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16. Oktober 2009 | Oktober-Treffen | 

Du führst uns: Entwicklungen, Erfahrungen, Herausforderungen


Es ist dein Weg... shine your light - Fotos: Brehm

mkf. Was ein roter Apfel im Abendlicht (außer dem strahlend schönen goldenen Oktober, der pünktlich zur Oktoberwoche angebrochen ist) mit einer Fackel auf dem Petersplatz zu tun hat und mit Türen, die offener nicht mehr sein können, das wissen (bisher) nur die etwa 500 Delegierten der deutschen Oktoberwoche, die sich heute einen ganzen Tag Zeit nahmen zum Beobachten, zum Hinschauen und Hinhören auf das, was der Gott der Geschichte in den Entwicklungen, Erfahrungen und Herausforderungen an Spuren gezeichnet hat.

Einstieg in den Tag: Pater Dr. Lothar Penners„Du führst uns" - das Motto vom roten Banner an der Wand der Aula, mit vielen Vatersymbolen darauf, prägt und leitet diesen ersten Arbeitstag der diesjährigen Oktoberwoche. Um ausgewählte Spuren gehe es heute, so Pater Dr. Lothar Penners am Morgen in einem einleitenden Wort zur Leitlinie der Oktoberwoche und ihrer Schritte.

Gott führe uns, führe die Schönstattfamilie, führe hin auf 2014, auf die Hundertjahrfeier des Liebesbündnisses. Als deutsche Schönstattfamilie fragten wir uns nach der Zukunft, nach dem Gesicht der Familie, nach einem Leitbild.

Er, der seine Menschheit nicht zum Guten zwingt und sie dennoch führt

Er zitierte Papst Johannes Paul II. bei seinem ersten Deutschlandbesuch 1980; am 17. 11. 1980 sagte er am Schluss seiner Ansprache bei der Begegnung mit der jüdischen Gemeinde: „Er, der Unaussprechliche, von dem uns seine Schöpfung spricht, Er, der seine Menschheit nicht zum Guten zwingt und sie dennoch führt. Er, der sich in unserem Schicksal bekundet und verschweigt. Er, der uns für alle zu seinem Volk erwählt: Er führe uns auf seinen Wegen in seine Zukunft!"

Er zwinge uns nicht zum Guten, so Pater Penners, weil er Vater ist. In der weltweiten Wanderung des Vatersymbols, von Pater Kentenich geschenkt, lade der ewige Vater uns ein, den Gnadenstrom des Urheiligtums anzureichern; im Besuch dieses Symbols wolle er allen Schönstattfamilien der Welt Wohlwollen und Ermutigung schenken.

Wo der Weg hin auf ein Ziel keine Prachtallee sei, sondern schwierig und von Rückschlägen begleitet, da sende Gott seinem wandernden Volk wie damals beim Zug durch die Wüste manchmal Kundschafter entgegen mit Früchten aus dem Gelobten Land. Eine Reihe solcher Kundschafter kamen an diesem Morgen auf die Bühne, beladen mit Früchten aus dem Land so warm und traut, das ewige Liebe sich erbaut, in das die Zukunftswege führen und von dem sie ausgehen... Es gelte, so Pater Penners, das Gehörte zusammen aufzunehmen, in gegenseitiger Bezogenheit zu sehen.

