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2. April 2010 | Rund ums Urheiligtum | 

Alle Entwürdigung ist in sein Kreuz hineingenommen


Kreuzweg am Karfreitag - in Solidarität mit den Opfernmkf. "Das Betrachten des Kreuzes ruft uns am Karfreitag 2010 in besonderer Weise zur Umkehr auf. Im Gekreuzigten kommen uns diejenigen entgegen, die unter dem Unrecht leiden, das ihnen auch von Vertretern der Kirche zugefügt wurde. Das erfüllt uns mit Scham und Entsetzen": Mit diesen Worten hat Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz, dem Karfreitag 2010 einen klaren Akzent gegeben. In Schönstatt gingen weit über 100 Menschen schweigend und betend den Kreuzweg, zu dem Pater Heinrich Walter, Vorsitzender des Generalpräsidiums des internationalen Schönstattwerkes, und P. Theo Breitinger, Vorsitzender des deutschen Landespräsidiums, aufgerufen hatten - um mit Jesus Christus die Opfer der großen Erdbeben der letzten Wochen zu begleiten: der Naturkatastrophen und des sexuellen Missbrauchs in der Kirche.

Über 100 Menschen beteten den Kreuzweg

Das verheerende Erdbeben in Chile eine Naturkatastrophe, die Missbrauchsfälle in der Kirche eine menschliche, eine kirchliche Katastrophe: sehr viele hatten sich an diesem Karfreitagsmorgen auf den Weg gemacht - von Bewohnerinnen des Altenheims der Frauen von Schönstatt auf dem Reginaberg bis zu den lateinamerikanischen Studenten der Schönstattpatres, deren „Sionszeit" in diesen Tagen zu Ende geht, Jugendliche, junge Familien, Vertreter fast aller Schönstattgemeinschaften am Ort, viele Priester und Theologen, viele Führungs- und Leitungskräfte der Schönstattgemeinschaften.

Wir gehen den Kreuzweg in innerer Solidarität mit allen, deren Lebensweg zu einem Kreuzweg geworden ist

P. Theo Breitinger (links) leitete den Kreuzweg„Wir gehen den Kreuzweg mit Jesus", so eröffnete Pater Theo Breitinger den Kreuzweg. „Zugleich gehen wir den Kreuzweg in innerer Solidarität mit all denjenigen, deren Lebensweg für immer zu einem Kreuzweg geworden ist.

Wir leben in bewegten Zeiten - Zeiten, in denen die Erde sich bewegt und Menschen ihr Leben und ihre Lebensgrundlage verlieren, in Haiti und in Chile; wir leben in bewegten Zeiten auch in unserer Kirche, in Zeiten, in denen die Kirche im Innersten erschüttert wird, wo ihre Glaubwürdigkeit in Frage gestellt wird durch Missbrauchsfälle. Das ist unendliches Leid, das Menschen trifft, Leid, das wir mit Christus verbinden und mit ihm tragen wollen...".

Eine neue Solidarität

Kreuzweg am Karfreitag - in Solidarität mit den OpfernDer Weg bergan von Station zu Station hoch über dem Urheiligtum, im Schweigen, betend, musikalisch begleitet von Gertraud Wackerbauer und Studenten der Schönstatt-Patres, ist schlicht gestaltet. Es braucht nicht viele Worte.

Wer diesen Kreuzweg mitgeht, weiß, um was es geht. Draußen im Land gehen viele innerlich mit, dankbar für dieses klare Zeichen.

Pater Raúl Espina gibt an der fünften Station ein sehr persönliches Zeugnis vom Erleben des Erdbebens in Chile - von der Angst, von der langen Zeit, in der man nicht wusste, was mit den eigenen Angehörigen passiert war, von dem Entsetzen angesichts der vielen Toten, Verletzten und derer, die innerhalb von zwei Minuten alles verloren hatten: Sicherheit, Träume, Zukunft.

P. Raúl EspinaUnd er sprach von der unglaublichen Solidarität so vieler vor allem junger Menschen mit den Opfern, davon, dass aus all diesem Leid ein neues Chile hervorgehen kann...

