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23. November 2017 | International | 

Menschen leiten – Schätze entdecken – Leben wecken - Pädagogisches Seminar für Erziehende in Schönstatt


Pädagogisches Seminar in Schönstatt mit internationaler Beteiligung (Foto: Erhard)

Pädagogisches Seminar in Schönstatt mit internationaler Beteiligung (Foto: Erhard)

Pilar Bacigalupo, Corina Blankenberg. Schon im Sommer dieses Jahres fand im Priester- und Gästehaus Marienau in Schönstatt/Vallendar ein pädagogisches Seminar für Erziehende statt. Wunsch und Vision des Seminares: Die Pädagogik Pater Kentenichs entdecken und weitergeben. Die verschiedenen Facetten seiner Pädagogik so darstellen, dass sie nicht nur in der geistlichen Begleitung, sondern auch in der Schule, im Unternehmen und in der Erziehung der eigenen Kinder wirksam werden können. Das Seminar richtete sich an Erziehende eines breiten Spektrums: Für alle, die führend und erziehend tätig sind – nicht nur in der eigenen Familie, sondern auch bei Schülern, Studenten und Mitarbeitern.

Willkommen in der Marienau (Foto: Erhard)

Willkommen in der Marienau (Foto: Erhard)

Kentenich-Pädagogik-Expertin: Dr. Rita Pécsi, Ungarn  (Foto: Erhard)

Kentenich-Pädagogik-Expertin: Dr. Rita Pécsi, Ungarn  (Foto: Erhard)

Motiviert von Schwester Gertrud Maria Erhard arbeitete ein Team von Ehepaaren und einer jungen Frau: Lehrer, Führungskräfte, Sozialpädagogen und Erzieher an diesem Projekt. Ihr Ziel war es, eine pädagogische Veranstaltung zu entwickeln, die nicht nur theoretisch ausgerichtet sein sollte, sondern auch dialogische Trainingselemente aufweisen sollte. Wichtig war auch, dass die Person Pater Kentenichs „mittendrin“ zu erleben war – praktisch und konkret.

Internationale Teilnahme

Etwa 30 Teilnehmer (plus 15 Kinder und Jugendliche) aus verschiedenen Teilen Deutschlands, Österreichs, der Schweiz und Ungarn ließen sich von der Tagungs-Idee ansprechen. Als Hauptreferentin konnte Frau Dr. Rita Pécsi gewonnen werden, die in Ungarn an etwa 30 Schulen Lehrer, Erzieherinnen und scharenweise Eltern mit pädagogischem Sachverstand aus der Geistigkeit Kentenichs versorgt.

Vom Erziehungsobjekt zum sich selbst erziehenden Subjekt

In einer ersten inhaltlichen Einheit gab Sr. Dr. M. Doria Schlickmann, Schönstätter Marienschwester, einen Überblick zur Kentenich Pädagogik. Was seine Pädagogik ausmacht und von den anderen „Reformpädagogen“ seiner Zeit abhebt, nämlich die Einbeziehung der Realität Gottes und der Gnade, als weitere „Bildungsmacht“. „Der Mensch ist ein Wesen, das sich im Wachstum auf Gott hin verwirklicht.“ Aus diesem Blickwinkel gründet eine optimistische und organische Sicht auf den Menschen. Pater Kentenich kehrt die herkömmliche Pädagogik seiner Zeit um. In dem er völlige Transparenz über sein Handeln gibt und die Jugendlichen einlädt, sich selbst zu erziehen, macht er aus dem (zu erziehenden) Objekt ein Subjekt, Autorität auf Augenhöhe, Liebe und Freiheit. „Es gehört zu meiner Selbstverwirklichung, dass ich mich selbst erziehe, darauf habe ich ein Recht“, so Kentenich wörtlich.

Pater Angel Strada (Foto: Erhard)

Pater Angel Strada (Foto: Erhard)

„Wie führte Pater Kentenich?“

Pater Angel Strada führte uns an genau dieser Stelle weiter mit der Antwort auf die Frage: „Wie führte Pater Kentenich?“ in 10 Leitsätzen. Hier einige Kostproben:

  • „Die persönliche Überzeugung, das ernste persönliche Ringen ist die Grundlage für die moralische Autorität eines Pädagogen. Aber niemand kann verlangen, dass ich alles tue, was ich sage, nur, dass ich mich ernsthaft bemühe. Es ist mein Recht Dummheiten zu machen, Fehler.“
  • „Führen heißt, Beziehungen führen. Jemand der führt, muss bereit sein, sich zu verschenken, zu Kleinarbeit, zu Nähe und zu ehrfürchtiger Ferne.“
  • „Tiefes Vertrauen ist nur möglich, wenn man nichts für sich will.“ „Gott in sich zur Herrschaft kommen lassen.“
  • „Wer Menschen führt, ist auf der Suche nach Schätzen, im Anderen und in sich selbst.“ „Was in Schönstatt geworden ist, habe ich aus den einzelnen Seelen und Gliedern herausgelöst. Alle die mitgearbeitet haben, sind Mitbegründer.“
  • Vertrauen auf die Gottesmutter als Geheimnis meiner persönlichen Wirksamkeit: „Erledige das Deine, alles andere ist ihre Aufgabe. Werk und Werkzeug in ihrer Hand.“
Tagungsmoderation (Foto: Erhard)

Tagungsmoderation (Foto: Erhard)

Internationaler Teilnehmerkreis (Foto: Erhard)

Internationaler Teilnehmerkreis (Foto: Erhard)

Mit Kentenichpädagogik in Führung gehen

In den nächsten drei Tagen wurde jeweils ein Aspekt des Bildungsprozesses betont: Das Ich (Erzieher), das Du (Zu-Erziehender) und das Wir (die Gruppe).