Ein Vorgeschmack dessen, was das Gnadenjahr 2014 bringen wird

Ein Hauch von 2014...: Ehepaar Gertrud und Norbert Jehle„Es fällt schwer, aus dem Coenaculum herauszugehen. Doch wie damals aus jenem Coenaculum, in dem die Kirche entstand, so gingen am Samstag, dem 7. Februar 2009, 89 Verantwortliche der Schönstattbewegung aus 32 Ländern der fünf Kontinente vom Urheiligtum aus als missionarische Jünger des Vaters hinaus - mit der Botschaft der Konferenz 2014 und mehr als nur einer Idee, nämlich einem Vorgeschmack dessen, was uns das Gnadenjahr 2014 bringen wird. So heißt es in der "Botschaft der Konferenz 2014": "In der Vielfalt der Sprachen und Erfahrungen erlebten wir eine Coenaculums-Atmosphäre, ein Gnadenereignis, das es uns ermöglichte, gemeinsam auf die Suche nach dem zu gehen, was der Gott des Lebens von unserer Familie bei der Hundertjahrfeier Schönstatts erwartet." Mit dieser kurzen Passage aus dem Video 2014 begannen Norbert und Gertrud Jehle als Kundschafter Früchte aus der Konferenz 2014 in die Oktoberwoche zu tragen - nicht Milch, Honig und Trauben, sondern die im Westentaschenformat zum Mitnehmen, Strömungen, offene Türen, das Gefühl erlebter Schönstattgeschichte und gefühlter Wunder. „Wer dabei war bei der war nachher nicht mehr der Gleiche, so Norbert Jehle. Es gibt ein Davor und ein Danach, auch in der persönlichen Biographie. „Plötzlich gab es eine Strömung, und alle waren neu verliebt ins Liebesbündnis." Woran man das merkt? „Eine unbeschreibliche Atmosphäre von Freude und Glück und eine Kraft wie in der ersten Liebe". In diesem Klima wurde gearbeitet, wurden weltweit wirkende Strömungen entdeckt und strategische Felder des Apostolates definiert - Ehepaar Jehle bebilderte die Strömungen und Felder des Apostolates mit einer Fülle von Beispielen und Erfahrungen aus dem deutschen Schönstatt und machte „nicht nur Mut, sondern Lust, jetzt endlich anzufangen zu überlegen, welches apostolische Projekt wir von unserem Heiligtum 2014 nach Rom bringen", so ein Delegierter. Vor Rom ist Schönstatt, ist das Urheiligtum und die Wallfahrt am 18. Oktober dorthin: gemeinsam und international vernetzt. Um das Urheiligtum ging es auch - eingeläutet von einem (Fast-)Original-Glockenklang in dem Beitrag von Dietger M. Kuller und Rektor Egon M. Zillekens, die von den neuesten Entwicklungen rund ums Urheiligtum berichteten.

Zwanzig Jahre Wende: Deutschland ist religiöser, katholischer und reicher geworden

Sr. M. Veronika RiechelSie solle in ihrem Statement auch zur Sprache bringen, dass Deutschland mit der Wiedervereinigung protestantischer, atheistischer und wirtschaftlich weniger gut situiert geworden sei, habe Pater Penners ihr geschrieben, so Schw. M. Veronika Riechel. Das könne sie nicht sagen, so Schw. Veronika, denn Deutschland sei für sie nach der Wende katholischer, religiöser und reicher geworden. Einen Augenblick braucht es , bis tosender Beifall einsetzt. Auf die Perspektive kommt es an. Und sie macht klar: der Sozialismus hatte keine Fehler, er war einer. Was Kirche und was Schönstatt für sie als Jugendliche in der ehemaligen DDR bedeutet habe, zeigte sie in klaren Zügen: Heimat auch für das Denken und Kraft, nicht mitzumachen, innere Freiheit zu bewahren. Das Nachdenken über Kirche im totalitären Staat könne Impuls sein, Prioritäten in der pluralen Gesellschaft richtig zu setzen. „Die Kraft der Kirche lag in ihrem Glauben und ihrer Wahrheitsfähigkeit, in ihrer Konzentration auf ihr Kerngeschäft. Darin liegt sie auch heute."Sie zitierte Helmut Kohl, der am 14. Juli 1990 zu Michail Gorbatschow sagte", „bevor wir die Stafette an die nächste Generation weiterreichten, hätten wir am Ende dieses Jahrhunderts noch einiges in Ordnung zu bringen. Ich zitierte Bismarck, der einmal gesagt hatte: ›Man kann nicht selber etwas, man kann nur abwarten, bis man den Schritt Gottes durch die Ereignisse hallen hört; dann den Zipfel seines Mantels fassen - das ist alles.‹"

Es seien große Persönlichkeiten gewesen wie Johannes Paul II., aber auch kleine Werkzeuge wie jener Polizist aus Dresden, der am 8. Oktober 1989 das Gespräch mit Demonstranten gesucht hatte, derjenige, der die Idee hatte, an die Demonstranten Kerzen zu verteilen, die ungarischen Grenzer, die entgegen dem Befehl nicht auf DDR-Flüchtlinge geschossen hätten...

