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23. März 2017 | Kommentar der Woche | 

Stefan Heße: Digitalisierung aktiv gestalten!


Kommentar der Woche (Grafik: POS, Brehm)

(Grafik: POS)

Die aktuell laufende Cebit in Hannover lädt ein, die digitale Welt zu entdecken. Fünf Tage lang kann man sich zu Themen wie Künstliche Intelligenz, Roboter, Virtuelle Welten, Biohacking aber auch Darknet und Cyberkriminalität informieren. Die Kreativen und Vordenker der Zukunft treffen sich mit Anwendern und Investoren und thematisieren die digitale Transformation. Der Hamburger Erzbischof Dr. Stefan Heße greift in seinem Kommentar der Woche bei basis-online.net diese faszinierende Thematik auf und fordert, den nüchternen Blick auf Möglichkeiten und Grenzen der Digitalisierung nicht aus den Augen zu verlieren und nicht zu vergessen, dass die Technik dem "analogen" Menschen dienen müsse. Lesen Sie nachfolgend den neuen "Kommentar der Woche".

Erzbischof Dr. Stefan Heße, Hamburg (Foto: Bistum Hamburg)

Erzbischof Dr. Stefan Heße, Hamburg (Foto: Bistum Hamburg)

Stefan Heße

Digitalisierung aktiv gestalten!

In dieser Woche findet in Hannover wieder die CeBIT statt. Von Business Security, Digital Office bis zum autonomen Fahren wird präsentiert, was die Wirtschaft für die digitale Transformation bereithält und schon umsetzt. Ich muss zugeben, ich bin fasziniert von den technischen Möglichkeiten und bin gespannt, was sich noch entwickeln wird.

Die Digitalisierung bringt ungeheure Fortschritte auch in gesellschafts-politischen Fragen von Transparenz, Freiheit und Kommunikation. Daneben gibt es aber auch Entwicklungen, die uns unruhig machen: Fake news, digitale Bespitzelung, Cyber-Kriminalität etc. Wie bei allen Entwicklungen gibt es Heilsversprecher und Unglückspropheten. Was es aber jenseits von diffuser Angst oder blindem Fortschrittsoptimismus braucht, ist ein nüchterner Blick auf Möglichkeiten und Grenzen.

Ich lese oft, die Digitalisierung sei vergleichbar mit der Industriellen Revolution und der Entstehung des Kapitalismus. Zu den Vorteilen der Industrieproduktion gesellte sich u. a. das Elend der Arbeiterschaft. Dem wiederum wurde mit Sozialgesetzen und Arbeitnehmerrechten begegnet. Es kommen immer wieder neue Ideen und Technologien auf, die ihre Vorteile haben, aber auch ihre Schattenseiten. Wichtig ist, dass die Menschheit sie nicht nur nutzt, sondern aktiv gestaltet. Dafür braucht es gesellschaftliche Diskussionen über moralische Fragen und schließlich staatliche Gesetze.

Ob eine positive Gestaltung der Digitalisierung gelingen wird, hängt – glaube ich – nur zu Hälfte mit unserer Sicht auf die Technik zusammen. Mindestens genauso wichtig, vielleicht sogar wichtiger, ist unsere Sicht auf den Menschen, auf uns selber. Als Christen verstehen wir den Menschen von Gott her. Psalm 8 etwa besingt die Herrlichkeit des Schöpfers und die Würde des Menschen:

„Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst,
des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?
Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott,
du hast ihn gekrönt mit Pracht und Herrlichkeit.
Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über die Werke deiner Hände,
alles hast du gelegt unter seine Füße.“ (Verse 5-7)

Die Digitalisierung wird dann nachhaltig zum „Segen“ für die Menschheit, wenn sie nicht Selbstzweck wird, sondern Zweck für den analogen Menschen bleibt bzw. wird. Wir müssen die digitale Transformation so gestalten, dass sie jedem Menschen nützt – angefangen bei denen, die arm und benachteiligt sind.


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