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10. Dezember 2015 | Kirche | 

Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit ist eröffnet


Papst Franziskus öffnet die Heilige Pforte (Foto: CTV)

Papst Franziskus öffnet die Heilige Pforte (Foto: CTV)

Hbre. „Als Papst Franziskus zum Ende des feierlichen Eröffnungsgottesdienstes die Heilige Pforte des Petersdomes geöffnet hat, brach die Sonne für einen Augenblick aus Ihren Wolken heraus. Da hatte ich das Gefühl, dass der Himmel die Erde berührt hat.“ Carolin Müller aus Bekond bei Trier, die derzeit im Auswärtssemester in Rom Theologie studiert, ist bewegt von der schlichten Zeremonie zur Eröffnung des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit, die sie auf dem Petersplatz miterlebt. „Es war sehr ergreifend und bewegend wie zuerst Papst Franziskus und der emeritierte Papst Benedikt und danach alle anwesenden Bischöfe durch die Pforte in die Peters-Basilika gegangen sind.“

8.12.2015: Tausende Menschen nehmen an der Eröffnungsfeier des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit teil (Foto: C. Müller)

8.12.2015: Tausende Menschen nehmen an der Eröffnungsfeier des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit teil (Foto: C. Müller)

8.12.2015: Trotz umfangreicher Sicherheitskontrollen ist der Petersplatz und ein Teil der Via della Conziliazione mit Menschen gefüllt (Foto: C. Müller)

8.12.2015: Trotz umfangreicher Sicherheitskontrollen ist der Petersplatz und ein Teil der Via della Conziliazione mit Menschen gefüllt (Foto: C. Müller)

Gott ist Friede und stärker als jedes Gewehr

Genauso wie abertausende von Gläubigen, die an diesem Morgen den Petersplatz und die Via della Conciliazione füllten, musste die Theologiestudentin aus dem Bistum Trier, die als Mitglied der Schönstatt-Bewegung Mädchen / Junge Frauen (MJF) auch Mitglied der Trierer Diözesansynode ist, in winterlicher Kälte ausharren, um am Marienfeiertag Mariä Empfängnis die Heilige Messe zum Beginn des Jubiläums der Barmherzigkeit mitfeiern zu können. „Mein erster Eindruck auf dem Weg zum Petersplatz war das viele Militär und die ganzen Polizisten in der Stadt“, erzählt sie. „Der Vatikan war komplett abgesperrt und es gab zwei Sicherheitskontrollen, die man durchlaufen musste, um überhaupt auf den Platz zu kommen. Man wurde gründlich abgesucht.“ Es sei fast beängstigend gewesen, wie viele bewaffnete Menschen rund um den Vatikan sämtliche Straßen absperrten. Doch dann, so Carolin Müller, habe sie eine Gruppe Jugendliche Weltjugendtags-Lieder singen gehört. „Das war einfach toll! Gleich hatte ich das Gefühl, auf dem WJT zu sein. Und ich konnte für einen kurzen Moment das kalte und nasse Wetter am frühen Morgen vergessen und war froh, nach mehr als zwei Stunden Sicherheitskontrollen endlich auf dem Petersplatz zu sein, wo ich mir zudem einen Sitzplatz ergattern konnte, von dem aus ich noch den Altar sehen konnte.“ Trotz des nasskalten Wetters sei die Stimmung während der Messfeier friedlich und ruhig gewesen. „Alle Leute um mich herum haben mit gesungen und gebetet und es war, als wäre Gott wirklich da und als wollte er uns sagen, dass er der Friede ist und er stärker ist als jedes Gewehr.“  

Papst Franziskus bei der Predigt (Foto: C. Müller)

Papst Franziskus bei der Predigt: "Das Fest der Unbefleckten Empfängnis drückt die Größe der Liebe Gottes aus. Er ist nicht nur derjenige, der die Sünde vergibt, sondern bei Maria geht er so weit, dass er der Erbsünde zuvorkommt, die jeder Mensch in sich trägt, wenn er in diese Welt kommt. Es ist die Liebe Gottes, die zuvorkommt, vorwegnimmt und rettet. Der Anfang der Geschichte der Sünde im Garten Eden wird im Plan einer rettenden Liebe aufgelöst." (Foto: C. Müller)

Die Tiefe der Barmherzigkeit des Vaters entdecken

Das außerordentliche Heilige Jahr sei ein Geschenk der Gnade, betont der Heilige Vater in seiner Ansprache. „Durch diese Pforte einzutreten bedeutet, die Tiefe der Barmherzigkeit des Vaters zu entdecken, der alle aufnimmt und jedem persönlich entgegengeht. Er ist es, der uns sucht; er ist es, der uns entgegenkommt!“ Das Heilige Jahr werde ein Jahr sein, in dem man sich immer mehr von der Barmherzigkeit überzeugen könne. Dann erinnerte Papst Franziskus an die Pforte, die die Väter des Zweiten Vatikanischen Konzils vor fünfzig Jahren zur Welt hin aufgestoßen haben. Das Konzil sei „eine wirkliche Begegnung zwischen der Kirche und den Menschen unserer Zeit“ gewesen. „Es war ein neuer Aufbruch, um auf jeden Menschen dort zuzugehen, wo er lebt: in seiner Stadt, in seinem Haus, am Arbeitsplatz… wo auch immer er sich befindet, da muss die Kirche ihn erreichen, um ihm die Freude des Evangeliums zu bringen und ihm das Erbarmen und die Vergebung Gottes zu bringen“, so der Heilige Vater.

