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18. Oktober 2017 | Rund ums Urheiligtum | 

„Mit neuem Geist den Ursprungsgeist leben“ - Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz beim Schönstatt-Tag 2017


Internationale Bündnisfeier am Schönstatt-Tag, dem 18. Oktober am Urheiligtum in Schönstatt/Vallendar (Foto: Brehm)

Internationale Bündnisfeier am Schönstatt-Tag, dem 18. Oktober am Urheiligtum in Schönstatt/Vallendar (Foto: Brehm)

Cbre/Hbre. Spätestens als Pater Lothar Herter den 750 Pilgern in der festlich geschmückten Pilgerkirche fröhlich „herzlich willkommen“, „a very warm welcome“ und „bien venidos“ zuruft, ist klar, dass Schönstatt - 103 Jahre nach seiner Gründung - international und voller Freude zusammenkommt, um sich an den Gründungstag, den 18. Oktober 1914 zu erinnern und den damaligen Liebesbündnisschluss mit der Gottesmutter und dem dreifaltigen Vatergott zu feiern und im heutigen Alltag und Weltgeschehen zu verorten. Zusammen mit den Gläubigen feiert der Mainzer Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz in der Pilgerkirche einen festlichen Gottesdienst, der von einem Chor unter der Leitung von Sr. M. Tabea Platzer mit der Jubiläumsmesse aus dem Jahr 2014 mitgestaltet wird.

Jahresmotto der Schönstatt-Bewegung Deutschland im Kentenich-Jahr 2018 (Grafik: Brehm)

Jahresmotto der Schönstatt-Bewegung Deutschland im Kentenich-Jahr 2018 (Grafik: Brehm)

Erneuerung aus dem Ursprung

Der Tag steht unter dem Thema GründerGeist  - „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen“ (Apg 1,8). Unter dieses Wort hat die Schönstatt-Bewegung Deutschland ihre Jahresarbeit 2018 gestellt. Im Kentenich-Jahr, das anlässlich des 50. Todestages des Schönstattgründers begangen wird, soll einerseits der Blick auf Person und Charisma Pater Josef Kentenichs gerichtet werden. Andererseits geht es der Bewegung besonders auch um die Suche nach Schritten einer echten Neugründung durch die Erneuerung des ursprünglichen Geistes und die Bereitschaft Neues zu beginnen und zu versuchen.

Predigt: Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz, Mainz (Foto: Brehm)

Predigt: Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz, Mainz (Foto: Brehm)

Die Pilgerkirche Schönstatt war gut gefüllt (Foto: Brehm)

Die Pilgerkirche Schönstatt war gut gefüllt (Foto: Brehm)

Am Gründungstag „den Dingen auf den Grund gehen“

Zum Auftakt des Festgottesdienstes betont Weihbischof Bentz, dass die Feier eines solchen Gründungstages den Sinn und das Ziel habe, „den Dingen auf den Grund zu gehen, der eigenen Berufung und Sendung nachzuspüren.“ Es gehe darum an einem solchen Tag den Ursprung gegenwärtig zu setzen.

Neues einbinden in den lebendigen Strom der Tradition

In seiner Predigt greift der Mainzer Weihbischof das Stichwort Gründungsgeist auf und erklärt: „In der Geschichte der Kirche, in der Geschichte der Spiritualität gibt es immer wieder ‚Gründungen‘ - echte Neuanfänge. Aber die Echtheit der Gründung zeigt sich nicht in dem ganz Anderen, im radikal Neuen - sondern sie zeigt sich, indem das Neue sich einbindet in den lebendigen Strom der Tradition.“ Gründen heiße „der Tradition ein eigenes Profil geben, mit neuem Geist den Ursprungsgeist leben.“

An diesem Tag gedenke die Kirche des Evangelisten Lukas, so Weihbischof Bentz. Dieser Lukas sei der „Maler“ unter den Evangelisten, der Evangelist, der sehr bildhaft Jesus nahebringe. Er schildere nicht nur Fakten und berichte nicht nur, sondern sein Erzählen sei auch verbunden mit Deutung. So mache z.B. die Erzählung der Kindheitsgeschichte Jesu auch deutlich, welche Rolle der Mutter Jesu, Maria, zukomme.

Der Tradition ein eigenes Profil geben

Lukas habe das Evangelium aufgeschrieben in einer Reihe anderer Evangelien. Das heiße weder, dass Lukas es jetzt richten müsse, weil die anderen falsch geschrieben hätten, noch, dass die anderen so toll geschrieben hätten, dass Lukas Schreiben unnütz wäre, so führt Weihbischof Bentz aus und betont weiter: „Gründungen im Fluss der Geschichte der Kirche dürfen sich nicht überheben über das, was schon an Leben da ist. Gründungen in der Geschichte der Kirche dürfen aber auch nicht abqualifiziert werden nach dem Motto: War alles schon da!“ Jeder Zeuge des Evangeliums - wie Lukas auch - breche die Gestalt und Botschaft Jesu durch das eigene Leben, durch die eigene Biographie. Pater Kentenich habe um diesen inneren Zusammenhang von Evangelium und Biographie auch gewusst. „Lukas stellt sich in die Tradition. Und er hebt sich zugleich von dieser Tradition ab, indem er der Tradition ein eigenes Profil gibt."

