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18. März 2016 | Worte des Bewegungsleiters | 

Beziehungsqualität prägt von innen her - bis an die Peripherien der Gesellschaft


Jahresmotiv 2016 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik "Gehalten": Kiess)

Jahresmotiv 2016 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik "Gehalten": Kiess)

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt–Bewegung!

Zwei Hände ineinander, sich gegenseitig haltend. Das Titelbild unseres Bündnisbriefes im Jahr 2016 ist von Maria Kiess, München, und trägt den Titel “gehalten”.

 

"Gehalten" Jahresmotiv 2016 für die Schönstatt-Bewegung Deutschland  (Grafik: Maria Kiess, Freising)

"Gehalten" Jahresmotiv 2016 für die Schönstatt-Bewegung Deutschland  (Grafik: Maria Kiess, Freising)

Unser Motivbild für 2016

Ein ganz alltägliches Detail wird durch die ausdrucksstark gemalten Hände in den Mittelpunkt gerückt. An der Haltung der Hände erkennt man, dass es nicht zwei Menschen sind, die sich gegenüberstehen und sich die Hände reichen: zum Gruß, zum Abschied, zur Versöhnung, zur Besiegelung einer Abmachung.

Obwohl man nur die Hände sieht, zeigen sie uns zwei Personen, die sich an den Händen halten, um miteinander einen Weg zu gehen. Es ist mehr als ein Handschlag. Es ist länger. Ein Festhalten. Vielleicht ein Führen und Sich-Führen-Lassen. Vertrauen, Sicherheit geben und erleben, miteinander, nicht alleine ... Unser Vorstellungsbild um die beiden Hände herum lässt sich leicht ausmalen.

Die Hände sind nicht gleich. Auch nicht gleich groß. Die eine kommt von oben, die andere mehr von unten. Ein Kind und ein Erwachsener? Es ist jedenfalls nicht mehr die Hand eines Kleinkindes. Da ist Selbstständigkeit dabei, die die Hand des anderen sucht. Zieht einer einen anderen hoch, der gestürzt ist oder der auf die selbe Höhe kommen möchte wie der, der ihm dabei von oben hilft? Oder lässt sich der Größere vom Kleineren führen?

Eine alltägliche Situation und doch auch eine sehr persönliche. Kinder suchen die Hand des Größeren, wenn sie in einer fremden Umgebung sind oder wenn ihnen etwas Angst macht. Oder auch wenn sie mit einem anderen zusammen etwas Neues entdecken wollen und den Erwachsenen mitziehen.

Für Erwachsene drückt es in unserem Kulturkreis eine sehr freundschaftliche Beziehung aus, sogar Verliebtheit, wenn man einfach sich an der Hand haltend spazieren geht.

Und bei der kirchlichen Hochzeit fordert der Priester die Brautleute auf, sich die Hände zu reichen, legt die Stola über die Hände und spricht: „Im Namen Gottes und seiner Kirche bestätige ich den Ehebund, den Sie heute geschlossen haben. Unser Herr Jesus Christus sei mit euch alle Tage eures Lebens. Amen. Sie alle aber, die Sie hier zugegen sind, nehme ich zu Zeugen dieses heiligen Bundes. ‚Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.’“

Die zwei Hände sind wirklich nur eine Detailansicht und doch ist dieses Detail gleichzeitig die innere Qualität einer viel komplexeren Gesamtsituation. Die Beziehungsqualität, die sich durch die ineinandergelegten Hände ausdrückt, prägt von innen her das Ganze der Situation.

100 Jahre Liebesbündnis:
Detailblick auf den inneren Vorgang, der eine neue Kultur prägt

Als beim internationalen Treffen zur Vorbereitung des 100-jährigen Jubiläums überlegt wurde, was nun eigentlich gefeiert wird beim Jubiläum Schönstatts, war das Ergebnis durchaus überraschend. “Wir feiern das Liebesbündnis”, hieß es nach einem gemeinsamen Ringen und Klärungsprozess.

