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21. April 2011 | Menschen | 

Der Märtyrer, der auf den Händen ging


Fr. Alois AndritzkiP. Marcelo Aravena/mkf. Am 10. Dezember 2010 wurde durch päpstliches Dekret das Märtyrertum des deutschen Priesters Alois Andritzki anerkannt, der 1943 im Konzentrationslager Dachau getötet wurde. Die Seligsprechung wird am 13. Juni 2011 in Dresden stattfinden. Alois Andritzki (1914-1943) war ein junger sorbischer Kaplan, der starb aufgrund der brutalen Behandlung, die viele Priester im Konzentrationslager Dachau erhielten. Todesursache war höchstwahrscheinlich eine Giftspritze. Zu dieser Zeit war Andritzki schwer an Typhus erkrankt, den er sich in Dachau zugezogen hatte. Für die Lagerverwaltung war er nur ein lästiges Problem, eine Bürde, deren man sich entledigte. Alois Andritzki wird der erste Sorbe - und ein weiterer Schönstattpriester - sein, der selig gesprochen wird.

Neuauflage eines Interviews über einen unbekannten Märtyrer von Dachau, der bald seliggesprochen wird

Fr. Alois AndritzkiAlois war ein weiteres Opfer von Dachau, ein zunächst Unbekannter, der aber jetzt immer bekannter wird. Als vierter von sechs Brüdern wurde er in Radibor, sorbisch Radwor, im Landkreis Bautzen in der Oberlausitz, Bistum Dresden,  geboren. Auch die beiden älteren Brüder waren Priester. Einer von ihnen nahm Anfang der dreißiger Jahre an Exerzitien in Schönstatt teil.

Alois Andritzki wurde inhaftiert und im Konzentrationslager gefangen gehalten wegen "aufrührerischer Aktivitäten" gegen das Naziregime, vor allem innerhalb der Jugend. Historischen Aufzeichnungen zufolge war Alois ein sehr vitaler, heiterer und fleißiger Priester, und ein guter Akrobat. In der Gefangenschaft heiterte er seine Mitgefangenen auf mit seinen akrobatischen Fähigkeiten, vor allem, indem er auf den Händen lief, und unterhielt so als exzentrische Figur die Menschen in der sogenannten "Hölle von Dachau". (P. Sales Hess, KZ Dachau - Eine Welt ohne Gott, S. 123 u. 201).

Er kam ins Konzentrationslager am 2. Oktober 1941, nachdem er wegen zwei Anlässen, die ihn zu einer "gefährlichen Person" für das Hitler-Regime und seine Anhänger machten, von der Nazi-Polizei verhaftet worden war. Im Lager schloss er sich einer Schönstattgruppe an, die von zwei Schönstattpriestern geführt wurde, Josef Fischer und Heinz Dresbach. Bald darauf, fünf Monate später, kam Pater Josef Kentenich unter der gleichen Anklage in das Lager.

Derzeit ist der Bischof von Dresden, Bischof Joachim Reinelt, Postulator des Heiligsprechungsprozesses für den jungen Priester. Der Prälat hatte damit gerechnet, dass Papst Johannes Paul II. diesen selig sprechen würde als Vorbild und Glaubenszeuge (DT/KNA13.12.2003). Aus diesem Grund wurde der Cyrill-Methodius-Verein e.V., gegründet. Wegen des Todes von Papst Johannes Paul II. im Jahr 2005 und der anschließenden Wahl von Benedikt XVI. wurde die Veranstaltung jedoch verschoben. Jetzt ist die Seligsprechung für Pfingstmontag geplant.

Im Jahr 2003 sammelte Pater Marcelo Aravena wertvolle Informationen über Alois Andritzki in einem Interview mit Monsignore Hermann Gebert, einem Mitglied des Instituts der Schönstatt-Diözesanpriester, das uns die Person des Kandidaten für die Ehre der Altäre näher bringt. Monsignore Gebert, ein älterer Mann, aber wach und aktiv, ist nun bettlägerig, nach einem Schlaganfall, den er im September 2010 erlitten hat, und braucht rund um die Uhr Betreuung. Wir sind stolz, dieses Interview jetzt noch einmal zu veröffentlichen, jetzt auch in Englisch, Italienisch und Deutsch übersetzt, in der Vorbereitung auf die Seligsprechung Alois Andritzkis.

Wie war Ihre Begegnung mit Kaplan Alois Andritzki?