Jeder Tag begann mit einem Zeugnis von Zeitgenossen Pater Kentenichs, die aus erster Hand erfahren konnten, was es für Pater Kentenich hieß, zu führen und zu erziehen. Jedes Zeugnis zeigte einen Pater Kentenich, der nicht nur ein spiritueller Führer war, sondern im modernen Sinn ein Trainer, der tiefe Eindrücke bei denjenigen hinterließ, die ihn persönlich kannten. Es schloss sich jeweils ein Vortrag von Frau Dr. Pecsi an. Obwohl Deutsch nicht ihre Muttersprache ist, konnte sie mit ihrer Energie und ihrem Wissen über Kentenichs Pädagogik begeistern. Eine zentrale Erkenntnis aus ihren Beiträgen: Bildung ist ein Dienst am Leben, der niemals endet und der mit dem Erzieher selbst beginnt, mit seiner Selbstausbildung. Auch hier einige Kostproben aus den Zeugnissen:

„Ich bin Gottes Kind und ich bin geliebt!“

Sr. M. Matthia Amrein war nach dem Studium nach Milwaukee geflogen um Pater Kentenich kennenzulernen. Sie sagte über ihn: „Man fühlte sich bei ihm zuhause… Ich wusste, wenn ich mich ihm anvertraue, führt er mich dahin, wonach ich Sehnsucht habe, wohin ich aber mit eigenen Kräften nicht komme… Er konnte helfen, den Willen Gottes zu erkennen und die Sehnsucht wecken, ihm zu folgen… Da war ein neues Lebensgefühl in uns: Ich bin Gottes Kind und ich bin geliebt!“

Pater Kentenich ein Mann, dem ich glauben kann

Frau Inge Bernemann, Frau von Schönstatt, erlebte ihre erste Pädagogische Tagung bei ihm als Studentin. Sie sagte damals für sich: „Dem Mann kann ich glauben. Der spricht aus dem Leben, nicht aus Büchern… Seine Grundhaltung war seine Offenheit gegenüber dem anderen, ohne versteckte Absichten.“ In einer schwierigen Entscheidungssituation hatte sie Gelegenheit, mit Pater Kentenich zu sprechen. Sie berichtet: „Er saß da und nahm mich auf. Dann sagte er: ‚Ja, das lebt jetzt alles in mir‘. Und ich hatte das Gefühl, ich darf leben in ihm, mit allem Positiven und Negativen.“ „Er löste das Problem in Einzelfragen auf, beleuchtete alle Aspekte. Schließlich sagte er: „Ich habe den Eindruck, dass Sie an der Stelle am richtigen Platz sind. Aber entscheiden müssen Sie.“

Gemeinsames Programm mit den Kindern (Foto: Erhard)

Gemeinsames Programm mit den Kindern (Foto: Erhard)

Training und Kentenich-Studium

Die Nachmittage waren den praktischen Übungen und dem Lesen der Texte von Pater Kentenich gewidmet. Am ersten Tag war der Fokus auf das „Ich“ des Pädagogen gerichtet. Ein Fragebogen gab Anregungen zur Selbstreflektion. Am zweiten Tag wurde mit der Coachingmethode „GROW“gearbeitet, die ähnlich dem Stil Pater Kentenichs die Initiative und die Freiheit des Lernenden anregen soll. Am dritten Tag, der die Gemeinschaft betonte, wurde in Kleingruppen an Fragen gearbeitet, die während der letzten Tage entstanden waren.

Nach den Abendimpulsen bot Klaus Hagmann "Life Kinetik" an - eine Methode, die durch verschiedene Übungen von Koordinationsbewegungen die Gehirnleistung verbessert und von den Teilnehmern begeistert angenommen wurde. O-Ton: "Der ganzheitliche Charakter des Tages war immer vorhanden."

Der krönende Abschluss des Seminars war die Heilige Messe mit Pater Ludwig Güthlein, der in seiner Predigt das Motiv vom „guten Hirten“ aufgriff, das die gesamte Tagung begleitet hatte.

Einige Feedbackstimmen

Die Rückmeldungen der Teilnehmer waren sehr positiv. „Das waren wundervolle Tage, wir haben viel über den guten Hirten gehört und mein Hirtentäschel ist jetzt voll, weiter zu arbeiten, auch in mir.“ „Ich fühle mich wie die geliebte Tochter von Pater Kentenich. Ich spüre den Wunsch, mit dem zu arbeiten und das weiterzugeben, was wir auch im gegenseitigen Austausch, gelernt haben.“ „Ich fühle mich auf allen Ebenen total beschenkt. Von Anfang an war ich mitten drin. Das Bewusstsein: Ich bin nicht allein unterwegs, bin hier zu Hause, habe mich angenommen gefühlt in der Gruppe. Ich habe mich in Schönstatt noch nie so zuhause gefühlt.“


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