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15. März 2018 | Deutschland | 

Kardinal Karl Lehman - Nachruf für einen Mann großer Offenheit und Wertschätzung


Kardinal Lehmann am 24. Juni 2007 am Schönstattheiligtum in Weiskirchen, Bistum Mainz (Archivfoto: POS)

Kardinal Lehmann am 24. Juni 2007 am Schönstattheiligtum in Weiskirchen, Bistum Mainz (Archivfoto: POS)

P. Dr. Lothar Penners. Schönstatt zählte in den Jahrzehnten vor und nach dem II. Vatikanischen Konzil, wenn je, nicht zu den einflussreichen und erst recht nicht lautstarken Gruppierungen im deutschen Katholizismus. Entsprechend wird sich Karl Lehmann zu "Schönstatt" eingestellt haben, als er Bischof von Mainz und bald auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz wurde.

Jedoch im Verlauf seines Lebens gab es zunehmend Berührungspunkte und wohl auch Wertschätzung des Freiburger Dogmatikers und ökumenischen Theologen für die Gründung Pater Kentenichs. Dies begann mit einem „Zufall“: Als jungem Germaniker kam ihm beim Ordnen der Bibliothek von Papst Pius XII der offizielle Bericht des päpstlichen Visitators über die Apostolische Visitation des Schönstattwerkes in die Hand – für ihn auch deswegen interessant, weil Lehmann selbst in der Schlussphase seines Studiums an der Gregoriana einen heftigen Konflikt mit dem Fundamentaltheologen Sebastian Tromp SJ durchzufechten hatte.

Bei einer Priesterweihe in der Dreifaltigkeitskirche in Schönstatt/Vallendar (Archivfoto: POS)

Bei einer Priesterweihe in der Dreifaltigkeitskirche in Schönstatt/Vallendar (Archivfoto: POS)

Am 25. November 2012: Zertifikatsübergabe der Akademie für Ehe und Familie, Mainz (Archivfoto: Paul Kowalski)

Am 25. November 2012: Zertifikatsübergabe der Akademie für Ehe und Familie, Mainz (Archivfoto: Paul Kowalski)

Während seiner Freiburger Lehrtätigkeit lernte er die Gedankenwelt Pater Kentenichs detaillierter kennen durch das Korreferat der Dissertation eines Schönstattpaters, das er bereitwillig übernommen hatte.

Das „Batzenberg-Team“ der Verbandspriester, in deren Pfarreiengemeinschaft er wohnte und je nach Möglichkeit auch mitarbeitete, wie eine Reihe von qualifizierten pastoralen Mitarbeitern im Bistum Mainz weckten sein Interesse am Konzept Josef Kentenichs für eine zukunftsgerichtete Pastoral. Dazu zählten für Kardinal Lehmann auch Idee und Sendung der Säkularinstitute. Zwei Dissertationen zur Theologie der Weltgemeinschaften gehen auf seine Anregungen zurück und fielen bei den jeweiligen Verfassern im Raum der Bewegung auf fruchtbaren Boden.

Dies und anderes haben ihn wohl bewogen, auch angesichts eines außerordentlich strapaziösen Terminkalenders gerade auch Bitten um Teilnahme und Mitwirkung an Veranstaltungen Schönstatts oder im Geiste der Bewegung nach Möglichkeit nachzukommen: so mehrfach bei Mittagsgebeten auf Katholikentagen im Sinne von „Spurensuche“ (Ulm, Saarbrücken, Osnabrück); einem Pastoral-Forum im Geist des 31. Mai 1949 und einem Beratungsgespräch auf Berg Moriah zur Fragestellung, wie sich Geistliche Bewegungen, speziell auch Schönstatt, am fruchtbarsten in die pastorale Landschaft der Kirchen einbringen können.

Mit besonderem Wohlwollen übernahm er die Schirmherrschaft für die Mainzer „Akademie für Ehe und Familie“, begleitete und förderte sie seit deren Arbeitsbeginn 2001 und verantwortete alle von ihr ausgestellten Zertifikate.

Bei einer Großwallfahrt im Marianischen Jahr 1988 – er hatte den Vorsitz in der Eucharistiefeier übernommen – äußerte er den Wunsch zu Besuch und Verweilen am Grab Pater Kentenichs, von dem er viel aufgenommen habe.

Schönstatt weiß sich Kardinal Lehmann dankbar verbunden. Der Weite seines Denkens entsprach es, dass er auch im Blick auf Schönstatt und die Sendung Pater Josef Kentenichs ein wertschätzender Brückenbauer und Unterstützer geworden ist.

Möge ihm die Gottesmutter sein ungewöhnliches Engagement in der gesamten Bandbreite des kirchlichen Lebens in reichem Maße vergelten.

P. Dr. Lothar Penners


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