Memorial plaque in Dachau - placed right beneath the MTA picture and the picture of Fr KentenichIn erster Linie lernte ich die Person des Kaplans durch die beiden Priester Josef Fischer und Heinz Dresbach kennen, beides Schönstätter, die mit ihm im Konzentrationslager gelebt hatten. Von ihnen bekam ich einige Informationen. Darüber hinaus war es meine Aufgabe, Kurzbiografien (6o) über die Priester zu schreiben, die im KZ Kontakt mit Schönstatt hatten.

Was kann man aus der Lebensgeschichte dieses Priesters besonders hervorheben?

Alois Andritzki lernte im KZ Schönstatt kennen und schloss sich einer der Schönstatt-Priestergruppen an. Von Bedeutung ist dabei, dass zu dieser Gruppe auch der Selige Karl Leisner, Richard Henkes (ein Pallottinerpriester, dessen Seligsprechungsprozess ebenfalls eingeleitet wurde), und Gerhard Hirschfelder, ein deutscher Priester, letztes Jahr selig gesprochen), gehörten. Pater Josef Fischer persönlich erzählte mir, dass Andritzki auf dem Weg war, Schönstätter zu werden und das Liebesbündnis zu schließen. Es gibt zwei Aspekte, die mehr über ihn aussagen: Zum einen war er Pfadfinder, er war auch ein guter Sportler, und so unterhielt er die Mitgefangenen, indem er eine Weile auf den Händen lief. Mit seinen akrobatischen Fähigkeiten war es vorbei, als seine Kräfte verfielen. Es mag hier daran erinnert werden, dass in der Zeit von 1941 bis 1942 im Konzentrationslager große Hungersnot herrschte. Zum anderen malte er zu Weihnachten 1942 ein Bild der Heiligen Familie in Betlehem mit einfachsten Materialien. Wenn es auch kein großes Kunstwerk war, war es doch eine Quelle großer Freude für diejenigen, die die Kapelle in Block 26 besuchten, wo die Priester inhaftiert waren. Sicherlich ermutigte Andritzkis Beispiel viele seiner Mitgefangenen.

Und Andritzkis Lebensende?

Walking on his handsJa, hier kann man nur zitieren, was Lenz über seinen Tod ausführt (P. Lenz, Christus in Dachau, S. 244). Andritzki war über Weihnachten 1942 an Typhus erkrankt, was Mitte Januar dem Krankenrevier gemeldet wurde. Als er im Sterben lag, bat er, die Kommunion empfangen zu dürfen. Der Wärter antwortete sarkastisch: „Christus will er? Eine Spritze bekommt er!" Am 2. Februar 1943 starb Andritzki an einer Vergiftung oder Überdosierung einer Chemikalie, kurz vor dem Empfang der Absolution. Seine Leiche wurde zerstückelt und im Krematorium verbrannt wie all die anderen Leichen. Der Trauergottesdienst fand am 15. April 1943 in Dresden, Diözese Meißen, statt.

Was lässt sich über den Sinn und die Botschaft seines Todes sagen?

Das muss man im Kontext der Begründung für seine Verhaftung (im Januar und August 1941) sehen. Wie in den Aufzeichnungen erwähnt, wurde er wegen "verräterischer und heimtückischer Aktivitäten gegen die Jugend und den Staat" inhaftiert. Letztlich gab er sein Leben für das Reich Gottes, und er starb als Märtyrer aufgrund der schlechten Behandlung in der Gefangenschaft. Er ist ein Vorbild und Beispiel priesterlicher Heiligkeit.

Warum ist Andritzki wichtig für Sie?

Er ist nicht nur für mich sondern für meine ganze Gemeinschaft wichtig. Es ist eine Pflicht der Loyalität und Dankbarkeit seitens der Gemeinschaft der Schönstatt-Priester, dass alle Priester, die ihr Leben im KZ gaben, in der Liste der Heiligen Märtyrer der Kirche aufgenommen werden.

Wie kann der Seligsprechungsprozess unterstützt werden, den Bischof Joachim Reinelt 1998 eröffnet hat?

Indem Alois Andritzki bekannt gemacht wird, besonders den Priestern, und in der Internationalen Schönstatt-Familie vor allem in Osteuropa. Ein weiterer grundlegender Aspekt ist die Bitte um seine Fürsprache, für seinen Seligsprechungsprozess zu beten und - last but not least- materielle Unterstützung anzubieten, da der Seligsprechungsprozess finanziert werden muss.

Vielen Dank, Monsignore Gebert, für Ihre Zeit, und dafür, dass Sie sich für diesen Bericht zur Verfügung gestellt haben.

Übersetzung: Gerti Lehnen, Deutschland


Weitere Informationen und Quellen


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