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26. Juni 2011 | Deutschland | 

Freie initiative Räume


Salomon mit seinem Trümmerberg

DEUTSCHLAND, Marianne Maier. Es leben freie, initiative Räume in Schönstatt! Ganz im Sinne des Erfinders: unter dem Stern der 3mal-Wunderbaren selbstredend.

 

 

 


  • Wenn eine Spritzidee in kreativen Frauen- und Paterköpfen bei gemütlicher Kaffeerunde von "Werkstatt Maria Stuttgart" überraschend Gestalt annimmt!
  • Wenn fünf schräge Typen ihr ganzes Vertrauen investieren (müssen) - dem großen Vorbild nachjagend: bloß keine halben Sachen!
  • Wenn spontan geladene Schönstätter&Friends Stuttgarts und Umgebung der Einladung folgen, gemeinsam den "Trümmerberg" zu erklimmen!

Mein Erlebnis: Christi Himmelfahrt in Stuttgart

Am Vorabend flitzt eine SMS von Waldmössingen nach Ergenzingen und wieder zurück. Die Info über einen nachmittaglichen Godi mit Pater Helmut in Stuttgart und das Angebot einer A81-Mitfahrgelegenheit passt locker in 160 Zeichen. Das spontane "Klar ich bin dabei" erst recht. Endlich ein Wiedersehen! Die Erleichterung von Anna, an ihrem freien Tag mal nicht früh aufstehen zu müssen, steht in der sms deutlich "zwischen den Zeilen". Na klasse, Anna fragt auch noch Sonja und Stefan - das Auto bekommen wir voll und alles in allem verstärkt das nur noch mehr meine Vorfreude auf Christi Himmelfahrt samt ver-rücktem Vorhaben.

Über den Höhen Stuttgarts

Am Treffpunkt angekommen stehen da ja schon die ersten bekannten Gesichter, ein Auto nach dem anderen trudelt ein - Puh, und ich dachte schon wir werden hier zu fünft in vertrauter Runde Gottesdienst abhalten. Zwei Männer mit Kleinkind laufen vorbei, "interessante Konstellation" denke ich, sie schauen so suchend zu uns, dass ich spontan rüber rufe: "Gleich beginnt der Gottesdienst über den Höhen Stuttgarts, seid ihr dabei?" Habe ich das gerade wirklich gesagt? Menschenskinder, die sehen nun wirklich nicht so aus, als ob sie dieses Angebot interessierte. In einem überraschend freundlichen Tonfall kommt zurück: "Ähm, nein Danke!" Und ich fühle mich zur Abwechslung mal nicht schlecht, mich komplett blamiert haben zu können. "Das kann ja heiter werden" denke ich und die Truppe setzt sich langsam aber sicher in Bewegung. Wir besteigen gemeinsam die Anhöhe, herrlicher Sonnenschein! Es sind viele Ausflügler unterwegs, die Stimmung fröhlich und entspannt. Oben angekommen schon die nächste Überraschung. Da strahlt - klassisch nach dem Hase-und-Igel-Prinzip - der kleine Samuel mir stolz entgegen: " Thomas und ich sind durchs Gebüsch und sind die Allerersten!". Na, habe ich da noch eine andere Wahl als mich herzlich mitzufreuen!

Spontane Gäste

Nach erste Anstrengung schauen wir nun über die ganze Stadt. Roland zeigt mir das Gebäude seiner Arbeit. Eine so ganz anderer Blick auf gewohnte Dinge. Viele Menschen sitzen hier oben auf den Steinen und genießen den Tag. Super, nun ist auch Pater Helmut direkt von Schönstatt aus eingetroffen. Bei zäher Platzsuche für unser Vorhaben fällt die Wahl auf ein kleines Stück Wiese etwas unterhalb der Bergspitze. Ein zu Sitzplätzen umfungierter Baumstamm lädt ein und ist geradezu ideal für den Altar als zentralen Ort des Geschehens. Sitzplätze freier Wahl en masse, ein wunderschönes Plätzchen am Wegesrand!

