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12. Dezember 2017 | Miteinander für Europa | 

18 Jahre „Miteinander für Europa“ – Miteinandertag in Würzburg


Knapp 100 Personen aus fast 50 in Deutschland aktiven Initiativen, Gemeinschaften und Bewegungen beim Miteinander-Tag am 12 Dezember 2017 in Würzburg (Foto: Brehm)

Knapp 100 Personen aus fast 50 in Deutschland aktiven Initiativen, Gemeinschaften und Bewegungen beim Miteinander-Tag am 12 Dezember 2017 in Würzburg (Foto: Brehm)

Hbre. Zu einem nationalen Miteinander-Tag trafen sich am Samstag, 9. Dezember 2017, im CVJM-Haus in Würzburg, knapp 100 Personen aus fast 50 in Deutschland aktiven Initiativen, Gemeinschaften und Bewegungen, die im ökumenischen Netzwerk „Miteinander für Europa“ verbunden sind. Neben einem Rückblick auf Miteinander-Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr stand 18 Jahre nach seiner Gründung vor allem die Frage nach dem zukünftigen Weg des Netzwerkes im Mittelpunkt der gemeinsamen Überlegungen. Die Schönstatt-Bewegung war mit insgesamt neun Teilnehmerinnen und Teilnehmern gut vertreten.

Rita Stegmann, Fokolar-Bewegung, moderierte den Vormittag (Foto: Brehm)

Rita Stegmann, Fokolar-Bewegung, moderierte den Vormittag (Foto: Brehm)

„Jesus Christus will mit und durch uns auch heute zur Welt gebracht werden“: Pfarrer Thomas Römer, CVJM München bei der Verkündigung zur Eröffnung (Foto: Brehm)

„Jesus Christus will mit und durch uns auch heute zur Welt gebracht werden“: Pfarrer Thomas Römer, CVJM München bei der Verkündigung zur Eröffnung (Foto: Brehm)

Schwester Nicole Grochowina, Christusbruderschaft Selbitz, hält Ereignisse auf dem Miteinander-Weg des vergangenen Jahres fest (Foto: Brehm)

Schwester Nicole Grochowina, Christusbruderschaft Selbitz, hält Ereignisse auf dem Miteinander-Weg des vergangenen Jahres fest (Foto: Brehm)

„18 Jahre Miteinander für Europa – das Netzwerk ist an einer Zäsur angekommen“, machte Gerhard Pross, CVJM Esslingen, in einem Beitrag deutlich. „Wir können nur staunen, wie Gott uns in Bewegung gebracht hat und was er durch uns hindurch geschenkt hat.“ Wie beim Internationalen Trägerkreistreffen des Netzwerkes Anfang November in Wien deutlich geworden sei, ist die Einheit des Volkes Gottes - einer der Grundaufträge, die das „Miteinander für Europa“ bekommen habe - besonders hinsichtlich der Frage, wie Ost- und Westeuropa mehr zusammenkommen können, eine Herausforderung für den zukünftigen Weg des Miteinanders, berichtete Pross vom Wiener Treffen.

Miteinandererfahrungen

Dass unter den Gemeinschaften und Bewegungen, die schon bisher miteinander unterwegs sind, eine Erfahrung der Einheit erlebt wird, ist schon zum Auftakt des Treffens spürbar, als viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer spontan über ihre Miteinander-Erfahrungen des vergangenen Reformations-Gedenk-Jahres Zeugnis geben. In vielen Beiträgen werden gute Erfahrungen mit dem „Gebet für Europa“ (am 24.3.2017 anlässlich von 60 Jahre römische Verträge) und Versöhnungserfahrungen im Anschluss an den Versöhnungsgottesdienst der evangelischen und katholischen Kirche in Hildesheim eingebracht. Roswitha Fürg, Fokolar-Bewegung Solingen, ist „beeindruckt von der Offenheit und Tiefe, des Miteinanders, das im Laufe der Jahre gewachsen ist. Die spontanen Berichte der Teilnehmer zeigten wie Gott an vielen Orten Menschen unterschiedlicher Konfessionen und Gemeinschaften dazu führt, sich für Einheit einzusetzen.“

