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6. Oktober 2018 | Deutschland | 

Steinige Wege - Schönstatt-Pater aus Chile ist des Missbauchs angeklagt


Steinige Wege (Foto: pixabay)

Hbre. Wie seit einigen Tagen auch von Medien in Deutschland berichtet, gibt es gegen den 1997 emeritierten Erzbischof der Erzdiözese La Serena, Chile, P. Francisco José Cox, der zur Gemeinschaft der Schönstatt-Patres gehört, Anklagen wegen sexuellen Missbrauchs. Pater Ludwig Güthlein, Leiter der Schönstatt-Bewegung Deutschland und Pater Juan Pablo Catoggio, Generaloberer der Schönstatt-Patres haben dazu Stellungnahmen abgegeben, die schoenstatt.de nachfolgend veröffentlicht.

Brief an die Schönstattfamilie in Deutschland

Schönstatt-Bewegung Deutschland
Pater Ludwig Güthlein,
Bewegungsleiter

Liebe Schönstattfamilie,

der Generalobere der Gemeinschaft der Schönstatt-Patres, P. Juan Pablo Catoggio hat eine Erklärung abgegeben zu jüngsten Entwicklungen und Veröffentlichungen im Hinblick auf Francisco José Cox, emeritierter Erzbischof von La Serena und Mitglied des Institutes der Schönstatt-Patres, gegen den nun vor der Ziviljustiz wie auch vor den kirchlichen Behörden formelle Anzeige erstattet wurde.

Die unten veröffentlichte Erklärung beschreibt detaillierte Aspekte über die Entwicklung. Alle mediale Aufmerksamkeit, Veröffentlichung und juridische Aufarbeitung kann mithelfen, dass Fehlverhalten viel schneller angezeigt, untersucht und aufgedeckt wird. Seit dem Jahr 2010 ist auf der Homepage der deutschen Schönstatt-Bewegung ein Kontakthinweis zu einer Vertrauensperson, um negative Erfahrungen ins Gespräch bringen zu können (-> Ansprechpartner zum Thema sexueller Missbrauch). Das kann Betroffenen helfen und zukünftige Opfer schützen. Die von der deutschen Kirche eingeleiteten Maßnahmen zum Opferschutz sind auch für unsere Gemeinschaften und unsere pastorale Arbeit in Geltung.

Als Leiter der Schönstatt-Bewegung in Deutschland und selbst Mitglied des Instituts der Schönstatt-Patres bin ich sehr betroffen, dass es solche Vorwürfe gegen einen Mitbruder gibt, dem ja außerdem das Amt und der Dienst eines Bischofs übertragen wurde. Es tut mir sehr leid, dass damit viele, die sich mit der Schönstatt-Bewegung verbunden wissen, tief enttäuscht werden. Der Name Schönstatt überhaupt wird damit belastet und das trifft dann alle mit. Vertrauen, Glaubwürdigkeit, Freude an der Gemeinschaft insgesamt können durch das Fehlverhalten Einzelner schwer beschädigt werden. Es ist eine eigene Herausforderung als vielfältige kirchliche Bewegung an so einer Situation zu wachsen um ungerechtfertigte Vereinnahmung zu vermeiden und doch eine tiefere Solidarisierung untereinander zu finden.

Die ganze Kirche steht in dieser Herausforderung. Immer wieder bittet Papst Franziskus deshalb um Gebet. An erster Stelle für die Opfer. Das soll nie aus dem Blick geraten. Und doch darf und will diese Bitte um Gebet auch zum Gebet aufrufen um die nötige Klarheit und Kraft, um den Mut und die Befähigung, um die richtigen Lehren aus allem zu ziehen und notwendige Erneuerung zu fördern.

Ich wünsche unserer ganzen Bewegung, dass in all den Gesprächen und Diskussionen, die solch ein Ereignis auslöst und braucht, auch das wächst, was unser Gründer gelegentlich als „realitätsmächtig“ bezeichnet hat, was ein gutes Kennzeichen von Reife sei.

