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26. Mai 2016 | Katholikentag | 

Papst Franziskus und Bundespräsident Joachim Gauck eröffnen den Leipziger Katholikentag


Eröffnungsfeier des 100. Katholikentages in Leipzig (Foto: katholikentag.de)

Eröffnungsfeier des 100. Katholikentages in Leipzig (Foto: katholikentag.de)

Hbre. Etwa 10.000 Menschen erlebten zum Auftakt des 100. Deutschen Katholikentages eine Premiere: Erstmals wandte sich ein Papst im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung in einer Videobotschaft in deutscher Sprache an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Franziskus rief zu einem friedlichen Miteinander, zu Solidarität mit Alten, Kranken und Flüchtlingen sowie zu mehr Umweltbewusstsein auf. Der Papst kritisierte eine Gesellschaft, in der "andere über den Wert eines Lebens befinden" und Menschen "in Alter und Krankheit zum schnellen Sterben drängen". Arbeitslose oder Flüchtlinge würden "bloßgestellt, hin und her gestoßen und ihrer Würde beraubt".

Die Botschaft von Papst Franziskus wird auf einer Videoleinwand eingespielt (Foto: katholikentag.de)

Die Botschaft von Papst Franziskus wird auf einer Videoleinwand eingespielt (Foto: Deutscher Katholikentag, Benedikt Plesker)

Der Stimme der Armen mehr Raum geben

Das biblische Motto des Katholikentages "Seht, da ist der Mensch!" lenke den Blick auf den "leidenden und gemarterten Jesus" und damit auf das ganze Ausmaß von Gemeinheit und Brutalität. Mit Nachdruck wünschte Papst Franziskus „allen, die in Leipzig versammelt sind, und allen Gläubigen in Deutschland, dass sie in ihrem Leben der Stimme der Armen und Zerschlagenen immer mehr Raum geben.“ Außerdem forderte er die Gläubigen auf, einander im Austausch von Erfahrungen und Ideen zu unterstützen, „wie wir die frohe Botschaft Christi zu den Menschen bringen können.“

Video der Papstbotschaft (Quelle: Radio Vatican)

Bundespräsident Joachim Gauck spricht vor etwa 10.000 Menschen (Foto: Deutscher Katholikentag, Benedikt Plesker)

Bundespräsident Joachim Gauck spricht vor etwa 10.000 Menschen (Foto: Deutscher Katholikentag, Benedikt Plesker)

ZdK-Praesident Thomas Sternberg spricht bei der Eroeffnungsveranstaltung des 100. Deutschen Katholikentags in Leipzig (Foto: Deutscher Katholikentag, Benedikt Plesker)

ZdK-Praesident Thomas Sternberg (Foto: Deutscher Katholikentag, Benedikt Plesker)

Erzbischof Heiner Koch, Erzbischof von Berlin, spricht bei der Eröffnungsveranstaltung des 100. Deutschen Katholikentags in Leipzig (Foto: Deutscher Katholikentag, Benedikt Plesker)

Erzbischof Heiner Koch, Erzbischof von Berlin (Foto: Deutscher Katholikentag, Benedikt Plesker)

Zentrale Eröffnungsveranstaltung des Katholikentages auf dem Marktplatz in Leipzig (Foto: Deutscher Katholikentag, Benedikt Plesker)

Zentrale Eröffnungsveranstaltung des Katholikentages auf dem Marktplatz in Leipzig (Foto: Deutscher Katholikentag, Benedikt Plesker)

Für Verständnis, Toleranz und Versöhnung

Bundespräsident Joachim Gauck ermunterte die Teilnehmer zu christlichem Engagement in der Gesellschaft. Dabei räumte der ehemalige evangelische Pfarrer ein, dass der Zeitgeist junge Menschen "nicht gerade ins kirchliche Engagement" wehe. Doch seien Gesellschaft und Staat dankbar "für den selbstlosen Einsatz vieler katholischer und evangelischer Christen für das Gemeinwesen", etwa in Caritas und Diakonie. Gauck betonte: „Das ist die echte christliche Antwort auf die Nöte der Welt und der Menschen. Christen wissen um die Realität des Bösen in der Welt. Christen wissen, dass Menschen schuldig werden können. Das Gute ist immer Ergebnis unserer entschiedenen Anstrengung, unseres guten Willens, der ohne Gnade allein machtlos wäre.“ Daher passe es nicht zu Christen, "Jammerlieder über die Schlechtigkeit der Welt anzustimmen". Die Katholikentage seien ein Forum zu überlegen, "was man tun kann", und mit dem Handeln anzufangen.

Signal der Offenheit und Toleranz gegen jeden dumpfen Nationalismus

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (Zdk), Thomas Sternberg, betonte, dass Christen mitwirken an einer gerechten Gesellschaft und sich einsetzen für ein friedliches Miteinander. Alle Menschen mit oder ohne religiöses Bekenntnis seien „Geschöpfe Gottes“ und sich untereinander verbunden. Daher sei die Würde des Menschen „nicht verhandelbar, in keiner Phase des Lebens und nirgends auf der Welt“. Wenn Menschen nur in Deutschland Sicherheit vor Verfolgung und Not finden könnten, „dann sind sie herzlich willkommen“, sagte der ZdK-Präsident. Von Leipzig müsse ein starkes Signal ausgehen, „ein Signal der Offenheit und Toleranz gegen jeden dumpfen Nationalismus“. 

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch machte deutlich, dass das biblische Motto „Seht, da ist der Mensch!“ die Botschaft Jesu Christi hervorhebe: „In mir ist Gott euch nahe, wenn ihr blutig geschlagen oder lächerlich gemacht werdet und ausgestoßen seid.“ Gott lasse niemanden allein, so Koch: „Gläubige und Nichtgläubige, Junge und Alte, Kranke und Gesunde, Leistungsstarke und Schwache, Obdachlose und Flüchtlinge, Linke und Rechte.“

Die Eröffnungsfeier, an der auch der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) und der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, teilnahmen, mündete in einen „Abend der Begegnung“. Unter dem Motto „So bunt ist unser Glaube“ boten Stände in der Innenstadt Musik und kulinarische Spezialitäten aus den ostdeutschen Diözesen Berlin, Dresden-Meißen, Erfurt, Görlitz und Magdeburg. Auf allen Bühnen endete der erste Abend mit einem gemeinsamen Gebet.

Quelle: Pressemitteilung des Katholikentages

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