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18. Januar 2018 | Worte des Bewegungsleiters | 

Bündniskultur ist Liebesbündniskultur


Jahresmotiv 2018 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: POS Brehm)

Jahresmotiv 2018 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: POS Brehm)

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt–Bewegung,

Die Astronomen und Sterndeuter haben sich auf den Weg gemacht, um dem neugeborenen König zu huldigen. Die Konstellation von Sternen und Sternzeichen hat sie aufmerksam gemacht. Wir staunen heute, wie weit und genau die Beobachtungen der damaligen Wissenschaftler war und was sie alles entdeckt haben bei ihrer Erforschung des nächtlichen Sternenhimmels. Ohne Internet und Google haben sie die Regelmäßigkeiten und Entwicklungen der Natur enträtselt.

Erkenntnis wird zum Schritt des persönlichen Glaubens und Bekenntnisses

Erstaunlich ist aber, dass sie ihre Entdeckungen nicht nur aufgeschrieben und diskutiert haben. Ganz persönlich haben sie sich auf den Weg gemacht. Vielleicht wollten sie ihre Entdeckung überprüfen. Es war aber noch mehr. Sie brachten Geschenke mit und wollten huldigen. Sie sind für uns heute wie die Repräsentanten der heidnischen Welt, die ihre ganz eigene Suche hinführt zu Jesus. Ja, die sie hinführt zur Anbetung, zum Glauben und zum Bekenntnis.

Solange man Entdeckungen publiziert und Meinungen und Thesen zur Diskussion stellt, bleibt man Teil der wissenschaftlichen Diskussion. Wenn daraus aber ein so persönlicher Weg hin zum Glauben, zur Anbetung und zum Bekenntnis wird, dürften die Reaktionen der Kollegen ganz anders ausschauen.

Pater Kentenich schreibt (Foto: Archiv) Pater Kentenich schreibt (Foto: Archiv)

Pater Kentenich schreibt (Foto: Archiv)

Eine junge Frau studierte Astronomie. Diese hat viel mit Physik zu tun und gehört zu den Naturwissenschaften. Es wurde dabei mit Negativbildern des Weltraums gearbeitet. Also der Hintergrund dieser Bilder, der an sich dunkle Weltraum war weiß und die Sterne und Sonnen waren schwarze Punkte auf diesem weißen Hintergrund.

Die Erklärung zu einem mit schwarzen Punkten übersäten Bild machte ihr deutlich, dass jeder schwarze Punkt nicht ein Stern war, sondern selbst eine ganze Galaxie mit vielen Sternen, Planeten und Sonnen. Diese gewaltigen Dimensionen haben sie erschüttert und ans Nachdenken gebracht. Es war gewissermaßen der Moment, der sie zum Glauben an einen unendlichen Gott, an den Schöpfer des Himmels und der Erde gebracht hat.

In den weiteren Monaten hat sie sich mit dem Glauben beschäftigt. Sie hatte entsprechende Kontakte und hat sich einführen lassen in den katholischen Glauben. Ihr ganzes familiäres Umfeld war traditionell atheistisch geprägt, und Glaube und Religion war sozusagen unter dem Niveau eines vernünftigen Menschen.

Irgendwann wurde ihr bewusst, dass sie eigentlich ganz den Glauben im Sinne des christlichen Glaubensbekenntnisses in sich hat. Aber wozu dieser Schritt, sich taufen zu lassen? Warum so eine konfessionelle Zugehörigkeit? Und auch noch Kirchensteuer zahlen? Sie hörte die Kommentare ihrer Familie in sich. „Schließlich spürte ich, es war ein Schritt der Demut notwendig“, so beschrieb sie es. „Ich lasse das Taufwasser über meinen Kopf fließen. Ich lasse Gott und seine Gnade an mir wirken. Mein Glaube drückt sich aus in einem ganz konkreten Bekenntnis, einem ganz konkreten Schritt und Zeichen.“