Wenn heute 80% der Ostdeutschen areligiös seien und man sich frage, wie dort noch Frohe Botschaft anzubringen sei, dann gelte es auf das demütige Grundprinzip der Mission zurückzugehen: Erst Gott, dann der Missionar.

P. Elmar Busse„Was ist stärker? Maschinengewehre oder Kerzen?" P. Elmar Busse hat im Herbst 1989 die Antwort erlebt. Eine deutliche Sicht auf das Handeln Gottes in der Geschichte, schönstättische Tiefenvorgänge wie Blankovollmacht als Lebenshilfe, föderative Einheit, Zivilcourage und der versöhnte Blick auf das eigene Leben: Stichworte, in denen Pater Elmar Busse Erfahrungen in und mit der Wende thematisierte und auf heute anwandte.

Und ganz nebenher erfährt man, dass Gott Kindergebete immer erhört - manchmal allerdings etwas später, dafür um so gründlicher. Mit zehn Jahren war Elmar Busse zu Besuch bei seinen Großeltern in Essen, im Westen. Er wollte nicht weg... und beim Abschied sagt die Oma: Du kommst ja bald wieder. Und der Junge betet: Lass mich doch einmal wieder in Essen wohnen... Drei Tage später wurde die Mauer gebaut. - Heute wohnt Elmar Busse in Essen. Als Oberer der dortigen Patresgemeinschaft.

Dr. Carsten René BeulUnd dann steht Deutschland mit der ganzen Welt zwanzig Jahre nach der Wende mitten in einer der verheerendsten weltweiten Wirtschaftskrisen. Dr. jur. Carsten René Beul aus Neuwied, Rechtsanwalt, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, hatte die Aufgabe übernommen, Ursachen und Auswirkungen der Wirtschaftskrise darzustellen - und tat dies ausgehend vom Kapitel 31 der Benediktsregel: Zum Cellerar des Klosters wählt man einen aus der Gemeinschaft aus, der lebenserfahren ist und einen reifen Charakter hat, der Gott fürchtet. Er soll für die ganze Klostergemeinde wie ein Vater sein. Er soll Sorge tragen für alles. ... Nichts soll er nachlässig behandeln. Er soll nicht dem Geiz ergeben, aber auch kein Verschwender und Vergeuder des klösterlichen Besitzes sein, sondern in allem Maß halten und die Weisungen des Abtes befolgen. (...) Er gebe den Brüdern das festgesetzte Maß an Speise und Trank, ohne sie von oben herab zu behandeln oder warten zu lassen. Er könnte sie sonst zum Zorn verleiten. Wenn die Klostergemeinde größer ist, soll man ihm Gehilfen geben. Mit ihrer Unterstützung kann er das ihm anvertraute Amt verwalten, ohne den Frieden der Seele zu verlieren. Zur bestimmten Zeit gebe man, was zu geben, und erbitte man, was zu erbitten ist, damit im Haus Gottes niemand verwirrt oder traurig wird.

Hätten sich alle Akteure der Finanzwelt an dieser Regel orientiert, hätten nicht Geiz und Gier regiert, dann hätten wir die Finanzkrise nicht, so Beul. Einfach, ohne es den Zuhörern zu einfach zu machen, erläuterte er die US-amerikanische Immobilien- und Hypothekenkrise, die sich schließlich zur Finanz- und dann zur Wirtschaftskrise ausgeweitet habe. Er zeigte auch auf, dass die Wirtschaftsdaten zwar wieder positiver sind, die Sorge vor Inflation aber durchaus nicht unberechtigt sei. Ob es nun Gemeinschaften sind oder Schönstatt-Zentren, die Immobilien-Bewertungen gewissenhaft durchführen müssen, oder ob es der Einzelne ist, der zeigen soll, dass es andere Werte gibt, als möglichst schnell möglichst reich zu werden oder auf Kosten anderer zu leben: Jeder kann konkret etwas tun (bzw. lassen).

