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18. September 2016 | Worte des Bewegungsleiters | 

Werktagsheiligkeit, die sich im Alltag auswirkt - Felder der Bündniskultur


Jahresmotiv 2016 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik "Gehalten": Kiess)

Jahresmotiv 2016 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik "Gehalten": Kiess)

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt–Bewegung!

Was ist los mit unserer Gesellschaft? Nach schrecklichen Attentaten, Gewalttaten, Putschversuchen und Demonstrationen fragen wir uns mehr als sonst nach „Warum?“ und „Woher?“ und „Was können wir tun?“. Es geht uns tiefer unter die Haut, wenn die Nachrichten von Anschlägen berichten im Zusammenhang mit Orten und Städten, die wir kennen oder in deren Nähe wir sogar wohnen: Würzburg, München, Reutlingen, Ansbach ….

Vielleicht haben manche von uns noch nie im Blick auf das ganz normale öffentliche Leben so deutlich ein mulmiges Gefühl in sich verspürt wie in diesen Wochen. Dass Angst wach werden kann, versteht man jetzt besser. Wie erschütternd und immer wieder neu sind unsere französischen Nachbarn mit solchen Erlebnissen konfrontiert.

Erschüttert, fassungslos, traurig, wütend

Finden wir in den vielen Stimmungen, in den Stellungnahmen von Experten und in den andauernden Talkrunden mehr Klarheit? Auch wenn wir uns manchmal deutliche und einfache Antworten auf die Probleme wünschen, wissen wir, dass die Antworten so komplex und vielschichtig sein müssen, wie es der Vielschichtigkeit der gesellschaftlichen Situation entspricht.

  • Wir wissen, dass die Zukunft aller Gesellschaften von einem Mehr an kultureller und religiöser Vielfalt bestimmt sein wird.
  • Wir wissen um belastende und zerstörende Einflüsse des modernen Lebens.
  • Wir wissen, dass die ökologischen Gefährdungen unserer Welt an keiner politischen Grenze Halt machen.
  • Wir wissen, dass wirtschaftliche Not und globale Ungerechtigkeit immer auch Stabilität und Frieden bedrohen.
  • Wir wissen, dass Religionen und Weltanschauungen Quellen der Versöhnung und Menschlichkeit in sich tragen und dass sie zur Fanatisierung missbraucht werden können.
  • Wir wissen, dass wir keinem dieser Probleme, die wir zur Zeit so deutlich erleben, einfach aus dem Weg gehen können. Jede Gesellschaft gestaltet die Zukunft, auf die wir zugehen, mit.

Schönstatt im Aufbruch

Aus dem Memorandum des internationalen Pfingstkongresses 2015

Felder der Bündniskultur

Während des Jubiläums wurden in den Zelten der Bündniskultur Projekte
aus aller Welt vorgestellt. Sie sind konkrete Wege zur Gestaltung einer Bündniskultur in den Feldern Jugend, Familie, Pädagogik, Kirche und Gesellschaft.  Austausch, Vernetzung
und Kooperation von Initiativen in diesen Bereichen sollen weiterentwickelt werden.

Den kompletten Text des Memorandums finden Sie hier: memorandum2015.schoenstatt.de

Religion und Gesellschaft

Schönstatt ist aus einer tiefen geistlichen Erfahrung entstanden. Ein Glaubenssprung stand am Anfang. Pater Kentenich spricht gelegentlich von seinem Ringen in den Monaten vor dem Gründungsvortrag am 18.10.1914. Interessanterweise hatte dieses Ringen schon diese Spannung in sich: Will und wird Gott durch das Liebesbündnis mit der Gottesmutter einen Gnadenort entstehen lassen? Und wird dieser Gnadenort einen Beitrag leisten zur Erneuerung von Kirche und Glaube, zum ganzheitlichen Wachstum von Menschen und zu einer christlich-humanen Gestaltung der Gesellschaft? Ein Glaubenssprung, der dem kleinen menschlichen Beitrag in der Verbindung mit Gott und seinen Plänen große Bedeutung beimisst.

Die Blickrichtung ist dabei entscheidend. Ist Frömmigkeit etwas, was sich selbst genügt oder wird daraus wirklich Werktagsheiligkeit, die sich im Alltag auswirkt?

Wenn die Blickrichtung auf beides gerichtet ist – Religion und Gesellschaft, Glaube und Ethos, geistliche Erfahrungen und verantwortliche Lebensgestaltung, Heiligkeit und Engagement, geschichtliche Gestaltungskraft und Hoffnung auf ewige Vollendung – dann ist die Größe und die Sichtbarkeit dessen, was man erreicht nicht so entscheidend.

Schlimmer als zahlenmäßig klein zu sein und nicht genügend bewirken zu können ist es, den eigenen Beitrag für klein und überflüssig zu halten. Das zerstört sowohl unseren Einsatz für eine gute Zukunft wie auch von innen her ein geistliches Leben in der Nachfolge Jesu.

Felder der Bündniskultur: Jugend, Familie, Pädagogik, Kirche und Gesellschaft

Das vielfältige Engagement, das aus dem Liebesbündnis herauswächst, wurde beim Jubiläum durch die „Felder der Bündniskultur“ aufgefächert und programmatisch hervorgehoben. Ausdrücklich stellt sich das Memorandum hinter dieses Programm: Jugend, Familie, Pädagogik, Kirche und Gesellschaft. So vielfältig wie Berufe,  Begabungen, Interessen und Berufungen der Einzelnen so vielfältig ist das Leben, das vom Liebesbündnis inspiriert und gestaltet wird.

Und doch bündelt die Benennung dieser Felder auch den Blick auf apostolische Projekte und Initiativen und bringt Menschen und Kompetenzen zusammen.

„Austausch, Vernetzung und Kooperation von Initiativen in diesen Bereichen sollen weiterentwickelt werden.“ So benennt das Memorandum diese Aufgabe.

Magnificat – angesichts der Herausforderungen unserer Zeit

Wie kaum ein anderes Gebet in der Heiligen Schrift bringt das Magnificat, das Loblied der Gottesmutter, diese doppelte Blickrichtung zum Ausdruck (vgl. Lk 1,46-55).

Die Verankerung in Gott:

Mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.
Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut.
Der Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig.

Die Überwindung der Not und der Blick auf eine gerechtere Welt:

Gott erbarmt sich von Generation zu Generation.
Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten:
Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind;
er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.
Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben
und lässt die Reichen leer ausgehen.
Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen.

Auch wenn wohl niemand fertige Rezepte für die Bewältigung aller modernen Herausforderungen hat, so sind wir doch ganz sicher, dass wir mit der Magnificat-Haltung der Gottesmutter und im Bündnis mit ihr auf dem richtigen Weg sind, Zukunft mitzugestalten.

Reichen Segen zum Bündnistag

Ihr
P. Ludwig Güthlein
Schönstatt-Bewegung Deutschland


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