Glaube geschieht im Ja zur eigenen Berufungserfahrung

Im Glauben an Gott geht es um das große Ganze, das Geheimnis der Schöpfung, um Sinn und Ziel des menschlichen Lebens, die irdische Zeitspanne unseres Lebens und die Hoffnung auf Ewigkeit in Gott. Was aber das Christentum zu provozierend macht, ist die konkrete Zuspitzung des Glaubens auf Jesus Christus. Wie Gott auf uns Menschen zukommt, ist Inkarnation, Fleischwerdung, Menschwerdung in Zeit und Geschichte, an einem Ort als Mensch hineinverwoben in menschliche Beziehungen. Und auch die Antwort des Glaubens braucht diese Inkarnation: „Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll“, antwortet Marta nach ihrem Gespräch mit Jesus über die Frage nach der Auferstehung der Toten (Joh 11,27). „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!“ (Mt 16,16), lautet das Messiasbekenntnis des Simon, das ihm den Namen Petrus, Fels, einbringt und das auch allen Nachfolgern des Petrus aufgetragen ist.

Endlos können Diskussionen und Abwägungen sein über die angemessene Weise und Auslegung des Glaubens. Ohne den Moment und den Schritt, wo in allem, was man erklären kann, ich mich zu einer Antwort gerufen erlebe, wird es nie zu meinem eigenen Glauben. Es geht um meine Antwort auf die Frage Jesu: Für wen hältst du mich? Und was heißt für mich sein Wort: Folge mir nach!

Die Konkretisierung des Glaubens zeigt sich in der Konkretisierung der Liebe

Zum Geheimnis der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus gehört gleichzeitig, dass zum Bekenntnis zu Jesus gleichermaßen das Bekenntnis zum Menschen gehört. In der Liebe zum Menschen, in der Achtung und Wertschätzung von allem, was menschliches Leben ermöglicht und schützt und menschenwürdig gestaltet, vollzieht sich Glaube und Liebe zu Jesus. Äußerlich mag das sehr unspektakulär sein.

Wie viel gelebte Berufungsantwort wird in der Liebe und Treue der vielen Ehepaare und Eltern sichtbar, die wir kennen. Meinen Beruf und meinen Alltag annehmen als meinen Mitgestaltungsbeitrag an einer menschenwürdigen Welt und Schöpfung, als Ort meiner Berufung: Dies geschieht täglich, ohne dass Plakate darauf hinweisen. Auch das treue Mitleben mit den Gottesdiensten und Gebeten der Kirche und das mutige Wort und das direkte Zeugnis für den Glauben ist Konkretisierung des Glaubens und der Liebe.

Die Konkretisierung des Glaubens und der Liebe ist in Schönstatt zum Weg des Liebesbündnisses geworden

Kein Wunder, dass Pater Kentenich auf das Liebesbündnis hinweist, wenn es ihm um Neugründung und Neuaufbau Schönstatts geht.

Das schönstättische Liebesbündnis als eigenen und persönlichen Schritt oder auch gemeinsam als Ehepaar vollziehen, ist äußerlich klein, aber innerlich oft sehr groß und bedeutsam für ein ganzes Leben. „Es ist selbstverständlich, dass erst ein Saatkorn in die Erde gesenkt werden will, wenn es sich entwickeln soll“, sagt Pater Kentenich in dem Brief, den wir in diesem Jahr ganz bewusst auf uns und auf die gegenwärtige Situation der Schönstatt-Bewegung in unserem Land beziehen. Das Liebesbündnis ist dieses Saatkorn. So klein und so groß, wie es neu im Herzen eines Menschen anfängt oder im Blick auf neue Herausforderungen neu formuliert und erneut ausgedrückt wird.

Der 18. eines jeden Monats lädt uns ein, die Kraft dieses Saatkorns neu zu wecken. Daraus wächst Neugründung, daraus wächst Bündniskultur.

Mit herzlichen Grüßen vom Ursprungsort dieses Liebesbündnisses

Ihr
P. Ludwig Güthlein
Schönstatt-Bewegung Deutschland


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