Es ist dein Weg - Shine your light

Fackellauf 2009Wenn Malcolm Gladwell vom "Tipping Point" spricht, dann meint er „jenen magischen Moment, wo eine Idee, ein Trend oder ein soziales Verhaltensmuster überschreitet, umschlägt und sich wie ein Flächenbrand ausbreitet." Soziale Epidemien, die dem Gesetz einer Erkältungswelle folgen - man kann auch Strömung dazu sagen, die auf einmal viele erfassen und dann eine ungeheure Wirkung entfalten kann. Irgendwann um den Aufbruch bei der Nacht des Heiligtums hatte der F den schönstättischen Tipping Point erreicht - als etwa die Schwestern auf der Liebfrauenhöhe dem Diözesanleiter täglich erzählten, wo die Fackelläufer gerade waren, und es beinahe einen heiligen Wettstreit darüber gab, wer schneller im Fackellauf-Blog gewesen war. Und jetzt trugen zwei der 40 Fackelläufer eine der Fackeln, die sie 1500 km vom Urheiligtum nach Rom getragen hatten, in die Oktoberwoche hinein und ließen mit einem unbeschreiblich gut gemachten Video den Fackellauf im wahrsten Sinne des Wortes hineinlaufen in die Delegiertenversammlung...

Stephan Jehle: Was könnte meine Fackel für den Alltag sein?Stephan Jehle erzählt nicht einfach vom Fackellauf und der Überreichung der Fackel an den Papst (das ist ja im Blog Stunde um Stunde passiert), sondern beobachtet und zieht Linien: Wie sich im Lauf der ersten Tage etwas verändert hat, wie aus den Anliegen der Sponsoren, die man eigentlich „als Dank für die Spende" mitgenommen hat, zu einem der Hauptmotivationsmomente und die Tupperbox mit den Anliegen zum Heiligtum wird. Der Fackellauf als „Lebensschule in zehn Tagen", wo einzelne lernen, persönlicher miteinander umzugehen oder bei 40°C im Schatten dem Freund auf dem Fahrrad zuzurufen: lauf du für mich, ich kann nicht mehr... Und was hätten Sie als ahnungsloser Camper gemacht, wenn da plötzlich 20 junge Männer im Pool eine Menschenpyramide machen und laut singen: Lasst uns ziehen in ein Land voller Liebe?

Der Fackellauf ist motiviert gewesen vom Gedanken, wie Paulus eine Botschaft nach Rom zu tragen - mit dem Licht vom Urheiligtum.

Klar die Frage am Schluss: Was könnte meine Fackel  für den Alltag sein? Und die Anregung: Wir laufen weiter. Der Fackellauf ist zu Ende, doch es gilt: „Projekt Paulus: Für wen läufst du?" Anliegen mitnehmen auf den täglichen Lauf, beim Joggen etwa. Denn es waren die Anliegen der anderen, die den Fackellauf getragen haben... Und: Lasst uns weiterlaufen in der Apostelspur.

Die Glocke soll ans Urheiligtum erinnernSchönstatt, shine your light. Lass das Licht vom Urheiligtum leuchten.

"Die Herausforderung und dynamische Kraft der Jugend" als eines der Felder des Apostolates, das bedeutet, so hatte Ehepaar Jehle gesagt, "uns von der Jugend sagen lassen, wo Ansätze der Zukunft sind."

Schön, dass die Fackel den Abschluss dieses reichen Vormittags bildet und stellvertretend steht für die jüngsten kraftvollen Initiativen der Jugend - Nacht des Heiligtums, Misiones, Jugendfest...


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