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10. Februar 2011 | Menschen | 

Mutter der ersten Generation


Schw. M. Elmengard PimplÖSTERREICH, mkf. „Sie war einfach unsere Mutter." Spontane Antwort auf die Frage, wie man sie erlebt habe, diese Marienschwester, die 1972 mit zwei anderen nach Österreich gekommen war, um die Sendung ihres Lebens zu erfüllen: das Nest für die Bewegung in Österreich bauen. Ein Wort, das Pater Kentenich selbst gesagt hatte und das wirksam wurde. In der österreichischen Schönstattfamilie weiß man noch nach fast vierzig Jahren: „29. August 1972 um 11.00 Uhr Ankunft in St. Georg Kagran." Am 15. Januar 2011 ist sie im Alter von 87 Jahren in Kösching heimgegangen: Sr. M. Elmengard Pimpl. Eine dieser Pioniergestalten, die aus dem Liebesbündnis Schönstattgeschichte geschrieben haben.

 

Mit Vertretern der ersten Generation

Fast 15 Jahre nach ihrer Verabschiedung aus Österreich, kommen mehrere Vertreter von dort den weiten Weg nach Kösching zu ihrem Begräbnis. Warum? Sie hat die ganze erste Generation der heutigen Schönstatt-Bewegung Österreichs mit Schönstatt bekannt gemacht, zu Schönstatt geführt, für den Aufbau Schönstatts gewonnen, so eine der Österreicherinnen bei der Beisetzung am 19. Januar. „Die erste Generation, die gesagt hat: „Ja, wir bauen Schönstatt in Österreich!", die ist aus Kontakten mit ihr entstanden."!

Pater Tilmann Beller, der lange Jahre zusammen mit ihr die Schönstattbewegung in Österreich aufgebaut hat, hält die Ansprache für die Schwester, die „mit dem Eingreifen Gottes gerechnet hat. Da blieb einem die Luft weg. Sie hat geglaubt, dass Gott durch sie, mit ihr, in ihr handelt." Glaube, den Pioniere brauchen. Und Pionier war sie.

Wer war Schwester M. Elmengard? Wer war (und ist) sie für die Schönstatt-Bewegung in Österreich?

„Eine neue Welt ging auf"

Requiem, 19. 01. 2011Schw. M. Elmengard wurde am 5. Dezember 1923 in Royau/Marienbad (heute Tschechische Republik) geboren. Nach der Schule kam sie für einige Zeit zu Dekan Kulmus (ein Verwandter von ihr und zugleich einer der ersten Schönstattpriester) nach Ennabeuren. Dort lernte sie Schönstatt kennen. Selbst schreibt sie dazu:

„Damit hatte eine neue Zeit für mich angefangen. Ich lernte ein neues heiliges Ideal kennen - ‚Schönstatt'. Eine neue Welt ging auf und erfüllte mich so tief und von da an wusste ich, dass ich mich diesem Werk hingeben und schenken musste." Im Jahr 1946 traf sie und ihre Familie wie alle Deutschen aus der tschechischen Republik das Schicksal der Vertreibung. In Ennabeuren fand sie eine neue Heimat, wo sie zunächst im Rathaus arbeitete.

Im November 1948 trat sie in die Gemeinschaft der Schönstätter Marienschwestern ein. Viele Jahre hindurch wirkte sie im süddeutschen Raum und in Bayern als Katechetin und Seelsorgehelferin, bis sie im Jahr 1972 die Sendung ihres Lebens finden und erfüllen durfte: Schönstatt in Österreich.


Für Schönstatt in Österreich

Ein Bild, das für sie steht: beim Bau des HeiligtumsDrei Schwestern wurden von der Liebfrauenhöhe aus 1972 nach Österreich ausgesandt mit dem ausdrücklichen Auftrag, dort eine Filiale und die Bewegung aufzubauen. Ein kostbares Zeichen für die entstehende Schönstatt-Bewegung war das „Vaterantlitz", das die Schwestern nach Österreich mitnahmen, um hier eine vom Vater und Gründer geprägte Bewegung aufzubauen.

Schw. M. Elmengard und die beiden andere Marienschwestern, die Ende 1972 in Wien landeten, setzten einen Neuanfang - auch wenn es schon vor ihnen Schönstatt in Österreich gab. Tatsächlich waren schon 1929 Marienschwestern nach Wien gekommen (die Filiale wurde aber 1936 wieder aufgegeben), und durch die Pallottinerpatres in Wien wurden Saaten ausgestreut. Zwei Marienschwestern, die aus der Batschka (heute Serbien/Ungarn) stammten, waren bereits seit den fünfziger Jahren in Wien bei ihren Landsleuten tätig. Im Pazmaneum (ungarisches Priesterseminar in Wien) entstanden die ersten Kontakte, die für den Beginn der Schönstattbewegung in Ungarn grundlegend waren.

Dennoch: es gab in den siebziger Jahren keine wirklich von außen wahrnehmbare Schönstattbewegung in Österreich.

„Wir hatten das Gefühl, dass wir die Gründergeneration sind.", so jemand aus der damaligen Jugendgeneration. „Es gab noch eine älter gewordene kleine Frauenbewegung und da und dort Familien, Einzelne... aber das waren wirklich einzelne. Es waren früher schon auch immer wieder einmal Patres da, aber es gab keine eigentliche wachsende Schönstattbewegung. Man hat versucht, sich zu vernetzen, wo man Schönstätter fand, aber es waren ganz kleine Kreise. In Wien hat niemand Schönstatt wirklich gekannt oder gewusst, was Schönstatt ist. Es war ein kompletter Neuanfang."