Lebendige, glaubhafte Zeugen für Jesus Christus gesucht

„Schwestern und Brüder, das braucht das Evangelium auch heute - gerade heute in unsrer Zeit: lebendige Zeugen, glaubhafte Zeugen. Menschen, die sich nicht verstecken und nicht hinter dem Berg halten mit dem, was sie mit Jesus erlebt haben“, so ruft Weihbischof Bentz den Mitfeiernden engagiert zu. Dabei gehe es dem Zeugen nie um sich selbst. „Dem Zeugen geht es um das, was er erlebt hat.“ Die Kraft des Evangeliums - auch die Kraft des Geistes einer geistlichen Bewegung – könne nur erfahren werden, wenn der Ursprung erfasst und gegenwärtig gehalten werde. „Das kreative Potential der Gründergestalt allein und isoliert für sich reicht nicht“, so Udo Bentz. „Die Augenzeugen um die Gründergestalt, die Gründergeneration hilft, den Ursprung zu erfassen und lebendig zu halten.“ Es sei mit Sorgfalt und Mühe verbunden, sich immer wieder so mit dem Ursprung auseinander zu setzen, dass man Orientierung für das Hier und Jetzt bekommen könne.

Vom Glauben zum Apostolat

Bei Lukas werde auch noch deutlich, dass der Glaube nicht zur Selbsterbauung da sei. Glaube heiße immer auch Sendung und Fruchtbarkeit für den Glauben der anderen. „Zurück zum Ursprung und vorwärts zum Apostolat“, das seien notwendige Atembewegungen für jeden Christen. Bei Maria werde das deutlich. „Wenn wir auf Maria schauen und um den Geist bitten, dann werden wir zum Ursprung geführt und bleiben in der Gründung gehalten und werden zugleich geschickt und finden den Weg zum Apostolat.“

Videoeinblendung eines Beitrages von der Schönstätter Marienschwester Mattia Amrhein (Foto: Brehm)

Videoeinblendung eines Beitrages von der Schönstätter Marienschwester Mattia Amrhein (Foto: Brehm)

Prozession von der Pilgerkirche zum Urheiligtum (Foto: Brehm)

Prozession von der Pilgerkirche zum Urheiligtum (Foto: Brehm)

Schönes, sonniges Herbstwetter bescherte den Pilgern ein wunderschönes Erlebnis (Foto: Brehm)

Schönes, sonniges Herbstwetter bescherte den Pilgern ein wunderschönes Erlebnis (Foto: Brehm)

Aus ganzem Herzen Bündniskultur gestalten

Am Nachmittag sind die Pilger und Besucher nach einem vielfältigen Programmangebot zur internationalen Bündnisstunde in der Pilgerkirche und zur „Liebesbündnisfeier“ am Urheiligtum eingeladen, die von der internationalen Koordinierungsstelle der Schönstatt-Bewegung vorbereitet worden ist. Die Feierstunde steht unter dem Thema: „Wie er und mit ihm - aus ganzem Herzen Bündniskultur gestalten“. Das Thema richtet den Blick zunächst auf den Gründer Schönstatts, Pater Kentenich. In einem kurzen Video erzählt die Schönstätter Marienschwester Mattia Amrhein, die als junge Physikstudentin Pater Kentenich in Milwaukee/USA besuchte, von ihren Eindrücken und Erlebnissen mit ihm. Z. B. wie Pater Kentenich den Menschen zuhörte, sich für sie einsetzte, in ihrem Alltag abholte und ihr Leben mit dem Gott des Lebens in Verbindung brachte.

Beeindruckend sind drei weitere Zeugnisse, die deutlich machen, wie Menschen auf der ganzen Welt, in den Spuren Pater Kentenichs und aus seiner Spiritualität lebend, sich aus ganzem Herzen und mit ganzer Kraft bemühen, Bündniskultur zu gestalten und zu leben. So berichten Vanessa und Matthias Franke aus Gondershausen von ihrem Einsatz für junge Brautpaare in der Gemeinde, um Impulse zu geben für ein glückendes Leben zu zweit. Clara Gonzales aus Puerto Rico - per Video eingespielt - Rektorin einer neugegründeten Schule im Geiste Josef Kentenichs, spricht engagiert und temperamentvoll über ihre Berufung zur Lehrerin und schließlich zur Leiterin einer Schule, die sie ganz im Sinne der Pädagogik Pater Kentenichs mitgestalten und leiten kann. Ein starkes Zeugnis für ein Familienleben mit Gott und der Gottesmutter kommt in der Videoeinspielung von Familie Gehring aus Süddeutschland zum Ausdruck. Sie leben selbst mit dem Pilgerheiligtum und haben als ihr Projekt in ihrem Ort fünf Pilgerheiligtumskreise gegründet. Ein Apostolat, das Menschen mit der Wirksamkeit der Gottesmutter Maria zusammenbringt, das aber auch eine Zunahme an Kontakten und Gemeinschaft untereinander ermöglicht.

Liebesbündnisfeier in internationaler Verbundenheit

In einer langen Prozession, in der die Internationalität durch viele verschiedene Fahnen und ihre Fahnenträger sichtbar wird, machen sich die Pilger auf den Weg zum Urheiligtum, um zur historischen Stunde, in der vor 103 Jahren Schönstatt gegründet wurde, persönlich das Liebesbündnis, jede und jeder in seiner Muttersprache, zu erneuern. Fragen, Sorgen, Nöte oder Freuden stehen auf Zetteln, die die Pilger mitgebracht und aufgeschrieben haben, um sie der Gottesmutter anzubieten, damit sie vom Urheiligtum aus reiche Gnaden schenken kann. Hell lodern die Flammen des Feuerbeckens, in denen diese „Beiträge zum Gnadenkapital“ verbrannt werden. Und weltweit nehmen Schönstätter dank der Live-Übertragung von www.schoenstatt-tv.de an diesem Vorgang teil. Eine große Familie!

Video vom Gottesdienst

Video von der internationalen Liebesbündnisstunde

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