Das war doppelt überraschend. Zum einen war es so einfach und selbstverständlich, dass nicht wenige das im ersten Moment als zu flach empfanden. Überraschend war die so einfach erscheinende Zentrierung des Jubiläums im Liebesbündnis aber besonders wegen eines neuen, umfassenderen Blicks: nach 100 Jahren wurde das Liebesbündnis nun viel mehr und viel tiefer erkannt als der Kernvorgang, aus dem eine neue menschliche und religiöse und weltweite Kultur entsteht.

Beim Pfingstkongress hat sich diese Zentrierung im Liebesbündnis in einem Satz ausgedrückt, der für manche zum Lieblingssatz aus dem Memorandum geworden ist:

“Eine neue Epoche unserer Geschichte hat begonnen. Erfüllt von missionarischem Geist bieten wir allen Menschen über alle Grenzen hinweg - bis an die Peripherien der Gesellschaft - das Liebesbündnis als Weg und Hoffnung an.”

Schönstatt im Aufbruch

Aus dem Memorandum des internationalen Pfingstkongresses 2015

... bis an die Peripherien

Eine neue Epoche unserer Geschichte hat begonnen. Erfüllt von missionarischem Geist bieten wir allen Menschen über alle Grenzen hinweg – bis an die Peripherien der Gesellschaft – das Liebesbündnis als Weg und Hoffnung an.

Den kompletten Text des Memorandums finden Sie hier: memorandum2015.schoenstatt.de

“bis an die Peripherien”

Durch die Intervention eines Teilnehmers aus Süd-Afrika wurde das Motiv von Papst Franziskus als Verdeutlichung eingefügt: “bis an die Peripherien der Gesellschaft”.

Ich glaube, diese Verdeutlichung ist wichtiger als man vielleicht denkt. Nimmt man dem Liebesbündnis den Zug in die Weite, wird es von innen her vertrocknen. Nimmt man die existentiellen Peripherien heraus aus dem alltäglich gelebten Bündnis mit der Gottesmutter, wird es zur Spezialfrömmigkeit, die ihre innere Kraft verliert.

Im Liebesbündnis für die Menschen in unserem Land haben wir diese Offenheit für alle Menschen und Lebensschicksale bewusst ausgedrückt und als unseren Liebesbündnisweg angenommen. Im Gebet, mit dem wir als deutsche Schönstattfamilie hineingegangen sind in das Jubiläumsjahr, heißt es:

Liebe Dreimal Wunderbare Mutter, Königin und Siegerin von Schönstatt,
die Tür zu deinem Heiligtum steht offen für alle.
Mit dir wollen wir dazu beitragen, dass alle Menschen Gottes bedingungsloses Ja erfahren.
Gib uns den Blick für ihre Würde, ein Ohr für ihre Fragen und eine Sprache, die Brücken baut.
Geh unsere Pilgerwege mit, auf denen wir den Gott des Lebens erfahren und bezeugen.
Was unsere Herzen bewegt, unsere Anliegen und Hoffnungen, vertrauen wir dir an: Du wirst Wunder wirken.
Wir schenken dir unseren Einsatz und schließen mit dir das Liebesbündnis für die Menschen in unserem Land.

Und nicht zuletzt haben wir die “existentiellen Peripherien” des Lebens, die Brüche und Kreuzwegstationen auch in uns selbst, in unsren Familien zu bewältigen – manchmal sichtbar und manchmal eher unsichtbar.

Wie gut, dass zuerst die Gottesmutter bei jeder Erneuerung des Liebesbündnisses uns ihre Hand neu entgegenstreckt und uns ihre Liebe als “Weg und Hoffnung” anbietet.

Mit herzlichen Grüßen aus Schönstatt vom Urheiligtum,

Ihr

P. Ludwig Güthlein

Schönstatt-Bewegung Deutschland


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