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18. Mai 2017 | Worte des Bewegungsleiters | 

„Sie haben keinen Wein mehr“ Joh 2,3


Jahresmotiv 2017 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: Grabowska)

Jahresmotiv 2017 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: Grabowska)

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt–Bewegung!

Im biblischen Loblied auf die Größe Gottes (Lk 1,46-55) preist die Gottesmutter die „machtvollen Taten“, die Gott vollbringt. Die erneuerte Einheitsübersetzung spricht im Blick auf die Wunder im Leben Jesu immer von den „Machttaten“, in denen Gottes Wirken erlebt wird.

Zum Lobpreis der Gottesmutter gehört auch, dass sie staunend anerkennt, dass Gott auf ihre „Niedrigkeit“ geschaut hat und sie deshalb „seliggepriesen wird von allen Generationen“. Im Maimonat mit seiner aufbrechenden Blütenpracht wird dieses Marienlob aller Generationen auf vielfältige Weise zum Ausdruck gebracht. In diesem Jahr rückt dabei ein besonderes Jubiläum in den Vordergrund. Alle, die in Bayern zu Hause sind, denken jetzt vielleicht an das 100-jährige Fest der Patrona Bavaria, der Schutzpatronin Bayerns, das in Bayern in diesem Jahr wie ursprünglich am 13. Mai begangen wird.

„Die wahren Mittelpunkte der Geschichte sind die stillen Gebetsorte der Menschen.“
100 Jahre Fatima

In einer weltkirchlichen Perspektive macht der kommende Papstbesuch in Fatima am 12./13. Mai auf das 100-jährige Jubiläum der Marienerscheinungen in Fatima aufmerksam.

Biblische Begegnungen -
„Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr.“

Am dritten Tag fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt und die Mutter Jesu war dabei.

Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen. Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut!

Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungsvorschrift der Juden entsprach; jeder fasste ungefähr hundert Liter. Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand. Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist. Sie brachten es ihm. Er kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wusste nicht, woher der Wein kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es. Da ließ er den Bräutigam rufen und sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zu viel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten.

So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn.

Vgl. Joh 2,1-11
(Die Hochzeit zu Kana)

Konrad Adenauer hat die Wallfahrtsorte als „die geheimen Hauptstädte der Welt“ bezeichnet, und Johannes Paul II. beschreibt das bei seinem Besuch in Kevelaer 1987 so: „Die wirklichen Zentren der Welt- und Heilsgeschichte sind nicht die betriebsamen Hauptstädte von Politik und Wirtschaft, von Geld und irdischer Macht. Die wahren Mittelpunkte der Geschichte sind die stillen Gebetsorte der Menschen. Hier vollzieht sich in besonders dichter Weise die Begegnung der irdischen Welt mit der überirdischen Welt, der pilgernden Kirche auf Erden mit der ewigen und siegreichen Kirche des Himmels. Hier geschieht Größeres und für Leben und Sterben Entscheidenderes als in den großen Hauptstädten, wo man meint, am Puls der Zeit zu sitzen und am Rad der Weltgeschichte zu drehen.“

Fatima ist einer der Wallfahrtsorte, der durch seine Entstehung und seine Botschaft die religiöse Umkehr und Erneuerung der Menschen in direkten Zusammenhang stellt mit dem politischen und geschichtlichen Schicksal der Völker und der Menschheit. Im stillen und persönlichen Beten, in der persönlichen Hinwendung zu Gott liegt etwas von Bedeutung für das große Ganze. Ähnlich wie in dem stillen und persönlichen Hören und Antworten Marias in der Verkündigungsstunde die entscheidende Art und Weise liegt, wie Gott die Offenheit und Bereitschaft des Menschen in die Heils- und Erlösungsgeschichte hineinnimmt.

„Siehe, von nun an preisen mich selig alle Generationen.“ (Lk 1,46)
Die Zeitsendung der Gottesmutter

Dass dieses Lob Marias einmal auf so vielfältige und bunte, auf so innige und frohe Weise gesungen und gefeiert wird, wie es durch die wahrhaft Zigmillionen Pilger an marianischen Wallfahrtsorten sichtbar wird, hat sich die junge Frau aus Nazareth wohl nicht vorstellen können.

Für Pater Kentenich liegt in der Liebe zur Gottesmutter etwas, was unsere Zeit besonders braucht. Das Ineinander von naturhaftem, natürlichem und übernatürlichem Lieben braucht einen Lernort. Beziehung zu Menschen und zu Gott, Liebe als Geschenk und Kraft, die alle Schichten des Menschen ergreifen kann, braucht die Bindungs- und Beziehungserfahrungen, wo menschliches Fühlen und Lieben zusammenkommt mit göttlichem Fühlen und Lieben. Ganz religiös und ganz menschliches Leben und Lieben gehört für ihn zum Ideal der Heiligkeit. Er ist sich sicher, dass durch das Liebesbündnis mit der Gottesmutter ein solch natürlich-übernatürlicher Organismus von Bindung und Liebesfähigkeit wächst. Eine ganzheitliche, natürlich-übernatürliche Bündniskultur könnten wir auch sagen.

Das unbefleckte Herz der Gottesmutter, dieses Herz einer ganz ungebrochenen Lebens- und Liebesfülle und Gottergriffenheit ist wirksame Quelle, um in diese Richtung zu wachsen. Pater Kentenich sieht in einer derartigen ganzheitlichen Marienweihe geradezu die „Zeitsendung“ der Gottesmutter für heute und für eine kommende Kultur.

„Sie haben keinen Wein mehr“ und „Was er euch sagt, das tut“.
Mit Maria aus der Liebe zu Jesus leben

Die sensible Aufmerksamkeit auf das, was das Fest der Menschen bedroht, und das Hinführen zu Jesus: beides ist die Dauerwirksamkeit der Gottesmutter, wie sie im Glauben der Kirche lebt und bezeugt wird.

Die Machttaten Jesu wahrnehmen. Gläubig damit rechnen, dass er hinzukommt und Lebensmut schenkt. Wissen, wo die Leere meiner Lebenskrüge wieder zur Fülle wird. Im Heiligtum einen Ankerplatz der Welt erleben. Lernen, mit Maria ein Ja zu sagen zu meiner Lebensberufung. Nicht fliehen, wenn für mich oder andere ein Kreuzweg durchzustehen ist. Hineingenommen werden in den Kreis der Jünger, die mit Maria um den Heiligen Geist beten. Neu überzeugt sein, dass das kleine, alltägliche Ja zum Anruf Gottes in meinem Leben in Gott für viele fruchtbar wird. Zuversichtlich nach vorne blicken, weil in Maria die Erlösungsgnade Christi ganz und gar zum Ziel gekommen ist.

So bunt wie die aufbrechende Blütenpracht des Frühlings sind die Lebensimpulse, die in einem Leben mit Maria wach werden.

Lassen wir uns in diesem Mai und in diesen Wochen der Osterzeit anstecken von ihrem Glauben, ihrer Hoffnung und ihrer Liebe.

Mit frohen Grüßen vom Urheiligtum

Ihr

P. Ludwig Güthlein
Schönstatt-Bewegung Deutschland


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