Birgit verteilt die kopierten Liedzettel. Da kommt eine Truppe junger, zugegeben gutaussehender Herren um die Kurve den Berg hinauf - zwar ohne Bollerwagen, der Tageszeit und Stimmung zufolge definitiv in angeheiterter Verfassung. In mir ein kurzer Schreckmoment: "Oh, was werden die bloß denken, hoffentlich schnell vorbeigehen, nur keine Konfrontation, das können wir jetzt nicht gebrauchen". Der anscheinende Kopf der Truppe ruft irgendetwas wie ein "Hallo, was macht ihr hier?" herüber. Viel Zeit zum Nachdenken bleibt mir nicht, ich rufe "Gottesdienst! Ihr dürft gern mitfeiern" laut und überraschend bestimmt hinüber, setze schnell ein "Wir beginnen mit dem ersten Lied auf dem Blatt" nach, um keinen Raum für Debatten zuzulassen, mir meine Unsicherheit keinesfalls anmerken zu lassen. Los gehts, Birgit schlägt wie immer fröhlich bestimmt in die Seiten. Die werten Herren sind bereits mit Liedzetteln ausgestattet und versuchen doch tatsächlich, das ihnen unbekannte Lied mit all ihrer Kraft zu unterstützen. Wer hätte das je gedacht.

Kirche im Freien

Zeitgleich orientiert sich ein junges Ehepaar mit Kind, alle in Wanderoutfit in unsere Richtung. Die Mutter mit südländischem Einschlag nimmt im "Kirchenraum" Platz gefolgt vom Anhang - drei weitere Spontanentschlossene. "Familientreffen, Fernsehabend oder Feierabendbier: Wann heißt es- Das ist ja wie im Himmel! - für dich?" beginnt Pater Helmut seine Ansprache an die bunte Truppe. Versammelt über den Höhen Stuttgarts unter freiem Himmel - unser Gottesdienst kann also beginnen! Bis zur Predigt bleibt der Trupp junger Männer andächtig und mittendrin dabei, sie verabschieden sich höflich und ziehen weiter, Pater Helmut wünscht ihnen alles Gute.

Platz nehmen und sich Gott nähern

Ein kleines Mädchen ist mit ihrem Vater unterwegs und ist von dem Holzstamm als Sitzbank total begeistert, stürmt auf ihn zu und lässt sich von uns überhaupt nicht abhalten, in der Sitznische neben dem umfunktionierten "Altar" Platz zu nehmen. Sie schaut neugierig in die Runde und wird spontan von Pater Helmut eingebunden, Gegenstand der Predigt: "sich in die Nähe zu Gott begeben, neben ihm Platz nehmen, sich nähern wie ein Kind!" Heiteres Schmunzeln in der Runde. Gibt es besseren Anschauungsunterricht!

Einige junge Familien sind unter den Gottesdienstbesuchern. Die Eltern heute einmal total entspannt: keine hallenden Räume, in denen jede falsche Bewegung sofort auffällt und stört. Ideal. Für Samuel ist dieser Ort und der ganze Nachmittag das reinste Abenteuer: während der Predigt zaubert er aus dem umliegenden Stroh, Blättern und Steinen seinen eigenen Trümmerberg, das Kreuz ganz oben, wie es sich gehört.

Einfach stehen geblieben

Bein Friedensgruß drehe ich mich um, da sind ja noch 2 Frauen einfach stehen geblieben! Nach dem Schlusslied wünschen sie sich noch einmal den Gassenschlager "Laudato si", das einzige bekannte Lied und fragen interessiert, was für eine Gemeinschaft wir sind, "katholisch, hätten sie jetzt mal getippt". Sie sind evangelische Mitchristen und bedanken sich, sie haben sich sehr über diese Gelegenheit und Begegnung gefreut. Noch ein paar Lieder singen wir in Gitarrenbegleitung zusammen an Ort und Stelle, die vielen Spaziergänger, Jogger und Ausflügler werden nicht weniger.

Wie im Himmel

Doch die Einladung, bei Uschi und Roland im Garten zu grillen, ist nun sehr verlockend. Der ein oder andere Nichtsahnende entscheidet sich noch spontan zum Festmahl mitzukommen. Bei Uschi ist einer mehr oder weniger überhaupt kein Thema. Und so gehts in fröhlicher Runde mit saftigem Steak und vielen Unterhaltungen im Garten munter weiter. Ist die Frage heute vielleicht ein Stückchen mehr beantwortet: wie sind sie bei dir, die "Wie im Himmel"- Momente deines Lebens?

