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5. Juli 2018 | Deutschland | 

Gib mir von deinem Feuer - Gertraud-Pilgermarsch am 9. Juni 2018


Grab von Gertraud von Bullion in Kempten (Foto: Beilmann)

TITEL (Foto: AUTOR)

Gertrud Beilmann. Gib mir von deinem Feuer! Unter diesem Leitwort stand der diesjährige Pilgermarsch vom Schönstatt-Heiligtum in Memhölz zum Grab Gertraud von Bullions auf dem Kemptener Friedhof am 9. Juni 2018.

Um 6 Uhr führte Sr. Ingrid-Maria die vier von weither angereisten Pilger in das Thema ein. Im Heiligtum hatte Gertraud von Bullion sich immer neu entzünden lassen vom Feuer der Liebe zu Christus und seiner Mutter und zu den Menschen. Die Pilger baten Gertraud ihnen zu helfen, nach ihrem Beispiel entzündet zu sein und zu brennen.

Grabmal (Foto: Beilmann)

Grabmal (Foto: Beilmann)

Bei gutem Pilgerwetter machte sich die Pilgergruppe mit dem Pilgerkreuz vom Heiligtum aus auf den Weg. Auf dem Weg gab es Stationen in der St. Martin-Pfarrkirche Waltenhofen und in der Kirche Königin der Apostel in Hegge. Ab Waltenhofen schlossen sich noch zwei Pilgerinnen an. Unterwegs hörten die Pilger Worte Gertrauds zum Thema. Gertraud von Bullion hat in ihren Texten oft Bilder wie Feuer, Brennen, lodernde Flammen verwendet, um Liebe, Einsatz im Apostolat, Selbsterziehung und ihren Kampf um das Ja zum Leid auszudrücken.

Am Grab Gertraud von Bullions angekommen, erinnerte die Pilger ein Blumenstock mit roten Blüten an das Feuer. Dort wie schon zuvor im Schönstatt-Heiligtum trugen die Teilnehmer Gertraud im Vertrauen auf ihre Fürsprache still alle Anliegen vor, die sie auf den Pilgerweg mitgenommen hatten. In der St. Lorenz-Kirche, wo sich die Pilgergruppe nochmals vergrößerte, wurde die hl. Messe zu Ehren Marias, der Königin der Apostel, gefeiert. Die einführenden Gedanken aus der Feder Gertraud von Bullions griff Dekan Hatosch in seiner mitreißenden Predigt (siehe unten) auf.

Gertrauds Gedanken regten auf diesem Pilgerweg an, immer wieder den Heiligen Geist zu bitten, dass er sein Feuer in den Teilnehmern entzünde, damit sie wie Gertraud zu „Aposteln des Glaubens und der Liebe“ werden. Feuerzeuge mit dem Aufdruck „Gib mir von deinem Feuer!“, die die Pilger zum Abschluss erhielten, sollen immer wieder daran erinnern.

In Schmidsfelden (Foto: Beilmann)

In Schmidsfelden (Foto: Beilmann)

Besuch im Glashüttendorf Schmidsfelden

Drei der Pilger besuchten anschließend das Glashüttendorf Schmidsfelden. Im Herrenhaus lebte die Familie Christmann, die mit Gertraud verwandt war. Als Gertraud von Bullion zur Mitarbeit in Schönstatt zugelassen wurde, bekam sie den Auftrag, auch weitere Frauen zu gewinnen. Eine war Marie Christmann die zur ersten „berufsmäßigen“ Bundesschwester wurde und später dann bei den Marienschwestern eintrat. Schmidsfelden – ein historischer Ort, gleichsam ein „Frühbeet“ für den Schönstatt-Frauenbund und für die Schönstätter Marienschwestern.

Ankündigung

Gertraud von Bullion war entzündet vom Feuer der Liebe zu Gott und zu den Menschen. Viele haben sich schon von ihrem Feuer entzünden lassen und sich mit ihr angefreundet. Unter dem Leitwort "Gib uns von deinem Feuer" findet vom 17. - 19. August 2018 in Schönstatt im Haus Mariengart das erste Gertraud-Freunde-Treffen statt.

Weitere Informationen dazu unter: www.gertraud-von-bullion.org/aktuelles/veranstaltungen.

Gib mir von deinem Feuer!

Predigt: Dekan Hatosch

In Dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst?, so sagte einmal der Hl. Augustinus.

Oder sagen wir es anders: "Feuer und Flamme" sein –

begeistert sein, nur dann können wir anderen von unserem Feuer etwas abgeben!

"Gib mir von deinem Feuer!" – so lautet ja das Motto des diesjährigen Getraud-Pilgermarsches.

Und Sie haben sich auch schon an den einzelnen Stationen bis zu ihrem Grab hier in Kempten Gedanken gemacht und ihre Gedanken gehört, damit unsere Herzen erfüllt sind von der Sehnsucht:

"Gib mir von deinem Feuer!"

Also: Liebe Schwestern und Brüder,

Wofür sind Sie so richtig "Feuer und Flamme" – ja, begeistert?