Pater Kentenich baut hier Schönstatt

Wenn man den Schönstättern dieser ersten Stunde zuhört, entsteht ein Bild: Es war ein echter, authentischer Neuanfang in Österreich. Das, so die Überzeugung, verdankt Österreich ihr und Pater Beller, den sie bald zu den ersten Veranstaltungen holte. In einem Land, das dieselbe Sprache spricht wie das große Nachbarland Deutschland mit seiner langen Schönstattgeschichte, entsteht „nicht ein importiertes, sondern unser Schönstatt." Es wurde oft nicht verstanden, warum man nicht einfach das deutsche Arbeitsmaterial übernahm, es wäre doch so viel einfacher gewesen.

Jemand erinnert sich: „Schwester M. Elmengard und Pater Beller haben viel nachgedacht über die österreichische Mentalität. Das war interessant, dass uns da jemand von außen sagte, wie wir sind. Viel später habe ich verstanden, was dahinter stand: Schönstatt muss nach einem Wort unseres Gründers durch Hirn und Herz der Einheimischen gehen. Sie wollten verstehen, was für uns Österreicher typisch ist. Und damit haben sie uns ein ungeheures Wertgefühl gegeben: Pater Kentenich baut in Österreich noch einmal neu Schönstatt, er baut hier seine Bewegung. Das war unser Glaube als erste Generation: Pater Kentenich baut hier in Österreich Schönstatt neu auf, und er tut das durch uns."

Schwester M. Elmengard und Pater Beller, zwei charismatische Persönlichkeiten, die einander genial ergänzten. Das ist der Anfang der heutigen Schönstattbewegung in Österreich. „Sie hat für Schönstatt gearbeitet wie ein Holzhacker bei Frost, immer weiter gepowert, bequem war sie nie. Sie war ein Genie darin, hochqualifizierte Persönlichkeiten an sich zu ziehen, sie hat kongeniale Kämpfernaturen an sich gezogen", sagt Pater Beller über sie.

Mutter der ersten Generation

Sr. M. ElmengardSie knüpft Kontakte, wo sie nur kann, am Anfang vor allem über die Arbeit in der Pfarrgemeinde. Der heutige Vorsitzende des Landespräsidiums Österreichs kommt aus ihrer ersten Ministrantengruppe. Sie verstand es, sowohl Jugend als auch Familien für die Ideale Schönstatts zu begeistern. Mit ihr fanden die ersten Tagungen für die einzelnen Gliederungen statt. Dass das Ideal der Heiligen Stadt langsam die Herzen erfasste, hängt auch mit ihr zusammen: dieses Ideal hatte sie von Stuttgart „importiert". Weil es passte!

Sie weckt Berufungen - Berufungen zu Schönstatt. Im Kontakt mit ihr wuchsen Berufungen zu allen Familiengemeinschaften Schönstatts, zum Frauenbund, zu den Marienschwestern.

Und sie ist selbst so etwas wie das starke Nest der werdenden und wachsenden Schönstatt-Bewegung. Sie hat alles und alle begleitet. „Gerade darin war sie für uns wichtig. Wir hatten immer das Gefühl: WIR sind es, die Schönstatt bauen. Aber mittendrin da ist SIE und gibt Halt. Sie symbolisierte Schönstatt."

„Alles was Schönstatt in Österreich war, ist zusammengelaufen im Herzen dieser Frau." Ein Zeugnis, das alles sagt. Und das Symbol dafür war das „Büro der Schwester" beim Heiligtum auf dem Kahlenberg. „Da war sie, da hing die MTA an der Wand, daneben der Pater Kentenich, davor ein riesiger Schreibtisch, dahinter sie und oft war auch der Pater Beller da", so eine Beschreibung. In dem Büro sind Entscheidungen gefallen, was jetzt zu tun ist, und hier sind auch Berufungsfragen klar geworden.

Eine Ritze in ihre Seele öffnet sich mit einem Wort von ihr, an das eine aus der damaligen Jugend sich erinnert. Sie hat Josef Engling sehr bewundert. „Der ist so jung gestorben und so viele orientieren sich immer noch an ihm." Seine Radikalität bewegte sie. Vielleicht war ihr gar nicht bewusst, dass sie selbst wie ein Josef Engling für Österreich war. Dafür muss man nicht unbedingt jung sterben.

Im Jahr 1993 erlitt sie einen Schlaganfall, drei Jahre später wurde sie ins Provinzhaus nach Kösching versetzt. Immer wieder besuchten „ihre" Österreicher sie dort. Sie betete und opferte für alle Menschen, mit denen sie in Österreich zu tun gehabt hatte. Sie erhielt unzählige Anrufe und Briefe mit Gebetsanliegen. Bis zum Schluss war sie sehr gut über die Schönstattfamilie in Österreich informiert.

„Ja, sehr beeindruckend. Voll und ganz für Gott und die eine Sache", sagt eine junge Frau, 22, aus der Schönstatt-Mädchenjugend Österreich (SMÖ). Sie hat sie gar nicht mehr selbst erlebt. Aber die, die von ihr geführt wurden.

Audio:
Ansprache von Pater Beller bei der Beisetzung (mp3)

Mit Vertretern der ersten Generation am Grab Pater Kentenichs

 


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