Ein bewegender Moment: Papst Franziskus begrüßt Papst Benedikt XVI. (Foto: CTV)

Ein bewegender Moment: Papst Franziskus begrüßt Papst Benedikt XVI. (Foto: CTV)

Der Heilige Vater vor der noch verschlossenen Heiligen Pforte (Foto: CTV)

Der Heilige Vater vor der noch verschlossenen Heiligen Pforte (Foto: CTV)

Eine Schönstatt-Pilgergruppe aus Deutschland bei der Eröffnungsfeier des Jubiläums der Barmherzigkeit (Foto: Alicja Kostka)

Eine Schönstatt-Pilgergruppe aus Deutschland bei der Eröffnungsfeier des Jubiläums der Barmherzigkeit (Foto: Alicja Kostka)

Den missionarischen Impuls wieder aufnehmen

Wenn die Schönstatt-Bewegung sich an diesem Tag erinnert, dass am 8. Dezember, genau vor 50 Jahren, Pater Josef Kentenich symbolisch den Grundstein des zukünftigen römischen Schönstatt-Heiligtums segnete und in einer richtungsweisenden Ansprache im Zusammenhang mit der Sendung dieses Heiligtums davon sprach, das sich Schönstatt verpflichte, sich Geist und Botschaft des Konzils voll und ganz zu eigen zu machen, dann sind die Worte des Papstes für die Bewegung wie eine erneuerte Aufforderung: „Ein missionarischer Impuls, also, den wir nach diesen Jahrzehnten mit derselben Kraft und derselben Begeisterung wieder aufnehmen.“ Das Jubiläum fordere zur Öffnung heraus und verpflichte dazu, die „Mentalität des barmherzigen Samariters nicht zu vernachlässigen“, so der Papst. „Möge also das Durchschreiten der Heiligen Pforte heute für uns mit dem Anspruch verbunden sein, uns die Haltung des barmherzigen Samariters zu Eigen zu machen.“

Barmherzigkeit – ein Jahr, das Menschen bewegen und die Welt verändern kann

„Mein besonderer Höhepunkt der Feier war der Moment, an dem sich die beiden anwesenden Päpste begegnet sind und sich in den Arm genommen haben“, so erzählt die Trierer Theologiestudentin. Da sei auf dem Petersplatz ein freudiger Jubel aus gebrochen. „Kurz darauf hat Franziskus dann feierlich die Heilige Pforte eröffnet und genau in dem Moment brach die Sonne für einen Augenblick aus Ihren Wolken heraus. Da hatte ich das Gefühl, dass der Himmel die Erde berührt hat. Und unwillkürlich musste ich an unser Schönstattjubiläum im vergangenen Oktober zurückdenken. Auch dort hatte ich das Gefühl, dass der Himmel die Erde kurz berührte, als das Bild der Gottesmutter in die Arena kam.“ So ähnlich sei dieser Augenblick auf dem Petersplatz für sie auch gewesen. „In dem Moment habe ich mich so verbunden gefühlt mit dem Urheiligtum und mit der Kirche. Schönstatt und die Kirche gehören einfach zusammen. In dem Moment wusste ich auch, warum es sich wirklich gelohnt hatte, so früh am Morgen aufzustehen und die Kälte auf sich zu nehmen.“

Sie sei sich sicher, dass das Jahr der Barmherzigkeit die Menschen bewegen kann und dass sich dadurch auch die Welt verändern werde, resümiert Carolin Müller diesen denkwürdigen Vormittag in der Heiligen Stadt. „Wir müssen jeden Tag auf‘s Neue versuchen, barmherzig zu unseren Mitmenschen, aber auch barmherzig zu uns selber zu sein.“ 

Der Petersdom als Leinwand für eine Lichtillumination am Abend des 8.12.2015 (Foto: Kostka)Der Petersdom als Leinwand für eine Lichtillumination am Abend des 8.12.2015 (Foto: Kostka)

Der Petersdom als Leinwand für eine Lichtillumination am Abend des 8.12.2015. Aus Anlass der Weltklimatage wurden Motive über den Heimatplaneten der Menschheit projeziert. (Fotos: Kostka)


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