„Wieder haben wir eine starke Einheit in Vielfalt erlebt“, beschreiben Ehepaar Elisabeth und Hans-Georg Hagmann, Schönstatt-Bewegung, ihren Eindruck: „eine ausgeprägte Atmosphäre der gegenseitigen Wertschätzung und Achtung, aber auch der Ehrlichkeit.“ Das Treffen habe sie wieder staunen lassen über die verschiedenen Charismen und Gnadengaben, die jede Gemeinschaft, aber auch jede Person in das Miteinander einbringe. „Das Sich-Begegnen und –Besuchen, das Schließen von Freundschaften, das Aufeinander-Hören und sich öffnen für das, was dem anderen heilig ist, entwickelte in der Vergangenheit eine Dynamik, die an diesem Tag noch einmal an einer Fülle von Beispielen vor Augen geführt wurde“, fasst Johannes Golling, Vorsitzender des Julius-Schniewind-Haus e.V. , einer geistlichen Einkehr- und Begegnungsstätte in der Evangelischen Kirche, sein Erlebnis des Tages zusammen. Das sei „ein großer Grund zur Dankbarkeit Gott gegenüber, der diese Bewegung seit Jahrzehnten inszeniert hat und seither dabei ist, sein Volk zu sammeln.“

Sr. M. Vernita Weiss, Schönstatt-Bewegung, stellt Früchte des „Miteinander für Europa“ nach 18 Jahren vor (Foto: Brehm)

Sr. M. Vernita Weiss, Schönstatt-Bewegung, stellt Früchte des „Miteinander für Europa“ nach 18 Jahren vor (Foto: Brehm)

Früchte des „Miteinander für Europa“ nach 18 Jahren

Anhand des Bildes eines Baumes im Wachstum leitete Schwester M. Vernita Weiß, Schönstatt-Bewegung, in einem weiteren Schritt den gemeinsamen Blick auf Früchte des „Miteinander für Europa“ nach 18 Jahren. Angesprochen wurden die tiefen Wurzeln, aus denen ein fruchtbarer Baum der Einheit für Europa gewachsen ist und wächst. Dabei wurde auch deutlich, dass es Phasen unterschiedlichsten Wachstums gab: Die Zeit des Wachstums tiefer Freundschaft zwischen Repräsentanten der verschiedenen Bewegungen. Die Veränderungen im Leitungsgefüge aufgrund des Todes wichtiger Lebensträger. Der Ausbau nationaler Strukturen und der stärkere Fokus auf die Ökumene. Und auch Ernüchterung über den möglichen Einfluss auf das politische Europa.

Befreiende Gastfreundschaft, Öffnung der Herzen und Abbau von Vorurteilen, fruchtbaren Dialog und die Erfahrung einer damit verbundenen Stärkung der eigenen Identität wurden als Früchte des Miteinander für Europa für die eigenen Gemeinschaften identifiziert. Dass Vielfalt der Charismen ein Reichtum ist, in dessen Mitte Jesus Christus selbst zu finden ist, ist eine Erfahrung die zwischen den Gemeinschaften zu Versöhnungswegen, zum füreinander Beten und schließlich zum Bündnis der gegenseitigen Liebe führte.

Im Blick auf die Kirchen durfte das Miteinander für Europa beitragen zu einer Ökumene des Lebens und helfen, Brücken zu schlagen zwischen Konfessionen und Freikirchen. Dabei kann das Miteinander für Europa im Erleben einer versöhnten Verschiedenheit den Kirchen Erfahrungen anbieten, die deutlich machen, dass Charismen gleichwesentlich sind in einer Zuordnung zu den amtlich verfassten Kirchen. Dass 500 Jahre Trennung genug sind, muss nach Erfahrungen im Miteinander für Europa keinen konfessionellen Mischmasch zur Folge haben.

Gerhard Proß, CVJM Esslingen, spricht zum Thema: "Europa in der Herausforderung – Eine Kultur des Miteinanders" (Foto: Brehm)

Gerhard Proß, CVJM Esslingen, spricht zum Thema: "Europa in der Herausforderung – Eine Kultur des Miteinanders" (Foto: Brehm)

Gespräche in Regionalgruppen (Foto: Brehm)

Gespräche in Regionalgruppen (Foto: Brehm)

Im Blick auf die europäische Gesellschaft knüpft das Miteinander für Europa an die große geschichtliche Verpflichtung des Abendlandes an und ist auf dem Weg, die Berufung Europas für diese Zeit und die Zukunft neu zu entdecken. Dabei spielen Geschwisterlichkeit und Versöhnung und die Überzeugung, dass viel mehr Einheit möglich ist, wenn sie in Europa als Vielfalt und nicht als Einheitlichkeit verstanden würde, eine zentrale Rolle. Die 7 JA zum Leben, zu Ehe und Familie, zur Schöpfung, zur Wirtschaft, zu den Armen, zum Frieden und zur Verantwortung für die Gesellschaft sind als Früchte des Miteinander für Europa ein konkreter Beitrag zur Gestaltung der Gesellschaft in Europa.