Da verstummt jeder Gedanke an Beschönigung und jedes Herausreden

Kann auch aus dem Erdbeben vielfachen sexuellen Missbrauchs eine erneuerte Kirche hervorgehen? Pater Heinrich Walter wählte die 10. Station des Kreuzweges - Jesus wird seiner Kleider beraubt - für eine Betrachtung, deren Klarheit traf und gut tat. Was das Grundgesetz Deutschlands jedem Menschen zugestehe - die Unantastbarkeit seiner Würde, die zu achten und zu schützen Verpflichtung aller staatlichen Gewalt ist, das verpflichte die Kirche noch viel mehr, nicht nur, weil jeder Mensch Gottes Ebenbild ist , sondern weil „ in der Menschwerdung Jesu Christi ist diese Würde des Menschen, weil Gott Mensch wurde, ein für allemal als Mitte als Grundlage definiert, dargestellt und sichtbar gemacht."

Pater Heinrich Walter spricht zum sexuellen MissbrauchWas in der Kirche, durch Vertreter der Kirche, Kindern und Jugendlichen durch sexuellen Missbrauch angetan worden sei, habe das Leben von Menschen, die in der Kirche einen Ort der Würde und des Vertrauens gesucht hätten, vielfach für immer verletzt.

„Angesichts der Erfahrungen und dieser Station des Kreuzwegs verstummt jeder Gedanke nach Beschönigung, jeder Gedanke daran, sich herausreden zu wollen, jedes „Aber, es gab ja auch andere". Und: in der Mitte steht das Mitgefühl mit den Opfern, das Mitgefühl mit denen, die für ihr ganzes Leben gezeichnet sind. Und wenn man sie erzählen hört, was sie alles getan haben und tun an Therapie, an Bearbeitung, wie sie sich mit den Träumen auseinandersetzen, in denen alles wieder hochkommt, dann wird uns bewusst, wie tief die Entwürdigung der Person geschehen ist durch solche Vorgänge." So wie Jesus seiner Kleider und seiner Würde beraubt wurde, wie er im wahrsten Sinne des Wortes bloßgestellt worden sei, sei auch die Kirche in diesen Wochen bloßgestellt in aller Öffentlichkeit, „und das auch, weil Vertreter der Kirche weggeschaut haben, das auch, weil vielleicht auch wir da und dort weggeschaut haben und wegschauen, weil wir es geschehen lassen, so wie es so viele haben geschehen lassen auf Golgotha."

Pater Walter regte auch an zum Gebet für die Täter, um die Gnade wahrer Reue und die Kraft der Wiedergutmachung.

Im Gebet für die Opfer Hier in Schönstatt könnten und möchten wir an dieser 10. Station des Kreuzwegs uns mit Maria verbinden.

Sie habe bei der Entblößung ihres Sohnes wohl am tiefsten mitgelitten, wie sie auch jetzt mit den Opfern leide und uns helfen könne, ihnen beizustehen - im Gebet, im Opfer, im Ernstnehmen, in konkreten Schritten:

„Deshalb wollen wir mit ihr das letzte Stück des Kreuzweges gehen, ganz besonders mit ihr, denn wir wissen, sie hat nicht weggeschaut, sie hat nicht verharmlost, sie ist nicht weggelaufen." - vollständiger Text- Fotoalbum

Telefonisch und per Mail: Beratung und Information

Für Menschen, die sich zum Thema sexueller Missbrauch konkret an Schönstatt wenden möchten, stehen als Ansprechpartner zur Verfügung:

Frau Brigitte Wacker, Sozialtherapeutin / Diplom-Sozialpädagogin, Mitglied der Generalleitung des Instituts der Frauen von Schönstatt: Telefon 0216-9626315, Mail: wacker.brigitte.1@googlemail.com

Herr Michael Siewering, Familienvater, Mitarbeiter im Kinderschutzzentrum Rheine, Kinder-, Jugendtherapeut, Familientherapeut, Traumatherapeut: Telefon 0173-3157580, Mail m.siewering@dksbrh.de

Strengste Vertraulichkeit für Opfer und deren Angehörige wird zugesichert. Dies gilt auch und besonders im Falle eines sexuellen Missbrauchs im Raum bzw. bei Ver­anstal­tun­gen der Schönstatt-Bewegung.

Wir verweisen auch auf die Hotline und das Webportal der deutschen Bischofskonferenz:

Telefon-Hotline der katholischen Kirche für Opfer sexuellen Missbrauchs: 0800 120 1000 - Der Anruf bleibt kostenfrei.

Auf dem Webportal der deutschen Bistümer finden sich Leitlinien, Informationen, Telefonnummern und Verweise auf Beratungseinrichtungen: http://www.hilfe-missbrauch.de

 

Video: 10. Station des Kreuzwegs - Jesus wird seiner Kleider beraubt: P. Heinrich Walter

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