Mit herzlichen Grüßen vom Urheiligtum in unserem Bündnismonat Oktober

P. Ludwig Güthlein
Schönstatt-Bewegung

Erklärung zu Francisco José Cox

Wie mehrere chilenische Medien berichteten, wurden gegen Francisco José Cox, emeritierter Erzbischof von La Serena und Mitglied des Institutes der Schönstatt-Patres, vor der Ziviljustiz wie auch vor den kirchlichen Behörden formelle Anzeigen vorgebracht.

Dazu erklären wir als Institut der Schönstatt-Patres:

1. In der Zeit als Erzbischof von La Serena gab es über Francisco José Cox bereits Kommentare und Hinweise über unangemessenes und ungeeignetes Verhalten im Umgang mit Jugendlichen. Auch wenn es keine formelle Anzeige gab, hat unsere Gemeinschaft ihn zum Rücktritt von seinem pastoralen Amt bewogen. Die Bischofskongregation in Rom, der er als Bischof unterstand, hat das approbiert. 

2. Nachdem Francisco José Cox 1997 von seinem Bischofsamt in La Serena zurückgetreten ist, hat er verschiedene Verwaltungsaufgaben im Auftrag des Vatikans in Rom und bei der CELAM (der lateinamerikanischen Bischofskonferenz), Kolumbien, wahrgenommen. Ab 2002 hat er sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und Chile verlassen. 

3. Im Jahr 2002 hat die Bischofskongregation in Rom unser Institut gebeten, ihn in eines unserer Häuser aufzunehmen. Seit vielen Jahren hat er deshalb seinen Wohnsitz im Zentralhaus der Schönstatt-Patres in Vallendar, Deutschland. Francisco José Cox wird bald 85 Jahre alt. Sein Gesundheitszustand ist heute schlecht (Anzeichen von Demenz und Pflegebedürftigkeit). 

4. Ende 2017 wurde gegenüber unserer Gemeinschaft eine Anzeige von einer im Ausland residierenden Person gemacht wegen eines Vorfalls, der den Angaben zufolge im Jahr 2004 stattgefunden haben soll. Nach den in der deutschen Kirche geltenden Richtlinien der Deutschen Bischofskonferenz und der Deutschen Ordenskonferenz haben wir die entsprechende Untersuchung durch einen externen unabhängigen Beauftragten veranlasst. Wir haben auch die Staatsanwaltschaft, die Diözese Trier und die Glaubenskongregation informiert und auf dem Laufenden gehalten. Die Sache liegt nun bei der Glaubenskongregation in Rom. Um die betroffene Person kümmern wir uns weiter.

5. Wir verurteilen entschieden jegliche Form von Missbrauch. Wir bedauern tief das Leiden der Opfer und wir befürworten hinsichtlich möglicher Taten unseres Mitbruders Francisco José Cox, dass die Ziviljustiz und die kirchlichen Gerichte alle Fakten aufklären, so dass die Wahrheit ans Licht kommt und Gerechtigkeit getan wird. Wir sind nach wie vor bereit, mit den zivilen und kirchlichen Instanzen zu kooperieren.

6. Der Weg der Bekehrung, den uns Papst Franziskus mit konkreten Zeichen und Taten, mit Transparenz und Demut zeigt, ist auch unser Weg, den Opfern entgegen zu kommen und zu versuchen, geschehenes Unrecht wieder gut zu machen. Wir bitten die Opfer aufrichtig um Verzeihung und alle, die durch unser Verhalten enttäuscht sind. Wir bekräftigen unsere Verpflichtung, die Leidenden zu begleiten und die Geschehnisse weiter aufzuklären.

P. Juan Pablo Catoggio
Generaloberer der Gemeinschaft der Schönstatt-Patres
Schönstatt, den 4. Oktober 2018


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