Europa in der Herausforderung – Eine Kultur des Miteinanders

Hinsichtlich eines Europas, das aus politischer Sicht vor vielfältigen Herausforderungen steht, sieht Gerhard Pross den Auftrag von „Miteinander für Europa“ zunächst darin, das Miteinander zu leben und sich vor allem im Gebet für Europa zu engagieren. Allerdings braucht es auch die Unterscheidung der Geister. „In einer Zeit, in der die alten Ungeister, die Europa schon mehrfach in die Katastrophe geführt haben, wieder Urstände feiern, sprechen wir unser Nein zu den Nationalismen und desto klarer unser Ja zum Evangelium, zur Versöhnung und zur Liebe. In einer Zeit, in der die Egoismen wieder Auftrieb erhalten, sprechen wir unser Ja zu einer Kultur der Beziehung und der Bündnisse. In einer Zeit, in der der Populismus um sich greift, sprechen wir ein Nein zu aller Vereinfachung und zu platten Lösungen. Wir sprechen unser Ja zur Wahrheit und zur Demut, zur Aufrichtigkeit und zur Geduld.“ Damit eine Kultur des Miteinanders in Europa wachsen könne, brauche es Versöhnung, Einheit in Vielfalt, Begegnung, Dialog und Frieden sowie Barmherzigkeit und Menschlichkeit.

Gerhard Pross stellt die 5 Schritte auf dem weiteren Weg des Miteinanders vor (Foto: Brehm)

Gerhard Pross stellt die 5 Schritte auf dem weiteren Weg des Miteinanders vor (Foto: Brehm)

Pater Dr. Lothar Penners bei der Verkündigung über Jesaia 55 zum Abschluss der Begegnung (Foto: Brehm)

Pater Dr. Lothar Penners bei der Verkündigung über Jesaia 55 zum Abschluss der Begegnung (Foto: Brehm)

Schritte auf dem Miteinanderweg in die Zukunft

Zum Abschluss des Tages stellten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam hinter Schritte, die vom internationalen Leitungsteam vorgeschlagen wurden und die sie miteinander in die nahe Zukunft gehen möchten. Hinter dem Stichwort „Wir suchen Begegnung“ verbirgt sich die Urerfahrung des Netzwerkes, dass das Miteinander von der Freundschaft von Menschen aus verschiedenen christlichen Bewegungen und Gemeinschaften lebt. Besonders angeregt werden Begegnungen mit Partnern in Zentral- und Osteuropa. Als ein zweites Ziel wurde genannt, den 9. Mai 2018 und 2019 zu einem „Tag des Miteinanders für Europa“ in den Städten und Regionen zu machen. Drittens sollen überall dort, wo sie noch nicht bestehen, nationale Koordinationsteams von Miteinander für Europa gebildet werden. Ein nächstes größeres Event von MfE in den Blick zu nehmen wurde ebenso vorgeschlagen, wie als fünftes Ziel die nächste, jüngere Generation aus den Bewegungen, Gemeinschaften und Initiativen in das Netzwerk zu integrieren.

Miteinander – wie sonst?

Sr. Nicole Grochowina fasst ihren Eindruck von diesem Tag so zusammen: "Miteinander – wie sonst? So lässt sich für mich überschreiben, was wir an diesem Tag in Würzburg erlebt haben. Als aus den Regionen berichtet wurde, was im vergangenen Jahr geschehen ist, ging mir das Herz auf: so viel gemeinsame Wegstrecke, bei der immer wieder aufgeleuchtet ist, was uns verbindet und welche Kraft versöhntes Miteinander hat! In der Tat zeichnet sich hier eine „Kultur des Miteinanders“ ab, der ich von Herzen wünsche, dass sie in unseren Gemeinschaften, in unserem Land, aber auch in ganz Europa Raum gewinnt. Und deshalb bin ich ganz dafür, dass wir uns weiter besuchen und Grenzen überschreiten; dass wir in Ost und West neue Freunde finden und dass wir dem Miteinander quer durch Europa weiterhin Gestalt geben – und auch uns davon beschenken lassen."


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