Zum Hintergrund des Geschehens

Christi Himmelfahrt, ein Überbleibsel lang verflossener Zeiten? Immerhin ein freier Tag, den die sommerlich-freizeit-aktivistische Menschheit zweifelsohne einst praktizierenden Christen verdankt. Mit der Zeit entwickelte sich der Vatertag daraus. Tagesausflüge mit der ganzen Familie oder Bräuche wie etwa die Herrenpartie (Kutschfahrt oder Wanderung in die Natur mit Konsum von Alkohol) stehen landesweit auf dem Programm. Wir katholischen Mitbürger empfinden diesen Tag ganz nebenbei als Hochfest - er ist und bleibt ein freier Feier-Tag für alle! Diese Beobachtung verlangt von uns ein Experiment, modernes Lebensgefühl mit unserem weiterhin bestehenden, wahrlich gutem Grund zu feiern neu zu verbinden.

Eine Einladung zum Gottesdienst über den Höhen Stuttgarts

Soweit der erste spontane Gedanke! "Na, dann auf dem Birkenkopf“, so die Ortskundigen in der Runde. Es ist die markanteste Erhebung von Stuttgart, der höchste Punkt im inneren Stadtgebiet. Gehts denn - rein logisch - mittendrin dem Himmel näher? Oben drauf nach gut bewährter Schönstatt-Manier gleich noch eine Bestätigung: Im Volksmund "Monte Scherbelino" genannt, ist der Berg komplett aus Trümmerschutt nach dem Krieg aufgehäuft. Auf dem Gipfel sind noch viele Fassadenreste von zerstörten Gebäuden zu erkennen. Ein Trümmerhaufen also und ein Kreuz "on the top". Was wollen wir mehr an einem Tag wie diesem: den Allerhöchsten feiern, und zwar gemeinsam, ja den, der aus (unseren) Trümmern - das ist doch die Höhe - den Himmel macht!

Das Leben zeigt…

Das Leben zeigt: nach langer Zeit endlich mal wieder ein freier Arbeitstag - na wer will denn da verlangen, etwa schon um 9 Uhr parat zu stehen? Mein (lebensliebender) Gott doch ganz bestimmt nicht. Noch dazu an einem so herrlich sonnigen, von Gott geschenktem freien Tag, den viele den Vätern und der Familie widmen wollen. Jetzt mal ehrlich, vormittags in eine dunkle Kirche treibt einen vielleicht der gute Wille. Das Gottesdienstangebot in der Region hält nur auf Biegen und Brechen der Tagesplanung mit attraktiven Ausflugszielen und Frischluft stand. Ein paar Mails fliegen in der "Werkstatt Maria Stuttgart" Runde hin und her - kurzerhand steht die gesamte Planung (wer braucht hiervon mehr, wenn‘s anstelle das Leben in Fülle gibt!): Treffpunkt 16 Uhr am Wanderparkplatz, gemeinsames Berg-Erklimmen zum Gottesdienst-Feiern mit Pater Helmut, Birgit Jauch an der Gitarre mit Liedblättern bewaffnend, anschließendes Grillen von eigenst Mitgebrachtem in Uschi und Roland Wiehls wunderschönem Garten.

Vom Vertrauen und all seinen Folgen.

Die letzte Zutat des Rezepts dürfen wir keinesfalls außer Acht lassen, denn nach spinnigen Ideen, wachen Lebensbeobachtungen und mutigen Angeboten fordert der Himmel samt Trümmerbergen eine gehörige Portion des "alles Überlassens". Zu gut, dass unser Gründer das über Jahrzehnte hinweg in vielen Varianten gelebt und gepredigt hat, wir immer wieder neuartig daran erinnert werden, ab und an per kräftigem Stupser in die Lage versetzt, durch massive Übung am Exempel seinen Weg aufs neue zu wagen und uns beflügeln zu lassen. So auch dieses Mal ein Zeugnis seines Lebensprinzips, ja vor allem unter dem Zeichen Mariens können wir nur von einem berichten: wir sind in der "endlos-sorglos-Übung" alles andere als enttäuscht worden. Und lesen hier unten bei "Kommentaren" sehr gerne von Ihren himmelsnahen "wir bauen neue Kirche"- Erfahrungen.

Quelle: www.schoenstatt.org


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