Herrn“ und des Rosenkranzes. Maria tut der Pilgergemeinschaft gut. Sie schafft die gute Atmosphäre, mit ihr geht’s leichter vorwärts!

Die Gemeinschaft trägt und zieht mit

Nicht alle haben dasselbe Schritttempo. In der Gruppe sind Vorwärtsdrängende und solche, die mehr Zeit brauchen. Nur in der Bereitschaft, einander wahrzunehmen, aufeinander zu warten und sich gleichzeitig fordern und mitziehen zu lassen, bleibt die Pilgergemeinschaft bestehen. Allein hätten die meisten längst abgebrochen, die Gemeinschaft trägt, sie motiviert und entlockt Möglichkeiten, die im „Alleingang“ verborgen blieben.
„Ich laufe, um Danke zu sagen, weil unser Enkelkind gesund auf die Welt kam«, erzählt Brigitte G. aus Oberkirch. Sie ist mit ihrem Mann da und gehört zu den erfahrenen Pilgern in der Gruppe. Zwei Mal ist sie bereits auf dem Jakobsweg gelaufen, 300 Kilometer pro Tour. Diese Reise unternimmt sie aber lieber alleine.

Auch die Oberkircher Christa und Karl H. waren bereits auf dem Jakobsweg. Sechs Wochen lang sind sie auf den Spuren des Apostels Jakobus gewandert. „Der Weg verändert einen, man wächst mit dem Weg mit“, hat Christa H. erfahren.
Aber es sind auch Menschen dabei, die keinerlei Pilgererfahrung mitbringen. So wie Rosa K. aus Offenburg-Bohlsbach. Ihr Beweggrund, 50 Kilometer zu laufen, ist ein ganz persönlicher: „Nach 25 Jahren als Kindergartenleiterin habe ich letztes Jahr gekündigt“, erzählt sie auf den letzten fünf Kilometern vor Gengenbach. Eines Morgens bei der Arbeit traf es sie wie ein Blitz. Noch am selben Tag kündigte sie. Heute, ein halbes Jahr später, ist Rosa wieder mit sich im Reinen. Sie arbeitet jetzt als spirituelle Lebensbegleiterin. Sie ist angekommen, sagt sie. Die Pilgerreise ist für sie Abschluss und Neuanfang zugleich.

Ein "erweiterter" Altar: Die Rucksäcke stehen für alles, was die Pilger mit sich tragen (Foto: Hechinger)Franziskanische Gastfreundschaft

Es ist kurz vor 18 Uhr. Die Pilgergruppe verlässt den Wald, um auf geteertem Boden die letzten Straßen zum Kloster der Franziskanerinnen zu gehen. Im Kloster in Gengenbach wird die Gruppe herzlich aufgenommen. Für manche ist die Reise hier zu Ende. 23 übernachten im Kloster und laufen am nächsten Tag die rund 25 Kilometer weiter nach Lahr. Es tut gut, willkommen zu sein, sich an einen gedeckten Tisch setzen zu können, ein Zimmer zu haben, am Abend eines Pilgertages heim kommen zu können. In der Anbetungskapelle der Schwestern wird der Tag in Gottes Hände zurückgelegt. Alle fühlen sich sehr beschenkt. Der Dank für alles wird vor IHN gebracht – auch den Dank für die „Kirschen aus Nachbars Garten“… Nach Gebet und Gesang zündet jeder eine Kerze an. Es beginnt eine kleine Lichterprozession, die durch den Klostergarten führt, vorbei an Rosensträuchern und Salatbeeten bis zur Lourdes-Grotte des Klosters. Unkompliziert und erfinderisch sorgen die Schwestern mit, dass jeder am folgenden Tag einen Reiseproviant bekommt.

Die gesegnete Last

Am zweiten Pilgertag scheinen die Rucksäcke schwerer geworden zu sein als am ersten. Man spürt die Last deutlicher auf den Schultern liegen. Beim Gottesdienst in der Klosterkirche in Gengenbach gibt es eine besondere Gabenprozession: Die Rucksäcke werden zum Altar gebracht, um den Altar aufgebaut. So wird der Tisch des Herrn erweitert, von dem aller Segen ausgeht. Am Ende der Feier bekommt jeder Pilger seinen Rucksack neu überreicht. Sie sind nicht leichter geworden, aber sie sind von IHM angenommen, „gesegnet“. So trägt sich die Last leichter.

Frische kühle Quelle bei der Brudertalkapelle (Foto: Hechinger)Die Quelle finden

Einige Kilometer vor dem Ziel wird die wunderschön gelegenen Brudertalkapelle erreicht Dort fließt eine frische kühle Quelle, an der alle auftanken. Nach einer kleinen Statio geht der Weg entlang den Kreuzwegstationen schweigend weiter. Wie gut das tut. Auch das Schweigen ist eine Quelle, die dem Wandern und der Gemeinschaft wohl tut. Das Schweigen führt auf den inneren Weg zu dem, der die Quelle des Lebens ist.

Nach dem Pilgern ist vor dem Pilgern

Schnell sind die beiden Pilgertage zu Ende. Nicht zu Ende aber ist der Weg. Er geht weiter im Alltag, wo immer er die Einzelnen hinführt. Die Spuren eines Gottes, der führt, sind auch dort zu finden, der Weg ist immer bereitet. Und viele werden wieder dabei sein, wenn es gilt Ende Juli von Lahr aus aufbrechen zu zweiten Etappe, dem Papst entgegen…

Weitere Infos:
2. Etappe: 28. - 31. Juli 2011
LAHR - FREIBURG

Donnerstag, 28. Juli 2011: 9:30 Treffpunkt in Lahr (Bahnhof); von dort Pilgerweg, über Sulz - Wallburg- Münchweier - Ettenheimmünster (Wallfahrtskirche St. Landolin); unterwegs Feier der Eucharistie; Übernachtung in Münchweier oder Ettenheimmünster privat oder in einer Pension.

Freitag, 29. Juli 2011: 9:30 Treffpunkt in der Wallfahrtskirche St. Landolin in Ettenheimmünster; Eucharistiefeier, anschl. Aufbruch über Broggingen Richtung Landeck - Mundingen - Emmendingen (dort Übernachtung privat oder in einer Pension).

Anmeldung (schriftlich oder telefonisch) an:
Schönstatt-Zentrum Marienfried
Bellensteinstr. 25
77704 Oberkirch
07802/92850
marienfried@t-online.de

Angaben: Name, Anschrift, Telefonnummer, Personenanzahl, Etappenabschnitt (z.B. Übernachtung Emmendingen)

Anmeldeschluss: 2. Etappe: 9. Juli 2011

DOWNLOAD Einladung

"Pilgern für den Papst" am Rande des Schwarzwaldes (Foto: Hirscher)


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