  • Manche sind ja begeistert für den FC Bayern – und das sind nicht wenige!, Oder für die Jungs vom Jogi Löw, unserer Nationalmannschaft, die jetzt wieder den WM Titel holen will!
  • Andere sind "Feuer und Flamme" für ihre Arbeit und hängen sich da voll rein – sogar manchmal bis zum Burn out!
  • Manche denken bei dieser Frage auch kurz nach und sagen dann strahlend: für meine Familie – bin ich "Feuer und Flamme"! Und wenn das wirklich so ist, wird er einige Menschen sehr glücklich machen und sich selber bestimmt auch.
  • In den sozialen Netzwerken – im Internet oder Smartphone – spürt man große Unterschiede: manche sind für die Gerechtigkeit "Feuer und Flamme" und setzen sich dafür ein.

    Bei anderen hat man dagegen den Eindruck, dass sie eigentlich nur für sich selber "Feuer und Flamme"  sind.
  • Es gibt aber auch heute noch einige, die sind wie die Jünger damals "Feuer und Flamme", ja begeistert für Jesus Christus.

Die können gar nicht anders, als über Ihn zu reden, wie die Jünger damals am ersten Pfingstfest, als der Heilige Geist in Feuerflammen auf sie kam – als er sie damals mit dem Feuer des Glaubens beschenkte.

Und wer wünscht sich das nicht auch für uns heute? Begeisterung für Jesus Christus, für den Glauben, ja für die Kirche.

Gertraud war auch eine, die "Feuer und Flamme" für Gott war, für Jesus, ja für die liebe Gottesmutter Maria!

So schreibt sie z.B. 1922: "Die Pfingstnovene lasst uns halten, um für die Tagung Gottes Segen und der Mutter Hilfe zu erflehen, damit auch in unsere Herzen der Heilige Geist komme mit seinem mächtigen Feuer, ohne das wir nie Apostel werden könnten."

Und ein Jahr später lesen wir 1923: "Lasst uns feste füreinander zum göttlichen Herzen beten, damit es in das Herz einer jeden von uns die Feuerbrände seiner Liebe und verzehrenden apostolischen Eifers senke, auf dass unser ganzes Leben nur dem einen Zwecke diene, Gott zum König und Mittelpunkt aller Menschenherzen zu machen, als Werkzeuge unserer Herrin und Mutter, der Gnadenvermittlerin Maria!"

Dass wir also "Apostel werden" können und "als Werkzeuge unserer Herrin und Mutter" durch dieses Feuer des Hl. Geistes handeln, dazu spürt Gertraud zwei "Flammen" in sich, wie sie sagt:

"Ich habe eigentlich zwei Leidenschaften:

die eine ist, allen Menschen zu helfen, jedem da, wo er es braucht;

die andere: Gott überall geehrt und geliebt zu wissen. Der Gedanke, dass trotz der unendlichen Verdienste unserer Erlösung noch so viele Menschen verlorengehen, macht mich oft tief traurig. Ich meine, ich müsste erbeten können, dass alle gerettet werden. In solchen Augenblicken verstehe ich des Heilandes Ölbergstunden." (SERVIAM 1991, 79; BS 420)

Liebe Schwestern und Brüder,

manchmal denken wir ja: in unserer Kirche müssten wir viel begeisterter von Jesus Christus reden, es müsste mehr los sein in den Pfarrgemeinden, dann würden die Leute wieder in die Kirche und zum Glauben kommen.

Wir singen deshalb ja öfter auch mal neue Lieder. Aber ich weiß nicht, ob dadurch allein schon das Entscheidende geschieht, ob dadurch Menschen wirklich zu anderen Menschen werden, zu Nachfolgern Christi, zu Menschen des Friedens.

Liebe Schwestern und Brüder, wenn Gott uns seinen Hl. Geist schenkt, wenn er uns sein Feuer gibt, dann geschehen auch schon mal spektakuläre Dinge, da ist man irgendwie persönlich berührt, da weißt Du auf einmal, dass Gott dich meint und Er dich in die Nachfolge ruft.

Plötzlich geht Dir vielleicht auf, wie ungeheuerlich und überwältigend das ist, was da geschehen ist, dass Jesus für uns gestorben ist und dass Er auferstanden ist vom Tod und auch wir nicht im Tod bleiben werden.

Und alles deswegen, weil Gott uns liebt!

Nelly Sachs hat ein Gedicht geschrieben, in dem die letzte Strophe heißt:

"Wenn die Propheten aufständen,
in der Nacht der Menschheit
wie Liebende, die das Herz des Geliebten suchen,
würdest du ein Herz zu vergeben haben?"

Ja, liebe Schwestern und Brüder, würdest du, würdet ihr ein Herz zu vergeben haben? Wenn Gott Dich durch seinen Geist erreicht, wenn Er Dir von Seinem Feuer gibt, wärst du bereit, dich auf die Nachfolge einzulassen, dein Herz an Jesus Christus zu vergeben? Feuer und Flamme für Ihn zu sein?

Das ist ein Wunder, das Gott allein bewirkt. Und ich wünsche uns allen, dass Gottes Geist so auch unter uns wirkt. Lasst uns nicht aufhören, dafür zu beten!

Amen.


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