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28. Mai 2016 | Katholikentag | 

„Amoris Laetitia“ im Spannungsfeld der Lebenswirklichkeiten


Podium zum nachsynodalen Schreiben "Amoris Laetitia" (Foto: Brehm)

Podium zum nachsynodalen Schreiben "Amoris Laetitia" (Foto: Brehm)

Hbre. Mit dem Thema „Zwischen Lehre und Lebenswelt – Partnerschaft, Ehe, Sexualität nach der Familiensynode“ war ein großes Podium des Katholikentages am Freitag, dem 27. Mai 2016 überschrieben, das im großen Saal der Leipziger Oper stattfand. Unter der Moderation von Natascha Peters, Referentin im katholischen deutschen Frauenbund, diskutierten Erzbischof Dr. Heiner Koch, Vorsitzender der Kommission für Ehe und Familie der DBK, Berlin, Tim-Oliver Kurzbach, Oberbürgermeister der Stadt Solingen und Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Köln, sowie die Theologin Prof. Dr. Dorothea Sattler, ZdK-Sprecherin für pastorale Grundfragen, Münster, das aktuelle Thema.

Birgit Mock, Natascha Peters und Sabine Otto (v.l.) (Foto: Brehm)

Birgit Mock, Natascha Peters und Sabine Otto (v.l.) (Foto: Brehm)

Erzbischof Dr. Heiner Koch, Vorsitzender der Kommission für Ehe und Familie der DBK (Foto: Brehm)

Erzbischof Dr. Heiner Koch, Vorsitzender der Kommission für Ehe und Familie der DBK (Foto: Brehm)

Tim-Oliver Kurzbach, Oberbürgermeister der Stadt Solingen (Foto: Brehm)

Tim-Oliver Kurzbach, Oberbürgermeister der Stadt Solingen (Foto: Brehm)

Prof. Dr. Dorothea Sattler, ZdK-Sprecherin für pastorale Grundfragen (Foto: Brehm)

Prof. Dr. Dorothea Sattler, ZdK-Sprecherin für pastorale Grundfragen (Foto: Brehm)

Konkrete Verortung

Zur konkreten Verortung wurde das Podiumsgespräch unter dem Stichwort „Was mir in meinem Leben, meiner Familie und meiner Kirche wichtig ist“ durch Beiträge der langjährig verheirateten Mutter und ZdK-Sprecherin für familienpolitische Grundfragen, Birgit Mock, Bonn, und von Sabine Otto, einer geschiedenen und alleinerziehenden Mutter aus Chemnitz eröffnet. An den konkreten Beispielen wurde deutlich, für welches Spannungsfeld das nachsynodale Papstschreiben „Amoris Laetitia“ relevant ist.

Amoris Laetitia ist ein Doppelpunkt, nicht das Ende des Weges

Die Diskussion machte schnell deutlich, dass der von Papst Franziskus veröffentlichte Text keine in sich geschlossene Handlungsanweisung darstellt, wie die katholische Kirche mit den Themen Familie, Ehe und gleichgeschlechtliche Partnerschaft umgehen soll. Darauf wies Familienbischof Koch eigens hin. „Das Schreiben ist ein Doppelpunkt, nicht das Ende des Weges.“

Kirche soll Klartext sprechen

Der Solinger Oberbürgermeister und Vorsitzender des Diözesanrates in Köln, Tim-Oliver Kurzbach (SPD), würdigte ebenfalls das Papstwort. Es sei für viele Katholiken ein Zeichen der Hoffnung. Jedoch warnte er, dass "viele da draußen es gar nicht mitbekommen", besonders diejenigen, die ihren Glauben nicht aktiv lebten. Kurzbach rief die Kirche dazu auf, eine verständliche Sprache, also "Klartext", zu sprechen.

Kein grundsätzlicher Ausschluss von der Eucharistie

Die Theologin Dorothea Sattler bewertete es als "wertvolle Fußnote", wiederverheiratete Geschiedene nicht grundsätzlich von der Eucharistie auszuschließen. Doch sie rügte, dass Gemeindemitglieder "abhängig sind vom pastoralen Feingefühl der Personen vor Ort". Hier brauche es Personal, das für solche Entscheidungen und Beratungen fachlich ausgebildet worden seien.

Ehevorbereitung und Ehebegleitung

In ihrer Arbeit müsse sich die katholische Kirche auf die Lebenswirklichkeit der Menschen besinnen, sagte auch Koch. "Amoris Laetitia" setze Rahmenbedingungen, aber "wir sehen auch, dass es Biografien gibt, die wir damit zusammenbringen müssen". Vor allem in Bezug auf die Ehe müssten die individuellen Glaubenserfahrungen aufgegriffen und angesprochen werden. Die kirchliche Ehevorbereitung, wie sie aktuell stattfinde, sei eine "Schmalspurvorbereitung". Jedoch mahnte er, sie nicht "zu einem Diplom werden zu lassen". Zudem sei es wichtig, Wert auf eine gute Ehebegleitung zu legen.

Mit Blick auf homosexuelle Christen sagte Koch, dass sie eine "doppelte Isolierung" erfahren würden: Einerseits fühlten sie sich von der Kirche ausgeschlossen, andererseits begegnete ihnen in der eigenen Community Skepsis aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur katholischen Kirche. "Das zerreißt, und da müssen wir am Ball bleiben", betonte Koch.

Unter Verwendung einer Pressemitteilung des Katholikentages 2016; rst/baj.

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